Hallo Löwe,
mein Vater brach ende August 2012 zusammen. Aus einem Schlaganfallverdacht wurde relativ schnell V. a. Hirntumor.
Am 7.9. bekamen wir das Biopsieergebnis Glio IV und durften Papa, der eigentlich noch völlig fit war, mit nach Hause nehmen.
Ich war schon vor dem Biopsieergebnis hier angemeldet und hab mich sehr mit Glioblastomen beschäftigt, weil mir eine innere Stimme immer wieder "Glio" zugeschrien hat. Vor dem Einschlafen war das mein letzter Gedanke und frühs der erste beim Aufwachen. Die "Enddiagnose" traf mich deswegen nicht so hart, weil ich schon vorher alles was nur irgendwie ging, gelesen hatte.
Der Verlauf war dafür um so übler.
Vier Tage, nachdem wir Papa mit nach Hause genommen haben verschlechterte sich sein Zustand ganz massiv. Er schaute permanent nach rechts und war verwirrt. Ein Schock für uns alle. Klar. Theoretisch wussten wir, was kommen KÖNNTE, aber dass es so schnell gehen würde, hätte keiner gedacht. Waren wir doch alle so voller hoffnung.
Der Bestrahlungstermin wurde nach vorne verlegt, da der Zustand wirklich sehr viel schlechter war. Sofortige Chemotherapie. Waren ganz schön am rummachen, die Themodaltabletten so zu bekommen, wie es der umgeworfene Therapieplan vorgesehen hatte. Klappte aber alles.
Unter der Bestrahlung baute mein Vater sehr ab. Massive Kurzzeitgedächtnisschwierigkeiten waren nur ein Bruchteil von allem.
Trotzdem gaben wir natürlich nicht auf und stärkten ihn immer wieder in allem. Versuchten ihn nach wie vor in alles einzubinden.
Nach der Bestrahlung verbesserte sich sein geistiger Zustand noch einmal etwas. Also sogar merklich. Allerdings sackte das dann auch ganz schnell wieder ab. Seine halbseitige Lähmung links blieb über den gesamten Zeitraum erhalten und konnte nicht verbessert werden.
Irgendwann begann er sich einzunässen, weil er nicht mehr merkte, wenn er musste. Bzw. wenn er es merkte, war es meistens schon zu spät. Wir bemühten uns um einen häuslichen Pflegedienst der wenigstens etwas half. Allerdings hatten wir uns mehr darunter vorgestellt. Sei es drum, immerhin wurde uns etwas geholfen.
Irgenwann war der Zustand für meine Mutter und uns zwei Schwestern mit jeweils kleinem Kind nicht mehr so einfach tragbar. Wir brachten Papa in eine Palliativeinrichtung. Dort wurde uns sehr schnell und unmissverständlich klar gemacht, dass sein Zustand sehr schlecht ist und man die Medikamentengabe einstellen möchte.
So wurde die Kortisongabe reduziert, die Chemo wurde komplett eingestellt und ihm wurde das Gehen so einfach wie möglich gemacht. 1 1/2 Wochen nachdem wir ihn in die Palliativstation gebracht haben, verstarb er, wie meine Mutter sagt, mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Ich kam leider zu spät. Aber er wollte diesen Moment wohl für sich und meine Mama.
Mein Papa hat bis zwei Tage vor seinem Tod immer wieder mal gesagt (soweit es seine Kraft noch zulies) "das wird alles wieder". Ich glaube heute, dass er schon sehr viel früher gewusst hat, dass der Kampf bereits verloren ist, aber nicht wollte, dass wir uns verrückt machen (haha... in Anbetracht der Gesamtsituation natürlich völlig unmöglich).
Ich bin dankbar, dass er uns bis zum Schluss erkannt hat und dass er von Menschen begleitet wurde, die ihn (auch über den Tod hinaus) über alles lieben.
Ich wünsche euch das Allerbeste, und dass sich das Blatt für euch vielleicht noch zum Guten wendet.
Ich selbst habe mich während der Krankheit von Papa oft in irgendwelche Wunschträume und Illusionen geflüchtet. Man muss insgesamt realistisch bleiben.
Mein Vater starb nach nur sechs Monaten nach seinem Zusammenbruch.
Alles Liebe,
Babsy