HirnTumor-Forum

Autor Thema: Beziehungsende nach Hirntumor?---Vorst scewdriver (Freund e. Betroffenen)  (Gelesen 37865 mal)

Offline screwdriver

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Hallo liebe leute,

ich bin etwas durch den Wind, und möchte hier einfach mal nachfragen ob sowas öfter vorkommt bzw ob ihr mir Tipps geben könnt wie ich damit umgehen soll:

Seit einem halben Jahr bin ich mit meiner Freundin zusammen. Sie hat vor einem Viertel Jahr einen (gutartigen) Hirntumor diagonstiziert bekommen, was mit allen Folgen daraus (Operation, Hoffen, Reha, Krankschreibung zuhause,...) an sich schon mal eine Belastungsprobe für unsere ja doch recht junge Beziehung war. Der Tumor wurde übrigens vollständig entfernt (3monate kontroll mrt danach), und quasi gar keine neurologischen Ausfälle. Uff. Nur halt bisschen mangelnde Kraft und vlt. paar Wortaussetzer. Aber alles in allem super.

Das war eine Kraftakt für uns beide, aber wir haben ihn ganz gut gestemmt – aber sind seitdem immer wieder über Hindernisse gestolpert, wie z.B. Overprotection von mir, Kraft ein- und überschätzung (sie sich und ich sie), verändertes verhältnis zueinander (vieles abklären und 'funktionieren')...

Da hat es auch angefangen dass ich ab und an das Gefühl von Abweisung bekommen habe. Darüber haben wir auch ein-zwei Mal geredet, mal ging es wieder besser, mal schlechter.

Jetzt am Wochenende hat Sie mir gesagt sie empfinde quasi seit der OP (bzw. so drei Wochen später ists ihr das erste mal aufgefallen) nicht mehr das gleiche für mich, habe kein verlangen mehr bzw fühlt sich nicht hingezogen zu mir, habe das gefühl ihr leben jetzt 'auf die spur bekommen zu müssen'. Meine Rückverwandlung vom 'Pfleger' zum 'Liebhaber' habe nicht funktioniert. Sie kann nichts genaues sagen, nur wie sie empfindet, und geht absolut an die Sache ran – eine Beziehung in der nach einem halben Jahr 'der Ofen aus ist' kann ja einfach nicht sein.

Sie habe länger über diesen schritt nachgedacht, und braucht jetzt einfach eine zeit in der wir uns nicht sehen. Um wieder selbstständig zu leben, ihr Leben wieder aufs Gleis zu setzen. Und um rauszufinden ob/welche gefühle sie für mich hat bzw. ob diese wiederkommen.

Soweit zur Ausgangslage. Ich habe die letzten Tage genutzt um über uns nachzudenken. ich habe im letzten viertel jahr zwar manchmal unsere beziehung auch kritisch hinterfragt – jetzt sitze ich jedenfalls da und komme mit meinen gedanken immer wieder an den gleichen punkt: ich vermisse sie. Und der zeitraum in dem sich die gefühle verändert haben liegt verdächtig nah an ihrer diagnose. und an einen beschissenen tumor will ich unsere beziehung nicht verlieren, erst recht nicht nachdem er sie (und mich!) soviel kraft gekostet hat.
Vielleicht hört ihr das auch hier raus – ich bin frustriert und traurig, manchmal kommt mir der gedanke, den ich sofort wieder runterschlucke – dass wir jetzt getrennt sind WEIL ich an ihrer seite war und sie unterstützt habe. Kann man so auch nicht sagen, und sicher hätt ich mich an einigen Punkten auch anders verhalten können...

Wie auch immer – ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll. Das heißt, doch ja, eigentlich schon. sie sollte die Zeit kriegen die sie braucht, und ich sollte ihre Gefühlslage akzeptieren, egal was der auslöser dafür ist. denk ich mal.
Aber ich könnte heulen, vermisse sie jetzt schon (haben uns grade mal zwei Wochen nicht gesehen), und würde ihr gern sowas sagen wie "das kommt oft vor nach solchen eingriffen dass man sich neu finden muss, lass uns hier nicht aufgeben" oder blabla... Das haben Ihr die Ärzte in der Reha auch schon gesagt, bzw. sie wurde gefragt wie es mit ihrem Liebesleben steht. Zu dem Zeitpunkt konnte Sie dazu aber nichts sagen bzw. es war nicht reflektiert als Problem im Kopf vorhanden.

Aber selbst wenn das so ist dass beziehungsprobleme nach so etwas auftreten, kann ich das ja gar nicht als "argument" in einer "logisch geführten diskussion" nutzen – wenn sie sich halt so fühlt grad ist es doch egal woher es kommt, und sie kann ja nicht Gedanken- und wissenserrungenschaften über das Gefühl stellen... :-(
Was sagt ihr zu dieser Lage? Passiert das öfter dass Beziehungen unter der Scheiße leiden? Könnt ihr mir Tipps geben wie ich mich verhalten kann? Danke für eure offenen Ohren!


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« Letzte Änderung: 20. Juli 2013, 00:03:57 von fips2 »

Offline enie_ledam

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Re:Beziehungsende nach Hirntumor?
« Antwort #1 am: 19. Juli 2013, 23:38:01 »
Hallo,
Ich habe schon oft gelesen das eine Beziehung an einer, dieser Krankheit scheitert. Ich muss sagen das ich seit der Op auch nicht freude strahlend auf meinen Mann zurenne obwohl er mich nicht gepflegt hat oder so aber wir sind noch zusammen. Er hat quasi die Katze im Sack geheiratet und 3 Monate danach kam die Katze aus dem Sack...

Er hat Probleme mich so schwach zu seheb immer wenn er nach Hause kommt liege ich af der Couch. Die wörter "ich kann nicht mehr" kann er schon nicht mehr hören, allerdings bin ich sehr zuversichtlich das sich das in den nächsten Monaten ändert.

Ich würde sie fragen ob sie dich noch liebt, sie hatte ja jetzt 2 Wochen zeit da bekommt man ja schonmal einen ersten Eindruck. Ich denke es ist ein Seilakt da das drumkämpfen und nicht verlieren. Mhh was für ein Satz. Ich denke es kommt drauf an was ihr für Typen seid. Vielleicht fragst du sie wie sie sich die zukunft vorstellt und guckst ob es sich noch mit deinen vorstellungen deckt.

Aber schön das du trotz der diagnose noch mit ihr zusammen sein willst. Ich würde z.b. grundsätzlich sagen lieber weiß man es direkt das der andere nicht mehr möchte als erst in paar jahren. Wo lag der tumor denn, ,vielleicht ist da einiges durcheinander gekommen. Bei mir sind die Hormone seit der op komplett durcheinander.

Ich hoffe das du bald wieder glücklich sein kannst mit deiner Situation egal ob alleine oder als paar. Erinner sie doch dran was sie früher so toll an dir fand?
Man kann nicht alles mit seinen Willen erreichen, aber man sollte wollen was man erreichen kann.

Offline Paujo

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Heiratet man nicht um gemeinsam durch dick und dünn zu gehen?
Die Katze im Sack finde ich schon heftig. Es gab doch sicher ne lange gesunde Zeit vorher.....
Es hätte ja auch deinen Mann treffen können......
 Wir haben erst nach Diagnose Stellung geheiratet.
Das Schicksal fragt eben nicht wo grade Platz für Pech ist......

Ich denke schon das so eine schwere Krankheit alles verändert und in Frage stellt.
Wir haben offen drüber geredet und beschlossen das wir gemeinsam diesen weg gehen.
Und nachdem klar war das die ehelichen Pflichten flach fallen, es gibt auch wichtigeres, sind wir uns auf anderer ebene nah gekommen.

@screwdriver.....vielleicht meint deine Freundin das du frei und unbelastet sein solltest und nicht so n krankes Paket mitschleppst.....
Ich kann dir nur raten das du deine Gefühle und Gedanken offen auf den Tisch legst und mit ihr über das alles redest
 Kämpfe um diese liebe .

Alles im leben hat einen sinn.....manchmal dauert es eben bis man den versteht.
Und du solltest sie ihn dieser Zeit begleiten und drum bleib dran und versuche sie zu über zeugen das du sie trotz allem liebst.
Da hilft nur Hosen runter und alles was dich beschäftigt raus damit.

Viel Glück
 Paujo
Hinter dem Horizont geht s weiter.....

Offline Yvchen

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Hey...
Ich habe meinen Mann auch erst nach der grausigen Diagnose geheiratet! Heiraten war mir nie so wichtig, aber ich wollte wenn ich heirate den Richtigen!!! Mit der Diagnose ist es auch nicht immer leicht und Alex ist auch nicht mehr ganz so wie vorher, aber trotzdem toll. Er hatte aber auch immer wieder Angst, dass ich gehen könnte, weil mir das alles zu viel werden könnte.
Bei uns im Haus wollte eigentlich ein junges Paar dieses Jahr heiraten, er kam im Mai mit Burnout in die Klinik und jetzt kann er nichts mehr fühlen und hat sich getrennt.
Lieber screwdriver, ich drück Dir die Daumen, dass sich alles zum Guten wendet.
Vielleicht kannst Du ihr einen Brief schreiben? Mit all Deinen Gefühlen und was Du Dir wünschst...
LG Yvonne

Offline screwdriver

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Danke euch für Meinungen, Tipps, Mutmachen! Ich bin mir nur nicht sicher ob das gerade wirklich das beste ist zu 'kämpfen' (mir ist danach, aber ich halte mich gerade zurück).
Immerhin, das ist vielleicht nicht ganz klargeworden, hat sie saumäßig Glück gehabt - gutartiger Tumor (wenngleich wahnsinnig groß, vorne stirn oben), der restlos entfernt werden konnte, keine neurologischen Ausfälle. Medizinisch gilt sie als geheilt, ist aber noch bis vermutl. Oktober krankgeschrieben.
Vor dem Hintergrund sagt sie also dass sie "wieder eigenständig sein will", "ihr leben auf die spur kriegen" möchte, "nichts mehr für mich empfindet" bzw. nicht mehr wie vorher, sich "nicht mehr zu mir hingezogen fühlt".

Ich fürchte wenn ich ihr nicht den Raum gebe zum Atmen wird es nur noch schlimmer. Andererseits habe ich eben total angst dass sie den (unweigerlichen) aufwärtstrend in ihrem leben in kausalen zusammenhang setzt mit der (offiziell auf zeit)-trennung.
Und ihr zu sagen dass sie sich verändert hat bringt wohl auch nichts - wenns so ist, dann ist es so. ich glaube sie überdenkt gerade auch einiges, geht absoluter ans leben ran, will keine 'kompromisse' machen - und zu sagen ich arbeite an bzw. für eine beziehung ist da wohl gerade nicht ihr motto...

gibt es erfahrungsberichte wie sich eine beziehung entwickelt, wenn es 'vorerst' happy-end gab? Könnt ihr mir sagen wie der post-tumor, psychische werdegang eines betroffenen ist? Ich hoffe daraus auch ziehen zu können wie ich mich verhalten kann. Natürlich mit dem ziel, diese junge, und bis zum tumor wunderbare beziehung, wieder zu beleben... :-(
Ich lenk mich das Wochenende jetzt erst mal ab. Danke euch!!!

Offline Pem34

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Hallo,

ich möchte zu dem Thema auch noch ein bisschen senfen ;)

Ich glaube einfach, jeder, der dem Tod von der Schippe gesprungen ist, überdenkt sein Leben in irgendeiner Art und Weise. Auch wird es bei deiner Freundin so sein. Vielleicht ist es auch so, dass der Tumor in einem Zentrum saß, dass für Gefühle zuständig ist? Dann kann es durchaus sein, dass da gewisse Nervenbahnen durch die OP unterbrochen wurden. Ebenso kann es sein, dass deine Freundin, die inzwischen auch ein Wissen über Hirntumore angehäuft hat, eben unsicher ist, ob sie wirklich "geheilt" ist. Unter diesen Umständen wäre es möglich, dass sie dich schützen will und der Meinung ist, du hättest ohne sie ein besseres Leben.

Von daher ist es auch nicht möglich, eine Prophezeihung für eure Beziehung abzugeben.

Ich weiß nur, für mich stand bei Diagnose meines Mannes niemals infrage, dass ich an der Beziehung festhalte, egal was kommt. Wie es allerdings gewesen wäre, wenn er mich plötzlich abgelehnt hätte, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass meine Liebe ihm gegenüber nie erloschen ist und in Zeiten, in denen er sich noch äußern konnte, ich auch auf seine Liebe schließen konnte. Wir haben als Familie viel aus der Krankheit gelernt, wenn auch sie uns ein Stück zerstört hat.

Das mit dem Brief halte ich auch für keine schlechte Idee. Da muss sie nicht gleich antworten, wo sie sich eh schon bedrängt fühlt.

Wünsche dir alles Gute
Pem

Offline haijaa

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 ich glaube sie überdenkt gerade auch einiges, geht absoluter ans leben ran, will keine 'kompromisse' machen -
....Könnt ihr mir sagen wie der post-tumor, psychische werdegang eines betroffenen ist?

(sorry, wie das mit der Zitatfunktion geht, habe ich noch nicht verstanden).

Hallo Sd,
ja für mich war es so, ich konnte in den ersten 6 Monate nach der OP Entscheidungen treffen, die ich vorher vor mir hergeschoben habe, ich konnte meinem damaligen Freund mit dem ich eine "nicht so festgelegte" Beziehung führte sagen, dass ich möchte, dass er sich entscheidet und wenn er das nicht kann oder will, ich nicht mehr möchte-

... und ich konnte mich sehr schwer den mir nahestehenden Menschen mit meinen empfundenen Defiziten mitteilen-

....saumäßig glückgehabt-neurologisch keine Ausfälle-bisschen mangelnde Krft- vllt. ein paar Wortaussetzer...die macht sich auch immer so einen "Kopf"...
so sahen ds "die Anderen", wie sollte ich da erklären, welche Angst mir das macht...dass es sich so anders anfühlt, dass ich mich nicht mehr kenne....

MEIN  Anspruch aus der "Erfahrung" etwas gelernt  haben (zu müssen) , jetzt endlich mein Potential entfalten wollen können... aus dem nochmal geschenkten Leben etwas machen (müssen)...

und daneben merken, dass ich z.B. bei einer kleinen Fahrradtour  nicht mithalten kann, es aber gerne  möchte bzw. es nicht merke, eher das letzte aus mir rausholen... und erst viel !später merken, dass meine Belastungsgrenze anders ist...Stadt, Menschen, Lautstärke, Musik ... alles war mir schnell zuviel...und dass ich nicht weiss, wie das beim Arbeiten gehen soll/kann...

... es war im nachhinein gesehen ein riesiges "durcheinander" in mir , das ich mir nicht erklären konnte, daher wohl auch anderen nicht und die Ärzte waren da auch keine Hilfe...

 IHR LEBEN AUF DIE SPUR KRIEGEN... das beschreibt den "Zustand" in etwa... ich hatte auch das Gefühl, die Orientierung verloren zu haben...was will ich, mit wem, wie...was muss "man"/ich...
meine damalige Hausärztin sagte in etwa, dass die Hirnoperation ein Angriff auf die Hauptschaltstelle meines ICHS darstellt... ich weiss noch dass ich mich da sehr verstanden fühlte-
(mein Tumor saß an ähnlicher Stelle, war recht groß... und da ist ja jetzt erstmal ein Loch... Umgehungskreisläufe müssen sich erst bilden... der Hirnstoffwechsel braucht Sauerstoff, hat mir mal ein Neurophysiologe später erklärt- das erklärt rein organisch die fehlende Kraft/mangelnde Belastbarkeit neben der psychischen Verarbeitung)

ich will damit sagen, ich brauchte fast  meine ganze Energie mich zu stabilisieren (neben dem dass ich noch meine damals 10j. Tochter alleinerziehend versorgte)

 und ja ich kann mir gut vorstellen, dass in einer solchen (inneren) Belastungssituation-wenn es ihr ähnlich geht, "sie (momentan) nichts mehr für dich empfindet"... und sie die "Eigenständigkeit" braucht -zumindest, wenn sie das Gefühl hat, dass du etwas VON IHR möchtest...

Was Paujo geschrieben hat:
Und du solltest sie ihn dieser Zeit begleiten und drum bleib dran und versuche sie zu über zeugen das du sie trotz allem liebst.
Da hilft nur Hosen runter und alles was dich beschäftigt raus damit

kann ich nur bestätigen, dranbleiben:das kann ja auch "dezent" sein... ohne "kämpfen", zeigen, dass du DA bist...

begleiten, ihr zeigen, dass du sie liebst, und OFFEN MITEINANDER REDEN...
- was dich beschäftigt... ich konnte mich leichter öffnen, wenn ein anderer mir sagte, wie er/sie sich fühlte oder was ihn/sie beschäftigt... das empfand ich "echt"... da-in solchen Situationen- entstand Nähe und Gefühl für den anderen... da empfand ich "etwas"...  :-[

...und so am Ende (oh das ist jetzt aber viel geworden) kommt mir gerade so eine Phantasie , wie wäre es, wenn ihr euch "neu" kennenlernt... ihr in einer  Art "Spiel" euch "irgendwo" begegnet- ihr kennt euch nicht - und euch einander erzählt, wie es euch in den letzten 6 Monaten "ergangen" ist...und euch gerade geht ... und ihr seid da, wo ihr heute seid, nicht da wo ihr vor 6 Monaten wart...
... hoffe das kommt jetzt nicht "zu märchenhaft" an, schreib so wie ich es gerade denke...
auch weil ich daran dachte, wie ihr einen Weg heraus,  aus den "Rollen", ( Pfleger und Kranke oder  viellt. auch Papa/Mama- Kind -du schriebst overprotection... ) finden könntet ...

UND da gibt es ja auch noch professionelle (psychotherapeutische) Unterstützung, die mann/frau auch "nur " zur Beziehungsklärung "nutzen" kann- da reichen oft 1-3 Stunden...

hoffe das war jetzt nicht zuviel..- ???

Offline frauypsilon

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Hallo screwdriver,
auch ich möchte mit meinem Mann zusammen noch ein paar Worte dazu sagen. Wir haben uns lange darüber unterhalten.

Ein Neurochirurg hat mal gesagt: Put air on the brain and it will never be the same.
Ein Tumor, egal ob schon operiert oder kurz davor, verändert das ganze Leben. Es reißt dir den Boden weg und du musst dich komplett neu sortieren.

Wie wir die Situation nach deiner Schilderung einschätzen, hast du die Liebhaberrolle fast kürzer noch als die "Pfleger"-Rolle inne gehabt und die Beziehung muss sich neu finden.

Wir denken, du solltest ihr - wie du schon sagtest - die Zeit lassen, die sie braucht und dich ab und zu aus der Ferne in Erinnerung bringen und signalisieren, dass du für sie da bist und an sie denkst. Die Betonung liegt auf "ab und zu". Durch kleine Gesten: ein paar Blumen, ein Buch, eine CD, eine SMS, ein kleiner Brief und und und.

Erzwingen kannst du leider nichts, aber ihr ganz offen sagen, wie es in dir aussieht und wieviel dir an ihr liegt, wenn du das nicht schon längst getan hast.

Es ist ganz schwer, in dieser Situation zu raten, weil jeder Mensch anders ist, jedes Paar anders ist und es einfach keine Patentlösung gibt.

Und: Wenn sie in psychologischer Beratung ist, vielleicht kannst du an einer Stunde mit teilnehmen und das Ganze einfach thematisieren, so dass ihr einen Moderator dabei habt und es eine Klarheit in die eine oder andere Richtung geben kann, die du dann auch respektieren solltest.

Wir wünschen dir alles erdenklich Gute und viel Kraft!
frau- und herrypsilon

"Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende..." (Oscar Wilde)

Offline Iwana

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Hallo Screwdriver
Ich kann dir als Hirntumor-Betroffene nur erklären, dass ein Hirntumor eine extreme Ohnmacht auslöst und man dann schon irgendwie versucht die "Macht" wieder zu übernehmen über sein Leben. Manchmal hilft es etwas radikal zu ändern um das Gefühl zu bekommen man habe es wieder im Griff sein Leben und auch um sich wieder lebendig zu fühlen. Kann sein, dass ihr Schnitt endgültig ist, dass wird die Zeit zeigen, dir bleibt nur ihr zu signalisieren dass du da bist wenn sie dich braucht (ev. abschliessender Brief wo du nochmals alles aufschreibst) und dann würde ich auch dir raten nicht mit dem Leben aufzuhören sondern dich auf deine Stärken besinnen und deine Hobbies ausleben, deine Freunde mobilisieren und ausbauen. Unabhängigkeit schaffen. Das Letzte was ich wollte war, von meinem Umfeld erdrückt werden, man hat schon genug "kümmernde Termine" bei ÄRzten etc.

Wie abhängig bist du von deiner Freundin? Was für eigenstehende Interessen hast du noch? die werden nämlich bei einer solchen Krankheit häufig aufs Abstellgleis gestellt den erkrankten zuliebe...
Gruss Iwana

Offline screwdriver

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Hallo zusammen, ich kann nur vielen lieben dank für eure texte sagen! Es macht Mut (hoffentlich nicht zu viel?), lässt mich mehr verstehen bzw. akzeptieren... Ich möchte gerne auf einige (viele) Sätze eingehen, die mir zu denken geben, die mich bewegen - ich mach einfach mal  ;)

Ebenso kann es sein, dass deine Freundin, die inzwischen auch ein Wissen über Hirntumore angehäuft hat, eben unsicher ist, ob sie wirklich "geheilt" ist. Unter diesen Umständen wäre es möglich, dass sie dich schützen will und der Meinung ist, du hättest ohne sie ein besseres Leben.
(....)
Das mit dem Brief halte ich auch für keine schlechte Idee. Da muss sie nicht gleich antworten, wo sie sich eh schon bedrängt fühlt.

- Das glaube ich nicht dass sie mich schützen will, da bin ich mir ziemlich sicher. So viele haben ihr gesagt dass sie jetzt als 'geheilt' gilt.
- Der Brief... Er ist geschrieben, aber immer wieder fallen mir Sätze auf bei denen ich denke "so stimmt das aber auch nicht". Aber dazu unten mehr...


ich konnte in den ersten 6 Monate nach der OP Entscheidungen treffen, die...
(...)
und ja ich kann mir gut vorstellen, dass in einer solchen (inneren) Belastungssituation-wenn es ihr ähnlich geht, "sie (momentan) nichts mehr für dich empfindet"... und sie die "Eigenständigkeit" braucht -zumindest, wenn sie das Gefühl hat, dass du etwas VON IHR möchtest...
(...)
kann ich nur bestätigen, dranbleiben:das kann ja auch "dezent" sein... ohne "kämpfen", zeigen, dass du DA bist...
(...)
begleiten, ihr zeigen, dass du sie liebst, und OFFEN MITEINANDER REDEN...
(...)
- was dich beschäftigt... ich konnte mich leichter öffnen, wenn ein anderer mir sagte, wie er/sie sich fühlte oder was ihn/sie beschäftigt... das empfand ich "echt"... da-in solchen Situationen- entstand Nähe und Gefühl für den anderen... da empfand ich "etwas"...  :-[
(...)
wie wäre es, wenn ihr euch "neu" kennenlernt... ihr in einer  Art "Spiel" euch "irgendwo" begegnet- ihr kennt euch nicht
(...)
UND da gibt es ja auch noch professionelle (psychotherapeutische) Unterstützung, die mann/frau auch "nur " zur Beziehungsklärung "nutzen" kann- da reichen oft 1-3 Stunden...
(...)
hoffe das war jetzt nicht zuviel..- ???

- Sechs Monate? Ouh fuck :-( Ich weiß, das ist keine sache die in zwei Tagen durch ist. Aber ob ich ein halbes Jahr schwebezustand durchhalte, wage ich schon sehr zu bezweifeln... :-(
- das ist für mich ja genau das ambivalente: Sie sagt ich bin nicht mehr ihr Liebhaber sondern Pfleger. Aber in einer Beziehung will ich doch natürlich auch was von ihr. Aufmerksamkeit auch für meine Probleme, Nähe, gemeinsames erleben. Aber DAS geht auch nicht, weil sie ihr Leben auf die Spur kriegen will und mit sich selbst beschäftigt ist? Wie soll das zusammengehen?
- Okay, den Spagat des 'Kämpfen Lite' versuche ich jetzt. Hoffe das klappt auch bzw. lange genug...
- offen miteinander reden/sagen dass ich sie lieb habe - da haben wir wieder das ambivalente. Weil wenn ich offen sage was ich denke/fühle erzeugt das auch wieder sicher Druck... Wenn sie (derzeit) nichts empfindet ist es doch scheiße zu hören dass der andere für einen Gefühle hat :-(
- neu kennenlernen, ja das wünsche ich mir. sehr. auch wenn ich sogar etwas Angst davor habe dass sich zuviel verändert hat. Oder ich einfach noch den alten Menschen im Kopf habe, erstmal egal ob sich jetzt viel oder nur in einigen kleinen Punkten verändert hat. Aber letztendlich wird das unsere einzige Chance sein - wenn sich der staub etwas gelegt hat aufeinander zugehen, möglichst unverkrampft spaß haben. und dann hoffentlich wieder rausfinden dass wir uns gut tun...
- Sie hat ja leider als psychologische Unterstützung angeboten wurde (Reha) gesagt dass alles okay ist. Da war das problem ja auch noch nicht reflektiert present. Generell hält sie von Psychologen nicht so viel leider. Wenn ich da jetzt ankomme mit 'Paartherapie' nach ner halbjährigen Beziehung - keine gute Idee... Leider. Wäre sie in Gesprächen, würde ich gerne dazu kommen. Aber wer weiß, immerhin sagt sie ja selbst dass es wohl stark mit der Erkrankung und den Folgen zu tun hat. Bzw. bestätigt den zeitlichen Zusammenhang zwischen OP und veränderung der Gefühlswelt...
- Nein! Das ist nicht zu viel. Das hat mir sehr geholfen, weil ich deine Gedanken recht gut nachvollziehen konnte! Da hab ich viel rausgezogen.

Wir denken, du solltest ihr - wie du schon sagtest - die Zeit lassen, die sie braucht und dich ab und zu aus der Ferne in Erinnerung bringen und signalisieren, dass du für sie da bist und an sie denkst. Die Betonung liegt auf "ab und zu". Durch kleine Gesten: ein paar Blumen, ein Buch, eine CD, eine SMS, ein kleiner Brief und und und.
(...)
Erzwingen kannst du leider nichts, aber ihr ganz offen sagen, wie es in dir aussieht und wieviel dir an ihr liegt, wenn du das nicht schon längst getan hast.

- ich habe mich jetzt auch für ein erstes Signal dieser Art entschieden. Hoffe das ist richtig. Auch hier, da schreib ich unten noch ein paar Sätze dazu.
- Hier ist er wieder, der aus meiner Sicht sehr schwer vereinbare Unterschied zwischen "sich selbst öffnen, gefühle/gedanken artikulieren" und dem "respektieren dass sie zeit für sich braucht und mit sich selbst beschäftigt ist".... :-(

Manchmal hilft es etwas radikal zu ändern um das Gefühl zu bekommen man habe es wieder im Griff sein Leben und auch um sich wieder lebendig zu fühlen. Kann sein, dass ihr Schnitt endgültig ist, dass wird die Zeit zeigen, dir bleibt nur ihr zu signalisieren dass du da bist wenn sie dich braucht (ev. abschliessender Brief wo du nochmals alles aufschreibst)
(...)
Wie abhängig bist du von deiner Freundin? Was für eigenstehende Interessen hast du noch? die werden nämlich bei einer solchen Krankheit häufig aufs Abstellgleis gestellt den erkrankten zuliebe...

- Ich hoffe so sehr dass du mit deiner Möglichkeitsprognose falsch liegst. Ich will mich gemeinsam mit ihr lebendig fühlen! :-( Zum Brief gleich noch unten ein paar Worte von mir...
- Das ist ja auch so grotesk, gegen Ende bzw. kurz vor der 'auf-zeit-trennung' gab es ja auch genau so einen kleinen Aufwärtstrend. Ich habe mich wieder etwas mehr meinen Freunden zugewandt, Hobbys haben ihren Raum bekommen, habe auch schonmal halbausgemachte Treffen deswegen abgesagt... Und sie hat sich auch wieder mit freunden getroffen und was unternommen. Es ist so schwer zu greifen...


Wie auch immer. Ich merke dass mir eure Tipps, Anteilname, Erfahrungen total helfen. Gedanken die ich nicht auf dem Schirm hatte, und anregen in verschiedene Richtungen offen zu denken. Dafür möchte ich ganz großes Danke sagen!! An jeden einzelnen!
Wie geht es jetzt weiter? Ich habe mich dagegen entschieden den fast fertigen, langen Brief, in dem so ziemlich alles steht was ich mir denke, fühle, hoffe, abzuschicken. Vielleicht kommt das auch noch. Aber ich dachte mir, dass es vielleicht einfach noch zu früh dafür ist. das könnte sie in zugzwang bringen zu reagieren. und vermutlich, auch wenn ich es nicht gerne hören möchte, findet sie es derzeit noch befreiend alleine zu sein. Deswegen habe ich mich entschieden, ihr eine kleine Aufmerksamkeit von der ich ausgehe dass es sie freut, zu schicken. zusammen mit dem text dass ich anrufen/schreiben wollte mich aber nicht getraut habe. deswegen hier was kleines von dem ich denke dass es sie freut. dass ich hoffe dass es ihr gut geht, und dass sie weiß dass sie sich immer bei mir melden kann, wenn ihr danach ist.
Und jetzt heißt es weiterhin - warten, hoffen, dasein und nicht dasein, eigenes durchzuziehen und dabei spaß zu haben, und trotzdem weiterhin wissen was ich will... Und wenn der Zeitpunkt hoffentlich kommt, und gerne früher als später, offen einen Neuanfang wagen, nicht in altes zurückzufallen, trotzdem diesen schweren schnitt und die folgen daraus nicht zu vergessen, und trotzdem die gleiche tolle, frische verliebtheit wieder zu haben...

Noch einmal vielen vielen dank für eure tolle unterstützung!!!

Offline Iwana

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Hallo Screwdriver
Ich bin froh, dass du eine für dich stimmige Variante gefunden hast. So ein Brief zu schreiben kann ja schon lösend wirken und wer sagt, dass man ihn abschicken muss... man kann ihn ja auch aufbewahren... wer weiss, ev. hilft er mal später...

Ich hoffe sehr, dass das Glück bald in grosser Form zu dir findet, oder in kleinen Teilstücken die du dir zusammensetzen kannst! Ev. kannst du uns das ja dann berichten...
Gruss Iwana

Offline KaSy

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Hallo, scewdriver,
diese erste kleine Aufmerksamkeit ist ein prima Neuanfang.
Dieser ersten sollten weitere folgen, einfach so Kleinigkeiten, irgendwo ein Klebezettelchen mit einem lieben Satz, eine Leckerei an die Tür gehängt, die sie mag, ein Gutschein für eine schöne gemeinsame Stunde, ein Kinoprogramm, ... , kleine Unverbindlichkeiten, mit denen Du Dich in Erinnerung bringst.
Eigentlich braucht sie Dich, sie weiß es nur noch nicht wieder.
KaSy
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline screwdriver

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Hallo, ich wollte mal berichten was es neues gibt – eigentlich gar nix. Und das fängt so langsam an wirklich ein Problem zu werden  :'(

Nach meinem kleinen Überraschungs-Päckchen haben wir am gleichen Abend noch telefoniert. Sie hat dann auch unsere ‚Situation‘ angesprochen – aber dass es eben noch nichts neues bei ihr gibt. Dass sie manchmal viel über das Leben nachdenkt, es absoluter angeht, ‚perfekt‘ haben möchte. Und sich noch selbst ordnen möchte. Sie könne noch nicht sagen ob Sie mit mir zusammen sein möchte oder nicht, so kenne Sie sich nicht. Früher hätte sie eigentlich immer gewusst was/ob sie will oder nicht – das wäre jetzt nicht so…
Sie erzählte dass sie einen Hollywood-ähnlichen perfekten Zustand (guter, ausfüllender Job, Wohnung mit viel Platz und Grün aussenrum) will, jetzt weiß dass sie Kinder haben möchte, heiraten will – aber dafür brauche sie ja erst mal den Mann dazu (…??).
Sie wolle mich nicht hinhalten, das wäre auch nicht ihre Intention, aber Sie könne gerade nicht entscheiden. Ausserdem täte ihr ihr Leben gerade, wenn sie nicht rumdenkt, sehr gut und macht ihr Spaß.
Okay. Sie weiß nicht wie sie mit uns weitermachen will, weiß dass sie ein perfektes Arbeits/Mann/Ehe/Kinder-Leben (von dem weiß dass es das nicht gäbe) führen will. Möchte mich aber immer noch nicht wieder sehen.
Nach dem Telefonat haben wir uns zehn Tage nicht mehr gehört.
Jetzt habe ich am WE geschrieben dass ich gerne mal wieder was mit ihr unternehmen möchte, Kino, was trinken gehen,… Sie sagte nur ‚weiß nicht, lass uns mal die Tage telefonieren, hab ein schönes Wochenende‘.

Soweit so schlecht :-( Abgesehen davon dass ein paar Punkte im Hinblick auf unsere Beziehung sehr bedenklich klingen, war ich am WE das erste Mal sauer auf sie. Nicht dass ich mir mit meiner Unterstützung (davor gabs auch noch eine Situation bei dem ich eher ihr Selbstbewusstsein wieder aufgebaut habe) Gefühle/Beziehung erkaufen wollte, und sie mit mir zusammensein muss, ungeachtet ihrer Gefühle. Absolut nicht.
Aber ich habe sehr viel Energie aufgebracht  – weil ich sie lieb habe, und sie unterstützen will. Und mittlerweile trifft es mich sehr dass ich noch nicht mal erkenne dass sie es versuchen will – sei es, bei einem treffen zu schauen wie es sich mit uns anfühlt. Oder sie doch mal über ihren Schatten springt und es mit einem Neurospsychologen bespricht (immerhin sagt sie ja, der Beziehungsknacks kam rückblickend nach dem Tumor). Sich daran erinnert was wir ‚davor’ für eine schöne Beziehung hatten. Einfach mal eine kleine Nachricht schreibt.
Das kommt alles nicht von ihr, und das tut weh. Sie zu vermissen, still zu halten (keinen Druck machen), mich zu erinnern wie gut es vor dem ‚Unfall war, auf einen Neustart zu hoffen und gleichzeitig alle Naslang wieder einen Stich im Bauch zu spüren verletzt mich. Mir fehlt die Perspektive, aber die kann ich nicht schaffen – das kann nur sie. Und hier ist nach wie vor Stillstand.
Wir haben uns jetzt einen Monat nicht gesehen. Ich fürchte nochmal einen schaffe ich so nicht  :'(
Das zieht mich total runter, aber ich weiß nicht wie ich sonst weiter damit umgehen soll...

Offline haijaa

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Hi,
ich wollte dir nach deinem letzten post schon schreiben, habs dann erstmal gelassen, weil ich den Eindruck hatte, es ist so stimmig für dich...
was ich schreiben wollte war, dass ich neben dem "nichtkämpfen"/Aufmerksamkeiten/ihr dein DA sein zu signalisieren AUCH  wichtig finde, dass du dir überlegst unter welchen Bedingungen für DICH "das Warten" geht .. was DU dir wünschst und was "minimal" für DICH  "drin" sein muss und ihr das mitteilst- wenn du es schaffst das ganz von dir her zu formulieren, was DU BRAUCHST für dieses "stand by"... dann macht es keinen Druck ... und doch "fördert" es eine Entscheidung ... vor der sie auch Angst zu haben scheint- UND du kommst aus der Rolle des "verständnisvollen Pflegers" und bekommst "Kontur"  ... was sie sicher eher anzieht als dieser "Verständnisvolle"... und wenn dann nicht, dann kannst du wohl wirklich nicht mehr tun...als sie,  für dich  traurig,  "ziehen lassen".

Du schreibst noch Ausserdem täte ihr ihr Leben gerade, wenn sie nicht rumdenkt, sehr gut und macht ihr Spaß.

...dieses "rumdenken"- "problematisieren" in "Beziehung" kenne ich auch- ich meine es hat immer dann "eingesetzt", wenn ich Schwierigkeiten hatte meine Wünsche zu äußern, zu leben, den anderen zu frustrieren...Disharmonie aushalten... ich habe lange gebraucht um zu merken, dass d a s  MEIN Problem war und sich nicht der andere ändern muss...ich das dem anderen schon zumuten kann...und sich durch "Reden"( es gibt auch völlig unproduktives reden!)/rumdenken  daran nichts verändert....und ich habe mir  Partner "ausgesucht", die sich leicht zurückgewiesen fühlten bei Frust bzw.unter Frust "litten"...
natürlich sind diese Schwierigkeiten "weg", wenn es keine "Beziehung" gibt...doch "Vorsicht" ;) auch wenn du das "verstehst" ändert sich nichts an deinem " Part "s. o. ...
ich weiss nicht wie alt ihr seid, doch es hört sich auch ein bisschen so an "als solle es jetzt endlich mal "klappen" und als möchtest du es gerne diesmal "perfekt" machen und nicht vergeigen... ähnlich wie sie selbst so eine "perfekte" Vorstellung hat... von der sie scheinbar auch merkt- dass es sich eher anhört wie "Prinz mit Pferd", von dem sie ahnt, dass es das nicht sein kann... doch die Sehnsucht danach ist ja trotzdem da ... und das Leben ist, wie es ist... ich habe gerade so rumgeblättert und gefunden:
"kein Reden wird je wiederholen, was das Stammeln mitzuteilen weiß"- das ist von Martin Buber aus Ich und Du (in: das dialogische Prinzip, Heidelberg(Lambert Schneider)1079 S.98)
... ich wünsch euch Mut für dieses "Stammeln"... das Unperfekte ..das miteinander lernen... oder Mut auch mit einer Trennung euch  das "unperfekte" eingestehen zu können, ohne euch zu verurteilen oder abzuwerten...(es nicht hinzukriegen)...

meike

  • Gast
Hallo Screwdriver,

Ich habe nach fast zwei Jahren in glücklicher Ehe die Diagnose eines inoperablen Hirntumors
erhalten. Mein Mann und ich waren danach wie ausgewechselt (im negativen Sinne).
Es wurde nur noch gestritten. Mein Mann weinte viel, womit er mich gnadenlos überforderte, und ich wütete viel, womit ich ihn gnadenlos überforderte. Alle zwei Tage drohte ich mit Scheidung.
Es war FURCHTBAR!!!!
Irgendwann vertraute ich mich meinem Neurologen an, der mich sofort zu einem Psychotherapeuten überwies.
Das war unsere Rettung.
Ein Jahr lang begleitete mich der Therapeut durch mein "neues Leben" mit samt Chemo und den üblen Nebenwirkungen.
Die Beziehung zu meinem Mann veränderte sich und ist bis heute auch nicht wieder die, die es vor der Diagnose war. Leidenschaft hat sich in tiefe Liebe und absolutes Vertrauen verwandelt.

Wenn ich Deine Zeilen lese, kann ich mich ziemlich gut in das Gefühlsleben Deiner Freundin
hinein versetzen. Jedoch lese ich aus Deinen Schilderungen heraus (das klingt jetzt ziemlich hart und tut mir sehr leid für Dich), dass sie keine gemeinsame Zukunft mit Dir in Form einer Liebesbeziehung mehr sieht.
Das gilt es wohl oder übel zu akzeptieren, damit Du wieder Platz für neue Lebens-Perspektiven schaffen kannst.
Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute.

Liebe Grüße,
Meike

 



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