Hallo Thomas,
mir ging es ähnlich, wie dir nach der OP und weil du fragst nach Erfahrungen, möchte ich versuchen, dir zu erzählen, obwohl es ja schon länger her ist
wobei ich auch "nur" ein Meningeom habe ...
nach 3 schrecklichen Tagen postoperativ,die vorallem durch die desolate pflegerische Versorgung entstanden, ging es mir gut im Krankenhaus.
Vom Sozialdienst wurde mir eine AHB empfohlen, der Arzt fand sie nicht nötig- ich wollte nach hause zu meiner Tochter, da ich alleinerziehend war, wollte ich sie nicht länger fremdunterbringen.
für zu Hause habe ich mir (allein) für 14 Tage oder 3 Wochen? eine Haushaltshilfe organisiert nachdem ich schon nach 3 Tagen( die ich bei Freunden verbrachte) merkte, dass es nicht geht...
ich merkte in den ersten 14 Tagen, post Krankenhaus, wozu ich bisher mein Hirn brauchte, und wie es sich anfühlt, wenn es nicht so funktioniert wie früher und WIE schwer es ist diesen FUNKTIONSAUSFALL oder die FUNKTIONSVERZÖGERUNG nach außen zu kommunizieren...da ich ja "normal" sprach, gehen konnte usw.
- ich konnte nur wenige Minuten telefonieren, dann schaltete sich etwas in mir ab und ich bekam erst verzögert mit, dass ich garnicht mehr zugehört hatte
- ich wollte im Kochtopf etwas umrühren und meine Tochter stellte mir eine einfache Frage zu ihren Hausaufgaben ... ich weiss noch, dass es mich sehr erschreckt hat, dass beides nicht ging und ich garnicht wusste, wie ich damit umgehe und es auch länger brauchte, bis ich realisierte, was ich stattdessen tun kann- also z.B. Löffel weglegen, und zur Tochter gehen...
- ein Bus war beim Einkaufen weggefahren und mir fiel nicht ein, was ich stattdessen tun konnte... ich wollte etwas denken, doch es kam nichts, ich brach in Tränen aus und konnte nicht erklären, worin mein Problem besteht... in meinen Augen dauerte es ewig bis ich mich beruhigt hatte und sich Lösungen "denken" ließen
- Lärm, Stadt, viele Menschen ging garnicht
und es war mir oberpeinlich...
und heute denke ich, was in solchen Momenten dazu kommt ist eine riesige Angst, ob alles wieder wird ...und die lähmt zusätzlich
und dieses Waidwunde, dass schon Fr. Ypsilon beschreibt... vlt. ist es das was du mit "vom LKW überfahren" versucht hast zu beschreiben, erkläre ich mir auch mit dem Eingriff "ins Hirn" überhaupt, ich glaube das ist "von der Natur aus"
nicht vorgesehen...
JA, ES WIRD WIEDER, bei manchen kommt alles wieder und bei manchen bleiben "Dinge"... die Angst, was das sein kann, ist nicht selbst unterstützend... was MIR half:
- ohne Druck üben... ich habe irgendwann angefangen zu laufen, weil ich gelesen hatte,dass das gut fürs Hirn ist(abgekürzt ausgedrückt) und habe mit 5min. angefangen und habe mir nach und nach eine Technik angewöhnt, bei der der Kopf nicht mehr wehtat
und ich nicht mehr lief wie ein Kartoffelsack
-meine Grenzen wahrzunehmen und sie anerkennen, das war schwer und traurig...
und was auch half, (wozu ich therapeut. Begleitung brauchte um dies wiederzuerlernen und zu entdecken) so etwas wie "an mich glauben" , ich finde schwer Worte dafür ... das was MICH... und auch DICH ausmacht, ist unzerstörbar und DAS ist das was eigentlich zählt...
damit will ich deine existentiellen/beruflichen/Versorger? Sorgen nicht kleinreden, für die galt es auch bei mir Lösungen zu finden... und sie lassen sich finden ...
was ich lange hatte, war so ein Badekappengefühl und eine Art Nebel im Kopf, vlt. ist es dasselbe wie Watte... es begleitete mich die ersten 6 Monate ( lag es an den Epimedikamenten??) und tauchte später nochmal auf als es mir psychisch( Tumorunabhängig) schlecht ging
eine riesige Hilfe war für MICH , die Info von einem Neuropsychologen in der Reha, die ich erst 3 Jahre nach OP antrat:
Das Gehirn des Menschen kann mit rekordverdächtigen Zahlen aufwarten: Es ist mit etwa 100 Milliarden Nervenzellen (Neuronen) ausgerüstet. Und obwohl es mit seinen zwei Kilogramm nur ungefähr drei Prozent des Körpergewichts ausmacht, verschlingt es enorme Mengen an Energie: Etwa 15 Prozent des Gesamtenergiebedarfs des Körpers beansprucht das Gehirn für sich.er hat fast exakt das gleiche gesagt, dfand es gerade hier:
http://www.netdoktor.de/Gesund-Leben/Anatomie/Gehirn-Aufbau-und-Funktionen-9372.htmlDAS hat mir sooviel erklärt, besonders meine herabgesetzte Belastbarkeit... und wie hoch ist dann erst der Verbrauch nach OP und wenn das Gehirn sich neue Wege suchen muss- Umgehungskreisläufe für Blutgefäße und für Nerven sich bilden?!
oh je, jetzt ist das posting schon so lang geworden...
du fragtest noch nach AHB... ich war zur REHA in den Schmieder Kliniken in Gailingen am Bodensee, sie bieten auch AHB Plätze an -ich war mit der Abteilung Psychotherapeutische Neurologie sehr zufrieden-
ich weiss nicht, ob man zur Anschlussheilbehandlung auch eine Wunschklinik benennen darf-beim Antrag (oder evtl. nachreichen?), wenn ja gibts hier ein gutes Formular dafür:
http://www.quellenhof.de/fileadmin/bilderpool/quellenhof/downloads/130117_Antrag_Wunschklinik.pdfsoweit, das reicht ja jetzt auch
lg