Lieber Thomas,
einige Betroffene mit Epilepsie haben Dir ja bereits geschrieben.
Sie eint aber alle, dass sie bereits Epi-Anfällt mit Bewusstseinsverlust hatten oder zumindest für Außenstehende nicht übersehbare Anfälle.
Das hattest Du weder vor noch nach der OP.
Du hast nie die Kontrolle über Dich verloren.
Wenn ich es richtig verstanden habe, war das auch nicht der Fall, als Du nach der OP noch zweimal solche Erscheinungen hattest, die Du aus großer Angst sehr ernst genommen hast, was auch richtig war.
Es bleibt aber der Fakt, dass Du tatsächlich keine Kontrollverluste erlebt hast.
Das würde ich mit dem Neurologen und dem NC deutlich besprechen.
Für die kommenden zwei Wochen musst Du es akzeptieren, dass die Ärzte in der Klinik auf Sicherheit gehen. Die Zeit nach der OP ist zu kurz (Ja, sie ist kurz!), um überzeugt sagen zu können, wie Dein Kopf reagiert. Du selbst bist Dir ja auch nicht so sicher.
(Ich durfte in einer Reha-Klinik wegen einer anderen Vorsichtsmaßnahme 5 Wochen lang nicht schwimmen gehen, obwohl nichts war.)
Dass Du jetzt, nach der OP, erst einmal drei Monate Fahrverbot hast, ist doch klar. Du bist Dir ja selbst noch nicht so ganz sicher, wie Dein Kopf durch die OP reagiert. Wenn Dich im Auto ein solches Kribbeln im Arm derart erschreckt, wie es Anfang Oktober war, dann wäre doch ein Verkehrsunfall mit womöglich Unbeteiligten vorprogrammiert. Das will keiner!
Ob Du wegen der Anfälle, die bei Dir nie einen Kontrollverlust erzeugten und die Du seit mehr als zwei Jahren kennst, ein Fahrverbot auferlegt bekommst, das werden die Ärzte von Deiner Aussage über die Anfälle, aber auch von den Aufzeichnungen der Lichtenberger Epi-Klinik abhängig machen. Eine gute Einstellung auf Medis ist auch ein Grund, wieder fahren zu dürfen. Aber m.E. benötigen derart lange aufgetretene sehr kurze Anfälle ohne Kontrollverlust nicht einmal Medikamente. (NATÜRLICH BIN ICH KEIN ARZT, ich spreche diesbezüglich aber aus eigener Erfahrung mit unregelmäßig aufgetretenen Mini-Anfällen ohne Kontrollverlust seit fast 14 Jahren.)
Wie auch immer es kommt - Du hast überhaupt keinen Grund, jetzt bereits wegen der Arbeit ins Auto zu steigen. Ich hatte Dir mal geschrieben, dass mein NC (der sehr langjährige Vorgänger von Dr. Th.-N. Lehmann) mir von vornherein ein halbes Jahr Pause nahegelegt, neee, eher verordnet hat. Und das war richtig so. Ich habe (im Unterschied zu Iwana) bis zur wirklich vollen Wiederherstellung etwa anderthalb Jahre benötigt. (Da hatte ich mich bereits ein halbes Jahr wieder eingearbeitet und war danach ein halbes Jahr voll tätig.) Nimm Dir die Zeit! Da Du bisher voll gearbietet hast, wird das Krankengeld Dich nicht gleich in den finanziellen Ruin treiben. Auch während der Wiedereinarbeitung gibt es Geld, da einigen sich Krankenkasse und Arbeitgeber. Diesbezüglich frage mal unbedingt in der Reha beim Sozialdienst nach!
Deine Ängste sind sicher auch noch lange nicht verarbeitet und falls Du das jetzt nicht merkst - iregndwann holen sie Dich ein, wenn Du sie überhaupt nicht brauchen kannst. Ich hoffe, du erhältst auch psychologische Betreuung, das ist für Dich (und jeden HT-Betroffenen) äußerst wichtig! Erfrage das schnellstens, denn davon hattest Du nichts geschrieben. Eine Kopf-OP ist eine derart gravierende Sache für den Menschen, damit muss die Psyche erst mal klarkommen. Und auch das kann dauern ...
(Vielleicht sucht Deine Frau zu Hause schon mal nach einem Psychotherapeuten.)
Schieb Deine beruflichen Sorgen noch ein Stück weg.
Viele Grüße
KaSy