Sonstiges zum Thema Hirntumor > Psychologische Betreuung
Emotionales Verhalten gegenüber Ärzten
TinaF:
Hallo Pedro,
was die Zweitmeinungen angeht, schicke ich Dir mal die Links zu INI in Hannover und der Uniklinik Düsseldorf. Auf den Homepages erfährst Du auch, was für Unterlagen benötigt werden. Das Einholen dieser Online-Zweitmeinungen ist kostenlos.
http://www.neurochirurgie.uni-duesseldorf.de/index.php/online-beratung
http://www.ini-hannover.com/de/kontakt/uebersendung-von-patientendaten.html
Persönliche Termine vor Ort, bei denen Du mit einem Neurochirurgen sprechen kannst, kosten natürlich in jeder Klinik. Inwieweit die Kosten hierfür in Deinem Fall übernommen werden, kann ich Dir leider nicht sagen. Mich kostete ein Termin bei "meinem" Professor knapp 100,- EUR.
Wenn ich das jetzt richtig im Kopf habe, wurde die Frau v. fips2 in Mainz operiert, sie hatte auch ein Keilbeinflügelmeningeom. Ich hoffe, das stimmt jetzt auch. :-\ Am besten Du schreibst fips2 eine PM, er kann Dir dann sicher mehr berichten. Ansonsten gibt es in Deutschland eine Menge hervorragender NC, ich wurde z.B. in Nürnberg v. Prof. Steiner operiert. Er war vorher in Heidelberg und genießt einen ausgezeichneten Ruf. Und mit ihm kann man auch REDEN, er operiert also nicht nur! ;)
Ich hoffe, ich konnte Dir ein bisschen helfen.
LG TinaF
frauypsilon:
@ Tina,
danke, dass du hast mir die "Arbeit" abgenommen hast, genau die Adressen hätte ich auch für Pedro rausgesucht!
@Pedro,
meine Freundin mit dem Meningeom ist in Köln-Merheim operiert worden und ausdrücklich zur Bestrahlung nach Heidelberg geschickt worden und nicht nach Köln, obwohl die das auch machen, aber Köln hätte den Erhalt des Augenlichtes aufgrund die Bestrahlung sozusagen als schwer möglich angesehen, und Heidelberg konnte "zielgenauer" bestrahlen und eben das Augenlicht erhalten.
Ich selbst bin mit meinem Meningeom auch nicht in Köln gewesen, sondern in Freiburg. Dort hatte ich eine Zweitmeinung eingeholt und habe mich so gut betreut gefühlt, dass ich da direkt auch die OP machen wollte. Ich lasse mich dort auch weiter betreuen. Die Ärzte, die ich kennenlernen durfte, waren alle durchweg sehr nett, haben zugehört (was ja nicht die Regel ist) und ich fühlte mich ernstgenommen. Wie Tina schon sagte, die operieren nicht nur, mit denen kann man auch reden. Denn Chef hatte ich nicht, da Kassenpatient, aber das war auch kein Fehler, war not my cup of tea :-))
Übrigens: Mainz hat auch einen ausgezeichneten Ruf, das hätte ich mir nach Freiburg als nächstes angesehen. Dies nur als Ergänzung zu Tinas Infos.
Einen Fall, wo ein Österreicher in Deutschland operiert wurde auf Kassenleistung, kenne ich leider nicht. Ich würde einfach mal bei der Kasse anfragen, ob es da Möglichkeiten gibt, wenn du den Fall schilderst und auch das spezielle daran.
lg
frauypsilon
Pedro:
Ich danke euch beiden für die wertvollen Informationen. Über die Weihnachtsfeiertage möchte ich dann meine Krankengeschichte ein wenig zusammenfassen und die eine oder andere Klinik kontaktieren.
Unabhängig davon werde bei der Wiener Gebietskrankenkasse mal anfragen, ob eine Kostenübernahme denkbar wäre. Die Kosten für ein Arztgespräch könnte ich sehr gerne privat übernehmen, bei einer Behandlung oder auch dem Krankenhausaufenthalt würde ich dann aber wohl schon an meine finanziellen Grenzen stoßen.'
LG Pedro
KaSy:
Hallo,
Ich bin über einige der Beiträge ziemlich überrascht, denn es scheint doch noch recht viele Ärzte zu geben, denen ein unaufgeklärter Patient lieber ist, weil man ihm sein Fachwissen aufdrücken kann.
Ich habe nur wenige solcher Ärzte kennen gelernt und diese waren entweder sehr jung und im Umgang mit Patienten noch bestrebt, mit ihrem Fachwissen zu glänzen oder hatten bereits sehr sehr lange Erfahrungen und konnten sich nicht mehr so gut auf die Mitarbeit, das Mitdenken ihrer Patienten einstellen.
Gerade Neurochirurgen, Strahlentherapeuten (und vermutlich auch Onkologen) kenne ich so, dass sie immer wieder betonen, sie würden für Fragen zur Verfügung stehen. Sie erklären möglichst verständlich und auch aus anderer Sicht, mit anderen Vergleichen, weil sie daran interessiert sind, dass der Patient die Erkrankung versteht und an der Therapie bewusst mitwirkt. Sie nehmen sich Zeit - nicht unendlich, aber auch nicht so, dass man sich vorkommt wie an der Imbissbude (links die Wurscht, rechts die Pommes und Was wollen Sie dahinten!).
Sicher - Internetwissen eines Patienten kann für die Ärzte "ein rotes Tuch" sein. Aber ist das nicht nachvollziehbar? Wenn man einen Fachbegriff "googelt", erhält man in kürzester Zeit Unmengen von Informationen (z.B. "Meningeom": 453 000 Ergebnisse in 0,15 Sekunden; mit der Ergänzung "atypisch": 49 100 in 0,22 s; mit "Operation" dazu: 61 000 in 0,33 s; hänge ich noch "stereotaktisch" dran, sind es 8 200 Ergebnisse, ...
Welcher Information soll man glauben? Es sind nicht am Anfang die richtigsten.
Die Informationen werden auch nicht auf den neuesten Stand gebracht (einzige Ausnahme: Wikipedia).
Ich habe z.B. für ein Gutachten drei Augenärzte genannt bekommen. Einer war bereits im Ruhestand und die anderen zwei waren dieselbe Person, die aber in den beiden genannten Kliniken gar nicht mehr tätig war. In der 3. Klinik war ich bei diesem Arzt, aber eine Woche danach musste er an Klinik Nr.4 wechseln. Laut Google arbeitet er nun an vier oder mehr verschiedenen Kliniken ...
Gerade bei Krankheiten findet man zu seinen Symptomen oft als erstes die unwahrscheinlichsten schlimmsten Krankheitsursachen. Kopfschmerz = Hirntumor = tödliche Krankheit = tiefe Depression = Suizid. Dabei hätte ein Spaziergang an der frischen Luft vielleicht genügt.
Aber ein Patient, der weitere Möglichkeiten erfragt oder ein Wissen anbietet, dessen Quelle er bedenkenlos nennen kann, der zeigt doch Interesse, als Partner mit dem Arzt an seiner Heilung mitzuwirken.
Das Internet allgemein ist fast genau so eine Quelle wie der Rat der Nachbarin, die übern Zaun ruft, dass sie auch jemanden kennt ...
Aber der HT-Infotag, Selbsthilfegruppen oder die HT-Foren von der Dt. HT-Hilfe e.V und unseres hier, das sind Quellen, die halbwegs informierte Ärzte anerkennen werden.
Ob Du, FrauYpsilon, es wirklich so meintest, dass Du in jedes Arztgespräch erst einmal sehr kritisch hineingeht? Das klingt für mich nach innerer Abwehrhaltung. Ist vielleicht nicht so. Aber ich würde bestenfalls beim gleichen Arzt besonders aufmerksam, kritisch sein. Bloß, wenn es so weit ist, würde ich versuchen, einen anderen Arzt zu finden. Und wenn das nicht möglich ist, könnte man versuchen, die Dinge auf den Tisch zu packen, die beim Patienten ein angespanntes Gefühl erzeugt haben, mit dem sie nun weniger gern gerade diesen Arzt aufsuchen.
Aber wieso sollte man die ungute Gefühlslage, die ein Arzt erzeugt hat, auf andere Ärzte übertragen? Jemand, der mit einem Arzt von vornherein kritisch spricht, wird es nicht schaffen, seine Vorschläge so anzubringen, dass sie freudig akzeptiert werden.
Aber ich glaube, dass das auf FrauYpsilon so nicht zutrifft.
Es bleibt aber die Erkenntnis: So wie ich mit dem Arzt rede, so redet er auch mit mir. (Frei nach: "So wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus." ... oder anders: Gehe ich im Wald spazieren, so mag der Wald mich auch. Komme ich jedoch mit der Axt, ... dann könnte mir leicht ein dicker Ast auf den Kopf fallen.)
KaSy
KaSy:
Liebe Leute,
die es nicht so toll finden, dass sie bei Ärzten nicht anders können als "ihre Fassade zu wahren".
Ich möchte mal eine andere Sicht auf diese "äußere Fassade" werfen:
Die Neurochirurgen sind nicht diejenigen, die die Psyche unbedingt mit beurteilen müssen. Sie sind die Profis mit dem Skalpell. Und wenn sie die OP hervorragend meistern, dann ist es verdammt viel! Wenn sie außerdem noch Psychotherapeut sind ... naja, wäre vielleicht für den Patienten schön, weil er den NC während seiner Arbeit ja gar nicht sieht. Aber wenn ich mir vorstelle, dass ein NC so emotional wie ein Psychotherapeut an die OP herangeht ... Würde er dann noch "So radikal wie vertretbar." (Prof Unterberg, Heidelberg) operieren?
Würde ein besonders emotionaler Onkologe nicht das Heulen kriegen, wenn er mit seinen giftigen Medikamenten einen Nutzen zu erreichen versucht, der seinem Patienten Übelkeit, Müdigkeit, Fieber, schlechte Blutwerte, auf Dauer körperliche Schäden an den Nieren, ... beschert?
Auch Strahlentherapeuten müssen gesundheitsschädigende Risiken in Kauf nehmen bei Blutwerten, entstehenden Ödemen, Strahlennekrosen, kognitiven Einschränkungen, zeitweise oder dauerhaftem Haarverlust, ... wenn sie helfen wollen. Sie dürften dort nicht arbeiten, wenn sie darunter leiden würden, was sie den Patienten "als Nebenwirkung" "antun".
Ja, ich habe durchaus Ärzte kennen lernen dürfen, die das unterscheiden können - "Fachidiot" (im besten Sinne dieses Wortes) am OP-Tisch oder bei der Bestrahlungsplanung und im Arzt-Patienten-Gespräch auch Psychologe. Wenn man dazu noch merkt, dass diesen Fachärzten ihr Beruf rundum Spaß macht und sie diesen Spaß aufmunternd in die Patientenzimmer tragen, dann ist dieser Arzt nahezu perfekt.
Die Mehrzahl der Ärzte wird sich mit dem Patienten über die Therapie und deren Aussichten, Folgen, ... auf ihrem Fachgebiet beraten. In einem solchen fachlichen Gespräch loszuheulen, damit der Arzt merkt, wie instabil man ist, das ist nicht gut. Man will die Fachinfos und wenn man seiner Angst und Wut beim NC Luft macht, kann man die nicht mehr aufnehmen.
Dazu gibt es die Psychotherapeuten, gegebenenfalls zuerst den Hausarzt.
Seine "Fassade" wird man auch bei einem Psychotherapeuten zunächst wahren. Man kennt diesen Menschen ja gar nicht. Aber nach und nach wird man in diesen Gesprächen seinen Frust offenbaren. Die eigene Unsicherheit wird klarwerden, die Angst wird sich zeigen und die Wut gegen diese so ungerecht gerade einen selbst getroffene Krankheit.
Ich habe während meiner nun schon sehr langen Psychotherapie viel erzählt - wann es mir wie schlecht geht. Aber im normalen Tonfall.
Ich fragte ihn dann einmal, ob er eigentlich merken würde, wenn ich ihm sonstwas vorjammere, was gar nicht stimmt. (Es gibt Menschen, die so gut schauspielern können, dass sie als psychisch schwer Erkrankter arbeitsunfähig geschrieben werden und dies bis zur EU treiben.) Er fragte mich daraufhin verblüfft, ob ich bei ihm etwa schauspielere. Was ich nicht wissentlich tat, aber im Beruf als Lehrer tut man das schon mitunter. (z.B. Ehe man jedes Kind so lieben kann wie es ist, dauert es seine Zeit, in der man so tut, als wäre es so.)
Einmal war er regelrecht überrascht, dass ich aus dem normalen Erzählen heraus plötzlich zu weinen begann und er machte sich dann sogar selbst Vorwürfe deswegen. Ich dagegen war eher froh, dass mir das gerade bei ihm passierte, weil ich ihm erzählt hatte, dass das bei mir immer mal wieder so ist. Und nun konnte er es selbst wahrnehmen. Es hat ihn auf Dauer beeindruckt.
Das heißt aber auch, dass sogar ein Psychotherapeut nicht so oft sieht, wie seine "Psycho-Patienten" entnervt, heulend, wütend, um sich tretend, Türen schlagend ... reagieren.
Denn so ist der Mensch nun mal. Vor anderen lässt er sich nicht gehen.
Es ist die Kunst der Psychologen, hinter die Fassaden zu schauen.
Die mitunter nur kurzen "Öffnungszeiten" seines "Klienten" intensiv zum Blick hinter die Fassade zu nutzen und aus dem, was er dort "fetzenweise" wahrnimmt, ein Bild zusammenzubauen, das dem Hilfesuchenden zumindest ähnelt.
Das kostet viel Zeit des Kennenlernens. Die hat ein auf Hirntumore spezialisierter Facharzt nicht. Dem könnte man ein Briefchen seines Psychotherapeuten mitbringen, wenn man denn unbedingt darauf hinweisen möchte, wie schlecht es einem auf bestimmten Gebieten noch geht. Bloß - was soll der NC dann tun?
Klar - einen Psychotherapeuten empfehlen. Oder eine Reha. Oder Psycho-Medis. Wegoperieren oder wegbestrahlen oder wegchemotherapieren kann man die psychischen Probleme nämlich nicht. Da kann man dort seine Fassade wahren, wo man auf Fachinformationen angewiesen ist und sie dort fallen lassen, wo man die Chance hat, dass einem geholfen wird.
Andauernd heulend durch die Gegend wandern - das macht einen nicht glücklich.
Dann lieber dort Optimismus tanken, wo man ihn kriegen kann, beim nicht gewachsenen Tumor, bei der unveränderten MRT-Fotoserie, den diesmal endlich wieder guten Blutwerten.
(... Die kann gut reden, denkt Ihr jetzt sicher, aber selbst hat sie hier den allerlängsten Psycho-Thread. Stimmt. Aber auch viel Erfahrung. ??? So wie die Raucher, die sagen: Rauchen abgwöhnen ist gar nicht schwer, ich habe es schon 20 mal gemacht." ;D) )
Eure KaSy
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