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Emotionales Verhalten gegenüber Ärzten

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krimi:

--- Zitat von: Pedro am 15. Oktober 2014, 21:32:34 ---Ich wünsche euch allen einen schönen und interessanten Tag in Berlin -
beim nächsten mal möchte ich auf jeden Fall auch wieder mit dabei sein.

Soweit ist schon alles okay bei mir - ich denke, dass ich wieder meinen Weg gefunden habe ...

LG Pedro

--- Ende Zitat ---

Hallo Pedro,

gut wenn du fühlst auf dem richtigen, deinen Weg zu sein.

Freue mich auf ein Wiedersehen bei einem der nächsten Infotage.

Viele Grüße
krimi

Pedro:
Ich nehme nun seit 3. September eine wöchentliche Psychotherapie in Anspruch.
Meine Therapeutin war der Meinung, dass ich durch einen zu langen Krankenstand die Probleme nur verdrängen würde und so kehrte ich nach sechs Wochen auf meinen Arbeitsplatz zurück. Vorige Woche habe ich mich dann bei einer Therapieeinheit darüber beklagt, dass sich an meinem Umgang mit stressigen Arbeitsabläufen nichts geändert hätte. Andere Kollegen schieben schon seit Jahren eine "ruhige Kugel", aber mir dürfte man es sogar neidig sein dass ich nun einen Tag in der Woche von daheim aus arbeiten darf. Meine Psychotherapeutin meinte, dass ich nicht umhin kommen würde diese Mißstände aufzuzeigen statt sie hinunterzuschlucken - wir werden darüber noch in den nächsten Wochen öfters reden und ich werde versuchen ihren Rat ein wenig zu befolgen.

In meinem heutigen Posting möchte ich aber auch ein kurzes Resümee über die vergangenen Wochen ziehen ...

* Seit 10 Wochen nehme ich Psychotherapie in Anspruch - das ist okay für mich, auch wenn sich an meiner Psyche nicht viel verändert hat, aber ich glaube das wäre auch eine überzogene Erwartungshaltung ... Wir haben bisher schon Themen wie Kindheit, Schulzeit, Freunde, Familie, Kollegen und einiges mehr durchbesprochen.
* Der erste Psychiater - den ich wegen eines Gutachtens aufsuchte - wollte meine Antiepileptika "Levetiracetam" gegen Lamictal ersetzen. Als ich daheim die Nebenwirkungen dieses Präparats nachgelesen habe verweigerte ich diese Umstellung. Ich bin der Meinung, dass Levetiracetam nicht an meiner psychischen Instabilität schuld ist - da war schon zuvor eine Baustelle ...

* Der zweite Psychiater attestierte mir dann in einem Gutachten - wie schon zuvor in diesem Thread berichtet - ein depressives Syndrom und eine Persönlichkeitsstörung. Einen längeren Krankenstand würden seiner Meinung nach aber nur "Tachinierer" beanspruchen, außerdem solle ich "froh sein, dass ich kein Karzinom habe" (sondern ein atypisches Meningeom). Ist diese Aussage nicht doch etwas seltsam und kaltschnäuzig ...?

* Der dritte Psychiater - ich wollte einfach noch eine Meinung einholen - verschrieb mir dann Paroxat und Quetialan und riet mir zu einer sechswöchigen ambulanten psychosomatischen Rehabilitation in Wien. Die Medikamente gegen Schizophrenie und Depression habe ich noch nie eingenommen und über die Rehab will ich bei Bedarf nachdenken - meine Psychotherapeutin meinte dazu, sie "sei sich noch nicht sicher, ob ich dazu schon bereit wäre". Diese Aussage dürfte in Zusammenhang mit meiner Sozialphobie zu verstehen sein.

Fazit: Drei Psychiater aufgesucht, drei gänzlich verschiedene Sichtweisen erfahren - und ich werde alle drei Ärzte nicht mehr aufsuchen. Dass ich mit meinem sechswöchtigen Krankenstand in der Firma ein Zeichen setzen konnte, dass es mir doch nicht so gut geht war eine Fehleinschätzung - wer nicht pausenlos jammert ist im Auge von oberflächlichen und egoistischen Menschen gänzlich gesund. Die Psychotherapie war zumindest mal ein richtiger Schritt ...

LG Pedro

Bluebird:
Hallo Pedro,

ich wünsche Dir, dass Du mit Deiner Therapeutin den richtigen Zeitpunkt findest,
das anzusprechen, was am Arbeitsplatz nicht richtig läuft. Dazu muss man einigermaßen seelisch stabil und konfliktfähig sein. Ich glaube, in jedem Unternehmen, in jeder Behörde gibt es Mitarbeiter, die "Narrenfreiheit" haben, was Raucherpausen, Computerspielchen u. ä. betrifft, während andere immer noch einen Stapel Arbeit mehr drauf kriegen.

Deinen weiteren Eindruck kann ich nur bestätigen: wer nicht jammert, kriegt kein Mitgefühl.
Wenn ich - was selten vorkommt - Bekannten von meinem Meningeom berichte, wird mir direkt das Wort abgeschnitten "Du siehst doch gut und gesund aus..."
Du bist nicht allein mit diesen Erfahrungen. Du wirst lernen, sie zu akzeptieren.

Lass Dich nicht unterkriegen von Ungerechtigkeiten. Alles Gute weiterhin.

LG
Bluebird

Pedro:
Danke für deine Worte, Bluebird - wahrscheinlich liegt es wirklich daran, dass mein Verhalten zusehr darauf abzielt jedem Konflikt aus dem Wege zu gehen.

In den letzten Tagen habe ich wieder viel darüber nachgedacht, mit welch gleichgültigen Aussagen ich teilweise von der Ärzteschaft konfrontiert werde. Aber ich möchte den Medizinern auch keinen großen Vorwurf machen, denn es muss aus meiner Sicht schon ein Zusammenhang mit meinem Auftreten bestehen ...


* Ein Psychiater beschenigte mir ein depressives Syndrom und eine Persönlichkeitsstörung. Eine längere Auszeit wird als "tachinieren" gewertet, aber man wollte mich mit Antidepressiva ruhigstellen - denen ich mich nach einer Nachdenkphase verweigerte.

* Ein anderer Psychiater meint widerum - nachdem ich ihm von meiner Krankengeschichte erzähle -  ich solle halt froh sein dass ich kein Karzinom hätte (was ein Meningeom WHO Grad II auch nicht ist) und sieht kaum einen Handlungsbedarf - auch sehr einfühlsam ...

* Augenfachärzte sehen eine beidseitige Optikusatrophie, doch solange ich meinen Job in der IT-Branche (Bildschirmarbeit) noch halbwegs nachkommen könne wäre das nicht allzu schlimm.

* HNO Facharzt attetist Anosmie (Geruchs- und Geschmackverlust), doch das wäre nur dann ein Problem wenn ich als Koch arbeiten würde.

* NC möchte für die nächste OP den "bestmöglichen Zeitpunkt abwarten", da diese nicht risikoarm wäre. Es wird aber auch mein "klinisch äußerst guter Zustand und meine sehr gurte Lebensqualität" gelobt.

Versteht mich bitte nicht falsch. Es liegt mir, wie wohl auch allen anderen Betroffenen, völlig fern bedauert werden zu wollen. Aber irgendwie empfinde ich die Aussagen auch ein wenig so als ob es nur mehr darum ginge irgendwie zu funktionieren. Ich habe diese Dinge natürlich auch bei meiner Psychotherapeutin angesprochen, aber es ist ein längerer Prozess hier etwas zu bewegen. Heute werde ich beim Bundessozialamt in Wien einen Antrag auf Neufeststellung des GdB stellen, da mir dieser seinerzeit ohnehin nur befristet zuerkannt wurde.

LG Pedro

Bluebird:
Hallo Pedro,

ich bin psychologisch nicht geschult, kann Dir nur sagen, wie Du aufgrund Deiner Beiträge auf mich wirkst.
Du ziehst Dir jeden Schuh an, wie man so sagt, nimmst jede Aussage sehr persönlich.
Einerseits geht es in den Aussagen der Ärzte natürlich um Dich, andererseits weiß ich aber aus eigener Erfahrung, dass solche oder ähnliche Statements zugunsten der Interessen anderer Institutionen getroffen werden. Die Ärzte sehen die Fähigkeiten, die dem Patient verblieben sind und klammern bestehende Defizite aus, so lange sie die Erwerbsfähigkeit nicht grundsätzlich in Frage stellen. Wärst Du Koch, könntest Du ohne Geruchs- und Geschmackssinn den Beruf nicht mehr ausüben, Du wärst damit berufsunfähig und hättest Aussicht auf Umschulung.
Deine Sehbehinderung schränkt Dich sicher in Deiner Tätigkeit in der EDV ein. Hier setzt man darauf, dass Du in der jetzigen Situation Hilfsmittel in Anspruch nehmen kannst, spezielle Monitore z.B.
Was die Mediziner dabei völlig ausklammern, ist Deine Psyche. Die Einschränkungen, die Du hast, musst Du erst einmal verarbeiten und dann lernen, mit ihnen im Alltag zurecht zu kommen. Eine OP, die als risikoreich beschrieben wird, steht evtl. auch noch an. Da ist es eine Frechheit, Dich als unwillig, um nicht direkt zu sagen "faul" abzustempeln.
Gib nicht auf, setze Dein Vorhaben durch, eine Verschlechterung des Behinderungsgrades zu erwirken und erkläre den Ärzten im Gespräch genau, wie sich Deine Defizite im Alltag auswirken, mit welchen Hürden Du täglich zu kämpfen hast. Das ist kein Jammern, das ist Dein gutes Recht!

LG
Bluebird

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