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Emotionales Verhalten gegenüber Ärzten

<< < (17/19) > >>

Pedro:
Du hast bestimmr Recht, Bluebird -
es klingt beinahe wie ein Widerspruch, dass ich die Sachen einerseits sehr persönlich neme, andererseits aber dem Arzt gegenüber keinerlei Emptionen zeige. Egal was mir ein Arzt sagt, ich werde frühestens darüber nachzudenken beginnen wenn ich die Ordination verlassen habe.

Ich habe mich heute mit meiner Psychotherapeutin auch darüber unterhalten. Ich denke, dass es passieren kann dass man an einen Arzt gerät wo die zwischenmenschliche Chemie nicht passt. Wenn sich so etwas aber wiederholt sollte man die Ursache auch ein wenig bei sich selbst sehen.

Meine Psychotherapeutin - mit der ich wirklich eine gute Basis habe - hat mir zu dieser Sichtweise nicht widersprochen. Sie meinte, dass ich gegenüber Fremden beinahe die Amtssprache einsetzen würde und durch mein vermeintlich emotionsloses Auftreten würde ich auch keine Emotionen bei den Ärzten wecken. Einzelne Arzttermine habe ich zuletzt gemeinsam mit einem guten Freund wahrgenommen und dann versucht mögllichst wenig selbst zu sagen. An meinem Verhalten etwas nachhaltig zu ändern wird schwierig und falls überhaupt nur langfristig möglich sein ...

LG Pedro

Bluebird:
Ach Pedro, es muss nicht unbedingt richtig sein, was ich denke. Wenn die Psychotherapeutin sagt, dass eine Reaktion eine Gegenreaktion hervorruft, so stimmt das, wobei ich allerdings der Meinung bin, dass Ärzte es sich meist nicht zugestehen, Patienten auf der emotionalen Ebene zu begegnen. Sie haben gelernt, dem Patienten das Gefühl zu geben, verstanden zu werden, ohne dass sie das Leid der Patienten mit nach Hause nehmen. In Deinem "Problem" erkenne ich mich in gewisser Weise wieder. Ich bin auch eher "dienstlich", "amtlich " oder wie immer man das bezeichnen mag. Es dient dem Selbstschutz, denn da spielt die Befürchtung mit, dass man verletzt werden könnte, wenn man zu viel von sich preis gibt. Es stimmt doch: je mehr das Gegenüber erfährt, desto durchsichtiger wird man, besteht die Gefahr, dass alte Wunden aufgerissen werden.
Der Vertreter meines NCs versuchte mir im letzten Jahr eine Gefühlsregung zu entlocken, als er meinte "sie müssen doch Angst haben mit diesem Meningeom!" Daraufhin blockte ich total ab. Ich weiß nicht, ob er erwartet hatte, dass ich in Tränen ausbreche.
Kurz und knapp: wir fanden keinen gemeinsamen Nenner, die Chemie stimmte nicht.
Bei der Vielzahl von Patienten ist es nicht leicht für Ärzte, auf Anhieb zu erkennen, wie ein Patient reagiert.
Du bist wie Du bist, Deine Lebenserfahrung hat Dich geformt, da kannst Du nicht plötzlich über Deinen Schatten springen und gegen Deine Natur handeln. Es wird ein längerer Weg, den Du gemeinsam mit Deiner Psychotherapeutin gehen willst, ein hartes Stück Arbeit. Du kannst es aber schaffen, weil Du es willst.

LG
Bluebird

Pedro:
Liebe Leute,

Ich möchte mich mal gerne kurz bei euch melden. Das nächste MRT habe ich am 1.4. und die Befunde werden am 14.4. mit dem NC besprochen. Nachdem sich meine Sehstörungen nicht merklich verschlechtert haben bin ich zuversichtlich, dass die nächste OP doch noch etwas auf sich warten lassen wird. Am 15.4. bin ich beim EEG und am 22.4. beim Neurologen.

Die berufliche Situation in der IT Branche hat sich aber im letzten Jahr immer weiter zugespitzt. Ich wollte es mir lange Zeit nicht eingestehen, dass es eigentlich zur Qual geworden war - aber eine innere Unruhe, Kopfschmerzen, Konzentrations- und Sehstörungen setzten mir immer mehr zu. Immer öfter musste ich das Bürogebäude für eine kurze Zeit verlassen, da ich dem Lärm nicht mehr standhielt. Ein Krankenstand im Herbst vorigen Jahres änderte daran nicht viel, doch bescheinigte mir ein Psychiater eine "rezidivierende, depressive Störung", sowie Affektdissoziation und eine Persönlichkeitsstörung.

In den wöchentlichen Gesprächen mit meiner Psychotherapeutin war dies natürlich auch immer ein Thema. Ende vorigen Jahres brachte ich auf Anraten von Freunden bei der Sozialversicherung in Wien einen Antrag auf Berufsunfähigkeitspension ein. Nach entsprechenden Begutachtungen wurde mir diese gewährt und ich werde sie ab 1.4. in Anspruch nehmen. Es war mir alles andere als leicht gefallen das Berufsleben nach mehr als 25 Jahren zu beenden, doch ich sah dann ein dass es sieben Jahre nach der Erstdiagnose notwendig war neue Wege zu bestreiten. Ich hadere noch immer etwas damit, dass mir andere - nicht Betroffene - den Abstand vom stressigen Büroalltag neidig sein könnten. Auch wenn dieser Gedanke etwas absurd ist kann man sich solcher Eindrücke manchmal nicht ganz erwähren.

Es mangelt mir aber bestimmt nicht an Ideen für meinen neuen Lebensabschnitt abseits der IT und ich sehe ihm mit großer Zuversicht entgegen.

LG Pedro


krimi:
Lieber Pedro,

die Berufsunfähigkeitspension zu beantragen hast du nach einiger Überlegung getroffen. Diesen Schritt zu gehen ist nicht leicht, aber du wirst sehen, dass Ruhe in dein Leben kommt.
Ich musste diesen Weg auch gehen. Unsere Krankheit ist damit nicht weg, aber der Druck seinen Stand im Beruf halten zu können ist nicht mehr da.
Der Berufsalltag ist sehr stressig geworden. Die Anforderungen immer höher.

Ich wünsche dir für diesen weiteren, neuen Weg alles Gute.

Liebe Grüße
krimi

Pedro:
Vielen DANK für deine Worte, liebe krimi.
Ich bin seit Mitte Februar im Krankenstand und mein Dienstverhältnis endet mit 31. März. Gestern war ich wegen einiger Formalitäten noch ein letztes mal in der Firma - nach gut einer halben Stunde war alles erledigt ...

Auch wenn ich hinter meiner Entscheidung 100%ig stehe tue ich mir noch schwer allzu offen darüber zu sprechen. Vielleicht rede ich mir auch nur ein, dass ich vereinzelt von Neidern umgeben bin und es sind in Wahrheit nur unüberlegte Aussagen. Etwa dass alle anderen schließlich auch Kopfschmerzen hätten oder - wie ich kürzlich zu hören bekam - nur für Berufstätige ein Wochenende bevorstehen würde.

Wenn du nach Würzburg kommen kannst freue ich mich schon sehr auf ein Wiedersehen ...  :)

LG Pedro

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