Ich möchte euch kurz erzählen, was sich zuletzt bei mir getan hat ...
Nach sechs Wochen Krankenstand bin ich heute an meinen Arbeitsplatz in der IT-Branche zurückgekehrt. Zumindest zwei gute Freunde von mir sehen diesen Schritt sehr skeptisch, weil sie meinen dass mir die bisher gesetzten Schritte nichts gebracht hätten. Das ist schon auch richtig, weil ich aus der Psychotherapie noch keinen persönlichen Nutzen ziehen konnte und gleichbleibend unausgeglichen, gereizt und verschlossen bin.
Wie ich es von mir nicht anders erwartet hatte stürzte ich mich heute jedenfalls gleich in die gewohnten Arbeitsabläufe, sodaß mein Teamleiter mich schon darauf hinwies die Sache etwas ruhiger anzugehen. Ich hatte bestimmt keinerlei Druck von seiten meines Dienstgebers den Krankenstand rasch zu beenden - es war mein freier Entschluß, der aber auch ein wenig aus vorangegangenen Arztgesprächen resultierte.
So meinte meine Hausärztin, die zugleich auch meine Psychotherapeutin ist, zulezt dass sie "sich nicht sicher sei ob mir der Krankenstand gut tue". Diese Aussage habe ich schon ein wenig verstanden, da sich in der Zeit daheim eine zunehmende Antriebslosigkeit und ein sozialer Rückzug bemerkbar machte, von dem ich ihr auch erzählte. So vereinbarten wir also vorige Woche, dass ich mit 13.10. in den Job zurückkehren soll, die Psychotherapie aber weiterlaufen wird.
Während der erste Psychiater den ich aufsuchte mir sehr rasch Antidepressiva nahelegen wollte, denen ich mich widersetzte, stellte der zweite Psychiater nach einem zweistündigen Gespräch ein Gutachten über eine "rezidivierende depressive Störung in einer gegenwärtig schweren Episode" und eine "ängstliche und selbstunsichere Persönlichkeitsstörung" aus und wollte auf eine medikamentöse Behandlung verzichten. In dem Krankenstand sah der Psychiater aber keinen Sinn, da ich mich den Problemen im Berufsleben stellen solle. Als ich nachfragte warum manch andere Menschen aufgrund psychischer Erschöpfung länger daheim bleiben würden bekam ich zu hören, dass es sich dabei möglicherweise um "Tachinierer" (!) handeln würde. Auch meine Psychotherapeutin meinte, dass in meinem Fall keinesfalls ein Burn Out vorliegen könne, da ich sonst nicht das Begräbnis meiner Oma organisieren hätte können. Dass ich dies als ihr nähester und fast einziger Angehöriger tun konnte begründe ich eher mit Verantwortungsgefühl - oder hätte ich diesen Schritt um zwei Monate verschieben sollen ...?
Ich hatte ja nie einen längeren Krankenstand angedacht - anfangs ging ich davon aus, dass es maximal vier Wochen werden könnten und nun sind sechs Wochen daraus geworden. Dass dabei keine Wunder geschehen war schon auch klar - egal wieviele Wochen es gewesen wären. Ich bereue keinen der von mir gesetzten Schritte, bin aber dennoch unschlüssig ob ich am richtigen Weg bin und die notwendige Unterstützung erhalte.
LG Pedro