HirnTumor-Forum

Autor Thema: Epidermoidzyste Vorst. Faniefie ( Betroffene)  (Gelesen 15561 mal)

Offline Faniefie

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Epidermoidzyste Vorst. Faniefie ( Betroffene)
« am: 17. Januar 2014, 17:18:33 »
Hallo zusammen,hallo Himmelblau,
Mein Name ist Steffi,ich komme aus Rheinland Pfalz und wurde am 05.06.13 am Kleinhirn von einer Epydermoidzyste operativ befreit.zu diesem Zeitpunkt war ich 28 Jahre jung.
Durch Zufall wurde auch bei mir dieser Tumor festgestellt.
Dank meines Berufes Hörgeräteakustikerin wurde ich nach 5 Jahren des Tragens einer Hörhilfe mit ständiger Verschlechterung aufmerksam das etwas nicht stimmen kann.
Mein HNO Arzt schickte mich sofort zum MRT.
Ständiges Kopfweh,Schwindel und allgemeines schlecht fühlen hatte ich schon 2 Jahre lang und war schon fast normal für mich.
Nach dem MRT stand die Diagnose schnell fest...."epydermoidzyste ".
Man schickte mich sofort in die UNI Klinik Homburg.
Dort angekommen wurde mir Cortison gegeben da ich so dermaßen fertig war und durch den Stress dieses "Ding" enorm angeschwollen war.Auf den Bildern sah man(vor der Einweisung ) einen Tumor mit 3,5 cm Durchmesser.
Nach einer Woche dort und vielen vielen psychologischen Gesprächen wurde ich nun  4,5 Std operiert.
Nach der OP konnte ich am 2 Tag wieder laufen und war auch nach 6 Tagen entlassen worden.
Noch heute nach 7 Monaten ist mein Leben eine Qual.
Mir geht es psychisch sehr sehr schlecht.steh ständig unter Strom und bin mit den Nerven am Ende.
Eine ReHa oder Kur beantragte mir mein Arzt nicht(sowas brauch ich nicht) hab jetzt den Arzt gewechselt und Hofe das er mir mit meinem "Problem" helfen kann.nun hab ich seit der pö auch noch Dauer Rücken und Nacken Probleme die mir immer wieder Schwindel bereiten :-(
Ich bin Gott froh in meiner Firma so viel Verständnis zu haben das ich im Dezember gar nicht arbeiten war.durch meine Psyche war ich Dauer krank.schleppte mich von einer Erkältung in die andere.
Ja das ist bis zum heutigen Punkt meine Geschichte.
Ich hoffe allen anderen Betroffenen geht es nicht so schlecht wie mir.

Danke fürs zuhören
Liebe Grüße Steffi

Ps: sorry für Schreibfehler oder Groß und kleinschreibfehler. hab beim schreiben meine Gefühle los gelassen und mein I-Pad is nun nass vor lauter tränen :-(


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Moderatorenkommentar: Auf Bitten von unserem Mitglied KaSy habe ich den Beitrag von Faniefie abgetrennt. Er war hier eingebaut. Die nachfolgenden Kommentare beziehen sich z.T. auch auf den Beitrag von Himmelblau. KN
« Letzte Änderung: 21. Januar 2014, 11:04:35 von KarlNapf »

Offline KaSy

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Re:Epidermoidzyste Erfahrungsbericht Vorst. Himmelblau ( Betroffene)
« Antwort #1 am: 19. Januar 2014, 23:00:43 »
Liebe himmelblau, liebe Faniefie,

ich finde es sehr gut, dass Ihr Euch hier äußert, auch wenn und gerade weil ihr nach der OP derartige Schwierigkeiten habt, mit dem Leben wieder zurecht zu kommen.

So wie es himmelblau schrieb:
Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass ich mit dem, wie es mir gerade geht, nicht alleine bin, das erleichtert mich sehr.
sehen es auch viele viele andere Betroffene und solche Beiträge sind für sie sehr sehr wichtig.
Wer hat sich denn schon vor seiner eigenen Diagnose mit dem Thema "Hirntumor" beschäftigt? Damit kam man kaum in Berührung und wenn es doch einen Bekannten traf, dann war man irgendwie zurückhaltend, weil man nicht wusste, wie man mit einem solchen Menschen redet, ohne ihn zu verletzen, ohne sein Mitleid rüberzubringen, man vermied es möglichst. Selbst hier im Forum trauen sich viele nicht, sich persönlich über sich zu äußern. Aber sie lesen alles und es tut ihnen gut.  


Ihr Beide habt Eure OP nach Eurer Meinung schon sooo lange hinter Euch:
Bei mir sind jetzt ca. vier Monate vergangen, bei dir sind es sieben, und auch wenn es mich nervt, bin ich mir relativ sicher, dass solche Reaktionen der Psyche wahrscheinlich doch ein Stück weit normal sind.
Das mag Euch lange erscheinen, ist es aber nicht.
Ihr und wir Betroffenen haben keinen Schnupfen und auch keinen Beinbruch und auch keine Blinddarm-OP hinter uns, sondern unser lebenswichtigstes Organ, das Gehirn, war erkrankt und es heilt nicht so wie der Schnupfen, das gebrochene Bein oder ...
Das Krankhafte - der Tumor - wurde mehr oder weniger entfernt. Aber im Gegensatz zum Blinddarm, ohne den die Verdauungsorgane trotzdem wie vorher arbeiten, bleibt im Gehirn etwas zurück, eine Narbe, eine Leerstelle, ... generell wurde das Gehirn in seiner Aufgabenerfüllung gestört.
Mit dem Tumor konnte es sich eine Weile arrangieren, was aber nicht lange gut gegangen wäre.
Mit dem Eingriff von außen war das Gehirn sehr überfordert. Auch wenn das nur an einer Stelle stattfand und die Neurochirurgen glücklich äußerten, dass alles raus sei.

Stellt Euch vor, Ihr seid ein Gehirn und nun tretet Ihr mit dem Fuß in einen rostigen Nagel.
Da reagiert der ganze Körper. Ihr könnt nicht einfach weitermachen wie bisher und studieren oder mit den Kindern spielen. Und auch wenn der raus-operiert wurde - es dauert, bis der gesamte Mensch wieder ohne Beschwerden auftreten kann.

Der Tumor im Gehirn betrifft immer auch das Gesamtgehirn, also auch den Sitz der Psyche.
Allzuoft wird man von der Freude der Ärzte über die gelungene OP angesteckt, auch davon, dass man ja nach nur zwei Tagen laufen und nach einer Woche nach Hause durfte. Damit das Gehirn wieder einigermaßen normal arbeitet, braucht es bei vielen weit mehr als ein Jahr. Man kann eher versuchen, sich wieder langsam an den Arbeitsprozess oder an das Studium zu wagen, aber garantiert klappt es bei den allerwenigsten gleich mit Vollzeit. Dazu gibt es ja die schrittweise Wiedereingliederung.


Himmelblau hat diese Erfahrung gemacht und ihren Weg gefunden:
Dass ich kaum etwas schaffen konnte in der Zeit, hat auf jeden Fall an mir gefressen ...
...
Dass es mir nach der erfolgreichen OP jetzt wieder schlechter geht und ich mich wie damals schnell überfordert fühle, stört mich gewaltig.
...
Ich persönlich habe mich dazu entschlossen nochmal meine Therapeutin aufzusuchen
...
Ich glaube, es ist immer ganz wichtig, die aktuelle Situation zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen. Da ich leider nicht immer weiß, wie ich das anstellen soll, hole ich mir Hilfe.
Und das ist der richtige Weg, der hier im Forum vielen Betroffenen und auch Angehörigen empfohlen wird. Holt Euch Hilfe bei Fachärzten. Holt Euch psychotherapeutische Hilfe.


Das eigene Gehirn kann nicht verstehen, was mit ihm passiert, insbesondere wenn nach der Diagnose bald gehandelt werden muss.

Und genau deshalb benötigt jeder nach einer Operation am Gehirn eine REHA, auch wenn er keine organischen oder neurologischen Ausfälle hat. Man braucht die Zeit, um mit sich selbst klarzukommen. Und man braucht den Anschub, um nach der enormen körperlichen Belastung durch eine OP am Kopf mit köperlichem Training wieder nach und nach fit zu werden.



Ich selbst bin durch viele psychische Höhen und Tiefen gegangen, die ich mir nicht, z.T. nie erklären konnte. Mein Psychotherapeut versteht zwar nicht so sehr viel von Hirntumoren, aber von der gestörten Psyche, die bei mir durch Meningeome vier Mal heftigst gestört wurde. Viele Augen-OP (durch einen Unfall verursachter Dauerschaden) kamen erschwerend hinzu. Er hat mir auf indirekte Art, durch Denkanstöße, durch einhakende Fragen geholfen, hat mich zum Nachdenken über mich selbst gebracht. Das ist schwer, es tut weh, harte Arbeit ist das, sich selbst infrage zu stellen. Aber es bringt etwas zuwege. Irgendwann habe ich eingesehen, dass ich nicht hundertprozentig wie vorher werde, dass ich aber mit diesem mehr oder weniger veränderten Gehirn auch leben kann und als ich das akzeptiert hatte, dann hatte ich auch bald festgestellt, dass ich auch gut damit leben kann. Das aber dauerte seine Zeit, die nicht in Tagen oder Wochen und oft nicht mal in Monaten gemessen wird.    


Ich wünsche Euch sehr, dass Du, himmelblau, Deinen schwer erarbeiteten Weg gehen wirst und dass Faniefie auch den Weg zur Hilfe und die Geduld findet. Ihr wollt leben und Ihr werdet wieder gut leben. Enie_ledam, eines der jüngeren "Kücken" hier, geht auch einen schweren Weg. Sie setzt sich Ziele und muss Rückschläge ertragen. Aber aufgeben - nein!

Ich wünsche Euch alles Gute!
KaSy
« Letzte Änderung: 19. Januar 2014, 23:35:02 von KaSy »
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline Tschilli

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Re:Epidermoidzyste Erfahrungsbericht Vorst. Himmelblau ( Betroffene)
« Antwort #2 am: 20. Januar 2014, 12:23:56 »
Hallo himmelblau, Hallo Faniefie,
(oder spricht man eher mit den Originalnamen an - kenn mich im Forum-Knigge noch nicht so aus  ::) )

ich habe eure Postings hier im Forum verfolgt und würde mich gerne mit euch austauschen - auch wenn wir noch ganz am Anfang unserer Geschichte stehen... Es geht um meine Tochter (12 Jahre). Sie hat ein Epidermoid im 4. Ventrikel, welches ca 1/3 des Raumes einnimmt.
Da sie Symptome (starke Kopfschmerzen, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen usw.) hatte, wurde Ende November 2013 ein MRT veranlasst - es war in ihrem Fall also kein Zufallsbefund.

Wir stehen nun vor der grundsätzlichen Entscheidung OP ja oder nein (aktuell wollen wir allerdings das Kontroll-MRT im Mai abwarten - aber das ist ja auch "nur" ein zeitlich begrenzter Aufschub).

Was ich euch so gerne fragen möchte:
Verstehe ich das richtig, nach gelungener OP und offensichtlich auch flotter Entlassung aus dem Krankenhaus, kamen bei euch die Probleme, Beeinträchtigungen und Frustmomente sozusagen verspätet? War der Alltag mit dem Epidermoid unkomplizierter, nicht so entbehrungsreich? Soll heißen: "bereut" ihr den Entschluss zur OP? Ich hoffe ich drücke mich nicht gar zu unbeholfen aus *zweifel*

Ich stelle mir für meine Tochter die Frage immer und immer wieder...
Ist es jetzt der richtig Zeitpunkt? Klar hat sie Einschränkungen, die derzeit aber nur tageweise zum Tragen kommen. Der Leidensdruck ist noch nicht am Limit. Sie ist lebenslustig, geht meist zu Schule, trifft ihre Freunde - man sieht es ihr nicht an, dass da was im Kopf ist, was da nicht hingehört. Bleibt das nach einer (gelungenen) OP so???

KaSy schreibt das ja sehr anschaulich und nachvollziehbar, dass das Gehirn Störungen von außen nicht toll findet...

Laut den NC würden sie die OP vom Genick ausgehend, zwischen dem Kleinhirn hindurch, in den 4. Ventrikel durchführen. Das Kleinhirn müsste dabei etwas zur Seite rutschen - ob es das so gut findet? Ich habe meine Zweifel! Angeblich würden die zu erwartenden motorischen Probleme bei Entlassung aus dem KH verschwunden sein... Es ist mir schon klar, dass es dafür keine Garantie gibt...

Würde mich sehr über eine Einschätzung von eurer Seite freuen. Wir kommen einfach nicht weiter.
Die Stimmung ist allerdings noch sehr gut - wollte ich nur dazu gesagt haben ;-)


So, jetzt ging's die ganze zeit um mich.
Ich wünsche EUCH von Herzen Kraft, Zuversicht und - was man wohl auch dringend braucht, ich aber auch wenig bis gar nicht habe, Geduld!
Habt lieben Dank für's zuhören,
Eure Tschilli

PS: ich habe auch schon unter http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,9141.0.html   etwas über unsere Situation geschrieben. Wollte ich nur der Vollständigkeit halber erwähnen.

Offline krimi

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Re:Epidermoidzyste Erfahrungsbericht Vorst. Himmelblau ( Betroffene)
« Antwort #3 am: 20. Januar 2014, 23:26:24 »
Hallo himmelblau,

du fragst danach, ob wir von den Ärzten darüber aufgeklärt wurden, dass wir nach der OP nicht mehr so empfinden, nicht mehr so belastbar sein würden wie vorher.
Hallo ihr Lieben,
...
Aber mich würde auch interessieren, was euch eure Hausärzte, Neurologen und Psychologen zu dem Thema, jetzt ganz grob zusammen gefasst: "ich bin nicht mehr die/der Gleiche", gesagt haben. Und seit ihr vor der OP über solche möglichen Komplikationen aufgeklärt worden?
Liebe Grüße und gute Besserung an alle!

himmelblau

Nun, das ist in der Regel nicht der Fall. Die Ärzte sind eher der Meinung, dass es uns gut gehen würde. Hängt natürlich auch von der Art des Tumors ab.

Dass wir uns verändert haben ist ohne Frage. Es ist etwas was wir alle gemeinsam haben, in den unterschiedlichsten Wahrnehmungen.

Dazu hatten wir schon einmal unsere Gefühle aufgeschrieben. http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,7627.0.html

LG krimi
Wer einen Platz im Herzen eines Menschen hat, ist nie allein.
______________

http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline KaSy

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Re:Epidermoidzyste Erfahrungsbericht Vorst. Himmelblau ( Betroffene)
« Antwort #4 am: 21. Januar 2014, 02:20:37 »
Liebe Tschilli,
ich möchte himmelblau zustimmen, was sie zum OP-Zeitpunkt sagt:

(tatsächliches Datum: 20.01.2014; 17:01 Uhr; KaSy)
Was den Zeitpunkt der OP angeht, muss ich ganz ehrlich gestehen, und dies ist nun meine Meinung zu dem Thema, ich würde den Tumor schon in der nächsten Zeit operieren lassen. Eine Epidermoidzyste wächst zwar langsam, aber sie wächst. Und wenn eure Tochter jetzt schon neurologische Symptome zeigt, dann würde ich lieber zügig aber bedacht handeln und es nicht darauf ankommen lassen, dass die Raumforderung noch mehr Defizite auslöst. Aber: Ich bin kein Facharzt!

Sobald der Betroffene bemerkt, dass ein Tumor im Kopf ist, weil es irgendwelche Anzeichen oder Ausfälle gibt, dann ist dieser Tumor bereits sehr lange gewachsen.
Während seines Wachstums hatte ihm das Gehirn zunächst noch Platz machen können. Nun ist es aber bereits so weit, dass der Tumor die Arbeit des Gehirns behindert. Er ist unmittelbar an oder bereits in den Strukturen, die er behindert.

Für Euch bzw. Eure Tochter bedeutet es zur Zeit: Na, damit kommen wir noch klar. Erst wenn es schlimmer wird, dann lassen wir ihn operieren. Wer weiß, was danach ist.

Aber denkt bitte auch mal aus der Sicht der Ärzte, von denen Ihr erwartet, dass sie Eurer Tochter helfen werden. Je kleiner ein Tumor ist und je weniger er bemerkt wurde, um so besser lässt er sich operieren und um so geringer werden die postoperativen Folgen sein.

Ich meine, dass jetzt bereits eine Situation besteht, die es für die Neurochirurgen kompliziert macht, eben weil bereits Strukturen gestört, deutlich verdrängt wurden. Das erschwert auch jetzt schon die Wiedererlangung der verlorenen einzelnen Fähigkeiten nach der OP.

Der Tumor wächst! Und er hat keinen Platz zum Wachsen im Kopf. Da ist nun mal das Gehirn und der Schädel im Weg. Und er stößt bereits an die "Wände".

Die beschriebenen Einschränkungen werden zunehmen. Deine Tochter wird also mehr leiden müssen. Und Ihr habt das (sehr zweifelhafte) "Glück", die Ursache zu kennen und auch einen Weg zu kennen, der im Interesse Deines Mädchens eingeschlagen werden kann - und wird.  

Ich nehme doch an, dass sie über den Tumor Bescheid weiß.
Und ich gehe davon aus, dass Ihr einen fachlich versierten Kinderneurochirurgen aufgesucht habt, der mit ihr alles (nicht "Für und Wider", sondern:) "Für jetzt" und "Für später" besprochen und ihre und Deine Fragen beantwortet hat.
Geht diesen Weg in eine Kinderspezialklinik!
Und lasst Euer Mädchen mit entscheiden.

Ihr werdet um die OP nicht herum kommen.


Ich selbst kann nicht über diese Art Tumor sprechen.
- Aber ich hatte 1995 ein Meningeom WHO I und habe nach einem halben Jahr mit einer halbjährigen Wiedereinarbeitung begonnen und etwa noch mal ein Jahr später hatte ich selbst das Gefühl, dass alles wieder so geht wie vorher.
- 1999 hatte ich an derselben Stelle ein WHO III - Meningeom, das operiert und zusätzlich bestrahlt werden musste. Es gab danach deutliche kognitive Störungen, die enorm lange anhielten, sich aber austricksen lassen. Die Belastbarkeit war geringer geworden. Ein halbes Jahr nach Bestrahlungsende begann ich mit der Wiedereinarbeitung und auch diesmal klappte es ähnlich wie beim ersten Mal. Nur die Psyche war "beleidigt". Aber da half nach verschiedenen Psychomedikamenten der Sport und alles war ziemlich gut.
- 2007 erwischte es mich noch einmal mit einem WHO III-er. Die Psyche wollte nicht mehr, die Belastungen hielt ich schwer aus. Ein Unfallschaden erforderte auch noch einige OP. Ich schaffte die Arbeit trotzdem recht gut. War im Sommer 2011 stolz auf mich, wie gut es mir wieder gelang.
- Im Sommer 2011 gleich 2 Meningeome WHO III, eines wurde nach der Doppel-OP nachbestrahlt. Das war dann doch das Aus für den Beruf.

Meine Kinder waren 1995 10; 12 und 14 Jahre und ich habe sie seit 1993 allein erzogen. Alle sind zu prima Menschen geworden und jedes lebt mit einem guten Partner und hat ein Kind gezeugt, Nr. 3 ist noch im Bäuchlein.

Man kann also auch nach einer solchen Gesamt-Katastrophe leben.

Ich hatte allerdings das "Glück", dass die Meningeome jedes mal auch den Schädelknochen nach außen schoben, so dass ich sie ohne Ausfälle bemerkte. Und ich hatte einen Neurochirurgen, der mir klar sagte, dass man nach einer OP am Kopf mit einem halben Jahr Auszeit rechnen muss. Die wenigsten schaffen es früher, ohne selbst Schaden zu nehmen. Die letzten Tumoren waren klein entdeckt worden, bevor sie das Gehirn beeinträchtigen konnten.

Meine Krankheitsstory bestätigt also nicht das, was himmelblau schreibt:
Was in eurem Fall aber wirklich positiv zu sehen ist, ist dass der Tumor gutartig ist.
Auch so genannte gutartige Tumoren wachsen und haben sie keinen Platz mehr, führen sie nach immer mehr werdenden Ausfällen zu einem langsamen Tod.

Eigentlich ist das das "Gute" an Hirntumoren. Es steht nie die Frage, ob der Tumor raus muss.


Gönnt Eurer Tochter ein langes Leben ohne Tumorverursachte Einschränkungen.
Ich verstehe es als Mutter sehr sehr gut, dass Ihr die lange Zeit nach der OP befürchtet und es ist so. Aber diese Zeit geht vorbei und wenn es Jahre dauert. Aber Ihr werdet es Euch nicht verzeihen, wenn der Tumor so groß wird, dass die Folgeschäden irreparabel sind.

Probleme während der OP können auftreten. Aber sie werden mit einem zu langen Warten nicht weniger wahrscheinlich. Vertraut den Ärzten und Eurem Gefühl.

Ich wünsche Euch alles Gute!!
KaSy
    



« Letzte Änderung: 22. Januar 2014, 11:15:24 von KaSy »
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline Tschilli

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Re:Epidermoidzyste Vorst. Faniefie ( Betroffene)
« Antwort #5 am: 21. Januar 2014, 13:15:09 »
Ihr Lieben,
ganz herzlichen Dank für eure Antworten! Eure Einschätzung "von außen" tut gut und wir beziehen alles mit in unsere Überlegungen ein.
Wir wissen auch, dass wir uns sehr glücklich schätzen können, in der Lage zu sein, überlegen zu dürfen ob OP ja oder nein.

Ich habe einen laaaaaaangen Text an euch "vorbereitet". Habe soooo viel zu erzählen.  ;D
Weiß nicht, ob das hier für's Forum (vorallem da es ja eigentlich in diesem Thread um dich, himmelblau geht) nicht zu lang ist... ::)

Was meint ihr? Lieber als PN? Hier als Antwort? Oder zurück zu meinem begonnenen Thread?
Es ist halt nicht allgemeingültig, vom Inhalt her, sondern ganz speziell nur unsere Situation und unsere Überlegungen...
Stell mich etwas kompliziert an - sooooorry  ;)

Dennoch, die aller aller besten Grüße von Tschilli

Offline himmelblau

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Re:Epidermoidzyste Vorst. Faniefie ( Betroffene)
« Antwort #6 am: 21. Januar 2014, 13:48:06 »
Liebe Tschilli,

schreib sehr gerne deine Geschichte!

Offline krimi

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Re:Epidermoidzyste Vorst. Faniefie ( Betroffene)
« Antwort #7 am: 21. Januar 2014, 15:44:53 »
Hallo Tschilli,

schreibe deine Geschichte doch der Übersichthalber in deinem Thread.
Es vermischt sich in diesem Thread so viel.

Auch unser Moderator Karl Napf hat schon Beiträge abgetrennt, weil sich vieles einfach vermischt, der Zusammenhang der einzelnen Geschichten verloren geht.
Dafür macht doch jeder einen Thread zu seiner eigenen Geschichte auf.

Das wäre sehr nett von dir.

Danke!
krimi
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http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline himmelblau

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Re:Epidermoidzyste Vorst. Faniefie ( Betroffene)
« Antwort #8 am: 23. Januar 2014, 01:42:32 »
Hallo ihr Lieben,

hier noch ein kleiner Nachtrag von mir. Ich hatte diesen Beitrag bereits schon in ähnlicher Form gepostet und dann wieder gelöscht, weil ich niemandem zu nahe treten wollte, aber da es das Ziel meiner Anmeldung hier war, Patienten mit einer Epidermoidzyste Mut zu machen, stelle ich ihn doch wieder ein… Was für ein hin und her…

So wie es in KaSys Beitrag herüberkommt, hat es den Anschein, als das ich gesagt hätte, gutartig = muss nicht operiert werden:
Zitat von: himmelblau
„Was in eurem Fall aber wirklich positiv zu sehen ist, ist dass der Tumor gutartig ist.“
 
Antwort: Auch so genannte gutartige Tumoren wachsen und haben sie keinen Platz mehr, führen sie nach immer mehr werdenden Ausfällen zu einem langsamen Tod.


Ein paar Zeilen zuvor hatte ich bereits geschrieben, dass man eigentlich nicht um die OP bei einer Epidermoidzyste herum kommt, das wollte ich noch schnell gerade rücken. Ich muss aber auch ehrlich gestehen, dass es für mich schon einen Unterschied zwischen den Begebenheiten gibt, die ein gutartiger oder ein bösartiger Tumor mit sich bringen, aber das liegt natürlich auch im Auge des Betrachters.

Dass man sich hier austauschen kann, finde ich super. Und ich bin auch wirklich erleichtert zu lesen, dass ich mit meinen Problemen nicht alleine da stehe. Mir hat es auch sehr geholfen zu lesen, dass ein Gehirn einfach Zeit braucht, um alles, was passiert ist, zu verarbeiten und das leuchtet mir auch vollkommen ein. Was mich allerdings ein bisschen stört, ist, und das ist jetzt wieder nur mein persönliches Empfinden, dass ich das Gefühl bekomme, dass einige Probleme pauschalisiert werden und davon möchte ich mich ganz klar distanzieren.

Ich persönlich bin nach wie vor der Meinung, dass man jeden einzelnen Patienten differenziert betrachten muss und möchte jetzt nochmal etwas aufgreifen, was ich in meinen eigentlichen Thread schon geschrieben hatte. Es sollte bei Diskussionen berücksichtigt werden, welche Art von Tumor man hat, wo er sitzt und mit welcher Methode operiert wurde. Man sollte dahinter schauen, ob der Tumor mit Hirngewebe oder Nervensträngen verklebt war/ist oder nicht. Schauen, ob es zusätzliche Bestrahlungen nach der OP gab, welche Vorerkrankungen jemand hatte oder welche Dispositionen von der z.B. Persönlichkeit vorhanden sind etc..  Ich habe hier im Forum auch Beiträge gelesen, bei denen genau so etwas hinterfragt wurde, aber innerhalb dieses Verlaufs hat es mir gefehlt.

Meine Sorge ist etwas, dass Betroffene, die sich informieren wollen, nicht nur über die Möglichkeiten eines Folgeschadens aufklärt werden, sondern auch zusätzliche Angst bekommen, weil vermittelt wird, dass es bei allen immer lange dauern muss und das sehe ich nicht so. Dass der Körper und auch das Gehirn, so wie KaSy es schreibt, Zeit brauchen, um sich zu regenerieren, dass möchte ich nochmal unterstreichen. Aber dass Folgeschäden lange oder ein Leben lang  bleiben, das muss nicht unbedingt eintreten und diese Meinung möchte ich einfach nochmal ganz klar äußern. Jeder Patient schreibt seine eigene Geschichte und diese kann auch positiv sein. Das soll jetzt aber auch nicht heißen, dass die Geschichten, bei denen jeder das Beste aus seiner Situation macht, nicht positiv sind, ganz im Gegenteil! Leider ist es glaube ich auch einfach nur so, dass die Betroffenen, die nach der Operation keine Probleme haben, sich einfach nicht in einem Forum anmelden.


Liebe Grüße,

himmelblau
« Letzte Änderung: 23. Januar 2014, 01:49:08 von himmelblau »

Offline jannopeter

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Re:Epidermoidzyste Vorst. Faniefie ( Betroffene)
« Antwort #9 am: 23. Januar 2014, 07:59:00 »
Liebe Himmelblau,
ich gebe Dir absolut recht. Jede OP ist anders - muss anders sein - und ergibt somit unterschiedliche Folgen. Diese genaue Abwägung aller Aspekte, wie du sie beschrieben hast macht Sinn; ist aber hier im Forum nicht leistbar. Sollte auch eher mit fachlich adäquaten Ärzten besprochen werden.

Dein letzter Absatz gefällt mir, wir wollen hier unter anderm Mut machen. Natürlich melden sich in so einem Forum oft die Personen, die Probleme haben. Die anderen haben dazu ja keine Veranlassung. Darum an dieser Stelle: meine Tochter hatte zwei große Tumore einer im Kleinhirn, einer auf der Sehrinde. Beide konnten vollständig entfernt werden und sie hat keine Beeinträchtigungen behalten. Weder körperlich noch neurologisch. Sie besucht weiterhin das Gymnasium und kommt mit guten bzw sehr guten Noten nach Hause. Darum bin auch ich der Meinung - lieber operieren solange der Tumor möglichst klein ist, als zu lange warten und dann evt. in einer Not-OP mit falschen, unvorbereiteten Ärzten zu stehen/liegen.

Ich kenne leider auch die andere Seite. Der Tumor meines Sohnes - wohlgemerkt beide Kinder hatten/haben einen Glioblastom - konnte nicht vollständig entfernt werden, da er rings um den Sehnerv lag. Und er hat einen einseitigen kompletten Gesichtsfeldausfall behalten. Wir hatten leider nie die Wahl ob wir operieren wollen oder nicht. Das war einerseits ein Segen, weil uns so diese Entscheidung erspart wurde, andererseits hätte ich gerne die Wahl gehabt...

Wägt ab, was in der jeweiligen Situation sinnvoll/möglich ist. Glaubt an die Fähigkeit der Ärzte - seht in ihnen aber keine Götter in weiß. Hinterfragt darum auch deren Meinung, holt euch eine Zweitmeinung ein. Und dann: trefft eine Entscheidung. Wir haben uns bewusst drei Monate vor dem Tod meines Sohnes gegen eine erneute OP entschieden. Weil das längere Leben nicht mehr Lebensqualität bedeutet hätte. Das ist eine Entscheidung die ich zum Glück später nie hinterfragt habe.

Und nach einer OP? Versucht zu leben, wie es Kinder tun. Ich habe erst gestern ein Video angesehen in dem meine Tochter wenige Wochen nach der OP Trampolin springt. Kinder probieren einfach alles aus und freuen sich darüber was geht. Wir Erwachsene sehen, was ging und vielleicht noch nicht/nie wieder geht. Ich wünsche Euch allen die Kraft zum bewussten Erleben.

Alles Liebe
Jannopter


 



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