Hier etwas Hintergrundwissen über die Gehirnzellen, die bei Gliomen betroffen sind: die
Gliazellen.
Glia ist das griechische Wort für Leim oder Kitt. Die Gliazellen heissen so, weil sie an den Neuronen (das sind die Informationsträger, die eigentlichen Gehirnzellen sozusagen) kleben. Zuerst dachte man, sie dienen nur als Stützgewebe. Sie tun aber noch viel mehr: Sie füttern die Neurone, fressen sie aber manchmal auch auf. Bei Verletzungen des Nervengewebes fangen sie an, sich zu teilen, um Lücken auszufüllen. Neuronen können sich dagegen nicht teilen.
Noch mehr einleitende Worte...Von diesen Gliazellen gibt es verschiedene Arten:
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Oligodendrozyten:
Sie bilden die Myelinscheiden des zentralen Nervensystems, vor allem in der weissen Substanz (die "kleinen grauen Zellen", also die graue Substanz speichert die Information, die weisse Substanz besteht aus "Leitungen" ). Da die Information im Gehirn elektrisch übermittelt wird, müssen auch diese winzigen "Kabel" isoliert sein. Diese Isolierungen rund um die Nervenleiter sind die Myelinscheiden.
Myelin besteht hauptsächlich aus "Fett", da dieses ja im Gegensatz zu Wasser keinen Strom leitet und so als Isolator wirken kann. Das macht die Oligodendrozyten empfindlich gegen freie Radikale (oxidativer Stress).
Mehr Infos dazu hier.-
Astrozyten:
Sie sind für Stoffwechsel und Ernährung der Neuronen zuständig. Aber mittlerweile weiss man, dass sie noch viel mehr können:
Sie ermöglichen erst die
Kommunikation der Neuronen untereinander.
Die wichtigsten Funktionen der Astrozyten sind:
(1) Die Versorgung von Neuronen mit Sauerstoff und Nährstoffen (Transport von den Endothelzellen der Hirnkapillaren zu den Neuronen
(2) Die Nährstoffspeicherung (Glycogen)
(3) Die Nährstoffkonversion (Glucose => Lactat => Neuronen)
(4) Der Abtransport von neuronalen Stoffwechselprodukten (CO2 )
(5) Der Abtransport überschüssiger Ionen (K+, Ca++)
(6) Die Aufnahme und Abbau überschüssiger Neurotransmitter an den Synapsen (Glutamat => GS, Dopamin => MAO-B)
Astrozyten ernähren die Nervenzellen nicht nur, sondern sie kontrollieren auch deren Wachstum, indem sie Wachstumshormone bilden. Im normalen Gehirn ist deren Expressionsrate allerdings vergleichsweise niedrig. Sie nimmt vor allem während astrogliärer Aktivierung im Verlauf von Läsionsbedingten Erkrankungen stark zu.
Neben den Wachstumsfaktoren i.e.S. werden im geschädigten Nervensystem auch verschiedene Cytokine von Astrocyten freigesetzt.
So z.B. verschiedene Interferone (IFNalpha, IFNbeta, IFNgamma), Interleukine (IL-1, IL-6, IL-8 ) und Mitglieder der Gruppe der Tumornekrose Faktoren (TNFalpha, TNFbeta). TGF-beta1 und 2 werden ebenfalls freigesetzt. Die Expression all dieser Faktoren dient der Steuerung derjenigen Prozesse die der Wiederherstellung des geschädigten Hirnareals bzw. wenn das nicht erreicht werden kann doch zumindest der Schadensbegrenzung dienen.
Die Astrozyten geben nicht nur Botenstoffe ab, sondern reagieren auch auf diese. So reagieren sie z.B. für die "Entzündungshormone" vom Typ der Eikosanoide und Prostaglandine. Siehe dazu auch hier.Genauere Informationen finden sich
hier.
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Ependymzellen:
Sie bilden die Wand, die die mit Gehirnwasser (Liquor) ausgekleideteten Ventrikel und den Rückenmarkskanal auskleiden.
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Schwann-Zellen:
Sie umgeben die Nerven und gehören zum peripheren Nervensystem, während die Astro- und Oligoendrozyten zum zentralen Nervensystem gehören.
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Mikrogliozyten:
Sie bilden das Immunsystem des Gehirns.
Quelle: Rohen, Funktionelle Neuroanatomie, 6. Auflage.