Hi,
unser Sohn hatte auch eine Strahlentherapie im Schädelbereich (hintere Schädelgrube). Die Haare dort wachsen kaum nach, sehr dünn und spärlich.
Während der Strahlentherapie sind sie ausgefallen (wir haben dann 2 Abende mit Tesafilm nachgeholfen, tat gar nicht weh und war soweit ganz lustig für uns beide).
Die gesammte Kopfhaut wurde Papierdünn und sehr empfindlich. Im Ohrenbereich ist die Haut unter den Ohrläppchen immer eingerissen (auch wg. Mundschutz). Wri haben also oft eingeölt.
Er wurde immer schlapper und hat nach Ende der Therapie eine ganz schlimme Nebenwirkung bekommen: Es sind Gehirnzellen verklebt und der Liquor konnte nicht abfließen, das ist, weil es so selten passiert, nicht rechtzeitig erkannt worden und als Strahlenkater abgetan worden.
Wer also wirklich sehr viel Kopfschmerzen hat, mit Ausfällen oder gar Bewußtlosigkeit zu tun hat, sollte UMGEHEND dafür sorgen, das eine Schädelaufnahme gemacht wird. Es wurden die ganzen Aufzeichnungen von der Strahlenklinik (Pius Hospital Oldenburg) mehrfach noch einmal durchgesehen und absolut kein Fehler bei der Behandlung entdeckt.
Darüber hinaus ist Nick durch die Bestrahlung kleinwüchsig und hat eine Hochtonschwerhörigkeit entwickelt. Also: lasst euch wirklich regelmäßig vom HNO durchchecken, wenn ihr so eine Therapie macht. Bei Nick ist die Schwerhörigkeit erst jetzt erkannt worden, weil er 2 Jahre keinen Hörtest mehr gemacht hat.
Ohne Strahlentherapie hätten wir ihn jetzt vielleicht nicht mehr. Aber zu sagen, das vermehrte Kopfschmerzen oder Haarausfall die einzigen Probleme sind und die ja eher lapidar sind, halte ich für absolut icht angebracht, weil dann der Eindruck entsteht, das Krebs ja im Prinzip heilbar ist und alles gar nicht so schlimm. Und es gibt genug Leute, die auf Klatschblattniveau leben und auch das alles glauben.
Bestes Beispiel: Freundin von meinem Dad auf einer Familienfeier, ausser mir sitzen unter anderem noch Onkel und Tante am Tisch, die eine Tochter verloren haben (Nierenkrebs). Dad´s Freundin liebt Klatschblätter über alles und glaubt auch jeden Scheiß, der darin veröffentlicht wird. So schmatzt diese impertinente Person gen Mitternacht einen Tomatensalat weg und erklärt und allen freudestrahlend, das er ja so gesund wäre und gut gegen Krebs. Stelle sich einer mal die Gesichter von meinen Verwandten mit verstorbener Tochter und mir vor, die ein Kind hat, das durch Krebs behindert geworden ist.
Und so etwas passiert mir tatsächlich öfters. Meine Schwägerin (nicht mehr mit meinem Bruder zusammen) liegt derzeit mit Magen-Darm-Krebs in einer Klinik. Das gemeinsame Kind ist ganz plötzlich beim Vater abgeliefert worden und durch eineige unglückliche Umstände sind beide bei uns gelandet. "Ja, wenn die Mutter wieder gesund ist, dann..." und er ging davon aus, das die Mutter in spätestens 3 Monaten freudestrahlend auf der Matte steht. Krebs ist ja gar nicht schlimm, ein Hautarzt hätte ihm 6 Melanome diagnostiziert mit der Aufforderung, sie operativ behandeln zu lassen, sonst hätte er nicht mehr lange zu leben. Hat er nicht und er lebt immer noch. Also findet mein Bruder, das Krebs absolut nicht schlimm ist und man alles schon wieder hin bekommt.
Das es aber absolut nicht so ist und wir schon diverse Menschen haben sterben sehen, egal ob Kind oder älter, das ist nicht wichtig. Also Bitte auch an zukünftige Schreiber: lasst das unbewusste Verharmlosen. Das kann verdammt fatale Auswirkungen haben. Ihr sollt auch nicht schwarzmalerei betreiben, aber (auch wenn ich es hier vielleicht jetzt nicht war) es wäre nett, wenn Sachlichkeit vorherrschen würde. Und ob es für die Betroffenen selbst, die ja hier in diesen oberen Fällen Erwachsene sind, dann tatsächlich "kein Problem" war, die ganze Therapie zu überstehen und die Nebenwirkungen zu erleben, das wage ich dann mal auch anzuzweifeln.
ICH würde meinem Mann garantiert nicht die Hucke volljammern - denn ich wüsste genau, das er sich ohnehin jede Menge Sorgen macht. Und ich denke, das es vielen so geht.
Manuela