Hallo zusammen,
bei meinem Freund (damals 26) wurde im Dezember 2007 ein anaplastisches Astrozytom Grad III rechts temporal festgestellt. Es gab vor der Diagnose fast keine Anzeichen auf einen Tumor - er war nur oft sehr müde (was wir damals auf Stress wegen neuem Job und Umzug geschoben haben) und hatte seit etwa drei Jahren immer wieder ' Déjà-Vu'-Erlebnisse. Entdeckt wurde der Tumor, weil er nach einer 'feucht-fröhlichen' Feier aus heiterem Himmel nachts einen eplieptischen Anfall bekam. Der Tumor wurde teilentfernt, anschließend Bestrahlung in Kombination mit Temodal, danach sechs Zyklen Temodal und übernächste Woche fängt er mit dem siebten Zyklus an. Alles in allem läuft es 'zufriedenstellend', der Resttumor ist weder nennenswert kleiner noch größer geworden, alles sieht nach Stillstand aus, allerdings gingen bei der letzten MRT die Meinungen von Radiologen und Neurochirurgen auseinander: der Radiologe meinte, da sei eine diskrete Progredienz, während die Neurochirurgen von einem 'kristallisierten' Befund sprachen.
An sich geht es ihm recht gut und wir leben ein 'relativ' normales Leben, er geht arbeiten, kocht leidenschaftlich gerne, wir treffen oft Freunde oder fahren weg, körperlich geht es ihm prima, er hat keine sprachlichen Ausfälle... die Chemo-Wochen verlaufen ebenfalls meist problemlos, nur Wetterwechsel machen ihm ab und zu zu schaffen. Bis auf wenige 'Tiefs' ist er sehr positiv eingestellt (zumindest Familie und Freunden gegenüber, weil er niemanden belasten und weh tun will) und fest davon überzeugt, dass wir das in den Griff bekommen (vielleicht sieht es in ihm aber auch ganz anders aus). Allerdings betreibt er auch Straußvogel-Politik und will nichts über seinen Tumor wissen, alternative Therapien interessieren ihn nicht und eine Zweitmeinung von anderen Ärzten möchte er auch nicht einholen, sein Argument ist - es geht doch alles gut, warum also?
Ich dagegen habe schon ziemlich mit der Sache zu kämpfen, ich weiß wirklich nicht mehr, wie ich damit umgehen soll. Seit der Diagnose bin ich wie gelähmt, weil ich das einfach nicht akzeptieren kann. Vor jeder Kontroll-MRT gehen vor lauter Angst meine Nerven mit mir durch, kann abends nicht mehr einschlafen, träume schlecht... und bekomme mein eigenes Leben nicht in den Griff, wo das doch jetzt auch für ihn wichtig wäre. Wir sind jetzt endlich beide mit dem Studium fertig, hatten lange Zeit eine Fernbeziehung und jetzt, wo unser gemeinsames Leben so richtig anfangen könnte, passiert so etwas... Wie gehen andere Partner und vor allem junge Menschen damit um? Vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen gemacht.... besonders nach epileptischen Anfällen verhält er sich seltsam und ist nicht mehr der, den ich kenne, was sich allerdings nach einigen Tagen wieder legt. Diese Tage (ist bislang allerdings nur zweimal vorgekommen) sind immer ziemlich hart für mich, weil er dann nicht mehr ganz der Mensch ist, den ich eigentlich so liebe. Kann das jemand nachvollziehen?
Würde mich wirklich über Antworten freuen, da ich in den letzten Monaten zu der Einsicht gelangt bin, dass selbst unsere besten Freunde und größtenteils die Familie nicht mit der Krankheit konfrontiert werden und immer nur positive Nachrichten hören wollen, aber nichts davon, dass es auch mal nicht so gut geht... ziemlich bitter :-(
Viele Grüße,
Aurelie.