HirnTumor-Forum

Autor Thema: Dauerschwindel,Aufmerksamkeits- & Objektwahrnehmungsstörungen nach Meningeom-OP  (Gelesen 24458 mal)

Offline laugoloko

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Der kleine Spruch unten am Ende Deiner Mail hat es mir angetan...........
was meinst Du damit,dass es einen Sinn hat,so schwer krank zu sein ?
Bist Du so im Reinen mit Dir und haderst nicht mehr mit dem Schicksal ?
Beneidenswert................da muss ich noch viel an mir arbeiten.

Offline TinaF

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Hallo,

der Spruch bezieht sich ja nicht nur auf die HT-Erkrankung. Es sind einfach Erfahrungen, die ich im Laufe meines Lebens gemacht habe. Ich habe schon einiges erlebt und irgendwie hat alles, auch wenn es anfangs noch so negativ war, einen Sinn ergeben. Manchmal dauert es auch Jahre, bis sich einem dieser Sinn erschließt.

Beispiel aus meiner eigenen Familie: Ein Angehöriger hatte jahrzehntelang Nierensteine mit heftigen Koliken. Dann bildeten sich immer mehr Zysten an seinen Nieren. Er ging regelmäßig zur Kontrolle und eines Tages wurde ein Nierentumor entdeckt. Wie sich nach der OP herausstellte war der Tumor bösartig, war aber noch in seiner Hülle und hat nicht gestreut. Die Schmerzen, die er jahrelang aufgrund der Koliken hatte, haben ihn manchmal an den Rand der Verzweiflung gebracht. Aber durch die engmaschige Überwachung, wurde der Tumor so früh gefunden, dass er entfernt werden konnte, bevor er größeren Schaden anrichten konnte. Der Mann lebt, die OP ist über 13 Jahre her und es geht ihm gut.

Ich bin nicht immer im Reinen mit mir und natürlich hadere ich auch mal mit dem Schicksal, das macht wahrscheinlich jeder. Aber für mich hatte diese ganze HT-Geschichte noch eine andere Seite. Mein Sohn war gerade mal vier Jahre alt, als mein Tumor entdeckt wurde. Bis zur OP hatte ich immer und immer wieder den Gedanken im Kopf: Werde ich mein Kind aufwachsen sehen? Werde ich mich noch um den kleinen Mann kümmern können?
Ich sehe mein Kind aufwachsen und ich kann mich um den mittlerweile nicht mehr so kleinen Mann kümmern und dafür bin ich so dankbar. Natürlich wäre es schöner, wenn es mir besser ginge, für mich, für meinen Sohn, für meinen Mann. Aber es hätte auch ganz anders kommen können. Als Mutter sieht man manches anders, als Mutter muss man sich auch noch zusammenreißen, wenn andere schon längst auf dem Sofa liegen würden. Ich meine das nicht abwertend, aber es ist einfach so.

Noch ein Beispiel: Ich bin mit meiner Berufswahl nicht glücklich, warum, wieso, weshalb spielt jetzt keine Rolle. Trotzdem habe ich es genau dieser nicht ganz freiwilligen Berufswahl zu verdanken, dass ich finanziell abgesichert bin, obwohl ich momentan nicht arbeiten kann. Für mich hat somit sogar mein Job irgendwann, wenn auch spät, einen Sinn ergeben.

Das ist Einstellungssache, jeder wird, kann und darf das anders sehen. Und ich will mit diesem Spruch auch niemanden auf den Schlips treten. Für mich ist er wahr, andere dürfen darüber gern den Kopf schütteln.

LG TinaF
Es passiert nichts umsonst, es hat alles seinen Sinn!

Offline laugoloko

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Du bist mir nicht auf den Schlips getreten,ich bewundere nur Deine Haltung..........


Offline Igelchen

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kuckuck,

ich möchte dir tinaf wirklich recht geben. ich habe mich nach vielen schiksalsschlägen nicht durchringen können diese einstellung zu bekommen.

nun da ich selbst direkt betroffen bin, habe ich fesstgestellt, das meine einstellung z.b. die geduld die ich aufbringen muss für mich selbst (die wir betroffenen von vielen seiten gesagt bekommen) ein stück mit in diese einstellung reinpasst. diese geduld die ich für mich selber nie in anspruch genommen habe (aus gründen die ich nicht weiter anmerke) und wäre dieser einschnitt nicht gekommen auch bis heute nicht gehabt hätte.

geduld zeit für sich selber, auch das gehört ganz eng mit in das glaube ich, was du mit " alles hat seinen sinn" hier schreibst. dieser sinn ist in vielen anderen kleinigkeiten über die ich seit ich denken kann darüberhinweg gegangen.


ich habe das glück, mir wurde die chance gelassen diesen zeitpunkt nicht zu verpassen um zu lernen. das war wohl der letzte warnschuß mich nicht über das machbare aufzuopfern, und arglos mit meinem körper und meiner seele umgegangen bin. die krankheit hat mich gelernt: achtsam sein auch sich selbst gegenüber. ob ich sonst hier je im forum gelandet wäre???

leicht habe ich es mir nicht gemacht und ich dachte an dieser hürde im leben werde ich scheitern und das obwohl ich doch immer alles geschafft hae, das ist eine nummer zu groß für mich. mit den jetzigen umständen klarzukommen ist und bleibt die größte aufgabe die ich habe und immer haben werde (und ich finde egal ob für sich oder andere-eine aufgabe zu haben ergibt immer einen sinn). und dabei  begleitet mich das ganz"normale" leben miteinander unteeinander.


das dies für eltern deren kinder zu früh vom tumor betroffen wurden, oder die, die einen viel bösartigeren verlauf der erkrankung haben nicht so wie ich es sehe, gesehen werden kann das kann ich nachempfinden.
ich bin zwar nicht 100% stabil in dieser einstellung, was soviel heist, dass wenn ein tief kommt schwanke ich emotional sehr...bin kurz am hardern.......schaffe es von meinem naturell her meist mich selbst zurück zu besinnen.

ich habe hier nur meine gedanken geschrieben, und will niemanden kränken, verletzen.

ich wünsche jedem von herzen alles liebe!!

igelchen

<Beitrag wegen besserer Lesbarkeit struckturiert Mod


habe lange gebraucht um was hoffentlich sinnvolles und verständliches hinzubekommen.
falls was net i.o. ist so schreibt. :)

Nee.. Is schon ok so für betroffene Schreiber. Dafür sind wir Mods ja da um zu helfen
« Letzte Änderung: 06. Juli 2014, 21:49:54 von fips2 »
entscheide dich immer für das liebevolle in dir und du wirst das richtige tun.
die lebensfreude verleiht flügel und macht wunder möglich.

Offline TinaF

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Hallo an alle, hallo liebes Igelchen,

ich kann mich Deinen Worten nur anschließen, Du hast das sehr gut formuliert, auch wenn es Dir schwer gefallen ist. Der Tumor, die OP, die Folgen, das waren eine ganze Menge schallender Ohrfeigen und es ist verdammt schwer, damit klar zu kommen. Aber mein Leben hat sich dadurch massiv entschleunigt. Natürlich wäre ich gern belastbarer und gesünder und natürlich würde ich mich gern besser fühlen, aber zum ersten Mal nehme ich mir das Recht heraus, auf MICH zu achten, MEINE Bedürfnisse zu erfüllen, MICH in den Mittelpunkt zu stellen (na ja, jedenfalls ab und zu).

Job, Haushalt, Kind, jahrelang habe ich alles "gewuppt" und es lief gut, die Wohnung war geputzt, der Kühlschrank voll, das Kind wurde versorgt und bespaßt und im Job konnte mir eh keiner was. Nur ich, ich bin dabei immer mehr auf der Strecke geblieben. Bis sich dann der Tumor meldete und alles auf den Kopf stellte.

Wäre ich lieber gesund geblieben? Ja klar, keine Frage! Würde ich das bisschen, was ich noch mache, lieber ohne die Hilfe meines Mannes schaffen? Natürlich! Aber diese Plus an Zeit für mich, das tut mir sehr gut und das hätte ich mir vorher nie gegönnt. Ich habe nicht mehr die Kraft wie früher, aber dadurch habe ich auch erkannt, wie wichtig es ist, dieses bisschen Kraft an der richtigen Stelle einzusetzen. Für mich ist das in allererster Linie mein Kind, meine Familie. Wie soll ich sagen, die Prioritäten haben sich geändert und das ist wirklich was Positives für mich.

Ich hadere trotzdem immer wieder, das ist in meinen Augen normal, das muss man auch zulassen. Aber es ist halt auch wichtig, den Blick immer wieder nach vorn zu richten.

LG TinaF
« Letzte Änderung: 07. Juli 2014, 14:08:51 von TinaF »
Es passiert nichts umsonst, es hat alles seinen Sinn!

 



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