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Brauche dringend Hilfe - Thema Durchsetzen Patientenverfügung

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Pem34:
Ihr Lieben,

da ich beim Thema Hirntumor hier immer sooo gut aufgehoben war, hoffe ich, in einer ganz schlimmen Situation von Euch einen Rat zu bekommen, auch wenn es keinen Hirntumor betrifft. Aber sicher ein Thema, mit dem sich die meisten HT-Patienten schon einmal auseinandergesetzt haben.

Mein Vater (84) ist vor gut 2 Wochen die Treppe runtergestürzt, hat sich einen Schädelbasisbruch zugezogen, eine starke Hirnblutung gehabt, eine Drainage in die Schädeldecke bekommen. Er musste gleich künstlich beatmet werden und bekam auch eine Ernährungssonde neben sonst jede Menge Kabel und Strippen.

Er hat eine Patientenverfügung, die eigentlich aussagt, dass er NICHT von irgendwelchen Maschinen am Leben gehalten werden möchte, im Prinzip eine ziemliche Standard-Patientenverfügung, aber notariell verfasst. Meine Mutter, mein Bruder und ich haben Generalvollmacht.

So, nun wurde meine Mutter, die ziemlich unter Schock stand, vom Unfallkrankenhaus gefragt, ob sie ihn behandeln dürfen, denn laut PV ja nicht. Meine Mutter willigte in dieser Situation ein... man wusste ja noch gar nicht wirklich was.

Er lag nun über eine Woche im künstlichen Koma, bekam einen Luftröhrenschnitt, damit die Beatmung besser wird. Ein Hauptproblem scheint auch eine chronische Lungenentzündung zu sein, die unter der Beatmung natürlich schlimmer wird. Die Sedierung ist jetzt abgesetzt und mein Vater zeigt erste Anzeichen von wach werden, jedoch sprechen alle Anzeichen dafür, dass er schwerstbehindert bleiben wird.

Wir als Familie sind jetzt an einem Punkt angekommen, wo wir sagen: "Das hätte er alles nicht gewollt und so wollte er nie enden". Im Prinzip hat er genau dies ja mit seiner PV ausschließen wollen.

So... Ärzte der Unfallklinik haben dafür überhaupt kein Gehör. "Wir sind da, um die Patienten zu retten". Mein Vater wird morgen in eine Neurologische Reha-Klinik nach Bad Tennstedt verlegt, weil es eine der wenigen neurologischen Reha-Kliniken ist, die auch Beatmung durchführen.

Als wenn das alles nicht schlimm genug ist... bleibt für uns immernoch die Frage: Wie setzen wir die Patientenverfügung meines Vaters durch? Er soll nicht nur noch vor sich hinvegetieren müssen.... :'( :'( :'( :'(

Ich hoffe, dass mir einer einen Rat geben kann, wo ich mich hinwenden kann oder wie wir uns verhalten sollen.

LG an alle Kämpfer hier und deren Angehörige
Pem

Eva:
Hallo Pem34,

es tut mir sehr leid, was Du alles mitmachen musst.
Wie wäre es, wenn Du mit dem Notar, der die PV beglaubigt hat, Kontakt aufnimmst und ihn fragst, ob er eine Idee hat oder wie Ihr vorgehen könntet.
Viel Kraft und liebe Grüße

Eva

anlucky:
Hallo Pem,
leider ist es heute oft so, dass sich die Ärzte trotz Patientenverfügung über die Wünsche des Patienten hinweg setzen, weil sie einfach Angst haben später von den Angehörigen wegen unterlassener Hilfe verklagt zu werden. :(
Mein Schwiegervater hatte damals auch eine Patientverfügung, in der er eine Magensonde ausgeschlossen hatte. Trotzdem wollte ihm die Ärztin eine legen. Als ich mit der Ärztin darüber diskutiert habe, warf sie mir an den Kopf, dass ich ja wohl meinen Schwiegervater nicht verhungern lassen wollte! Wir haben uns damals durchgesetzt, nachdem die Station die 4. Kopie der Patientenverfügung erhalten hatte.
Eine Woche später bekam mein Schwiegervater ein Nierenversagen. Der Arzt auf der Intensivstation dieser Klinik hat uns mitgeteilt, dass man zwar medizinisch noch eine Behandlung durchführen könnte, aber aufgrund des Zustandes und der Patientverfügung des Patienten würde er uns davon abraten. Dieser Arzt hatte den Wunsch meines Schwiegervaters berücksichtigt.
In Eurem Fall, würde ich der Reha - Klinik nochmal ganz deutlich sagen, dass eine Patientenverfügung vorliegt, und diese auch eingehalten werden soll, falls es zu Komplikationen kommt. Vielleicht folgen die Ärzte dort mehr dem Wunsch deines Vaters.
Liebe Grüße anlucky

haijaa:
Liebe Pem,
für mich hört es sich so an, als wollte der Mediziner in der Akutklinik, dieses Problem "sich vom Hals halten" vllt. auch im Hinblick darauf, dass die Verlegung schon in die Wege geleitet war? vllt. aber auch weil er unterschiedliche Positionen im Team kennt und sich nicht damit auseinander setzen will? oder "schlicht" selber sich dieser Fragestellung nicht stellen will, ... auf der Intensivstation "funktioniert" man als Personal am Besten, wenn man sich diese Fragen, die ja auch immer das eigene Handeln in Frage stellen, von sich "weghält".
... und ich kann mir gut vorstellen, dass die in der Rehaklinik offene Ohren für euch haben und mit euch nach Wegen suchen... und wenn er wach wird, gibt es ja vllt. auch die Möglichkeit mit ihm zu kommunizieren ( vllt. nur basics) und ihm in etwa  zu sagen, "dass es anders "gelaufen" ist, doch dass ihr nach Wegen sucht und ihn dafür braucht", manchmal kommen da "Reaktionen", auf diese würde ich achten- oft ist das Hören ausgeprägter als das Sprechen...
Alles Gute , Kraft und Ruhe  für die nächsten entscheidungen

Pem34:
Hallo,

danke erstmal. Sieht so aus, dass die einmal gegebene Behandlungszustimmung das Haar in der Suppe ist. Aber ich hätte in dieser Situation genau wie meine Mutter entschieden. Man musste doch erstmal davon ausgehen, dass es sich um vorübergehende Maßnahmen handelt und nicht um dauerhafte. Genau so hat ihr das der behandelnde Arzt nämlich "verkauft" als temporäre Maßnahme, so seine Worte.

Ich habe schon mit einer Person aus dem Hospizwesen telefoniert, die mir das o. g. so gesagt hat. Wir können wohl nur auf verständnissvolle Ärzte in der Reha hoffen.

Ratlose Grüße
Pem

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