HirnTumor-Forum

Autor Thema: Gute Nachricht? (Hinweis auf Brachytherapie)  (Gelesen 14500 mal)

nh3_andre

  • Gast
Gute Nachricht? (Hinweis auf Brachytherapie)
« am: 16. Juli 2006, 18:11:05 »
Hallo an alle,

habe heute in einer Zeitschrift meiner Frau folgenden kleinen Artikel gelesen:

Zitat
An der Uniklinik Rostock werden Hirntumore mit einem neuen Verfahren (interkavitäre Radiotherapie) behandelt. Nach Entfernung der Krebsgeschwulst wird an deren Stelle ein Chip mit radioaktiver Substanz eingepflanzt. Er soll restliche Krebszellen vor Ort bestrahlen und bekämpfen.
Quelle: Zeitschrift Mini vom 12.07.2006

Eine ähnliche Vorgehensweise ist bei meiner Augen OP auch gemacht worden. Ein Strahlenträger ist von der Augenhöhle aus auf der Hinterseite des Augapfels angebracht worden um den Augentumor am Sehnerv zu bestrahlen.

Vielleicht hilft diese Info ja jemandem von euch.

Viele Grüße

Andre

Ulrich

  • Gast
Re:"Gute Nachricht" ?
« Antwort #1 am: 16. Juli 2006, 19:09:48 »
Was Du da beschreibst, das ist interstitielle Brachytherapie. Eigentlich eine Sache, die hier schon öfters diskutiert wurde. Die Jod-seeds sind so ein Beispiel (Prof. Sturm, Kölm).

http://cms.uk-koeln.de/stereotaxie/content/behandlungsverfahren/e37/index_ger.html


Siehe dazu auch hier: http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/052-012.htm
« Letzte Änderung: 25. Oktober 2008, 20:07:04 von Ulrich »

nh3_andre

  • Gast
Re:"Gute Nachricht" ?
« Antwort #2 am: 16. Juli 2006, 19:50:33 »
Gib es denn schon Erfahrungen mit dieser Therapie bei Hirntumoren ?

Sind die gemachten Erfahrungen erfolgversprechend ?

Ulrich

  • Gast
Re:"Gute Nachricht" ?
« Antwort #3 am: 16. Juli 2006, 21:18:56 »
Ja. Ich kenne persönlich einen Menschen mit einem GBM IV, der nach der OP bei Sturm in Köln die Jod-Seeds eingepflanzt bekam. Er lebt!

Du kannst Dir die Literatur zusammensuchen bei google.de mit den Suchbegriffen: Brachytherapie Hirntumor. Man findet 703 Antworten.

Hier im Forum gibt es auch eine Suchfunktion. Gib dort Brachytherapie ein und Du findest die bisher gelaufene Diskussion.

Ich kann noch folgendes berichten: Sucht man bei Medline in der großen medizinischen Datenbank, in der man leider keine Volltexte geliefert bekommt, sondern nur Kurzfassungen (abstracts), dann findet man heute zum angesprochenen Thema folgende Zahl von Literaturstellen:

brachytherapy: 11.786 Resultate
Das kann kein Mensch durchlesen, außerdem wird Brachytherapie nicht nur bei Hirntumoren eingesetzt, sondern z.B. auch bei Prostatakarzinom, und das interessiert hier natürlich niemand, also muß man die Suche eingrenzen. Man kann die einzelnen Suchbegriffe hintereinander setzen:

brachytherapy brain tumor: 581 Resultate
Das ist schon eine wesentlich differenziertere Suchanfrage, und siehe da, die Zahl der Antworten ist viel kleiner. Weil man aber jetzt nach allen Hirntumoren gesucht hat, selbst aber z.B. ein GBM IV hat, sind auch diese Antworten noch zu viel. Also sucht man das für einen selbst Wichtige:

brachytherapy glioblastoma: 187 Resultate
Das ist nicht schlecht, aber immer noch zwei Tage Arbeit. Also noch einmal eingrenzen, die Suche wird konzentriert auf die gesuchte Therapie, den Tumor und Zusammenfassungen:

brachytherapy glioblastoma review: 47 Resultate

Wenn ich also ein GBM IV hätte, dann würde ich mir alle diese 47 Literaturstellen genau ansehen.

Offline horst

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Re:"Gute Nachricht" ?
« Antwort #4 am: 20. Juli 2006, 11:02:11 »
Was Du da beschreibst, das ist interstitielle Brachytherapie. Eigentlich eine Sache, die hier schon öfters diskutiert wurde. Die Jod-seeds sind so ein Beispiel (Prof. Sturm, Kölm).


Siehe dazu auch hier: http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/052-012.htm

In rostock handelt es sich um interkavitäre strahlentherapie,
ein ballonkathether wird mit radioaktiver flüssigkeit gefüllt.
Ich glaube das ist nicht ganz das selbe wie interstitielle brachy.
Was der spezielle vorteil ist, weiss ich nicht.
Neu ist wohl, dass es in rostock als standardtherapie angeboten wird.

Ulrich

  • Gast
Re:Gute Nachricht? (Hinweis auf Brachytherapie)
« Antwort #5 am: 20. Juli 2006, 12:57:59 »
Das ist mir wirklich neu, dass die Brachytherapie jetzt aus dem Versuchsstadium raus ist. Mir war nur bekannt, dass man diese Therapieform entweder selbst bezahlen muß oder Glück haben kann und in einer Studie einen Platz findet.

Zur Begriffserläuterung:
interstitiell heißt: im Zwischengewebe liegend.
Brachytherapie knüpft an brachy- an, das heißt auf griechisch: kurz. Bestrahlung auf kurze Distanz.

Zum Prinzip (so wie ich es begriffen habe):

Zuerst wird operiert, so gut es geht: so radikal wie nötig, so schonend wie möglich. Die sichtbaren Teile des Tumors werden entfernt. Es bleibt ein Hohlraum, 0,5 oder 1 cm "hinter" der Operationshöhle können einzelne Tumorzellen versteckt sein. Um diese gezielt zu erreichen, wird von der Tumorhöhle aus spezifisch bestrahlt.

Die "Strahler" haben eine unterschiedliche Reichweite, alpha-Strahler z.B. im Millimeter-Bereich. Ob ich jetzt Seeds in die Höhle gebe oder eine radioaktive Flüssigkeit (Gliasite) ist eigentlich egal. Das Prinzip ist jedenfalls dasselbe: Ein Strahler wird in die Operationshöhle gebracht. Die Flüssigkeit bekommt man wahrscheinlich leichter wieder aus der Höhle heraus als die Seeds (vermute ich).

Entscheidend ist die Größe des Hohlraums (wenn sich die Seeds darin "verlaufen", dann braucht man natürlich den Ballon), weiterhin die Art, Intensität und Dauer der Bestrahlung, die Halbwertszeit der Isotope etc. Welche Art Strahler zur Verfügung ist, das hängt auch damit zusammen, wie das Isotopenlabor eingerichtet ist, das (möglichst in räumlicher Nähe zur Klinik) die Strahlenquelle herstellt.

Dies alles (und noch mehr) muß der behandelnde Arzt abwägen.

Offline horst

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Re:Gute Nachricht? (Hinweis auf Brachytherapie)
« Antwort #6 am: 20. Juli 2006, 13:47:15 »
Ja genau, ich wollte nur deutlich machen, dass
Ballonkatheter (Afterloading, GliaSite RTS, o.ä.)
und Seeds nicht das selbe sind. Beides sind aber arten
von brachytherapie da hast du natürlich recht.
Scheinbar werden ballonkatheter im hirn in europa
(noch) selten eingesetzt, im gegensatz zu USA.

Offline biggi

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Re:Gute Nachricht? (Hinweis auf Brachytherapie)
« Antwort #7 am: 09. August 2006, 16:22:47 »
bzgl. der Seed-Implantation ist meiner Info nach die Uniklinik Freiburg zurzeit führend....
den Prof.Ostertag kann ich auch total empfehlen...
wir haben die seed-implantation schon hinter uns... bei einem minimalen Tumor von weniger als 0,5 cm hat der prof ganze arbeit geleistet...
in freiburg läuft auch eine vergleichsstudie "linearbeschleuniger - seed-implantation"... insofern vielelicht gute hoffnung, dort als patient aufgenommen zu werden... die suchen ständig nach leuten....
wenn es keine andere möglichkeit der behandlung mehr gibt, übernimmt das aber auch die krankenkasse.... bei uns wurden die kosten voll übernommen...
lg biggi

supidupi

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Re:Gute Nachricht? (Hinweis auf Brachytherapie)
« Antwort #8 am: 09. August 2006, 17:56:29 »
Hallo,
meine Mutter (71, GBM IV, 10/05) wurde im April mit dem GliaSite Applikationssystem operiert. Es war ein ziemlicher Kampf die OP durchzusetzen wegen der Kosten. Wie Ulrich schon gesagt hat ist die OP keine Studie mehr. Die Operationsmethode wurde vom Krankenhaus letztes Jahr zwar rechtzeitig bei der InEK (Institut für Entgeltsysteme im Krankenhaus) als NUB  (Neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden) beantragt, aber die Budgetverhandlungen für 2006 mit den Krankenkassen waren noch nicht am laufen. Das Budget für 2005 wurde erst im Feb. 2006 genehmigt! Die Krankenkasse hatte also keine Berechnungsgrundlage und hat sich ausgeklinkt. Das war mein letzter Stand. Wie das Krankenhaus die ganze OP im Endeffekt abgerechnet hat weiß ich leider nicht. Die Hauptsache ist, dass meine Mutter operiert worden ist. Hätte sie die OP nicht bekommen sähe es um sie viel schlechter aus. Meiner Mutter geht es aber, für ihr Krankheitsbild, sehr gut. Wir hatten Ende Juli ein MRT ohne Rezidiv!
Ich hoffe das wir den Tumor weiter in Schach halten können.

Viele Grüße

Tatjana

 



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