Liebe Se LiN_27,
Du hast große Ängste und fühlst Dich in Deinem Umfeld nicht Ernst genommen. Das könnte mit einiger Sicherheit zu einer Verschlimmerung der Ängste und der damit zusammenhängenden Symptome führen, die Du uns hier geschildert hast.
Du hast bemerkt, dass wir Dich wirklich Ernst nehmen.
Eine der Grundlagen Deiner Ängste ist der Tod Deines Vaters durch einen Hirntumor. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit einer Vererbung von Hirntumoren sehr gering. Sie ist nicht höher als überhaupt an einem Hirntumor zu erkranken. Familiäre Häufungen wurden nicht festgestellt. Und es ist eine sehr seltene Krankheit.
Das könnte Dich jetzt vielleicht ein wenig in dieser Beziehung beruhigen, aber gerade diese geringe Wahrscheinlichkeit könnte es auch sein, die die in der stationären Psychiatrie tätigen Ärzte und das dortige Personal davon abhalten, sich gerade diesen Ängsten gezielt zu widmen. Du hast diese Vermutung zwei Jahre lang im Verdacht für Deine Symptome und Dein Verdacht besteht nach der langen stationären Therapie immer noch. Ohne wirklich diese realen und begründeten Ängste und diesen Verdacht durch eine gründliche Untersuchung auszuschließen, kann eine rein psychiatrische Therapie nur einen Teilerfolg erzielen.
(Ich habe mich voller Hoffnung, aber im Nachhinein ähnlich erfolglos durch eine wochenlange stationäre psychiatrische Therapie gekämpft, wo der Zusammenhang meiner Hirntumorerkrankungen und deren psychischen Folgen als wenig bedeutend angesehen wurde.)
Ich stimme deswegen unbedingt meinen Vorschreiberinnen zu, dass auf jeden Fall eine gründliche "Rundum"-Untersuchung geschehen muss, die organische Ursachen ausschließt - oder findet.
Du musst Dir aber auch dessen bewusst sein, dass Deine Symptome jetzt bereits so verfestigt sind, dass allein die Feststellung, dass es keine organische Ursache gibt, Deine Probleme nicht sofort lösen wird. Das trifft auch für den Fall zu, dass eine Ursache und ein Ansatz für eine Therapie gefunden wird.
Aber Du kannst Dich dann mit der gewonnenen Gewissheit weiter um Dich kümmern und bei denen, die Dir helfen sollen und wollen, die richtigen Fragen stellen. Die Therapie kann auf einer klareren Grundlage aufbauen.
Ich würde aber auch gern die Frage stellen, inwiefern Du Deine Familie in Deine Sorgen einbeziehst oder welchen Anteil sie womöglich am Enstehen dieser Probleme hat. Hast Du Menschen, mit denen Du offen reden und auch weinen kannst?
Ich hoffe sehr, dass Du die Untersuchungen überhaupt und möglichst rasch bekommst. Allein die Angst, eine schwere Krankheit zu haben, ist auf jeden Fall Grund genug, diese Untersuchungen anzuordnen. Denn verweigert man dies dem Hilfe Suchenden, so entstehen genau die Ängste und entwickeln sich zu Depressionen, die Dir so locker genannt wurden.
Ich wünsche Dir alles Gute!
KaSy