1. Operation
Prof. Dr. med. Florian Stockhammer
Chefarzt Klinik für Neurochirurgie; Städtisches Klinikum Dresden-Friedrichstadt
Friedrichstraße 41; 01067 Dresden
Telefon 0351 / 48 03 815; E-Mail: florian.stockhammer@khdf.de
Das Ödem um einen hirneigenen Tumor ist eine Schwellung, die sich in der Infiltrationszone des Tumors entwickelt. Dort wächst der Tumor hinein. Es gibt also keine klare Begrenzung des Tumors, sondern einen fließenden Übergang zwischen dem hirneigenen Tumor und dem Hirngewebe.
Um während der Operation mit größtmöglicher Sicherheit die Tumorzellen vom Hirngewebe unterscheiden zu können, wird die PET1-Methode angewandt. Der Hirntumorpatient erhält ein Mittel, das er einige Zeit vor der Operation zu sich nimmt. Die Operation muss dann in Dunkelheit erfolgen, da das Operationsgebiet mit UV2-Licht bestrahlt wird. Dort erscheinen dann die Zellen, die eine höhere Stoffwechselaktivität aufweisen und demzufolge die Tumorzellen sind, in einer bestimmten Farbe.
Prof. Stockhammer zeigte Bilder vom abgedunkelten OP-Saal und vom OP-Gebiet, das unter UV-Licht in den Farben rot, blau und schwarz erschien.
Rot erscheinen die Tumorzellen, die zu entfernen sind. Als Mittel kommen Aminosäuren (5 ALA) und die etwas besser geeigneten Eiweiße zur Anwendung.
Blau erscheint der Ödem-Bereich um den Tumor herum, diese Zellen werden nicht entfernt, denn das Ödem ist eine körpereigene Immunantwort auf den Tumor. Allerdings ist es auch das Infiltrationsgebiet des Tumors, wo er hinein wachsen könnte, es wird aber dennoch dort belassen. Auf dem Hirntumorinformationstag am 23.4.2016 in Berlin hatte Prof. Vajkoczy (Charitè Berlin) auf eine Patientenfrage reagiert, dass in Frankreich getestet wird, ob es erfolgversprechend ist, den hirneigenen Tumor weiträumig, also mit der blau erscheinenden Umgebung, zu entfernen. Diese „Radikaloperation“ soll die Rezidivwahrscheinlichkeit drastisch senken. Die Tumoren kämen jedoch trotzdem wieder und das Gesamtrisiko sei höher.
Schwarz erscheint das umliegende Hirngewebe. Diese Zellen werden nicht entfernt.
Bei der Operation kommt es im Interesse der Lebensqualität des Patienten darauf an, ob Gebiete mit eloquenten3 Funktionen in Mitleidenschaft gezogen werden, die eigentlich geschont werden müssen. Dabei gibt es aber auch unterschiedliche Funktionsbereiche.
Die einen werden als „supplementär“ bezeichnet, diese sind in beiden Hirnhälften vorhanden. Wenn solche Funktionsbereiche durch die Operation gestört werden, ist das Hirn in der Lage, „umzuschalten“, also die gleichen Funktionen in der anderen Hirnhälfte zu aktivieren. Hier kann es also zu Ausfällen (z.B. in der Bewegungsplanung, Lähmungen) kommen, die jedoch nach einigen Tagen oder Wochen, evtl. nach geeigneten Rehabilitationsmaßnahmen,wieder funktionieren.
Die anderen werden als „assoziativ“ bezeichnet, das bedeutet, dass sich das Hirn „reorganisieren“ kann. Befindet sich ein Tumor an oder in einem derartigen assoziativen eloquenten Bereich, so wird dieser Teil des Hirngewebes bei der Operation geschont und ein Tumorrest belassen. Man kann nach einigen Wochen oder Monaten feststellen, dass andere Hirnbereiche die Funktionen übernommen haben und es besteht dann die Möglichkeit, den Tumorrest in einer weiteren Operation weiter zu verkleinern oder ganz zu entfernen.
Außer der PET-Methode könnte auch ein „funktionelles MRT“ vorbereitend angefertigt werden, das die eloquenten Bereiche anzeigt. Das ist aber nicht ganz so gut, da sich während und durch die Operation diese Bereiche etwas verschieben und dann nicht mehr mit den MRT-Bildern übereinstimmen.
Besser ist der elektrische Nachweis der eloquenten Bereiche mittels einer Sonde während der Operation.
Zur Rezidivvermeidung oder zumindest der Verlängerung der Dauer bis zu einem Rezidiv ist es möglich, nach der operativen Tumorentfernung Chemotherapie-Tabletten in die Tumorhöhle zu legen.
1. PET: Positronen-Emissions-Tomographie
2. UV-Licht: ultraviolettes Licht, energiereiches Licht mit hoher Frequenz
3. eloquent: wichtige Hirnbereiche, mit wichtigen Funktionen
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