37. Hirntumor-Informationstag am 24. Oktober 2015 in Düsseldorf5. Psychoonkologische Hilfen für Hirntumorbetroffene
Prof. Dr. Dipl.-Psych. Volker TschuschkeStudiengang Psychotherapiewissenschaft
Sigmund Freud PrivatUniversität Berlin
Columbiadamm 10
12101 Berlin
Die Psychoonkologie hat das Ziel, durch psychologische, soziale, ... Hilfe, Begleitung, Beratung die Lebensqualität der Krebspatienten zu verbessern. Es geht darum, die Angst, die Verzweiflung und die Gefahr von krankheitsbedingtem Stress und Depressionen zu verringern.
Der Stress kann schädliche Auswirkungen auf das Immunsystem und das Hormonsystem haben. Eine Depression verringert die Aktivität, den Mut, die Hoffnung und damit den Lebenswillen des Patienten.
Insgesamt geht es bei der psychoonkologischen Unterstützung um eine Verlängerung der Überlebenszeit.
Strategien des Patienten zum Umgang und zur Bewältigung von Krisenungünstige Strategien: abwarten
vermeiden
grübeln
sozialer Rückzug
Wunschdenken
Ablenkung von der Krankheit
…
hilfreiche Strategien:Akzeptanz
Problemanalyse
Auflehnung gegen das Schicksal
Optimismus
Selbstkontrolle
Informationssuche
Suche von emotionaler Unterstützung
Eigeninitiative
Altruismus („Ich werde gebraucht!“)
Ziele haben
Lebenswille
Kampfgeist
…
Studien auf dem Gebiet der Psychoonkologie - Gute Studien finden signifikante Zusammenhänge für Überlebenschancen und Lebensqualität.
Die Methoden der Studien sind sehr mitentscheidend für deren Ergebnisse.
Studien, die nur mit Fragebögen arbeiten, sind schlecht.
Gerade wenn es um das Verhalten, Denken, … geht, sind Gespräche für Studien besonders wichtig.
- Die Psyche, z.B. das aktive Bewältigungsverhalten und sinnvolle Strategien, ist mitentscheidend für die Krankheitsbeherrschung und das Überleben. Depressive Patienten haben deutlich schlechtere Überlebenszeiten, ihnen muss gegen die Depression geholfen werden.
Wo erhält man psychoonkologische Hilfe?https://www.krebsinformationsdienst.de/wegweiser/adressen/psychoonkologen.phpAntworten auf Patientenfragen in der Podiumsdiskussion:Wechselseitige Wirkungen zwischen Psyche und Krankheit (z.B.Tumor) gibt es.
Beispielsweise kann man mit besseren psychischen Strategien eine bessere Immunität erlangen.
Es gibt aber keine psychischen Ursachen für Tumoren!
Außer Gesprächstherapien gibt es verschiedene andere Therapiemöglichkeiten. Man muss herausfinden, welcher Patient auf welche Therapie anspricht. Das ist ganz individuell, was jemandem hilft.
Gegen Fatique ist Bewegung besonders gut! Mangelnde Bewegung kann eventuell zu einigen Krebsarten führen, nicht aber zu Hirntumoren!
Altruismus im Sinne von „Ich werde gebraucht.“; „Ich bin für andere wichtig.“ weckt Kampfgeist auch gegen Krebs.
Es liegen Studien für die psychische Beteiligung bei der Immunabwehr und der Krankheitsbewältigung vor.
Profitieren depressive Patienten von Antidepressiva?Bei Akutzuständen ja, aber nicht dauerhaft, da diese Mittel auch unerwünschte Wirkungen haben.
Bei Hirntumorpatienten sind Ursachen für die Depression wie Wut, Angst, usw. vorhanden, die verarbeitet werden müssen.
Antidepressiva können die Ursachen evtl. verdecken.
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In den Tagungsunterlagen befinden sich Auszüge aus den Internetseiten der Deutschen Hirntumorhilfe e.V. www.hirntumorhilfe.de zum Thema des Vortrags:„Psychoonkologische Unterstützung bedeutet, der Seele von Tumorpatienten und Angehörigen Aufmerksamkeit zu widmen, ohne dabei den Körper und das soziale Umfeld einer Person aus den Augen zu verlieren. Ziel der psychoonkologischen Unterstützung ist bdas Schaffen eines ganzheitlichen individuellen Gleichgewichts. Sicherlich beschäftigen sich die einzelnen Personen dabei mit unterschiedlichen Fragen, aber jeder wird durch die Diagnose in ein Chaos gestürzt. Die Welt steht plötzlich Kopf und es ist Teil der Verarbeitung, den Boden wieder zu finden. Die Psychoonkologie bietet für alle Betroffenen, egal ob Patient oder Angehöriger, Unterstützung an.
In der Regel basieren die psychoonkologischen Interverntionen auf dem Grundgedanken, dass es wichtig ist, Verluste wahrzunehmen, ihnen Raum zu geben und damit leben zu lernen, jedoch gleichzeitig das Erhaltene, Unveränderte, das noch immer Machbare nicht aus den Augen zu verlieren. Das heißt, das übergeordnete Ziel besteht darin, die durch Krankheit und Behandlung entstehende Belastung lindern zu helfen, die Betroffenen in der Auseinandersetzung mit der Krankheit und deren Folgen zu unterstützen, psychischen Fehlentwicklungen wie eine Chronifizierung der Belastungen mit ihren nachteiligen seelischen und sozialen Folgen vorzubeugen sowie gemeinsam mit den Betroffenen neue Perspektiven in der veränderten Lebenssituation zu entwickeln.
Ein wichtiges Merkmal der Psychoonkologie ist die hohe Individualität der Behandlung, welche auch maßgeblichen Einfluss auf den Erfolg hat. Was der einzelne Betroffene für sein Gleichgewicht, für das Lindern seines Seelenfeldes braucht, das weiß zunächst nur er selbst.“
(Oft weiß er es in seiner Situation nicht. Es ist ein bedeutender Schritt, dass ihm immerhin bewusst wird, dass er Hilfe benötigt. Um herauszufinden, was er braucht, benötigt er (z.B.) psychoonkologische Hilfe von außen. KaSy) „Jeder Patient befindet sich in einer ganz individuellen Lebenssituation und damit beim Inanspruchnehmen psychoonkologischer Hilfe an einem anderen Punkt – hat spezielle Bedürfnisse, Vorstellungen, Ziele. Daher sucht jeder Betroffene den Kontakt zur psychoonkologischen Beratung mit anderen Voraussetzungen, Sorgen und Wünschen.
Die Art und Häufigkeit psychoonkologischer Interventionen richtet sich dabei immer nach den Bedürfnissen und Ressourcen des Unterstützung suchenden Betroffenen. Jeder Mensch verfügt über individuelle Ressourcen, d.h. Verarbeitungs- und Bewältigungsfähigkeiten, mit denen er auf Anforderungen und schwere Situationen reagiert und dies in seinem bisherigen Leben auch getan hat. Tiefe Lebenskrisen blockieren jedoch nicht selten den Zugang zu diesen Verarbeitungsfähigkeiten, so dass es zum Überschreiten des individuellen Anpassungsvermögens kommt und häufig eine akute Belastungsreaktion hervorgerufen wird.
Die Gegenwart eines verlässlichen, strukturierenden Betreuers ist in diesen Situationen hilfreich zu Entdeckung der individuellen Ressourcen und bietet die Gelegenheit zur Aussprache und Klärung des individuellen Krankheitskontextes sowie der bestehenden medizinischen Probleme. Als mögliche Formen der Unterstützung können hier Begleitung, Beratung und gegebenenfalls Behandlung in Anspruch genommen werden:
Begleitung
- Beistehen und Dabeisein in schwierigen Situationen
- Gespräche, in denen vorwiegend Geschehnisse des Alltags betrachtet werden
- wesentliche Elemente sind die physische Anwesenheit, d.h. die Gegenwart der Begleiter und ggf. deren konkrete Hilfestellungen
Beratung
- sachliche Informationen und Strukturierungshilfen stehen im Vordergrund
- z.B. zu sozialrechtlich zustehenden Hilfen und deren Beantragung, wie auch die Einleitung von Rehabilitationsmaßnahmen, aber auch zu Fragen des Umgangs mit Ärzten, Pflegepersonal, Familie, Freunden und Kollegen
Behandlung
- Themen sind vorrangig innere Konflikte
- Elemente sind die gemeinsame Erarbeitung von Lösungswegen und dadurch die Aktivierung des Selbsthilfepotentials sowie das Verbalisieren von Gefühlen und Problemen im Gespräch
- Ziele könnten sein: Fördern des Ausdrucks von Bedürfnissen und Gefühlen, Erarbeitung eines neuen Krankheits- und Lebensverständnisses
Psychoonkologische Unterstützung kann auf verschiedene Art und Weise bzw. in verschiedenen Versorgungssektoren erfolgen:
stationär
- Akutklinken
- Rehabilitationskliniken
- Palliativstationen
- Hospize
ambulant
- psychosoziale Beratungsstellen (an Kliniken bzw. Gesundheitsämtern angesiedelt)
- psychotherapeutische Praxen
- ambulante Rehabilitationskliniken
schnittstellenübergreifend
- regionale Patienten- bzw. Selbsthilfegruppen
- „Brückenteams“ der integrierten Versorgung
- ambulante Hospizdienste
- kooperative, psychosoziale Beratungsstellen
- Sorgentelefon der Deutschen Hirntumorhilfe“