HirnTumor-Forum

Autor Thema: Neuropsychologische Tests  (Gelesen 19677 mal)

Offline TinaF

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Neuropsychologische Tests
« am: 18. Juni 2013, 17:25:04 »
Hallo Ihr Lieben,

im Rahmen einer amtsärztlichen Untersuchung wurde heute beschlossen, dass ich mich neuropsychologischen Tests unterziehen soll. Damit soll herausgefunden werden, ob meine Einschränkungen (z.B. Konzentrationsstörungen) organischer oder reaktiver Natur sind, damit dann auch über die weitere Vorgehensweise entschieden werden kann.

Kann mir jemand von seinen Erfahrungen mit solchen Tests berichten? Und - noch wichtiger -weiß jemand, wie man anhand der Testergebnisse unterscheiden kann, ob die Ursache nun organisch oder "reaktiv" ist?

Wäre toll, wenn mir jemand dahingehend helfen könnte.

LG TinaF
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Offline krimi

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Re:Neuropsychologische Tests
« Antwort #1 am: 18. Juni 2013, 18:59:46 »
Liebe Tina,

hier erst einmal zwei Links dazu.
Ich hatte dazu schon einmal geschrieben, finde es im Augenblick nicht. Melde mich aber bei dir so bald ich es ausgegraben habe. ;D

Von cindra erklärt
http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,7627.msg57783.html#msg57783

von krimi erklärt
http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,7656.msg58039.html#msg58039

Im Juli darf ich auch wieder zu solch einem Test ins UKM. Es ist dann ein verkleinerter Test per Papier und dauert dann eine gute Stunde.
Und anschließend wird mir erklärt oder der Befund lautet dann, dass ich z. B. überdurchschnittlich abgeschnitten habe.  ::)

Ob organische oder reaktive Hintergründe vorliegen?
Organisch bedeutet ob da irgendwo ein Defekt z.B. im Hirn ist. ;)
Und reaktiv, ob dein Reaktionsvermögen schon verlangsamt ist, sich Auffälligkeiten zu einer beginnenden Krankheit wie Demenz  ;D zeigen.

Spaß beiseite. Durch diesen Test soll abgeklärt werden ob da evtl. eine organische Schädigung z.B. durch den Tumor vorliegt.
Und reaktiv, ob sich vielleicht wirklich schon das Reaktionsvermögen verlangsamt hat, feststellbar durch die Zeit die du brauchst um deine Aufgaben zu lösen.
Mit diesem Beitrag den vorherigen Satz berichtigt: http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,8992.msg644216.html#msg644216

Dann stehen dann im Bericht Sätze wie z.B. bei Aufmerksamkeit: Der rasche Wechsel des visuellen Aufmerksamkeitsmodus … fällt durchschnittlich oder auch überdurchschnittlich leicht.

Gedächtnis: Bei einer auditiv-verbalen Lern- und Merkfähigkeitsaufgabe zeigt sich nach erstmaliger Darbietung einer Liste von 15 Wörtern für die unmittelbare Merkspanne  ein durchschnittliches Ergebnis, die Lernleistung nach wiederholter Vorgabe (insgesamt 5 Vorgaben) der selben Wortliste fällt überdurchschnittlich aus.

Es kommen dann noch andere Beurteilungen und zum Schluss ist im Bericht ein Leistungsprofil zu Wahrnehmung, Sprache, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Problemlösendes Denken.

Und zum Abschluss die Klinisch-neuropsychologische Bewertung: z.B. Die oben dargestellten Bewertungen geben keine Hinweise auf neuropsychologische Beeinträchtigungen. Von 18 untersuchten Leistungsparametern fallen alle … gerecht aus.

Mein Test in der Rehaklinik damals dauerte 3 Stunden.
Jetzt bei den jährlichen Test ist es nur noch eine gute Stunde und die Beurteilung fällt auch nicht mehr so umfangreich aus. Es wird nur noch formuliert wo Auffälligkeiten zu finden sind. Z.B. so: In der ausführlichen neuropsychologischen Untersuchung waren …….., eine …… sowie eine reduzierte ….. nachweisbar.

Es ist anstrengend, aber man erfährt dadurch auch seine Genzen.
Ich hoffe du hast durch das Ganze durchgefunden und es hat dir Informationen gebracht.

LG krimi

Ich melde mich noch mal per PN.
« Letzte Änderung: 20. Juni 2013, 16:16:55 von krimi »
Wer einen Platz im Herzen eines Menschen hat, ist nie allein.
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http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline KaSy

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Re:Neuropsychologische Tests
« Antwort #2 am: 20. Juni 2013, 00:30:19 »
zur Deutung des Wortes "reaktiv"

Äääähm, ich trau mich gar nicht so richtig, weil ich eigentlich keine Ahnung von Neuropsychologie habe (immer noch nicht seit der Erklärung von Ende 2011 durch Krimi und Probastel), aber mit der Deutung des Wortes "reaktiv" durch Krimi habe ich so meine Probleme.

Ich hatte es mit einer anderen Bedeutung im Kopf und habe (weil Krimi ja deutlich mehr Erfahrungen hat) erst mal gezögert und dann doch "geforscht".

Ich habe nirgends einen Zusammenhang mit dem Wort "reagieren", "Reaktionsfähigkeit" oder "Reaktionsgeschwindigkeit" gefunden (außer bei chemischen Reaktionen, die aber hier ganz klar nicht gemeint sind).


Das Wort "reaktiv" wird in der Medizin, der Psychologie sowie im Verwaltungsdeutsch stets so gebraucht, wenn es um die Reaktion auf einen Reiz, auf äußere Einflüsse geht bzw. wenn jemand nicht von sich aus handelt ("aktiv" ist), sondern erst äußere Anstöße benötigt, um zu handeln.

Beim Handeln kann es z.B. so sein:
- Man hat einfach mal monatelang keine Lust, die Fenster zu putzen, aber dann kündigt sich Besuch an ...
- Der Lehrer überträgt die erteilten Zensuren nicht in das Notenbuch, aber dann stehen Elterngespräche an ...
- Eltern kontrollieren das Hausaufgabenheft ihrer jüngeren Schulkinder nicht, bis sie im Elterngespräch erfahren, wie oft sie bereits auf das dramatische Verhalten / die nicht erledigten Hausaufgaben / das Leistungsversagen aufmerksam gemacht worden waren.

Es kann das Gewebe bzw. Gewebeteile sein, die auf äußere Reize reagieren, z.B. u.a.:
- durch Pollen ausgelöste Allergie
- Rötung der Haut durch starke Sonnenstrahlung
- Übelkeit durch verdorbene Nahrung
- Zusammenzucken bei unvorhergesehener Berührung


Es kann aber auch die Psyche betroffen sein, z.B. u.a.:
- durch Trauer ausgelöste überlange Depression
- durch Katastrophen mit vielen Verletzten ausgelöste Angststörung
- durch Kriegserlebnisse ausgelöstes Trauma
- durch Mobbing ausgelöste Minderwertigkeitskomplexe
- durch das Sirren einer Mücke ausgelöste besondere Aufmerksamkeit


Mein erster Neurologe bescheinigte mir eine "reaktive" Depression und meinte damit, dass die Depression durch den Hirntumor bzw. die Diagnosestellung ausgelöst worden war und nicht auf eine innere (endogene) Stoffwechselstörung zurückzuführen war. Eine solche Stoffwechselstörung könnte natürlich bei mir durch den HT, die OP bzw. die Bestrahlung ausgelöst worden sein. Das wären dann aber auch nicht-innere Einflüsse. Jedenfalls würde die Wirkung des HT eher als äußerer Einfluss zu werten sein, die Therapien sowieso.


Wenn ich nun sagen sollte, ob kognitive Einschränkungen eine reaktive oder organische Ursache haben, da wird es meines Erachtens für den Tester schwierig.
Eine organisch bedingte Einschränkung müsste bereits vor der HT-Entstehung bestanden haben, was nur dann einschätzbar wäre, wenn aus dieser Zeit vergleichbare Tests vorlägen.
Eine reaktive Einschränkung ist es dann, wenn die Einschränkung vor der HT-Entstehung nicht bestanden hat, sondern erst dadurch entstanden ist, also entweder durch den Tumor oder durch die OP (oder weitere Therapien) oder durch das Zusammentreffen der Wirkungen von Tumor und Therapien.   


Und nun weiß ich nicht weiter, denn ich kann mir - erstens - nicht vorstellen, wie man das unterscheiden will und - zweitens - nicht denken, wie man das unterschiedlich therapieren will, wenn es sich um kognitive Störungen handelt, also um Einschränkungen der Aufmerksamkeit, der Konzentration, der Lernfähigkeit, des Reaktionsvermögens, des Kurz- oder Langzeitgedächtnisses, ...
 
Aber ich bin ja "nur" KaSy mit einem "mehrfach runderneuerten Gehirn" ;) und kein Arzt mit einem Medizinstudium!




Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline enie_ledam

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Re:Neuropsychologische Tests
« Antwort #3 am: 20. Juni 2013, 12:50:26 »
Huhu,
hatte in der Reha auch Neuropsychologische Tests, ist wie ein IQ Test, also einige Elemente bei Logik z.B. wird dadrauf abgestimmt was du als "kaputt" beschreibst. Also z.B. Farb sehen oder Gedächnis oder so.
Gemessen werden die Ergebnisse mit einer Vergleichsgruppe, also z.B. haben 1000 Leute in deinem Alter und mit deinem Bildungsstand auch den Test gemacht und haben dann z.B. die Liste mit 15 Wörten 5x wiederholt und wussten durchschnittlich noch 13 Wörter, wenn du 15 augsagen kannst ist das besser als der durchschnitt. Du darfst eig. nicht wissen das es 15 sind, sonst könntest ja mitzählen mit den Fingern und dann wüsstest du das du nur 13 hast.... naja ich bin mal still :)
Da kommen auch noch gemeine raffinierte Test mit der Liste hihi aber ist lösbar, ich glaube ich kann die Wörter heute noch  :D

Ich glaube es ist egal wodurch das kommt, wenn du eine Verschlechterung merkst ist die ja da. Wenn du dann z.B. Ergo bekommst wird es sicher besser! Du kannst auch gut bei neuronation.de und Cognifit üben, zu Hause kostenlos, habe das zur Ergo begleitend gemacht, ist jetzt fast wie vor der OP bei mir. Ich habe in der Reha aber nicht soviel Übung bekommen weil meine Tests schon überduchschnittlich waren. Die Psychologin dachte schon "ohje da wird ja ne Ergebnis raus kommen" aber war dann alles ok, aber ich habe eine Verschlechterung bemerkt. Hatte vor der OP keinen Test gemacht also gab es zu "vorher" keinen Vergleich. Wenn ich jetzt zum Spaß ne IQ test mache merke ich auch schon das die Aufgaben leichter von der Hand gehen und diese Denkblockade weg ist.
Wenn man selbst im hohen  Alter noch Gehirnjogging macht bringt das was, also auch wenn man durch eine Krankheit etwas "verliert" Was das angeht ist das Gehirn ein Muskel der trainiert werden will.  :)

zu reaktiv stimme ich KaSy zu, und für reaktiv muss man doch mit deutsch Ahnung haben ;) und da bist du doch fit!!!
Man kann nicht alles mit seinen Willen erreichen, aber man sollte wollen was man erreichen kann.

Offline krimi

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Re:Neuropsychologische Tests
« Antwort #4 am: 20. Juni 2013, 16:13:54 »
Hallo Tina, KaSy!

KaSy du hast das alles noch einmal so lieb und gut zu "reaktiv" aufgebröselt.

Damit Klarheit ist habe ich meinen Neurologen dazu angeschrieben.

Seine Antwort heute: "reaktiv bedeutet "Reaktion/ Veränderung auf/ nach äußere(n) Einflüsse, z.B. Trauma". Wird in diesem Zusammenhang  in der Psychologie benutzt ("reaktive Depression").

Jetzt sind wir alle auf dem richtigen Stand. ;)

LG krimi
« Letzte Änderung: 20. Juni 2013, 16:17:59 von krimi »
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http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline TinaF

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Re:Neuropsychologische Tests
« Antwort #5 am: 20. Juni 2013, 18:23:47 »
Hallo die Damen,

@ Krimi: Das ist ja lieb von Dir, dass Du gleich Deinen Neurologen dazu befragt hast.

@ KaSy: Dir danke ich ganz herzlich, dass Du Dir so viel Mühe gemacht hast.

Ich habe heute mit einem Menschen mit Medizinstudium ;) gesprochen, soll heißen, ich war bei meiner Hausärztin und die hat mir das auch so erklärt, reaktiv bedeutet "als Reaktion auftretend". Wobei sich das nicht nur z.B. auf reaktive Depressionen bezieht, auch die Konzentrationsstörungen können sowohl organisch als auch reaktiv sein.

Bei einer organischen Ursache gelte ich als nicht therapierbar, ist es aber eine reaktive Sache, dann kann bis zu einem gewissen Maß therapiert werden. Wie man nun aber anhand der Testergebnisse erkennen will, was die Ursache ist, das konnte mir noch keiner sagen. Es bleibt also spannend!

LG TinaF
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Offline KaSy

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Re:Neuropsychologische Tests
« Antwort #6 am: 30. Juni 2013, 01:27:52 »
Liebe arme, arme Tina,
Die sind aber gemein, dass die Dich als nicht therapierbar bezeichnen wollen.
Sogar "unsere" ADS*-Kinder werden mit gut durchdachten und erprobten Materialien "therapiert". Und gemeinsam mit Psychologen und evtl. weiteren Ärzten gibt es Erfolge, obwohl es angeboren ist.

*    ADS: Aufmerksamkeitsdefizitstörung/oder -Syndrom**

**  Ich komme mir seit der HT-Geschichte auch immer mal wie so ein ADS- oder ADHS***-Kind vor ...

***ADHS: Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung

Bei mir schwankt das dann zwischen Hyperaktivität (z.B. im Garten) und Null-Aktivität (z.B. wenn ich beim Einkaufen plötzlich Null Antrieb habe).

Ei-ei-ei...gentlich müsste es also auch ein ADNS geben ... ich könnte auch andere Kandidaten dafür nennen, ohne organische Ursache.

Liebe Grüße!

Übrigens, enie, danke für die Beschreibung. Ist aber auch ein selten blödes Wort für das, was bei mir in der Reha "Hirnleistungstraining" hieß. Dafür brauchte ich wirklich nur "deutsch" zu können ...

Ich werde bald meine Nachtschicht beenden, versprochen ...
KaSy
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