Liebe Felicia,
ich habe Deine Beiträge und Fragen gelesen und finde es gut, dass Du Dich zwischen den beiden Therapiearten leicht (?) entscheiden konntest. Wenn ein Tumor operiert wird, ist er aus dem Kopf, deshalb wird die Operation in der Regel als erstes durchgeführt. Ich wünsche Dir sehr, dass Dein Akustikusneurinom ganz entfernt werden kann.
Du fragst, warum Du nicht weinst, aber alle anderen so sehr traurig über Deine Diagnose sind, dass Du sie trösten musst.
Hirntumoren sind natürlich eine unheimliche Sache für all die, die sich damit nicht befassen müssen. Keiner, der nicht in irgendeiner Weise betroffen ist, informiert sich darüber. Es ist da eine Angst vorhanden, weil im Wichtigsten des Menschen, im Gehirn etwas wächst und im Gehirn operiert werden muss. Das ist völlig unvorstellbar!
Du aber hast inzwischen Wissensvorlauf. Du hast wegen der Kopfschmerzen gesucht, wurdest ungeeignet behandelt, dann richtig und dann war die Ursache da! Das war für Dich erst mal eine Erleichterung, weil diese Ungewissheit - woher kommen die quälenden Kopfschmerzen - endlich geklärt schien. Und Du hast auch gleich einen Weg aufgezeigt bekommen, also sogar zwei Möglichkeiten, wie man den Tumor und damit hoffentlich die Kopfschmerzen loswerden kann.
Im Unterschied zu den anderen, denen eine OP im Gehirn nur Angst macht, hast Du Hoffnung.
Es sollte übrigens jedem Hirntumorbetroffenen überlassen bleiben, wie er mit der Diagnose umgeht.
Ich stehe auch kurz vor meiner OP, allerdings nicht der ersten, bei der ich vor 21 Jahren 37 Jahre alt war. Ich fühle mich gut und habe meinen Leuten die Diagnose ernst, aber auch nicht weinend übermittelt. Und da ich mich gut fühle, habe ich sofort von Gesprächen darüber abgelenkt, denn ich weiß so wie Du, dass diese Diagnose die anderen erschreckt, ihnen Angst macht. So Leid es mir tut, aber das ist ihre Sache. Ich kann nur alles tun, ihnen zu zeigen, dass es mir gut geht, dass ich den Ärzten voll vertraue, dass ich informiert und - im Unterschied zu Dir - mit Erfahrung ins Krankenhaus gehe. In den Tagen bis dahin lebe ich, genieße die Minuten, koche Apfelmus für Danach, das es geben wird und lasse keine Zweifel aufkommen.
Natürlich tauchen Zweifel, Ängste auf. Dann weine ich oder bin verdammt wütend, dann lasse ich es raus und dadurch geht es vorbei. Die Frage "Warum?" oder "Warum ich?" verbietet sich, sie findet keine Antwort. Die Ärzte werden sich alle Mühe der Welt für uns geben!
Du fragst auch nach den misslungenen Behandlungsversuchen. Ja, das ist mir mit den psychischen Folgen der Hirntumoren passiert, dass ich mehrere antidepressiv wirkende Medikamente nach und nach erhielt, die alle nicht optimal wirkten. Der Gipfel war, dass ich mit großer Hoffnung in eine Psychiatrie geschickt wurde, wo viele gute Dinge geschahen, aber die eigentliche Ursache meiner psychischen Probleme, nämlich die Hirntumoren, völlig außer Acht gelassen wurden, obwohl ich immer wieder darauf hinwies. In den Problemen, in denen ich damals steckte, ahnte ich nur, dass da etwas falsch läuft, hoffte wochenlang - und hatte hinterher mehr Probleme als je zuvor. Viel später wurde mir klar, dass die Ärzte dort die Hirntumordiagnose hätten berücksichtigen müssen, um mir wirklich helfen zu können. Dann muss nämlich anders behandelt werden.
Ich wünsche Dir eine erfolgreiche OP und lass Dir bitte danach ausreichend Zeit, bis Du wieder völlig fit bist.
Alles Gute!
KaSy