Liebe seva,
ich begrüße Dich sehr mit Deinem Kummer in unserem Forum.
Wenn der Tumor Deines Mannes bereits 8 cm groß war und er sich links frontal befand, dann ist es möglich, dass er nicht nur den Motorik- und Sprachbereich, sondern auch die Persönlichkeitsstruktur betraf. Das könnte eine Erklärung für sein so sehr verändertes Wesen und Verhalten Dir gegenüber sein.
Andererseits kann es sein, dass er sich in dieser für ihn unheimlich schweren Situation nicht ausgerechnet Dir gegenüber hilflos und schwach zeigen will. Er möchte das allein durchstehen und Dich mit seiner Situation, die aus seiner Sicht tödlich ausgehen oder ihn zu einem Pflegefall machen könnte, nicht belasten. Es könnte also auch eine rationale Entscheidung sein, in der er Deinen Beitrag innerhalb Eurer Ehe bewusst immer negativer beschreibt, je mehr Du ihn drängst.
Als seine Ehefrau hast Du das Recht, mit seinen Ärzten zu sprechen und sie zu fragen, inwiefern seine Persönlichkeitsstruktur durch die Operation verändert worden sein könnte.
Du kannst auch psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Vielleicht hat die Klinik einen Psychoonkologen oder Du findest im ambulanten Bereich einen Psychotherapeuten. Es gibt auch Krebsberatungen für Betroffene, Angehörige und Paare. Dort könnte Dir geholfen werden, diese Situation zu verstehen. Aber das könnte auch für Deinen Mann gut sein, wenn er es - später - möchte.
Momentan bist Du, ähnlich wie Dein Mann, in einer sehr kritischen Ausnahmesituation. Du denkst gerade nur in die eine Richtung - "Ich will für ihn da sein!"
Vielleicht kannst Du ihm das zeigen, indem Du für ihn da bist, ihn anrufst, zu ihm gehst, ihm Dinge mitbringst, die er sehr mag - ohne ihn zu drängen.
Welche Hilfe hat er im Moment und welche Hilfe hast Du? Vielleicht kannst Du über seine Familie, Freunde an seine Gedankenwelt herankommen, um diesen Menschen, der Dir so verändert erscheint, zu verstehen.
KaSy