Liebe Andrea,
ich versteh Deine Sorgen sehr gut.
Allerdings verstehe ich nicht alles von dem, was Du geschrieben hast, deswegen frage ich nochmal nach:
- Betrifft die Sehfähigkeit von nur 10 % nur ein Auge?
- Was bedeutet "die andere nulla lux reduziert"?
- Was heißt "ICP"? (Es ist Abkürzung mit sehr vielen möglichen Bedeutungen. Eine davon bedeutet laut Wikipedia: "Infantile Zerebralparese (infantile Cerebralparese), eine nicht fortschreitende funktionelle Hirnschädigung, charakterisiert durch Störungen des Nerven- und Muskelsystems im Bereich von Koordination und Bewegungsabläufen", was eventuell passen könnte.
Für mich besteht zunächst auch ein Widerspruch in den Aussagen der Ärztin, sie mache einerseits wenig Hoffnung, andererseits möge man 3-4 Monate abwarten und dann: "Ein direkter Tumorkontakt zu dem Nervi optici zeigte sich nicht."
Wenn ein Kontakt des Tumors zum Sehnerv (= Nervus opticus) nicht bestanden hat, dann dürfte zumindest der Sehnerv intakt geblieben sein.
Der Augenarzt sprach jedoch von einer "Stauungspapille". Das bedeutet, dass die Stelle, an der der Sehnerv im Augapfel beginnt (der so genannte Sehnervenkopf) geschwollen ist, man spricht auch von einem Ödem.
Die Ursache dafür liegt in einem erhöhten Hirndruck.
Dieser wieder kann generell vorgelegen haben, dann würden beide Augen betroffen sein.
Er kann aber auch durch eine "Raumforderung" hervorgerufen worden sein, dann wäre nur ein Auge betroffen.
Bei Deinem Sohn scheint die Ursache der entfernte Hirntumor gewesen zu sein, der vermutlich als Meningeom bezeichnet wurde.
Wenn sich der Sehnervenkopf unter einem höheren Druck befunden hat, dann kann es so sein, dass die dort befindlichen Zellen, die für die Aufnahme der Lichtreize und deren Weiterleitung über den (intakten) Sehnerven in das Sehzentrum des Gehirns verantwortlich sind, tatsächlich gelitten haben oder sogar zerstört wurden. Das wäre kaum oder nicht wiederherstellbar. Der Augenarzt könnte jedoch Mittel empfehlen, die sich günstig auf den Sehnervenkopf auswirken.
Ich selbst habe durch einen (durch einen Unfall im Jahr 1980 verursachten) hohen Augendruck derartige einseitige Probleme. Ich habe auf einem Auge auch nur noch etwa 10 % Sehkraft. Mein Augenarzt verschreibt mir seit Jahren das Mittel "Trusopt". Es ist nicht allen Augenärzten bekannt, dass diese Augentropfen nicht nur drucksenkend bei einem Glaukom=Grüner Star wirken, sondern auch schonend auf den Sehnervenkopf. Bei mir sind tatsächlich in den Gesichtsfelduntersuchungen geringe Verbesserungen aufgetreten.
Ich will Dir jetzt nicht unnötige Hoffnungen machen, aber als ich mitunter einen sehr hohen, eigentlich viel zu hohen Augendruck hatte, jedoch gleichzeitig die OP eines Hirntumors anstand, sagten die Augenärzte, dass die Sinneszellen im Auge einen so hohen Druck recht lange tolerieren können. Deshalb schätzten sie die Tumor-OP als dringender und vorrangig ein. Mit "lange" waren durchaus wenige Wochen gemeint. Allerdings sind die Ursachen bei Deinem Sohn und mir verschieden.
Bei Deinem Sohn muss natürlich eine sehr gute Zusammenarbeit von Neurochirurg und Augenarzt erfolgen, um die Maßnahmen passend abzustimmen.
KaSy