Liebe Sim73,
Du hattest eine OP, warst zur Reha und hattest eine Bestrahlung.
Das ist durchaus eine umfangreiche Therapie, die Dich nur langsam wieder fit werden lässt.
Du bemerkst es selbst, dass Du noch Schwierigkeiten hast, möchtest aber trotzdem gern wieder in Dein Leben zurück und zwar schnell. Jedenfalls schneller, als es Dir gut tun würde.
Ich bin sehr beeindruckt von Deinem Hausarzt, der Dich besser kennt als Du selbst und auch die Folgen der Hirntumor-Therapien sehr gut einschätzt.
Ich weiß nicht, ob Du gleich wieder mit der Arbeit beginnen willst, oder ob Du Dir noch Zeit lassen möchtest.
Falls der Hausarzt und Du sicher seid, dass Du jetzt beginnen kannst, dann wäre jetzt ein guter Anfang möglich. Du könntest mit ganz wenigen Stunden (zwei) täglich oder nur an zwei oder drei Tagen in der Woche beginnen. Du würdest bald merken, ob das gut gelingt. Solltest Du wieder Freude an der Arbeit haben und zu Hause noch Freizeit genießen können, Plätzchen backen, weihnachtlich schmücken, dann ziehst Du diese wenigen Arbeitsstunden bis Weihnachten durch, hast etwas mehr frei und kannst Dich dann entscheiden, im Januar mehr Stunden oder mehr Tage zu arbeiten.
Da werden die Tage wieder heller und die Winterdepression sollte weniger werden.
Du kannst aber auch wieder zu Hause bleiben, wenn das alles noch zuviel ist, denn Du bleibst ja "arbeitsunfähig".
Lass Dir Zeit und wenn es ein halbes Jahr ist, in dem Du Monat für Monat langsam mehr arbeitest.
Ich selbst war nach meiner ersten (nur) OP erst zur AHB und danach ein halbes Jahr zu Hause. Ich wusste es vorher schon, weil mein Neurochirurg es mir gleich gesagt hat. Es war ein Schock, aber gut zu wissen, denn ich konnte mich darauf einstellen. Ich habe dann ein halbes Jahr lang Monat für Monat die Stundenzahl gesteigert und das war richtig. Als ich wieder voll arbeitete, dauerte es noch etwa ein Jahr, bis ich rückwirkend festgestellt habe, dass ich jetzt erst wieder wirklich voll da bin. Aus dieser Erfahrung heraus habe ich nach meiner 2. OP, der eine Bestrahlung folgen musste, nach Therapieende 6 Monate zu Hause verbracht und mich dann genauso langsam wieder eingearbeitet.
Du kannst noch Dein Leben lang arbeiten. Wenn Du jetzt zu schnell wieder "in die Vollen" gehst, könntest Du Dich überlasten und Dir dadurch schaden. Immerhin hat womöglich Deine Psyche auch gelitten, das will verarbeitet sein! (Ich weiß, wovon ich rede ...)
Hör auf Dich und Deinen Hausarzt und ich bin ziemlich sicher, dass auch Dein Arbeitgeber Dich verstehen wird. (Der will ja auch eine voll funktionsfähige Mitarbeiterin haben und die lieber später ganz.)
Ich bin mir sicher, dass Du das schaffst!
(Ich hatte auch nach dieser mir so sehr lange erschienenen Zeit die Angst, meine Arbeit nicht mehr zu können, aber - es ging!)
Alles Gute!
KaSy