Hallo,
ich bin Selina (20) aus SH und wurde letzten Dienstag zum 2. Mal an meinem Astro operiert.
Mit 19 habe ich im letzten Jahr einen großen Krampfanfall zu Beginn meines Dualen Studiums in der Fachhochschule bekommen und dann ging alles ganz schnell. Krankenwagen, direkt in die Uniklinik und Beginn sämtlicher Untersuchungen. Das MRT hat schnell das gesuchte Ergebnis der Ärzte gezeigt: ein 4cm-großer Tumor im linken Temporallappen. Im Nachhinein habe ich kaum Symptome gespürt, während des Abis fing es ca. mit Déja-vu-Momenten an, die mir irgendwann komisch und beängstigend vorkamen. Ich war für kurze Sekunden "weg", ohne dass es jemand mitbekam, ich aber nicht wusste, was mit mir los ist. Kopfschmerzen u.ä. hatte ich nicht, lediglich selten einen Druck. Ja, meine Mama hat mir sogar erzählt, dass ich irgendwann wie aus Jux und Dollerei zu ihr meinte, ich glaube ich habe einen Tumor im Kopf, mein Kopf platzt fast. Die "harmlosen" Symptome habe ich auf mein Alter, die Umstände durch das Abi und den Beginn einer Ausbildung, Hormone und und und geschoben. Dann diese Diagnose.
Mittwoch eingeliefert und am Montag schon operiert. Der Tumor konnte vollständig entfernt werden und stellte sich als gutartig WHO-Grad 1 heraus.
Ich wollte mich nicht unterkriegen lassen und wäre am liebsten 2 Wochen nach der OP wieder in die FH marschiert. Auch eine Knie-OP stand noch aus, die für den Tag der Kopf-OP geplant war. Zu 4 Wochen habe ich mich überreden lassen und dann fing ich in Wiedereingliederung an wieder zur FH zu gehen. 4 Wochen später die Knie-OP kurz vor Weihnachten und die Schmerzen meines Lebens.
Zum Ende der Wiedereingliederung fing also die Zeit auf Krücken an und im Nachhinein ging ich schon bald am Stock. Mein von mir ignorierter und ausgegrenzter Kopf, das Knie und der Beginn einer zeitintensiven ambulanten Reha für das Knie.
Keine 2 Monate nach Ende der Wiedereingliederung erneuter Zusammenbruch in der FH. Es fühlte sich an wie ein aufkommender Krampfanfall, brach aber nicht durch. Ab in den Krankenwagen und zum MRT. Aussage der Ärzte: alles in Ordnung, nichts vorzufinden. Mein Neuro schickte mich zum Kardiologen (bei dem ich wirklich alle erdenklichen Untersuchungen machen musste), Augenarzt und nannte die Psyche als ausschlaggebenden Grund.
Ich bin sehr sensibel und stimme jedem zu, der sagt, dass es sich auch auf den Körper auswirkt und für einige Leiden zuständig ist. Aber dieser Vorfall fühlte sich nicht rund an, ich setzte mein 1. Ausbildungsjahr aus und begann eine Therapie. Die alt bekannten Auren (Abscencen) waren aber gepaart mit Panikattacken wieder da. Ich wechselte den Neuro und ein Medi-Auf&Ab begann. Diagnose: narbenbedingte Epi. Umstellung hier, Umstellung da. Die NW waren die neue Begründung für die Symptome bzw. die Panik...
Nun sollte das Wiederholen meines 1. Jahres losgehen und kurz vor dem Auszug von Zuhaus stand ein Kontroll-MRT an.
Es hat mich nicht wirklich überrascht, dass etwas nachgewachsen ist. Das letzte MRT nach dem letzten Zusammenbruch hatte kleine Gewebsveränderungen aufgezeigt, die mehrheitlich als Narbengewebe gewertet wurden. Meine Auren nahmen ja aber zu und nun bestätigte sich mein eigener Verdacht, dass dort wieder etwas ist.
OP, Bestrahlung oder Warten und dass 4 Tage vor dem Auszug. Ich entschied mich für eine erneute OP. Mein Tumor sitzt so gut, dass er perfekt operiert werden kann und auch keine Gefahr für neurologische Ausfälle darstellt.
Jetzt heißt es Zittern um das Ergebnis. Ich hoffe es stark, aber es würde mich positiv wundern, wenn ein Astro 1, gilt man doch in meinem Alter nach vollständiger Entfernung als geheilt, innerhalb von 10 Monaten wieder auftritt. Prognostiziert wurde, dass ich keine Probleme mehr damit haben werde, wenn überhaupt erst im hohen Alter.
Also abwarten! Hoffentlich nicht schon ein 2er.
Hat jemand Erfahrungen mit einem Astro 1-Rezidiv?
Sind hier Leute in meinem Alter unterwegs? Wie versteht ihr das Thema Epi im Zusammenhang mit Hirntumor?
Wie geht ihr mit der Panik vor weiteren Anfällen um und wie könnt ihr die Umstände akzeptieren?
Wie geht ihr psychisch mit eurer Erkrankung um? Habt ihr auch Angst vor weiteren Rezidiven?
Wie seid ihr wieder in die Arbeitswelt bzw. den Alltag eingestiegen?
Ich saß ja die letzten 6 Monate Zuhause und merke nun, dass es mir einfach nicht mehr gut tut, so viele Pause zu haben. Ich brauche Aufgaben und mich bestimmen Gedanken wie Sinn des Lebens, warum Krankheiten, warum medizinisch eingreifen und die Suche nach Erklärungen. Die Frage: Warum ich? stelle ich mir nicht, aber die Frage Warum? und so lange ich keine Lösung finde, halte ich fest und werde verrückt. Ich verstehe nicht, warum wir Menschen krank werden, alle so unterschiedlich und zu anderen Zeitpunkten und Angst zu sterben, kommt nun natürlich auch dazu.
Ich möchte so gerne einfach 20 sein und jung sein, Spaß haben und mein Leben genießen. Anstattdessen sitze ich krank rum und denke über die fehlenden Erklärungen für alles nach.
So, ich wollte mich kurzfassen, das ist mir aber nicht gelungen.
Wenn sich jemand bei mir meldet, freue ich mich sehr und auch eure Geschichten interessieren mich.
Liebe Grüße, Selina
Und ganz wichtig könnt ihr mir eine Rehaklinik empfehlen? Z. B. in SH?