Hallo, Hörnchen64
(bzw. Hirni64 im anderen Forum, wo ich Dir mit dem gleichen Text geantwortet habe.)
Dass nach einer OP, bei der Teile der Dura=Hirnhaut und des Knochens wieder verschlossen oder ersetzt werden müssen, ein Liquorkissen entsteht, das kommt nicht so ganz selten vor.
Es entsteht dadurch, dass beim Einsetzen der eigenen oder künstlichen Materialien keine hundertprozentige Dichtheit entsteht. Die Ursache dafür ist u.a. die bereits während der OP beginnende Schwellung im und um den OP-Bereich.
(Das müsste Dir nach der OP aufgefallen sein, falls Du in den Spiegel geschaut hast.)
Wenn das Gewebe abschwillt, kann es vorkommen, das eine "Liquorfistel" entsteht. Das ist ein winziger "Gang" (bzw. eine Lücke, ein Loch, ein Leck), durch den Liquor durch die Dura und den Schädelknochen (-ersatz) unter die Haut fließen kann.
Bei mir war das so, dass im Liegen oder wenn ich den Kopf herunterbeugte (was zur Zeit bei Dir gar nicht angebracht ist), sich diese "Beule" vergrößerte. Im Stehen und Sitzen wurde sie flacher.
Zunächst ist es nicht nur der klare Liquor, sondern ein Gemisch aus Liquor und Blut, das als "Serom" bezeichnet wird und wegen des Blutes rötlich aussieht. Im Laufe weniger Wochen ist das Blut, das von der OP stammt, abgebaut und der Liquor ist wieder klar. Nur ist er teilweise dort, wo er nicht unbedingt sein sollte. Meist ist das kein dramatisches, sondern eher ein kosmetisches Problem.
Bei mir hatte man versucht zu punktieren, also mit einer Spritze das Serom zu entnehmen, wodurch es in dieser Spritze sichtbar wurde. Dann wurde ein "Zweikomponentenkleber" aus Stoffen, die der Körper auch selbst bilden kann, eingespritzt.
Die Neurochirurgen hofften, so dieses "Leck" verschließen zu können. Der Grund war, dass eine Bestrahlung als Nachbehandlung vorgesehen war. Diese Prozedur (im Jahr 1999) war schmerzhaft und erfolglos.
Bei den meisten schließen sich diese Liquorfisteln im Laufe von mehreren Wochen, Monaten oder mitunter auch Jahren von allein.
In den allermeisten Fällen gibt es nach außen keine Öffnung, so dass auch keine Erreger eindringen können.
Testen kannst Du das (vielleicht erst einige Zeit später), indem Du Druck im Kopf aufbaust, z.B. mit zugehaltener Nase schnauben oder wie beim Stuhlgang pressen. Die Beule wird dann praller/voller. Wenn dann keine Flüssigkeit aus Nase, Ohren oder in den Rachen kommt, ist alles nach außen dicht.
Bei mir konnte die Bestrahlung nach 6 Wochen stattfinden, trotz des Liquorkissens. Es war aber auch nach 2 Jahren noch da und ein Neurochirurg sah es als gefährlich an. Deswegen wurde 2,5 Jahre nach jener OP eine "Revisions- OP" durchgeführt, in der der Kopf noch einmal geöffnet wurde und das "Leck" mit meiner eigenen Hirnhaut verklebt wurde. Auch das war nur für die Dauer von 6 Wochen dicht. Ich bemerkte dann einen plötzlichen Fieberanstieg, wusste, dass es jetzt wirklich gefährlich wird, was in der Notaufnahme bestätigt wurde. Die Hirnhaut-/ Gehirnentzündung wurde stationär mit Antibiotika (intravenös) gestoppt und verhindert.
Diese beiden Varianten, die Liquorfistel zu verschließen, kann ICH nicht empfehlen. Bei mir hat sich tatsächlich nach einigen Jahren dieses Leck offensichtlich von allein verschlossen, denn irgendwann war die Beule ... einfach nicht mehr da.
Eine Variante hatte man mir damals noch empfohlen, nämlich mit einem eng anliegenden Stirnband Druck von außen zu erzeugen. Schneller ging es damit bei mir nicht. Für Dich kommt das als einfach zu handhabender Versuch erst in Frage, wenn Du keine Kopfschmerzen mehr hast.
Vielleicht findest Du weitere Erfahrungen, wenn Du in die "Suche" den Begriff Liquorkissen (=Hirnwasserkissen) eingibst.
Mit der Palacosplastik hat das nichts zu tun. Diese Materialien werden seit Jahrzehnten genutzt und es gibt damit keine Abstoßungsprobleme. Das ist nicht so, als wenn man ein fremdes Organ (Leber, Niere, ...) transplantiert bekommt. Da müssen Medikamente genommen werden, um ein Abstoßen des Organs zu verhindern. Die Materialien wie Palacos oder neuere Ersatzstoffe werden problemlos vom Körper toleriert. Man muss keine Medikamente deswegen nehmen. Und es entsteht auch kein Liquorkissen deswegen.
Deine Kopfschmerzen haben auch nichts mit dem Liquorkissen zu tun. Das sind noch Folgen der OP, die Du mit Schmerzmitteln weiter behandeln solltest. Sei da nicht "tapfer", Du brauchst sie noch, denn die OP hat nun mal Schmerzen verursacht. Nach und nach wirst Du diese Medikamente absetzen können. (Übrigens schmerzt nicht das Gehirn, denn das hat kein Schmerzempfinden.)
Ich denke, Dein Neurochirurg hat aus seinen eigenen und den gesammelten Erfahrungen vieler Kliniken Recht, wenn er Dir zum Warten geraten hat.
Du hast eine heftige OP hinter Dir, Du kannst beginnen, das Leben langsam wieder zu genießen. Aber mach nicht zu schnell, Du und Dein Gehirn müssen eine OP gerade an diesem Organ wirklich ganz anders verkraften! Hab Geduld!
Freue Dich, dass Du die Weihnachtstage zu Hause verbringen kannst und lass Dich verwöhnen!
KaSy