HirnTumor Diskussionsforum
Hirntumorarten => Glioblastom / Gliosarkom => Thema gestartet von: Aviso am 13. Mai 2011, 22:43:29
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Hallo …!
Bevor ich mich bald aus diesem Forum zurückziehe, möchte ich euch dennoch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen … auch wenn ich selbst „gute Ratschläge“ teilweise zu hassen gelernt habe …
Meine Mutter ist vor wenigen Tagen an einem Glioblastom verstorben. Sie wurde 69 Jahre alt. Wir haben haben fast 4 Jahre alles mit ihr gemeinsam durchgestanden … 3 OPs, Bestrahlungen, Chemotherapien, Reha-Kliniken und alles weitere, was damit verbunden ist. Wir hatten aber das unsagbare Glück, nach der 1. OP und einer Kombitherapie aus Bestrahlung und Temodal 2,5 Jahre mit ihr zu erleben, in denen sie ohne Rezidiv völlig uneingeschränkt und ganz „normal“ leben konnte. Wir haben die Zeit gemeinsam genutzt und sehr intensiv gelebt … und das kann ich nur allen „raten“ … Nutzt jeden Tag mit euren Lieben, den Ihr geschenkt bekommt, auch wenn es für euch nur wenige davon geben sollte …
Als dann das erste Rezidiv bei meiner Mutter auftauchte und alles seinen Gang nahm, starke körperliche Einschränkungen, Wesensveränderungen etc., hat es sie sehr gestärkt, dass wir versucht haben, ihr so viel „Normalität“ zu erhalten wie nur möglich … sie sagte mal zu mir, sie hätte es total satt, von den Gesunden ausgeschlossen zu werden, indem sie über ihre Krankheit definiert würde … man mag es kaum glauben, aber es gab auch Momente, in denen wir gestritten haben. Aber auch oder gerade diese Momente gaben ihr das Gefühl, zu LEBEN.
Als sie dann seit Dezember letzten Jahres in allem sehr eingeschränkt war, haben wir uns bemüht, alles für ihr (körperliches) Wohlbefinden zu tun … das konnten auch sehr kleine Dinge sein, von der Maniküre oder Duftölen bis hin zur entspannenden Massage. Sie hat mir immer wieder zu verstehen gegeben, wie angenehm und schön das für sie war und war dafür sehr dankbar … ich habe allerdings das Gefühl, dass diesbezüglich ein Unterschied zwischen Männern und Frauen besteht … mein Bruder hatte sich da nicht so sehr die Gedanken gemacht, aber das meine ich natürlich nicht böse, denn er hat sich ja auf seine Art sehr liebevoll gekümmert …
Lebensqualität durch „Normalität“, körperliche Zuwendung sowie Dasein schenken und keine Zeit auf Krankenhausfluren vergeuden … außerdem MUSS man in manchen Momenten einfach stark sein, Heulen und Jammern in Gegenwart des Betroffenen geht gar nicht, es sei denn man möchte ihn zusätzlich belasten … Das ist das, was ich durch meine Mutter gelernt habe …
Ich bin durch den Verlust unendlich traurig, dennoch wurde meine Mutter durch den Tod zum Schluss erlöst und ich merke, dass die Verarbeitung all meiner Eindrücke und Erfahrungen erst jetzt beginnt …
Ich habe mich in diesem Forum sehr gut aufgehoben gefühlt und der informative Austausch, den ich hier erfahren habe, hat mir sehr geholfen. Vielen lieben Dank!
Ich bin total überzeugt davon, dass es die Forschung und Medizin bald schaffen wird, das Glioblastom besser oder gar ganz „in den Griff“ zu bekommen … Ich drücke allen Betroffenen und Angehörigen ganz kräftig die Daumen!
Euch allen viel Kraft und alles Gute!
Aviso
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Hallo Aviso
Herzliche Dank für deinen Bericht und Offenlegung deiner Ansichtsweise der Situation und Umgang mit der Therapie.
Du darfst natürlich weiterhin hier Mitglied bleiben. Mit dem Sterben des Patienten muss die Mitgliedschaft hier nicht unbedingt beendet sein. Vielleicht hilft dir teilweise der Trauerbewältigungsbereich, im Austausch, auch weiter wenn du mal in einen Tief der Trauer bist.
Sei mitfühlend umarmt und sende auch eine Beileidsbekundung von mir an deine Familie weiter.
Stiller Gruß
Fips2
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Hallo Aviso!
Ich wünsche Dir und Deiner Familie mein Beileid.Dein Bericht spricht mir aus der Seele.
Alles Liebe Anderle
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Mein aufrichtiges Mitgefühl, Aviso.
Auch ich danke dir für deinen Beitrag und mag mich gerne anschließen; mit dem Verlust eines lieben Menschen muss man nicht aus dem Forum aussteigen.
Es gibt Rubriken, die dir und anderen mindestens so weiterhelfen wie deine Beiträge.
Für die kommende Zeit wünsche ich dir von Herzen alles Gute und ganz viel Kraft,
Bea
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Hallo Aviso,
mein herzliches Beileid!
Auf der einen Seite ist dein Bericht natürlich sehr traurig, aber andererseits auch ermutigend, da ihr doch eine sehr lange Zeit uneingeschränkt "geschafft" habt und das Beste daraus gemacht habt.
Vielen Dank für den Beitrag, wir stehen noch mehr am Anfang, heute hat mein Vater (morgen 65 Jahre alt) das erste MR nach OP und Bestrahlung/Chemo...
herzlichen Gruß
illi
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Ja danke für den Beitrag. Alles Gute und viel Lebensfreude!
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Hallo Aviso,
mein Beileid zum Tod Deiner Mutter. Ich wünsche Dir und Deiner Familie viel Kraft und schöne Erinnerungen.
LG Eva
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Mein Mann ist vor 13 Wochen am Glio verstorben und ich weiß, wie es euch geht. Ich wünsche euch viel Kraft für den Weg der Verarbeitung. Er ist nicht leichter,als der Weg des Kampfes. Erschöpfung, Dankbarkeit, Traurigkeit und Verzweiflung sind das Durcheiander vieler Tage.
Deinen Ausführungen kann ich nur beistehen, ohne ins Detail zu gehen, wissen wir wovon wir sprechen.
Ich wünsche allen, die hier kämpfen sehr viel Erfolg, viele schöne Momente und viele nette Menschen, hier im Forum, die sich gegenseitig helfen. Nur in der Not erkennt man Menschen, die wichtig sind.
liebe Grüße Katrin