HirnTumor Diskussionsforum

Hirntumorarten => Glioblastom / Gliosarkom => Eigene Geschichten => Thema gestartet von: Harzburg am 14. Februar 2013, 15:19:31

Titel: Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: Harzburg am 14. Februar 2013, 15:19:31
Meine Frau ist im Alter von 61 Jahren am 07.01.2013 in einem betreuten Wohnen, an einem Glioblastom der Stufe 4 verstorben.

 Am 06.08.12 flog ich auf eine zweitägige Dienstreise. An dem Morgen sah meine Frau sonderbar aus und war sehr müde. Ich machte ein Foto von Ihr und flog (als Ersatz für meinen Chef, der eine Babykurs besuchen wollte). Als ich am 07. abends zurück kam holte sie mich vom Bahnhof ab, der Fahrstil war grausam. Am 08. bin ich mit ihr zum Arzt, weil ich dachte sie hätte einen Schlaganfall, der linke Mundwinkel hing herunter.

Ich hatte Urlaub und wir wollten unserem jüngsten Sohn beim Einzug in seine erste Wohnung helfen. Der Arzt hat uns sofort ins KKh geschickt. Dort stellten sie einen Raumgreifenden Gegenstand im Gehirn fest. Sie wurde verlegt und bei der Biopsie stellte sich eine Blutung ein. Von diesem Moment war sie rechtsseitig gelähmt. Es folgten 30 Bestrahlungen und da ich noch berufstätig bin, die Verlegung in ein betreutes Wohnen.

 Der größte Wunsch meiner Frau war es auf die Toilette zu gehen. Dieses konnte ihr keiner erfüllen. Am 07.01. ist meine Frau nach vier Tagen Dauerschlaf, gestorben. Jeden Tag heule ich, wenn ich an sie denke. Ich bin allein, mit meinen Nachbar habe ich keinen Kontakt und meine beiden Söhne sind ca. 500 Km weg. Ich selber bin 58 Jahre alt und frage mich täglich warum sie? Wir waren 35 Jahre verheiratet.

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Titel: Re:Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: Marion1971 am 14. Februar 2013, 15:38:10
Hallo Harzburg,

willkommen hier im Forum, auch wenn es kein schöner Anlass ist....
Hier wirst du Menschen finden, die dir "zuhören" und wo du deinen Kummer loswerden kannst...
Mein Mann hatte auch einen Glio und ist am 31.12.12 daran verstorben, ich weiß also wie du dich fühlst ... Wir sitzen hier alle im gleichen Boot !

Liebe Grüße
Marion
Titel: Re:Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: anderle am 14. Februar 2013, 17:39:21
Hallo Harzburg!
Wie Marion schon schreibt,hier findest du Menschen die dir zuhören.Wir haben alle das gleiche Schicksal,aber jeder hat seine eigene Geschichte.Nach dem warum zu fragen,wer tut das nicht.
Vielleicht werden wir irgendwann eine Antwort darauf bekommen.
Ich denke, dass dir hier viele Menschen zur Seite stehen,ich denke es nicht,ich weiß es!!Mein Mann ist im August 2011 an einem Glioblastom verstorben, trotz Kinder,vieler Freunde 
muß ich diesen Weg im endeffekt alleine gehen.
Das Forum hat mir in der Zeit, in der mein Mann krank war sehr geholfen mehr wie viele Freunde
weil ich einfach der Meinung bin,verstehen  richtig verstehen können nur Menschen die diesen Weg gegangen sind.
Liebe Grüße Anderle   
Titel: Re:Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: Pem34 am 14. Februar 2013, 18:21:15
Hallo Harzburg,

auch mein Mann ist gestorben an seinem Hirntumor: Am 2. Januar 2013. Er hatte einen langen Kampf. Insgesamt 10 1/2 Jahre... davon 3 1/2 Jahre schwerste Pflege... Ja, warum???

Mit der Einsamkeit müssen wir wohl alle irgendwie fertig werden und man hat das Gefühl, dass wird niemals mehr gut. Doch die Beispiele hier im Forum zeigen, dass auch diese Narben - wenn auch ganz langsam - verheilen werden. Jedenfalls hoffen wir das.

Hier kannst du schreiben, wenn dich was bedrückt.

LG
Pem
Titel: Re:Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: Britta75 am 14. Februar 2013, 19:31:35
Hallo Harzburg,

auch ich muss mich leider in die Reihe der trauernden Angehörigen einreihen. Mein Dad verstarb am 26.12.12 ca. zwei Jahre nach Diagnosestellung. Ich verstehe gut, wie Du dich gerade fühlst! Mir helfen der Kontakt mit anderen Menschen und Gespräche über meine Trauer um meine Eltern, die im Abstand weniger Wochen beide verstarben. Seit ein paar Tagen lese ich das Buch "Meine Trauer wird dich finden", in dem einige hilfreiche Dinge beschrieben werden. Vielleicht gibt es bei euch ja auch eine Selbsthilfegruppen für Trauernde. Oftmals bieten Hospize eine Begleitung von Angehörigen auch an.

Viele liebe Grüße

Britta
Titel: Re:Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: Paujo am 14. Februar 2013, 23:44:03
Hallo Harzburg.

Mein tiefes Mitgefühl für dich......
Viele hier sind den gleichen Weg wie du gegangen und wir alle hier verstehen dich.
Hier bist du gut aufgehoben.

Die Frage nach dem Warum kann dir und uns keiner beantworten.......
Wie oft habe ich dieses Warum in den Himmel gerufen und auf Antwort gehofft?! Habe die Ärzte genervt und im Internet gesucht......warum und wieso und woher und was kann man tun?
Leider gibt s da keine Standardantwort.......jeder Tumor ist anders und jeder Verlauf auch.
Es wird dich sicher kaum trösten.......
Irgendwann habe ich aufgehört zu fragen und diese Zeit lieber mit meinem Mann verbracht......
Ich musste ihn gehen lassen und nach der ersten schlimmen Trauer habe ich angefangen dankbar zu sein für die Zeit die wir haben durften. Ich erinnere mich an gemeinsame Erlebnisse und Urlaube und freu mich das wir diese Zeit hatten.
35 Jahre sind sehr lange und ihr habt sicher viel zusammen erlebt......Versuch dich daran zu erinnern und die schlimme Zeit der Krankheit rückt etwas weg.
Vielleicht gibt es bei dir auch ein trauercafe wo sich Menschen treffen die jemanden verloren haben......bei uns im Ort gibt es das und man trifft sich einmal in der Woche. Oder ein trauerseminar.......
Das könnte hilfreich sein wenn man so niemanden in seiner Nähe hat.

Ich wünsche dir viel kraft
Deine Frau hätte sicher nicht gewollt das du allein zuhause hockst und traurig bist......
Teile dich hier mit.....wir sind da für dich.

Mitfühlende grüße
Paujo
Titel: Re:Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: BabsyO am 15. Februar 2013, 21:30:23
Hallo Harzburg.
Ja... was kann man in so einer Situation schreiben?!
Alle hier werden dich so ziemlich ausnahmslos verstehen können.
Mein Vater ist mit 57 an einem Glio erkrankt... Die Dagnose bekamen wir ende August 2012. Sein Zustand verschlechtert sich täglich und wir "warten" darauf, dass er die Augen schließt.
Meine Mutter pflegt ihn zu Hause voll. Die beiden sind seit 40 Jahren ein Paar.
Meine Mutter hat zwei ihrer Kinder in unmittelbarer Nähe. Dennoch glaube ich, dass wir ihr die EIGENTLICHE Last nicht abnehmen können. Sicherlich: etwas erträglicher schon...
Warum IRGENDWEN so eine Krankheit trifft, kann man wohl nie sagen... Diese Frage hab ich mir bezüglich meines Vaters nie gestellt... Sie ist irrational und völlig unbefriedigend und zerstört einen nur noch mehr.

Der Schmerz ist schlimm, und er wird sicherlich noch eine ganze Zeit lang anhalten... Aber er wird täglich ein bisschen weniger. Unmerklich vielleicht... aber man gewöhnt sich an den Schmerz und irgendwann ist er ein Wegbegleiter.

Such' dir Hilfe, wenn die Situation dich erdrückt.
Ich wünsche dir viel Kraft.

LG,
Babsy
Titel: Re:Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: Harzburg am 18. Februar 2013, 09:19:02
Ich möchte mich bei Euch bedanken. Es wird noch lange dauern, aber ich habe jetzt etwas mehr Kraft.

Danke und lG

Klaus
Titel: Re:Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: Auxbuerger am 18. Februar 2013, 21:53:37
Als Vater bin ich auch betroffen, und auch wir haben uns die Frage gestellt, warum wir? Aber darauf gibt es keine Antwort, das Leben kennt kein fair oder unfair, kennt auch keine Gerechtigkeit.

Erinner Dich an Deine Frau, an Eure schönen Zeiten, und denke daran, dass sie nicht mehr leiden muss. Viel Kraft möchte ich Dir für die Zukunft wünschen, und schreib von Zeit zu Zeit hier ein paar Zeilen...
Titel: Re:Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: KaSy am 18. Februar 2013, 23:15:31
Die Frage "Warum ?" findet keine Antwort.
Schon gar nicht die Frage "Warum sie ?" oder "Warum er ?".
Würde man weiterdenken wollen und auch noch fragen "Warum nicht ein anderer?"
Niemandem wünscht man eine solche Krankheit, niemandem!
Und doch ist man allein, allein mit der Krankheit, allein mit der Trauer, allein mit dem Leben.
Und es ist gut, dass man hier nicht allein ist.

KaSy
Titel: Re:Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: jannopeter am 19. Februar 2013, 08:20:43
Hallo
Trauer ist ALLEINGANG! Aber Trauer bedeutet nicht alleine sein zu müssen. Alleine kann ich meine Trauer um meinen Sohn der bereits im Alter von 11 Jahren an einem Glio verstarb ertragen - in Gesellschaft ist es oftmals schwierig. Da wird über vermeintliche "Luxusprobleme" gejammert - die ich mit dem Leid das meine Kinder bereits ertragen mussten bzw. immer noch ertragen müssen nicht verstehen kann.

Dennoch gehe ich raus, treffe mich mit Leuten, gehe in eine Trauergruppe - denn zum griesgrämigen Eigenbrötler will ich nicht werden.

Tröstlich an deiner Geschichte finde ich, dass deine Frau anscheinend 61 Jahre werden durfte und nur relativ kurz an dieser Scheiss Krankheit leiden musste. Dies ist natürlich einerseits schlimm, weil euch so wertvolle Zeit des Verabschiedens fehlt und jeder hofft trotz der Diagnose lange zu leben. Aber andererseits ist ihr so viel erspart geblieben. Mach es wie die anderen gesagt haben

"In schönen Erinnerungen lächelt die Vergangenheit zurück!"

Mein Sohn lächelt micht täglich mehrfach an. Er wird immer Platz in meinem Herzen haben.

LG
Jannopeter
Titel: Re:Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: HeikeD am 20. Februar 2013, 04:30:31
Hallo harzburg,

Ich wollte mich hier nicht einreihen als Hinterbliebene aber es kommt immer anders als man denkt. Mein Papa ist im Alter von 86 Jahren vorgestern am 18.2. Verstorben.

Es ist schwer zu sehen was diese Krankheit alles anrichten kann. Ich wünsche dir viel Kraft und vielleicht tröstet der Gedanke, dass deine Frau nun nicht mehr leiden muss.

LG
Heike

Titel: Re:Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: Harzburg am 20. Februar 2013, 14:35:19
Mein herzlichstes Beileid,

es ist egal wie alt eine Person geworden ist, der Verlust sitzt tief.

Ich gebe denen recht, die sagen, wenn wir überlegen "warum sie /er??", man wünscht es keinem, aber warum hat es nicht einen selbst getroffen.

Jetzt nicht in dem Fall, dass 40 oder mehr Jahre zwischen einem liegen, sonder so wie bei uns.

Mir fehlt immer noch das Verständnis, heute war sie gut drauf und zwei Tage später gelähmt, weitere Monate später Tod.

Ich kann die gesamte Krankheit noch nicht verarbeiten und bin trotzdem froh, dass sie nicht lange leiden musste.

Trotzdem frage ich mich habe ich alles richtig und in Ihrem Sinne gemacht?

Klaus
Titel: Re:Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: HeikeD am 20. Februar 2013, 15:31:58
Hallo Klaus,

Ja das frage ich mich auch...habe ich es richtig gemacht, das habe ich mich schon die letzten Monate gefragt. Ich hatte immer das Gefühl nicht genug getan zu haben.

Ausserdem hatte ich ihm versprochen bei ihm zu sein bis zu Schluss. Er hat anders entschieden und ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich zu spät kam.

LG
Heike
Titel: Re:Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: Glio12 am 20. Februar 2013, 17:37:39
Liebe Heike,
auf keinen Fall solltest Du ein schlechtes Gewissen haben.
Du hast mehr als 100% gegeben und wenn dann etwas passiert ist es Schicksal und es sollte so sein.
Vielleicht ist es ihm ja leichter gefallen 'zu gehen', wenn er allein ist?!
Liebe Grüße und mein herzlichstes Beileid
Titel: Re:Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: BabsyO am 20. Februar 2013, 21:08:29
Hallo Harzburg,

ich sehe beim Weg meines Vaters, dass man viel aus dem Bauch heraus entscheiden muss... nicht immer ist das Herz mit dem Verstand einer Meinung. Dann muss man abwägen. Ich finde es ganz schlimm zu sehen, dass mein Vater kein mündiger Mensch mehr ist, und wir alle Entscheidungen für ihn treffen müssen, habe aber immer im Hinterkopf, wie ich mich bei dem und dem fühlen würde.
Man kann sich nie sicher sein, alles richtig gemacht zu haben. Aber man kann sich sicher sein, IMMER bestrebt danach gewesen zu sein. Und ich glaube, genau DAS zählt, und nichts andres.
Man schafft es nicht mal im eigenen Leben alles richtig zu machen. Wie sollte man das dann für jemanden andren tun?!

Liebe Grüße
Titel: Re:Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: Pem34 am 20. Februar 2013, 23:11:33
Hallo Harzburg,
ich glaube diese Frage, ob man alles im Sinne des anderen entschieden hat, stellt sich jedem Angehörigen.
Habt ihr eigentlich VOR der Erkrankung deiner Frau über ihre Wünsche im Falle
des Falles gesprochen? Für uns kann ich diese Frage mit Nein beantworten. Und das, trotzdem wir jeder eine Patientenverfügung hatten. Diese haben wir halt aufgesetzt... ohne uns letztendlich richtig damit auseinandergesetzt zu haben.
Für mich war es immer eine ganz schlimme Situation, wenn der Arzt meinen Mann gefragt hat: “Möchten Sie diese Therapie?“ und mein Mann dann zwar ja sagte, aber nicht mehr in der Lage war, den Sinn zu erfassen. Da kann ich doch nicht sagen: Nee, wollen wir nicht. So etwas hätte man zu gesunden Zeiten absprechen sollen... Doch wer macht das schon? Wer legt seine Grenzen fest? Davon abgesehen, hätte ich den Krankheits- Verlauf meines Mannes nicht in meinen schlimmsten Träumen erahnt.
Und trotz allem behaupte ich, sagen zu können, wir haben situativ immer alles richtig gemacht. Bis zum Schluss. Aber meine Zweifel hatte ich trotzdem. Ganz klar.

Hadere nicht so dolle mit dem Schicksal. Die Trauerphasen müssen wir wohl alle durchstehen.

LG
Pem
Titel: Re:Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: HeikeD am 21. Februar 2013, 08:04:21
Ich weiss wie ich beerdigt  werden will. Das erzähle ich seit Jahren allen die es hören oder nicht hören wollen.

Eine Patientenverfügung habe ich nicht, das wird noch diesen Monat nachgeholt.

Erst wenn es akut wird ist mn froh so etwas zu haben und weiss dann auch zu schätzen, dass mn sich früh damit beschäftigt hat.

Muss alles im l3oben einen Sinn machen? Warumwurde der Liebe Mensch so gequält, warum sie/er? Wenn es nur die Tatsache ist, dass wir nach dem Tod des geliebten Menschen die welt mit anderen Augen sehen,oberflächliche Dinge keinen Platz mehr haben, das ist mir genug undfeut mich, dass ich gewachsen bin an allen aufgaben und  Prüfungen.

LG und viel Kraft
Heike
Titel: Re:Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: Phoenix am 21. Februar 2013, 15:04:13
Hallo Harzburg

Bei uns raste dieser Express "gliomatosis cerebri" im Sommer 2006 vorbei...der Sommer fing an, mein Mann wurde krank, der Sommer ging vorbei, mein Mann  war tot.
Ich habe lange, sehr lange gebraucht bis ich damit klar gekommen bin, irgendwie. Weil es schwer ist, seinem Leben einen Sinn zu geben, wenn Sinn bis dahin den Namen Liebe hatte.

Ich wollte mich der Frage "habe ich alles richtig gemacht" nie beugen......alles , was ich tat, habe ich aus  Liebe zu meinem Mann getan, wie kann da etwas falsches dabei gewesen sein?

Mach dir das Herz nicht unnötig schwer , du wirst alles getan haben was für deine Frau wichtig gewesen ist.
Wir sind nicht die Ärzte unserer Partner, wir sind diejenigen, die sie lieben.

Lg Phoenix
Titel: Re:Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: anderle am 21. Februar 2013, 15:18:01
Phoenix,sehr sehr schön geschrieben,genauso  ist es!!Lg.Anderle
Titel: Re:Eigentlich wollte ich nicht schreiben, aber heute hat es mich gepackt
Beitrag von: kaja am 21. Februar 2013, 18:37:24
Hallo Klaus,
ja - das berührt mich auch, Phoenix beschreibt das sehr gut.
Wir hatten mehr Zeit, aber das Gefühl, dass das Ende geradezu herbeiraste hatte ich auch. Und ich habe lange gebraucht, um mit diesem Tempo klarzukommen. Meine Mutter ist vor 2 Jahren nach 5 Jahren Krankheit am Glio gestorben. Sie ist 3 x operiert worden und mein Vater und ich haben Sie bis zu ihrem Tod zuhause gepflegt.
Nachdem mein Vater die letzten beiden Jahre sein Leben komplett auf die Pflege ausgerichtet hatte (er war gerade pensioniert worden) und im letzten Jahr ihrer Krankheit nicht einmal mehr ohne Sorge auf die Toilette gegehn konnte, ist er nach ihrem Tod, der trotz allem sehr plötzlich kam, in ein großes seelisches Loch gefallen.
Er kam weder mit der Zeit noch mit der Stille klar - nicht nur der Verlust seiner Frau wog schwer, er war plötzlich wie "arbeitslos" und wusste gar nicht mehr wohin mit sich, seiner Zeit und seiner Fürsorge. Er hatte 5 Jahre wirklich alles für sie getan und diese Zeit, die in den letzten 3 Jahren ihrer Krankheit sehr schwer auszuhalten war, großartig gemeistert.
Nach dem Tod meiner Mutter ist er dann verständlicherweise zusammengeklappt und konnte vor Erschöpfung und Trauer kaum noch Luft holen.
Mit meiner Mutter war er ein paar Mal bei einem Neuro-Psychiater, da sie unter schweren Persönlichkeitveränderungen litt. Am tiefsten Punkt seiner Trauer hat er sich ein Herz gefasst und diesen Arzt angerufen, um mit ihm zu sprechen.
Dieser hat ihn dann umgehend in eine Akut-Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie überwiesen, wo er 8 Wochen lang  600 km von zuhause entfernt eine Reha machen durfte. Diese 8 Wochen haben ihm so unglaublich gut getan, dass er heute noch Tränen in den Augen hat, wenn er davon erzählt.
Dass er sich endlich mal nur um sich kümmern durfte, dass er Essen bekam, das er nicht selbst vorher zubereiten musste, dass man ihm zugehört hat, das war soooo gut für ihn!
(Wir alle wissen, dass sich selbst so eine heftige Diagnose wie ein Hirntumor im Freundeskreis als Gesprächsthema "abnutzt" und die Bereitschaft, zuzuhören im Lauf der Zeit nicht gerade steigt....Dazu kam bei meinen Eltern die zunehmende Isolation durch die starken charakterlichen Veränderungen meiner Mutter und das starke Nachlassen ihrer sprachlichen und kognitiven Fähigkeiten in einem ehr intellektuell geprägten Bekanntenkreis.)

Diese Reha war für meinen Vater "Gold wert" und macht sich in der Verarbeitung unserer Trauer heute noch deutlich bemerkbar. Wie gerne hätte ich so eine Möglichkeit gehabt, war aber durch berufl. Selbständigkeit und Kinder nicht in der Situation, so etwas für mich anzugehen.
Vielleicht gibt es für Dich eine ähnliche Möglichkeit, ich würde es Dir so sehr wünschen, denn meinem Vater hat diese Reha den Weg zurück ins Leben geebnet. Es war für ihn eine Zeit der Trauer, der Einkehr und auch der Aussöhnung mit allen Zweifeln, da auch er an vielen ungelösten Fragen litt.
Er ist an der Situation sehr gewachsen und hat heute wieder echte Lebensfreude. Natürlich bleibt der Schmerz um den Verlust, aber er überrollt ihn nicht mehr und macht ihn nicht mehr so hilflos.

Du hast mein tiefes Mitgefühl, ich wünsche Dir viel Kraft und Lebensmut!
Diese Krankheit macht es einem schwer, mit ihr fertig zu werden. Nicht kann ich mich nicht von diersem Forum lösen, auch wenn ich nur sehr wenig geschrieben habe

Kaja