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« am: 17. Juli 2019, 00:31:35 »
Du kannst jetzt (!) nicht damit umgehen.
Wie solltest Du damit umgehen können?!
Es geht nicht!
Du wirst auch morgen noch in dem riesigen Zwiespalt zwischen "Sarkasmus" und "Todesangst" sein.
Und übermorgen.
Die Arbeit lenkt Dich ab.
Aber dann sind die Gedanken wieder da, die man nicht rational denken kann.
"Da ist etwas in Ihrem Kopf, das man nicht wegdiskutieren kann", sagte mir meine Strahlentherapeutin, als ich ihr fröhlich erzählte, wie gut jetzt wieder alles läuft.
Da ist etwas in Deinem Kopf, liebe Nicole Björn, was man auch nicht wegdiskutieren kann, man kann es nicht wegdenken, man kann ihm nicht davonlaufen, es ist in Deinem Kopf, es bleibt in Deinem Kopf, es ist ein Monster!
Aber dieses Monster ist einfach nur da.
Es ist erkannt worden!
Es wird beobachtet!
" The doctors and you are watching it!
Sie lassen es nicht aus den Augen!
Du darfst hier alle Deine Ängste lassen, Du merkst, hier wirst Du verstanden.
Wie eine Operation genau bei Dir ablaufen würde, das solltest Du Dir nicht hier anlesen. Also, Du kannst hier natürlich lesen, aber übertrage es nicht 1:1 auf Dich. Wenn Du Dich nun schon damit beschäftigst, dann geh zu der Neurochirurgin, bei der Du ein gutes Gefühl hattest. Frage sie aus, wie das geht, wo der Schnitt gesetzt werden würde, wo demzufolge Haare abrasiert werden.
(Ich nehme an, dass der Zugang von hinten erfolgen würde und da sind Deine langen Haare super zum Verdecken.)
Je mehr Du konkret für Dich weißt, umso mehr verkleinern sich die so sehr großen und diffusen Ängste.
Wünsche Dir nicht, dass "alles weggeschnitten werden soll". Sprich mit der Ärztin darüber. Sie wird Dir sagen, ob der ganze Tumor entfernt werden müsste oder ob Deine Lebensqualität besser bliebe, wenn nicht " alles rauskommt".
Ja, das gehört da nicht hin.
Aber die Ärzte werden, wenn es an der Zeit ist, sehr bedachtsam herangehen, sie werden die Operation genau planen, damit Du Du bleibst! Es ist eine Gehirn-OP und die Neurochirurgen sind Meister ihres Fachs. Sie operieren nicht einfach weg, was da nicht hingehört Sie denken an Dein Danach!
Schreib hier Deine Ängste hin.
Schreib Fragen für die Ärzte auf.
Suche Dir neutrale Zuhörer.
TinaF hat Dir so viele Tipps gegeben.
Ich habe irgendwann meine Wut in eine Art Tagebuch geschrieben. (Da gab es noch kein Internet so wie wir es heute nutzen.) Das Schreiben half ein wenig. Ich wünschte mir, dass mein Auto keinen Airbag hätte ... , aber dann wären die Kinder allein geblieben. Dann hielt ich am Waldrand an und pflückte Flieder, lila Flieder. Ich brüllte meine Wut in den Wald. Und fuhr mit dem Flieder nach Hause in den Alltag. Kinder, Arbeit, Haushalt, noch mehr Arbeit, noch mehr mit den Kindern ...
Zwei Monate ging das bei mir so, dann OP, Reha, später wieder Alltag, Kinder, Zeit für die Kinder, dann wieder Arbeit, noch mehr Arbeit, viel mit den Kindern und noch viel mehr Glück!
KaSy
(Allerdings, da Du fragen wolltest, ich bin so ein Meningeom-Ausnahmetalent und Wiederholungstäter ... Ich durfte des öfteren wieder aufstehen. Es geht mir ziemlich gut.)
PS: Die Zwirbeldrüse heißt nicht Zwirbeldrüse, sondern Zirbeldrüse. Da gucke ich extra für Dich nach ...