Teil 2: OP, Krankenhaus und Entlassung - hoffe das wird alles nicht zu lang zum lesen
Am Freitag war es dann soweit. Ich habe OP Kleidung bekommen und wurde abgeholt. Mit dem Bettchen ging es dann in Keller und anschließend durch die OP Schleuse. Dahinter wartete bereits der Narkosearzt auf mich: „Wir machen jetzt den Michael Jackson mit Ihnen, aber keine Angst wir passen besser auf Ihre Werte auf!“. Ich habe anscheinend das gleiche Narkosemittel bekommen an dem Michael Jackson gestorben ist.
Das nächste woran ich mich erinnere, ist der Aufwachraum. Langsam wurde ich wach und habe als erstes meine Füße bewegt. Ich war unglaublich glücklich das ich auf beiden Seiten noch alles bewegen konnte. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich nach jemandem gerufen habe und anschließend wieder auf mein Zimmer gebracht wurde. Auf dem Gang stand gerade das Essen für die anderen Patienten, meine Familie hat mir mitgeteilt dass ich sofort nach meinem Essen gefragt hätte, erinnern kann ich mich nicht mehr daran.
Am nächsten Tag wurde mir vom Operateur mitgeteilt, dass Alles sehr gut gelaufen ist. Der Tumor war nicht wie angenommen ein Menigeom (geht von den Rückenmarkshäuten aus) sondern nach erster Einschätzung der NC’s ein Neurinom. Das kleine Teil hatte sich um einen der Nerven herum gebildet und diesen langsam immer weiter abgeschnürt. Im Rahmen der OP konnte der Tumor restlos entfernt werden, unter dem Mikroskop waren keine Zellen mehr zu erkennen. Glück hatte ich mit der Lage des Tumors. Dieser lag relativ mittig zwischen zwei Wirbeln, sodass es ausreichte jeweils ein kleines Stück zu entfernen, eine Versteifung war nicht notwendig. Trotzdem wurden mir 48 Bettruhe verordnet, aufstehen das erste Mal am Montag mit der Physiotherapeutin. Zusätzlich hatte ich noch einen Schlauch im Rücken um das Wundwasser abfließen zu lassen, dieser sollte vor dem ersten Aufstehen ebenfalls entfernt werden.
Tabletten gab es ebenfalls reichlich, anstelle wirklich starker Schmerzmittel haben die Ärzte eine Kombination aus verschiedenen Mitteln gewählt. Gemischt wurden Tillidin / Gelonida / Novalgin. Gelonida kennt man auch als Paracetamol Comp und ist im Grunde genommen Paracetamol mit Codein.
Die Schmerzen waren gut aushaltbar. Die Mischung hat Ihren Zweck gut erfüllt. Rückblickend war wohl hauptsächlich das Paracetamol mit Codein dafür verantwortlich. Dazu später mehr.
Das Ziehen der Drainage war relativ schmerzlos, Respekt hatte ich vor dem korrekten Aufstehen. (Seitenlage, Knie anziehen, Schienenbeine über die Kante und am Stück aufrichten). Irgendwie habe ich meinem Rücken nicht wirklich vertraut, mit Hilfe der Physio ging es aber eigentlich ganz gut. Ich habe die ersten vorsichtigen Schritte im Zimmer und auf dem Gang gemacht. Am Nachmittag kam die Physio nochmal und hat Übungen im Liegen mit den Beinen gemacht.
Dienstag wurde das Novalgin abgesetzt und am Nachmittag begannen stärkere Schmerzen in beiden Beinen. Ich wollte nicht mehr aufstehen oder mich drehen weil ich jedes mal stechende Schmerzen in beiden Beinen hatte. Schuld war nicht das Novalgin, sondern eine beidseitige Ischialgie als relativ normale Nachwirkung der OP. Die Nerven und das Gewebe sind einfach nicht besonders glücklich über das ganze Prozedere und reagieren mit Schwellungen. Diese drücken dann auf die Nerven und lösen besonders bei Bewegungen die Schmerzen aus.
Nach einer unruhigen Nacht auf Grund der Schmerzen teilte mir die Assistenzärztin der morgendlichen Visite am Mittwoch mit, dass es eine völlig normale Reaktion sei und ich solle noch einen Tag abwarten, Schmerzmittel wurden nicht verordnet. Nachmittags kamen die Oberärzte zusammen mit den Assistenzärzten. Ich berichtete wieder von meinen Schmerzen in den Beinen. Der Oberarzt verschrieb sofort Cortison um die Schwellung zu lindern und hat sich mehr als deutlich gegen das Abwarten ausgesprochen. So bekam ich am Mittwoch die ersten zwei Tabletten, am Donnerstag sollten noch 3 weitere folgen. Parallel wurde die Dosierung der verbliebenen Schmerzmittel ebenfalls reduziert.
Am Donnerstag ging es mit dem Kortison bereits deutlich besser und ich unternahm auch ohne die Physio kleinere Ausflüge auf dem KH Gelände. Ebenso gab es Donnerstag den histologischen Befund. Es war wie von den NC’s vermutet ein Neurinom WHO I, also absolut gutartig. Natürlich hatte mich die Einschätzung der Chirurgen hoffen lassen, aber 100% Sicherheit gibt es eben erst nach einer wirklichen Untersuchung des Untermieters.
Die Tage bis zu meiner Entlassung am Sonntag waren recht ereignislos, es ging schrittweise bergauf, meine Schritte wurden immer sicherer und meine Ausflüge länger. Die Entlassung erfolgte ziemlich spontan. Während der Visite fragte mich der Oberarzt mit einem Lächeln warum ich eigentlich noch im KH sei. Ich solle endlich meine Sachen packen und nach Hause fahren.
Zum einen war ich natürlich froh nach Hause zu können, zum anderen wusste ich absolut nicht, wie ich mich in einen Autositz setzen sollte. Zum Glück fahren meine Eltern einen Kombi mit relativ hohem Beifahrersitz, in unserem Mini Cooper wäre das Ganze um einiges interessanter geworden. Das hinsetzten war relativ Problemlos möglich, allein das drehen in Fahrtrichtung gestaltete sich als etwas schwieriger.
Dank der beengten Sitzposition meldete sich meine Ischialgie wieder zurück, allerding in abgeschwächter Form. Meine Freundin ist am Montag gleich mit dem Entlassungsschreiben zu meinem Hausarzt und hat um eine Dosis Schmerzmittel für die nächsten Tage zuhause gebeten.