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Glioblastom / Gliosarkom / Re:Moin, ich bin neu hier. Vorstellung Mr Cool (Betroffener
« am: 11. Mai 2014, 16:56:25 »
Liebe Josel,
Du hast vor Tagen die Frage gestellt: „Wie geht das weiter? Wie sind andere damit fertig geworden? Wie war das, aus einem leeren Haus wieder ein zu Hause zu machen, wie ist das wohl, das erstemal ohne schlechtes Gewissen und Trauer zu lachen? Wie ist das, nach über zwei Jahren, wo alles irgendwie die Überschrift "Hirntumor" hatte, plötzlich ohne Damoklesschwert über dem Kopf zu leben, und das auch noch alleine?“
Morgen, am 12. Mai, jährt sich Günters Todestag zum siebten Male. Am 26. Mai wäre er 64 Jahre alt geworden…
Bin ich damit fertig geworden? Nein, das bin ich nicht und doch – natürlich - irgendwie.
Der gern gesagte Satz: Die Zeit heilt alle Wunden – ist einfach nicht wahr. Die Zeit lehrt nur, mit dem Schmerz umzugehen…
Je länger der Zeitpunkt des Todes – und des ganzen krankheitsbedingten Elends – verstreicht, desto länger werden die Phasen, wo ich nicht an die Ohnmacht denke - und die damalige maßlose Verantwortung.
Es hat einige Jahre gedauert, bis ich kein ständiges schlechtes Gewissen mehr hatte, schöne Dinge zu sehen, zu kaufen, zu lachen oder so etwas simples wie Essen zu kochen, das er sicher gemocht hätte – woran er nun keinen Anteil mehr hat, was wir nicht zusammen erleben können.
Das Gefühl ihn „unberechtigterweise“ überlebt zu haben, ist heute nicht mehr vorhanden.
Ich habe mich seit Günters Tod verändert, ich bin härter geworden gegenüber den Banalitäten des Lebens – habe mich von vielen Menschen getrennt, da ich sie in ihrer Oberflächlichkeit nicht mehr ertragen konnte.
Immer noch ist da eine Menge Wut in mir über Günters Schicksal und unser Schicksal, das ich niemanden an den Hals wünsche, aber eben auch nicht meinem über alles geliebten Mann und mir.
Ich sage ganz klar, mit Günter ist die Hälfte von mir mitgestorben – zu eng war unser Leben miteinander verwoben. Natürlich geht DAS Leben weiter – das eigene steht aber - in einigen Bereichen - still.
Aber, ich bin viel weicher und empfänglicher für echte Schicksalschläge geworden, wo NICHTS und NIEMAND am Verlauf etwas ändern konnte.
Es gibt einen neuen Partner in meinem Leben, der Günter gut kannte. Ihm ist klar, dass er Günter niemals ersetzen kann – er hat die Stärke und die Weisheit, das zu wissen.
Ich lese auch heute noch fast täglich hier im Forum. Leider hat sich - in meinen Augen – nichts am Schicksal Glioblastom verändert. Aber, ich möchte unbedingt erfahren, was die Ursache für diese Erkrankung ist – und natürlich, dass ein Gegenmittel gefunden wird.
Es erschüttert mich immer wieder aufs Neue, dass die Krankheit glückliche Ehen und Partnerschaften zerstört, Kindern ihre Väter genommen werden. Wobei mir klar ist, dass die hier schreibenden Frauen immer eine positive Auslese waren und sind, nämlich Liebende.
Eure gemeinsam Zeit ist endlich – aber Du hast den Spruch: In guten wie in schlechten Tagen – wirklich gelebt und erlitten!
Dieses Gefühl wird Dir in Zukunft viel Kraft geben, denn Du musst niemanden mehr etwas beweisen. Du bist, wie alle Frauen vor Dir – weit, weit über Deine Kräfte hinausgewachsen – bis zur Selbstaufgabe. Du hast alles getan, was in Deiner Macht stand! Mehr ging einfach nicht!
Bodo hat gekämpft wie ein Löwe – aber sich keine Illusionen über seine Krankheit gemacht. Seine direkte, schnoddrige Art hat mir sehr gefallen – und vermisse ihn schon jetzt hier im Forum.
Ich wünsche Dir viel, viel Kraft für eure letzte gemeinsame Etappe.
Bitte grüße Bodo von mir und wenn Du es ihm nur ins Ohr flüsterst.
In Verbundenheit
Elisabeth mit Günter im Herzen
Du hast vor Tagen die Frage gestellt: „Wie geht das weiter? Wie sind andere damit fertig geworden? Wie war das, aus einem leeren Haus wieder ein zu Hause zu machen, wie ist das wohl, das erstemal ohne schlechtes Gewissen und Trauer zu lachen? Wie ist das, nach über zwei Jahren, wo alles irgendwie die Überschrift "Hirntumor" hatte, plötzlich ohne Damoklesschwert über dem Kopf zu leben, und das auch noch alleine?“
Morgen, am 12. Mai, jährt sich Günters Todestag zum siebten Male. Am 26. Mai wäre er 64 Jahre alt geworden…
Bin ich damit fertig geworden? Nein, das bin ich nicht und doch – natürlich - irgendwie.
Der gern gesagte Satz: Die Zeit heilt alle Wunden – ist einfach nicht wahr. Die Zeit lehrt nur, mit dem Schmerz umzugehen…
Je länger der Zeitpunkt des Todes – und des ganzen krankheitsbedingten Elends – verstreicht, desto länger werden die Phasen, wo ich nicht an die Ohnmacht denke - und die damalige maßlose Verantwortung.
Es hat einige Jahre gedauert, bis ich kein ständiges schlechtes Gewissen mehr hatte, schöne Dinge zu sehen, zu kaufen, zu lachen oder so etwas simples wie Essen zu kochen, das er sicher gemocht hätte – woran er nun keinen Anteil mehr hat, was wir nicht zusammen erleben können.
Das Gefühl ihn „unberechtigterweise“ überlebt zu haben, ist heute nicht mehr vorhanden.
Ich habe mich seit Günters Tod verändert, ich bin härter geworden gegenüber den Banalitäten des Lebens – habe mich von vielen Menschen getrennt, da ich sie in ihrer Oberflächlichkeit nicht mehr ertragen konnte.
Immer noch ist da eine Menge Wut in mir über Günters Schicksal und unser Schicksal, das ich niemanden an den Hals wünsche, aber eben auch nicht meinem über alles geliebten Mann und mir.
Ich sage ganz klar, mit Günter ist die Hälfte von mir mitgestorben – zu eng war unser Leben miteinander verwoben. Natürlich geht DAS Leben weiter – das eigene steht aber - in einigen Bereichen - still.
Aber, ich bin viel weicher und empfänglicher für echte Schicksalschläge geworden, wo NICHTS und NIEMAND am Verlauf etwas ändern konnte.
Es gibt einen neuen Partner in meinem Leben, der Günter gut kannte. Ihm ist klar, dass er Günter niemals ersetzen kann – er hat die Stärke und die Weisheit, das zu wissen.
Ich lese auch heute noch fast täglich hier im Forum. Leider hat sich - in meinen Augen – nichts am Schicksal Glioblastom verändert. Aber, ich möchte unbedingt erfahren, was die Ursache für diese Erkrankung ist – und natürlich, dass ein Gegenmittel gefunden wird.
Es erschüttert mich immer wieder aufs Neue, dass die Krankheit glückliche Ehen und Partnerschaften zerstört, Kindern ihre Väter genommen werden. Wobei mir klar ist, dass die hier schreibenden Frauen immer eine positive Auslese waren und sind, nämlich Liebende.
Eure gemeinsam Zeit ist endlich – aber Du hast den Spruch: In guten wie in schlechten Tagen – wirklich gelebt und erlitten!
Dieses Gefühl wird Dir in Zukunft viel Kraft geben, denn Du musst niemanden mehr etwas beweisen. Du bist, wie alle Frauen vor Dir – weit, weit über Deine Kräfte hinausgewachsen – bis zur Selbstaufgabe. Du hast alles getan, was in Deiner Macht stand! Mehr ging einfach nicht!
Bodo hat gekämpft wie ein Löwe – aber sich keine Illusionen über seine Krankheit gemacht. Seine direkte, schnoddrige Art hat mir sehr gefallen – und vermisse ihn schon jetzt hier im Forum.
Ich wünsche Dir viel, viel Kraft für eure letzte gemeinsame Etappe.
Bitte grüße Bodo von mir und wenn Du es ihm nur ins Ohr flüsterst.
In Verbundenheit
Elisabeth mit Günter im Herzen