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« am: 31. Oktober 2010, 00:02:30 »
Nach langer Zeit habe ich mich entschieden nun meine Krankengeschichte hier niederzuschreiben. Nach dem ich die einige Geschichten hier gelesen, die mir gezeigt haben wie extrem solch eine Krankheit verlaufen kann, kann ich mich mit dem Verlauf meiner Krankheit ganz glücklich schätzen. Wie ein Zivi in der Reha sagte, hatte ich Glück im Unglück.
Aber nun zu meiner Krankengeschichte.
Alles fing nach meiner Rückkehr aus dem ein-wöchigen Urlaub mit Klassenkameraden an der Nordsee an. Ich musste jeden morgen grundlos brechen. Nachdem dies eine Woche jeden morgen so ging und ich nicht in der Lage war. mich sportlich zu betätigen, suchte ich den Weg zu meinem Hausarzt auf. Dieser vermutete nur einen Magen-Darm-Infekt und verschrieb mir dagegen ein Medikament. Als dies nach einigen Tagen keine Wirkung zeigte und das morgendliche Erbrechen nicht besser wurde, ging ich erneut zum Arzt. Dieses Mal verschrieb er mir ein anderes Medikament, allerdings ebenfalls gegen Magen-Darm-Infenktion, nur war es ein anderer Wirkstoff. Gleichzeitig ordnete er noch eine Magenspiegelung an, um zu sehen, was in meinem Magen vor sich geht. Die Magenspiegelung verlief negativ.
Da nach über einem Monat, mich morgends immer noch übergeben musste, stand für den Arzt fest, dass es sich um ein psychisches Problem handeln muss. Ich muss dazu erwähnen, dass ich im Sommer 09 mein Abi gemacht habe und ich mich daraufhin für das Wintersemester 09/10 für ein Studium beworben habe, aber nur Absagen kamen. Der Arzt glaubte wie meine Mutter, dass das mich belasten würde und mir diese Sache, sprichwörtlich ,,auf den Magen schlägt". Gegen Ende Oktober kamen nun auch noch Kopfschmerzen hinzu.
Weiterhin war ich auch außer Stande, mich sportlich zu betätigen bzw. meinen Körper zu belasten. Am 9.November 2009, der mein Leben für immer verändert hat und gleichzeitig auch der Geburtstag meines Bruders ist, hatte ich eine obligatorische Kontrolle bei meiner Augenärztin, weil ich seit Geburt Brillenträger bin und an der Rot-Grün-Schwäche leide. Dort endeckte sie beim Untersuchen meines Augenhintergrundes Blutstauungen. Sie rief sofort meine Mutter, sie soll ins Untersuchungszimmer kommen. Sie klärte uns auf, dass diese Stauungspappilen von zu hohem Bltudruck kommen können oder dass es sich um etwas Böses handeln könnte.
Mein Blutdruck war nach zweimaligem Kontrollieren in Ordnung. Ihr Kollege schaute sich nochmal meinen Augenhintergrund an und bestätigte die Diagnose meiner Augenärztin. Ihr blieb nichts anderes übrig, als mich in die Neurologie des Uniklinikum Heidelberg zu überweisen. Dort wartete ich ein paar Stunden bis man mich zur CT rief und mir danach etwas Blut abnahm. Da es schon fast Mitternacht war und ich mich eigentlich bei bester Gesundheit befand, verlegte man mich auf ein Zimmer und sagte mir, dass man morgen weiter Tests machen will.
Auf jeden Fall sei ein MRT darunter, weil der Arzt schon einen Verdacht hatte.
Also schlief ich ohne große Sorgen ein. Am nächsten Morgen kam eine junge Ärztin und machte mit mir einige neurologische Standard-Tests. Auch diese verliefen negativ. Da ich keine neurologischen Ausfälle hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als auf das MRT-Ergebnis zu warten. Gegen 10 Uhr war es dann soweit. Mittlerweile waren auch meine Eltern wieder bei mir. Mein Vater hatte Urlaub und wollte eigentlich seine kranke Mutter in Italien besuchen, was aber nun nicht mehr ging. Für eine Untersuchung, die eigentlich ca 20 Minuten dauert, ging meine ca 45 Minuten, weil das Kontrastmittel nicht durch meine Vene floss. Der Arzt musste einen frischen Zugang legen. Diesmal klappte es und ich durfte zum Mittagessen.
Gegen zwei Uhr suchte mich ein junger Arzt auf, um nach mir zu schauen, weil ich einen ziemlich großen Tumor im Kopf hatte. Da es mir soweit ganz gut ging, sagte er mir nur, dass später der Oberazt kommen werde und ausführlich mit mir sprechen werde. Ich fiel erstmal aus allen Wolken, weil ich erfuhr, was nun mit mir wirklich los war. Ich wusste nicht mehr weiter. Ich rief per Handy meine Mutter an und sagte, sie solle so schnell wie möglich kommen. Wollte ihr aber am Telefon nicht sagen, was wirklich los war mit mir. Mir schien, es vergingen Stunden bis meine Eltern kamen, dabei war es gerade mal ca eine halbe Stunde.
Als meine Eltern da waren, kam auch der Oberarzt zu mir, um mich über meine bevorstehende OP zu unterrichten. Er klärte mich auf, dass erst ein Shunt gelegt werde, da der Tumor den Abfluss des Hirnwasser verhinderte und somit das Hirnwasser abfließen sollte, um den Hirndruck zu senken. Am folgenden Tag sollte der Tumor dann entfernt werden.
Alles verlief soweit gut. Es gab keine Komplikationen bei der OP. Nur dass mir auf Grund der starken Schmerzmittel mein Gehirn mir einige Streiche spielte und mir einige Dinge einbildete. Des weiteren fiel ich am 12.11.2009 aus dem Bett, weil ich nicht im Krankenhaus bleiben wollte und ich wie schon erwähnte, die Schmerzmittel mich ziemlich stark in meinem Denken einschränkten. Bei dem Sturz fiel auch der Shunt heraus.
Daraufhin brachte man mich wieder in den OP, um einen neuen Shunt zu legen. Eine Woche später wurde ich auf die Normal-Station gebracht. Nach zwei Tagen konnte ich wieder klar denken, allerdings hatte ich nun auf Grund des Eingriffes Doppelbilder und konnte nicht mehr selbstständig laufen. Ich benötigte eine Gehilfe(Rollator).
Eine Sozialarbeiterin auf der Staion besorgte mir einen Platz im Reha-Krankenhaus Schmieder in Heidelberg. Auf der Intensivstation sagte ein Arzt, der Tumor sei gutartig gewesen und alles sei entfernt worden.
Eines Abends kam dann meine Operateurin, da der eigentlich eingeteilte Arzt zu einer Not-Op musste, dass sie nicht alles entfernen konnten und immer noch ein Tumorrasen sich in meinem Kopf befinden würde, was aber nicht weiter schlimm sei, da der Tumor gutartig sei.
Meine Stimmung war nach dieser Nachricht erst einmal wieder am Tiefpunkt, und meine Mutter hatte alle Mühe mich zu trösten. Nach genau 21 Tagen Krankenhaus wurde ich entlassen. Ich sollte erst einmal in meine häusliche Umgebung entlassen werden (die Ärzte waren der Meinung meine Eltern und Geschwister würden sich gut um mich kümmern), bevor ich dann am 3.Dezember 2009 meine Reha antreten sollte.
Wieder daheim zu sein, war schön, aber bestimmt sehr anstrengend für meine Familie. Ich konnte nicht alleine laufen, was problematisch war, weil mein Zimmer sich im ersten Stock befindet. Auch schwitzte ich sehr viel und urinierte ins Bett. Ich war gerade mal 2 Tage lang in der Reha, da bekam ich fast 40 Grad Fieber und musste wieder ins Krankenhaus verlegt werden. Im Krankhaus entdeckte man, dass man ein Stück Naht nicht enfernte hatte und sich die nun entzündet hatte. Der Arzt enfernte es, und man machte sicherheitshalber nochmal ein MRT, um sicher zu sein, dass sich kein Ödem gebildet hatte.
10 Tage verabreichte man mir Antibiose, welche man mir auch noch vier Tage in der Reha. Dort konnte ich endlich meine Therapie beginnen und langsam lernte ich wieder das selbstständige Gehen. Jeden Abend lief ich mit meinen Eltern selbstständig ein paar Runden in der Reha. Am 18.März 2010 wurde ich wieder nach Hause entlassen.
Ich konnte wieder einigermaßen gehen und konnte wieder beginnen, leichtes Fußballtraining zu machen. Im Sommer 2010 trat ich dann nach Raten der Ärztin der Reha eine ambulante Reha an, um meine psyichische und physische Belastbarkeit zu steigern.
Nach fast einem Jahr kann ich sagen, dass ich fast wieder wie früher bin. Im Oktober konnte ich dann mein Studium antreten, und schon zwei MRT-Untersuchen zeigten keine Veränderung des Tumorrasens an, weder positive noch negative. Habe leider immer noch Doppelbilder. Um wieder normal sehen zu können, wird wohl kein Weg an einer weiteren OP führen. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr belastbarer wird mein Körper, und das Problem mit den Doppelbildern wird sich auch lösen.
Ich hatte nochmal Glück, aber ich kann nun nach vollziehen, was ein Mensch durchmacht und wünsche diesen alles Gute. Man darf niemals die Hoffnung aufgeben. Leider musste ich erst sowas erleben, um die Schönheit des Lebens zu entdecken.