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Autor Thema: Liquorkissen nach Meningeom OP  (Gelesen 13945 mal)

Offline Rike

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Liquorkissen nach Meningeom OP
« am: 22. Dezember 2018, 15:07:06 »
Hallo ihr Lieben,
bei mir wurde im Dez. 18 ein großes intraossäres Meningeom entfernt sowie die Dura in einem kleineren Bereich ersetzt und der Patch mit Fibrinkleber befestigt, es erfolgte eine Palacosplastik, die ca. 9 mal 9 cm groß ist .

Es geht mir bis auf heftige Kopfschmerzen seit der OP schon ganz erstaunlich gut, kein Fieber, Labor o.B., keine neurologischen Ausfälle, CT in Ordnung aber ich habe seit der OP eine heute morgen nochmal deutlich stärker ausgeprägte Schwellung
(weich, gut verschieblich) linkstemporal mit etwa 40 ml sowie ein störendes Knacken auf den Ohren im Pulsrhytmus.

Habe mich heute erneut beim Neurochirugen vorgestellt, der von Liquorkissen oder Serom sprach und sagte, da solle man durchaus einige Monate zuwarten. Da Geduld nun nicht meine stärkste Tugend ist und ich einfach Angst habe, bitte ich euch um Erfahrungsberichte.
 
Habt ihr so etwas auch erlebt? Liegt das am Knochenzement (Palacos), den mein Körper einfach noch nich tolerieren will?
Wie lange sollte man zuwarten?
Was wäre die therapeutische Konsequenz?

 Ganz liebe weihnachtliche Grüße von Hörnchen

« Letzte Änderung: 03. April 2019, 18:08:49 von Hörnchen64 »

Offline KaSy

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Antw:V.a. Liquorkissen oder Serom nach Meningeom OP am 14.12.
« Antwort #1 am: 23. Dezember 2018, 01:58:07 »
Hallo, Hörnchen64
 (bzw. Hirni64 im anderen Forum, wo ich Dir mit dem gleichen Text geantwortet habe.)

Dass nach einer OP, bei der Teile der Dura=Hirnhaut und des Knochens wieder verschlossen oder ersetzt werden müssen, ein Liquorkissen entsteht, das kommt nicht so ganz selten vor.

Es entsteht dadurch, dass beim Einsetzen der eigenen oder künstlichen Materialien keine hundertprozentige Dichtheit entsteht. Die Ursache dafür ist u.a. die bereits während der OP beginnende Schwellung im und um den OP-Bereich.
(Das müsste Dir nach der OP aufgefallen sein, falls Du in den Spiegel geschaut hast.)
Wenn das Gewebe abschwillt, kann es vorkommen, das eine "Liquorfistel" entsteht. Das ist ein winziger "Gang" (bzw. eine Lücke, ein Loch, ein Leck), durch den Liquor durch die Dura und den Schädelknochen (-ersatz) unter die Haut fließen kann.

Bei mir war das so, dass im Liegen oder wenn ich den Kopf herunterbeugte (was zur Zeit bei Dir gar nicht angebracht ist), sich diese "Beule" vergrößerte. Im Stehen und Sitzen wurde sie flacher.

Zunächst ist es nicht nur der klare Liquor, sondern ein Gemisch aus Liquor und Blut, das als "Serom" bezeichnet wird und wegen des Blutes rötlich aussieht. Im Laufe weniger Wochen ist das Blut, das von der OP stammt, abgebaut und der Liquor ist wieder klar. Nur ist er teilweise dort, wo er nicht unbedingt sein sollte. Meist ist das kein dramatisches, sondern eher ein kosmetisches Problem.

Bei mir hatte man versucht zu punktieren, also mit einer Spritze das Serom zu entnehmen, wodurch es in dieser Spritze sichtbar wurde. Dann wurde ein "Zweikomponentenkleber" aus Stoffen, die der Körper auch selbst bilden kann, eingespritzt.
Die Neurochirurgen hofften, so dieses "Leck" verschließen zu können. Der Grund war, dass eine Bestrahlung als Nachbehandlung vorgesehen war. Diese Prozedur (im Jahr 1999) war schmerzhaft und erfolglos.

Bei den meisten schließen sich diese Liquorfisteln im Laufe von mehreren Wochen, Monaten oder mitunter auch Jahren von allein.

In den allermeisten Fällen gibt es nach außen keine Öffnung, so dass auch keine Erreger eindringen können.

Testen kannst Du das (vielleicht erst einige Zeit später), indem Du Druck im Kopf aufbaust, z.B. mit zugehaltener Nase schnauben oder wie beim Stuhlgang pressen. Die Beule wird dann praller/voller. Wenn dann keine Flüssigkeit aus Nase, Ohren oder in den Rachen kommt, ist alles nach außen dicht.

Bei mir konnte die Bestrahlung nach 6 Wochen stattfinden, trotz des Liquorkissens. Es war aber auch nach 2 Jahren noch da und ein Neurochirurg sah es als gefährlich an. Deswegen wurde 2,5 Jahre nach jener OP eine "Revisions- OP" durchgeführt, in der der Kopf noch einmal geöffnet wurde und das "Leck" mit meiner eigenen Hirnhaut verklebt wurde. Auch das war nur für die Dauer von 6 Wochen dicht. Ich bemerkte dann einen plötzlichen Fieberanstieg, wusste, dass es jetzt wirklich gefährlich wird, was in der Notaufnahme bestätigt wurde. Die Hirnhaut-/ Gehirnentzündung wurde stationär mit Antibiotika (intravenös) gestoppt und verhindert.

Diese beiden Varianten, die Liquorfistel zu verschließen, kann ICH nicht empfehlen. Bei mir hat sich tatsächlich nach einigen Jahren dieses Leck offensichtlich von allein verschlossen, denn irgendwann war die Beule ... einfach nicht mehr da.

Eine Variante hatte man mir damals noch empfohlen, nämlich mit einem eng anliegenden Stirnband Druck von außen zu erzeugen. Schneller ging es damit bei mir nicht. Für Dich kommt das als einfach zu handhabender Versuch erst in Frage, wenn Du keine Kopfschmerzen mehr hast.

Vielleicht findest Du weitere Erfahrungen, wenn Du in die "Suche" den Begriff Liquorkissen (=Hirnwasserkissen) eingibst.

Mit der Palacosplastik hat das nichts zu tun. Diese Materialien werden seit Jahrzehnten genutzt und es gibt damit keine Abstoßungsprobleme. Das ist nicht so, als wenn man ein fremdes Organ (Leber, Niere, ...) transplantiert bekommt. Da müssen Medikamente genommen werden, um ein Abstoßen des Organs zu verhindern. Die Materialien wie Palacos oder neuere Ersatzstoffe werden problemlos vom Körper toleriert. Man muss keine Medikamente deswegen nehmen. Und es entsteht auch kein Liquorkissen deswegen.

Deine Kopfschmerzen haben auch nichts mit dem Liquorkissen zu tun. Das sind noch Folgen der OP, die Du mit Schmerzmitteln weiter behandeln solltest. Sei da nicht "tapfer", Du brauchst sie noch, denn die OP hat nun mal Schmerzen verursacht. Nach und nach wirst Du diese Medikamente absetzen können. (Übrigens schmerzt nicht das Gehirn, denn das hat kein Schmerzempfinden.)

Ich denke, Dein Neurochirurg hat aus seinen eigenen und den gesammelten Erfahrungen vieler Kliniken Recht, wenn er Dir zum Warten geraten hat.

Du hast eine heftige OP hinter Dir, Du kannst beginnen, das Leben langsam wieder zu genießen. Aber mach nicht zu schnell, Du und Dein Gehirn müssen eine OP gerade an diesem Organ wirklich ganz anders verkraften! Hab Geduld!
Freue Dich, dass Du die Weihnachtstage zu Hause verbringen kannst und lass Dich verwöhnen!
KaSy
« Letzte Änderung: 23. Dezember 2018, 02:00:54 von KaSy »
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

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Offline Rike

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Antw:V.a. Liquorkissen oder Serom nach Meningeom OP am 14.12.
« Antwort #2 am: 23. Dezember 2018, 13:26:13 »
Immer noch klasse, ganz herzlichen Dank, das gibt mir etwas Hoffnung, dass es mit der Zeit sich von selber zurückbildet.
LG, Hörnchen

Offline KaSy

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Antw:V.a. Liquorkissen oder Serom nach Meningeom OP am 14.12.
« Antwort #3 am: 05. Januar 2019, 13:40:38 »
Liebe Hörnchen64,
dass das Liquorkissen weg ist, ist prima!

Du darfst drei Monate lang noch nicht Auto fahren - das ist üblich nach einer OP am Hirn. Du merkst es ja selbst, dass Du noch gar nicht wieder fit bist. Mit der Schlappheit und den Konzentrationsproblemen kann das Fahren für Dich und für andere gefährlich werden! Das willst Du nicht!

Du hast eine schwere OP hinter Dir! Da kannst Du nach drei Wochen noch gar nicht wieder voll einsatzfähig sein. Höre auf Deinen Körper. Lege Dich hin, wenn Du Dich schlapp fühlst. Geh spazieren und finde die schönen Kleinigkeiten am Wegesrand, die Du genießen kannst. Das bringt auch langsam den Antrieb wieder. Genieße die Ruhe, Du brauchst sie auch zum Nachdenken über das, was durch diese OP mit Dir geschehen ist.

Kaum jemand ist bereits nach so kurzer Zeit wieder arbeiten gegangen. Bei mir waren es sechs Monate, bei anderen noch länger. Lass Dir noch etwas Zeit. Setze Dich nicht unter Druck. Steigere  Deine Aktivitäten nur so viel, bis Du Deine Grenzen spürst und akzeptiere sie. Nach und nach wirst Du immer mehr bewältigen.
Alles Gute weiterhin!
KaSy
« Letzte Änderung: 05. Januar 2019, 13:42:09 von KaSy »
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Offline Rike

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Antw:V.a. Liquorkissen oder Serom nach Meningeom OP am 14.12.
« Antwort #4 am: 09. Januar 2019, 17:17:24 »
Ich glaube auch, dass ich mit dem bisherigen Verlauf erstmal sehr zufrieden sein kann, es braucht tatsächlich einfach Zeit, das war keine Kleinigkeit...
Es fühlt sich halt "komisch" an, "nur" zuhause zu sitzen..

Herzlichen Dank für deine schöne Antwort. Ich wünsche dir ebenfalls einen guten weiteren Verlauf!

Gibt es hier Erfahrungswerte, ob ein Befund Meningeom Grad 1 WHO der Dura bedeutet, dass das dann in entfernten Schädelknochentumor ebenfalls so ist?
Man sah zunächst im MRT gar keine Durabeteiligung sondern hauptsächlich den Knochendefekt, erst im Dotatec PET CT leuchtete die Dura minimal mit.

Viele liebe Grüße, Hörnchen 64


« Letzte Änderung: 09. Januar 2019, 17:22:58 von Hörnchen64 »

Offline KaSy

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Antw:V.a. Liquorkissen oder Serom nach Meningeom OP am 14.12.
« Antwort #5 am: 09. Januar 2019, 20:05:15 »
Ich verstehe Deine Frage, aber hier kann es darauf keine ernsthafte Antwort geben. Warte bitte den histologischen Befund ab.
KaSy
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Offline Rike

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Antw:V.a. Liquorkissen oder Serom nach Meningeom OP am 14.12.
« Antwort #6 am: 25. Februar 2019, 17:39:52 »
Das Liquorkissen war lange weg,  ich  hatte immer noch Probleme mit dem Gleichgewicht, bin gestürzt :(, jetzt ist es wieder da...
Der Neurochirug sprach von eventueller Revision per OP,
gibt es Alternativen?
Es ist ein Who 1 Meningeom, was osseär gewachsen ist.
OP mit Palacos Plastik.

Offline KaSy

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Antw:V.a. Liquorkissen oder Serom nach Meningeom OP am 14.12.
« Antwort #7 am: 26. Februar 2019, 00:41:46 »
Liebe Hörnchen64,
oje, kann ich da nur sagen.

Du weißt, dass ich nicht so gute, zumindest nicht dauerhafte Erfahrungen mit der Revisions-OP hatte.
Bei mir war es aber auch nicht so sehr groß, aber immer noch groß genug, dass mir ein Neurochirurg (NC) Angst vor entzündlichen Erkrankungen des Gehirns und der Hirnhäute machte. Ein anderer NC war ohne weiteres bereit, diese OP einzuplanen, hatte es aber nicht eilig. Zwei weitere NC sahen gar keinen Bedarf. Und die waren alle aus demselben Team.

Du solltest das selbst gründlich bedenken, ob es Dich kosmetisch stört. Dazu müsste es recht groß sein und "drücken".
Der NC müsste vielleicht ein MRT machen lassen und dort schauen, was durch Deinen Sturz geschehen ist.
Die Gefahr könnte jetzt darin bestehen, dass INNEN etwas aufgegangen ist. Nur kann ich mir das nicht vorstellen. Denn wenn DAS passiert ist, würdest Du Schlimmeres merken als NUR das sichtbare Liquorkissen.

Wie Du bei mir gelesen hast, solltest Du bei rasch auftretendem hohen Fieber und heißem Kopf SOFORT den Rettungsdienst rufen, denn dann besteht Lebensgefahr oder die Gefahr schwerer Hirnschäden.

Über "Alternativen" musst Du mit Deinem NC reden. Nur er kann wissen, wie groß die Gefahr ist, wenn man nichts tut. Denn meiner Meinung ist die einzige Alternative: Abwarten, bis es von allein heilt.

Da er aber - wie ich das aus Deinen kurzen Zeilen lese - nicht von einer großen oder akuten Gefahr gesprochen hat, also die Revisions-OP nur "eventuell" anbot ... naja, ich weiß es nicht.
Also ..., wenn es wirklich dramatisch wäre, hätte er Dich nicht mehr aus dem Krankenhaus weggehen lassen.

Aber glaube mir bitte weniger als dem NC!

(Es tut mir so Leid, dass Dir das passieren musste. Es klingt jetzt vielleicht oder sicher blöd, aber man kann sich dran gewöhnen. Gern schreibe ich das nicht.)

Alles Gute!!
KaSy

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