HirnTumor-Forum

Autor Thema: Reisen mit Glioblastom  (Gelesen 9072 mal)

Sarabande

  • Gast
Reisen mit Glioblastom
« am: 13. November 2007, 23:08:39 »
REISEN MIT GLIOBLASTOMA

Hi, möchte mich als Ansprechsparter anbieten, für alle, die mit Glioblastoma noch verreisen wollen.

Nach der zweiten OP (06.06) und Bestrahlung hat man meinem Mann gesagt, vielleicht würde er nie wieder fliegen können, garantiert nie wieder Langstrecken.

Also haben wir vorsichtig damit angefangen, erstmal Berlin-Düsseldorf, ca. 3 Monate nach dem OP. Das ging gut. Also sind wir nach Wien geflogen. Ging auch gut. Mailand und Rom haben auch geklappt.

Danach ginge es nach Israel, Südafrika, Venezuela und Australien.  Alles hat gut geklappt.  Dazwischen gab es kleinere Reisen, mal nach der Schweiz oder Italien. Unsere letzte Reise ging nach der Türkei, da haben wir uns eine Krankenschwester organisiert, als wir wieder kamen, konnte mein Mann gar nicht mehr gehen, nicht mal stehen. Trotzdem haben wir dank Rollstuhl, Seilbahn, Auto und nette Leute unheimlich viel erleben können.

Für alle die mit Glioblastompatienten noch verreisen wollen möchte ich mut machen. Es kann gut gehen. Risikofrei wird es nie, es könnte auch schief gehen, aber es ist viel mehr möglich, als man denken würde, auch unter schwierigen Umständen.

Dazu muss ich sagen dass wir immer gern gereist sind, dass mein Mann sich im Flugzeug pudelwohl fühlt, dass wir nie das Reisen als stressig empfunden haben.  Sonnst wäre es vielleicht anders gewesen.  

Knapp gefasst, was man braucht:

-   Ärzte, die bereit sind, die Reise zu unterstützen, und die rund um die Uhr telefonisch erreichbar sind, und auch kompetent auf Notfälle reagieren können
-   Persönliche medizinische Kontakte im Reiseland
-   Die Bereitschaft, eventuelle Kosten zu tragen, bzw. die Reise abzubrechen (flexible Ticket?), und eine realistische Einschätzung des Lages (Versicherung kann man meistens unter den Umstände abschreiben)
-   Einen kühlen Kopf.
-   Die Selbstkontrolle, NIE am Flughafen den Wort „Hirntumor“ über den Lippen gehen zu lassen. Es handelt sich um BEHINDERUNG, nicht um KRANKHEIT. Mann soll die Fluggesellschaften nicht überfordern.
-   Die Bereitschaft, im fall eines Krampfanfalls, allen zu informieren, das das völlig normal sei, das es bald vorbei geht, das es nichts heißt, und keine Behandlung braucht (eine Notlandung muss auf jedem Fall vermieden werden, ist auch nicht erforderlich)
-   Ein Ärztliches Attest das der Betroffene fliegen darf (nicht leicht zu bekommen…)
-   Kopien von MRT-Bilder, Befunde, und andere Medizinische Dokumenten, für den Fall, das man doch dort im Krankenhaus landet
-   Genug Medikamenten für alle denkbare Fälle, auch genug dafür, das gewisse Sachen höher dosiert werden sollte, oder das man länger weg bleibt, und alles immer im Handgepäck!!! – da Gepäck die man eincheckt verloren gehen kann – selbst die EU Flugsicherheitsgesetze erlauben Medikamenten -  auch prophylaktische Antibiotikum, Immodium, Antiübelkeitsmedikation, usw.
-   Kopien von alle Rezepten, besonders für Zentralwirkende Schmerzmitteln und andere „rote Liste“ Medikamenten – sonst könnte man im Knast landen!!
-   Malaria gebiete am bestens vermeiden, ebenso Gelbfieberbereiche – die Impfungen sind zu kompliziert und vielleicht auch unwirksam für Gliopatienten

Immer in den Flughäfen einen Rollstuhltransfer bestellen. Damit geht alles besser. Man braucht nicht dazu einen eigenen Rollstuhl, darf aber eins mitbringen. Der Bahn bietet sehr gute Rollstuhlbegleitung, muss nur vorher angemeldet sein.

Hotels möglichst mit Behindertengerechte Badezimmer buchen.  Wenn nicht, frag nach einer geräumigen oder zumindest begehbaren Duschkabine. Badewanne kann man ab einen gewissen Behinderungsgrad abstreifen.

Zu unsere Reisegepäck zählte: Windeln; waschbare Unterlagen; auslaufsicheren Ente; Klappeimer; Klappstuhl; Fischerrucksack (immer sofort als Klappstuhl bereit, egal wo, wenn man plötzlich sitzen musste – eine geniale Erfindung); kleine Plastikbeuteln volle Notmedikamente.  Hautcremen usw. kann man in kleinen Apothekenbehältern umtopfen, um Platz zu sparen.  Wegen Übergepäck sollte man sich mit dem Check-In Leute streiten, als Behinderte hat man Anspruch auf ein wenig extra.  KAMERA!!!!!  Sonnenbrille, Sonnenhut, Sarong.  Basta!  Auch daran denken, dass man als Begleitperson möglichst alles gleich tragen muss, also eine Mischung aus Rollende Gepäck und Rucksack ist optimal. Einige Gepäckstücke kann notfalls auf dem Schoss des Rollstuhlfahrers gestapelt werden…

Bon Voyage wünscht euch,

Sarabande (für alle Fragen offen)

Offline Schwaumel

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Re: Reisen mit Glioblastom
« Antwort #1 am: 19. Februar 2009, 15:53:30 »
Sehr interessant, wir sind auch immer sehr gern gereist und machen das heute auch noch. Leider haben wir uns jetzt auf Deutschland spezialisiert, da die Auslanskrankenversicherung nicht mehr zahlt, wenn wir ärztliche Hilfe benötigen. die Kosten sind nicht zu überschauen und die Angst würde immer mitreisen. Wollten immer noch mal eine Seereise nach Norwegen machen, haben Angst, obwohl mein Mann nach 14 Monaten Kampf noch ganz gut drauf ist, hat nur mit dem Magen zu kämpfen und ist in seinen Bewegungen sehr schwerfällig geworden.
wie hast du das mit der Auslandskrankenversicherung geregelt. Wir können uns drch so ein Risiko nicht in Schulden begeben, da unsere Kleine(23) noch nicht ausgelernt hat.
Gruß Katrin
Dein Lachen, deinen Charm und deine Liebe werden wir nie vergessen.
In Gedenken an meinen lieben Mann
Michel
12.9.56-23.2.11
Diagnose: Dezember 07
   39 Monate

RenateDunwoodie

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Re: Reisen mit Glioblastom
« Antwort #2 am: 19. Februar 2009, 16:51:11 »
Hi Katrin,

es könnte gut sein, dass Sarabande im Moment nicht so viel im Forum unterwegs ist, da sie viel reist. Deshalb springe ich kurz ein: Ich hatte im Nov. 2007 Kontakt zu ihr aufgenommen und hab mich dank ihrer Ratschläge und Hinweise getraut, mit meinem Mann noch 2x in seine Heimat Schottland zu reisen. Er ist nun leider im Nov. 08 gestorben.

Also, die Auslands-KV wird wohl auf keinen Fall zahlen, da ja nun eine Vorerkrankung besteht. Sie käme nur auf für Krankheiten/Unfälle, die mit dem Glio nichts zu tun haben, also gebrochenes Bein, Blinddarm usw.
Sarabande war überzeugt davon, dass sie immer noch irgendwie rechtzeitig und zügig nach D zurückkommen könnten.
Auch ich würde nach den Erfahrungen sagen, dass man sich durch solche Ängste nicht davon abhalten lassen sollte, noch einige Wünsche zu erfüllen. Natürlich hilft es, am Urlaubsort Kontaktadressen zu haben, wo man sich hinwenden kann. Und eine Begleitung (gute Bekannte oder so) kann auch sehr hilfreich sein. Ansonsten stimme ich S. total zu, dass ein plötzlicher Tod unterwegs auf keinen Fall schlimmer ist als ein langes Warten auf das Ende daheim im Bett, eher im Gegenteil. Wie heißt es doch: "Man kann dem Leben nicht mehr Zeit geben, aber der Zeit mehr Leben" oder so ähnlich

Ich wünsche Dir und Deinem Mann eine gute Zeit
Renate
(Colin GBM dx9/07, + 04.11.2008)

glocki

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Re: Reisen mit Glioblastom
« Antwort #3 am: 20. Februar 2009, 19:26:30 »
hallo
ich bin jetzt mal neugierig bzw.dass wußte ich noch nichts davon.oder habe ich das falsch verstanden?
Ich bin selber betroffene.bin seit jahren ohne rezidiv.mir geht es gut. ich habe bei jeden urlaub mir ganz normale krankenscheine geholt(für länder,wo man sie noch braucht) und bin gefahren. .... wenn ich probleme im ausland bekommen würde,müßte ich also alles selber bezahlen?bin nicht privat versichert!
ich muß aber sagen,daß ich beim fliegen keinerlei probleme habe,außer wenige unsicherheiten beim laufen nach dem flug. aber wenn ich längere strecken mit dem auto fahre ,merke ich diese unsicherheiten mehr.
lg glocki

Offline Iwana

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Re: Reisen mit Glioblastom
« Antwort #4 am: 25. Februar 2009, 22:18:48 »
Hallo Glocki
Kenne gerade einen Fall wo die Annulationsversicherung nichts bezahlt hat, da die Krankheit schon beim Buchen bestand... Ich würde das auf jeden Fall ganz offen mit dem Reisebüro thematisieren. Und auch mit der Krankenkasse bezüglich Leistungen im Ausland... (in dem erwähnten Fall konnte die Reise nicht angetreten werden.)

Wenn dann trotzdem reisen alle Medikamente (auch Fortecortine) dabei haben, damit kann man sich wohl schon bis zum nächsten Flug durchhangeln... aber in den Dschungel ginge ich nicht, aber nicht nur wegen der Krankheit  ;D habe nämlich grosse Angst vor Spinnen...  :-[
Gruss Iwana

Offline Andorra97

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Re: Reisen mit Glioblastom
« Antwort #5 am: 28. Februar 2009, 16:45:20 »
haIIo
die privaten "normaIen" AusIandsreisekrankenversicherungen bezahIen in der Tat nicht wenn die Krankheit schon bei Reiseantritt bestanden hat

Insofern kann man die für einen GIiobIastom Patienten vergessen wenn es um eine Krankheit geht die DIREKT mit dem GIio zusammenhängt! Für aIIe anderen Krankheiten und UnfäIIe die in keinem KausaIzusammenhang stehen giIt die Krankenversicherung durchaus!

Für NotfäIIe die aufgrund des GIobIastoms eintreten gibt es aber ja auch noch die normaIen  "AusIandsreisekrankenscheine" der eigenen gesetzIichen Krankenkasse
Die geIten zumindest EU weit und in anderen europäischen Iändern mit denen einen Gesundheitsabkommen besteht - eure Krankenkasse kann euch da beraten

ProbIem dort ist dass der ausIändische Arzt oder das Krankenhaus sie akzeptieren muss und das ist nicht automatisch der faII - man muss aIso unter Umständen ein bisschen suchen!

Auf der anderen Seite sage ich mir - was soII so groß passieren bezügIich des GIios?
 Es könnte ein KrampfanfaII auftreten aber wegen dem muss man ja nicht gIeich ins KH
Und sonst? Es könnte eine aIIgemeine VerschIechterung des Zustandes eintreten - dann fährt man haIt auf dem schneIIsten Weg heim - FIexibIe Tickets haIte ich da für am nötigsten!

Mein Mann beginnt am Montag mit seiner Chemo und wir woIIen im ApriI nach der zweiten Chemo unbedingt nach Südfrankreich mit dem WohnmobiI fahren - Im NotfaII Iege ich ihn ins Bett und fahre so schneII wie mögIich wieder heim - aber wenn wir jetzt nicht reisen wann dann?

NicoIe

PS EntschuIdigt meine schIechte Schreibweise und mangeInde Punktierung meine Tastatur hat den Geist aufgegeben
____________________________
Ich wünsche euch einen wunderschönen Tag!
Liebe Grüße
Nicole

Mein Mann 31.10.2007 Diagnose Diffuses großzelliges B-Zell Lymphom - 31.10.2008 Diagnose Glioblastom

Zur Zeit geht es uns gut!

Offline Iwana

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Re: Reisen mit Glioblastom
« Antwort #6 am: 04. März 2009, 16:31:49 »
Hallo Nicole
Ich hoffe du schreibst uns dann einen Reisebericht... ich hoffe der erste Chemo-Zyklus geht gut und euch steht dann nichts mehr im Wege... dein Motto (wenn nicht jetzt wann dann) finde ich gut!
Gruss Iwana

 



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