Mein Freund, damals 22, hatte vor einem Jahr eine teilweise Entfernung eines Meningeoms.
Nach der OP wurde er in Tiefschlaf versetzt, was uns aber vorher nicht gesagt wurde. Nach einem zweitägigen Aufenthalt in der Intensivstation durfte er dann wieder auf die normale Neurochirurgische Station.
Bis dahin wurden die Schwächen wirklich auffällig: Er konnte nicht schreiben, kaum lesen, hatte große Probleme Leute, die er gut kannte (Papa, Tante), wieder zu erkennen. Er wusste nicht, was für eine Erkrankung er hatte, hatte kein Zeitgefühl, wusste gar nicht mehr, dass er Student ist. Auch beim Sprechen hatte er große Probleme: er erkannte viele Gegenstände nicht (konnte sie nicht benennen, wusste die Bedeutung von Begriffen nicht), verlor den "Faden" immer wieder während des Sprechens. Auch einfache Filme (Zeichentrickfilme für Kinder und andere Kinderfilme) überforderten ihn - er verstand diese nicht und langweilte sich sehr. Vom Wesen her benahm er sich die ersten paar Wochen nicht wie ein junger Mann in diesem Alter, sondern wie ein kleines Kind, das rund um die Uhr Betreuung braucht.
Um ihm zu helfen Fortschritte zu machen unternahmen wir eine ganze Menge mit ihm, was ihm geholfen hat, viele Begriffe "wiederzufinden" und sich besser zu orintieren. Auch halfen ihm diese Ausflüge, dieses ständige Benennen von Leuten, Dingen und kleine Wiederholungen und Übungen des bereits Gekonnten aus der Schule sowie eine halbe Mirtabene am Abend (= für besseren Schlaf, gegen Depressionen) über seine starke Depression mit Apathie hinweg.
Nach ca. 2 Monaten war er wieder der "alte".
Einzig das "den Faden verlieren" während des Sprechens ist ein wenig geblieben und wird wohl auch nicht mehr weggehen.
So sind wir aber alle, die ganze Familie, froh, dass alles so gut gegangen ist - auch wenn ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Es konnte nicht das gesamte Meningeom entfernt werden, weshalb Kontrollen sein ganzes Leben lang notwendig bleiben werden, da Gammaknife an dieser Stelle (nahe dem Nervus opticus) riskant wären und erhofft wird, dass das Wachstum des Meningeoms auch weiterhin ausbleibt und der Tumor somit ruht.
Schwer war es auch, eine Zeit lang vom Partner (er ist mein Freund) nicht als Freundin, sonder als Betreuerin wahrgenommen zu werden wie von einem Kleinkind......