Ich möchte an die tiefsinnigen Gedankengänge von I hope anknüpfen und mir ein Zitat aus dem Buch von Joachim Faulstich „Das heilende Bewusstsein. Wunder und Hoffnung an den Grenzen der Medizin“ (München 2006) erlauben, in dem es um die heilende Kraft des menschlichen Geistes und des Glaubens geht.
„Grete Flach verriet mir, das es für jeden Patienten wichtig sei, seine Gedanken zu steuern. „Du darfst nicht immer zur Krankheit hindenken“, sagte sie, „wenn du das tust, verstärkst du die Symptome. Beschäftige dich lieber mit etwas anderem(...)“.
Hinter diesem Rat der Heilerin steckt eine philosophische Idee, die auch von den Weisen des Ostens vertreten wird: Es sind die Gedankenformen, sagen diese Lehrer, die erst die Wirklichkeit schaffen. Wenn wir uns immer wieder mit einer Idee befassen und ihr Raum in unserem Geist geben, gewinnt dieser Gedanke materielle Kraft. Ein Schmerzimpuls, den wir mit inneren Bildern untermalen, wird sich verstärken, weil er Bedeutung erhält(...)So haben Träume und Phantasien, Ängste und Projektionen, eine materielle Kraft. Die gedachte oder befürchtete Wirklichkeit erschafft sich selbst(...)
Wer eine bedrohliche Erkrankung hat, kann ohne Hoffnung nur schwer weiterleben. Die Hoffnung zu stärken, den Glauben, dass Genesung vielleicht möglich ist, dieses Prinzip war Grete Flach besonders wichtig. Es komme immer darauf an, den Menschen Mut zu machen, ganz gleich, unter welchen Symptomen sie litten, hat sie mir einmal gesagt. Ohne Hoffnung gebe es keine Heilung, und selbst wenn sich die Erkrankung als widerstandsfähig gegen alle Hilfe erweisen sollte, sei doch ein Leben in Hoffnung der Verzweiflung immer vorzuziehen. Wer der Hoffnung keinen Raum gebe, überlasse der Erkrankung das Feld und gebe der Angst den ganzen Raum.
Viele Menschen, die sich als Realisten sehen, können diesen Gedanken nur schwer akzeptieren. Wer den Kranken falsche Hoffnung mache, sagen sie, sei ein Lügner, denn wenn das Leben auf dem Spiel stehe, hätten Patienten den Anspruch auf die ganze Wahrheit.
Aber was bedeutet das wirklich? Aus der Sicht der Schulmedizin gibt es zahlreiche Erkrankungen, die unheilbar sind, in einem bestimmten Stadium jedenfalls scheint es tatsächlich keine Behandlungsmöglichkeiten mehr zu geben, dann kann nur noch eine Schmerztherapie die Symptome lindern, keinesfalls mehr heilen. Weil in vielen, vielleicht den meisten Fällen Mediziner ihre Diagnose von der Wirklichkeit bestätigt sehen, nehmen sie nicht wahr, dass es immer wieder einmal überraschende, völlig unerwartete Veränderungen im Bild der Erkrankung geben kann, dass also selbst in aussichtslos erscheinenden Fällen Heilung nicht ausgeschlossen ist. Diese „Spontanheilungen“ sind aus medizinischer Sicht Ausnahmen von der Regel, sie lassen unsere Vorstellung von den Fähigkeiten des Körpers und der Seele aber in anderem Licht erscheinen.
Die ganze Wahrheit ist deshalb: Heilung ist immer möglich, auch in schwerwiegenden Fällen, die das Leben unmittelbar bedrohen. Und auch wenn die Chance auf Rettung vielleicht nicht groß ist, zeigen viele Beispiele doch, dass sie besteht. Jeder Patient hat also zu jedem Zeitpunkt Grund zur Hoffnung“. (S. 50-53)