Ich habe es erlebt, dass mich die Diagnose Hirntumor vor 15 Jahren in eine sehr problematische Situation trieb, die ich aber aus heutiger Sicht nicht als Depression bezeichnen würde. Es war Angst - natürlich, aber diese Angst war irgendwie planbar. Es gab einen Termin für die OP - in zwei Monaten, es war so einiges zu durchdenken, zu regeln, auch zu kaufen für den KH-Aufenthalt. Da letztendlich alles recht gut ging, blieb es bei vereinzelten Depri-Phasen, die sich u.a. in Schlaflosigkeit äußerten (die nutzte ich zum Briefe schreiben und so), aber insgesamt ging alles voran und in der AHB fand man offene Ohren und viel Verständnis und dann forderten mich ja die Kinder und ich nutzte das halbe Jahr Krankheitszeit mit ihnen und wir genossen es.
Jetzt allerdings, nach dem 2. HT 1999/2000 und ganz besonders seit dem 3.HT Ende 2007 krieg ich meine Psyche nicht mehr in den Griff. Ich habe vieles einschränken müssen, was ich gern zusätzlich tat, weil es mich zu sehr psychisch belastet. Immer wieder verfalle ich in immer länger werdende Depri-/ Heul-Phasen. Meist gelingt es mir, den wichtigsten Teil meiner Arbeit wirklich gut zu erledigen - und das sage ich nicht nur so - ich bin da eher mein größter Kritiker. Aber das Drumherum, Meinungsverschiedenheiten im Kollegium, sinnlose Aufgaben oder Beschlüsse, Anzeichen von Mobbing verkrafte ich nicht mehr so gut.
Ich hatte seit 2008 erstmals längere Krankheitsphasen wegen Überlastung, also aus psychischen Gründen. Das ist dann ein Kreislauf. Ich zweifle dann, ob ich es überhaupt noch schaffe und will es doch andererseits nicht aufgeben.
Ich denke, dass die die Statistik sprengenden Langzeitüberlebenden beim besten Willen nicht dauerhaft volle Leistung fahren können, selbst wenn es keine neurologischen oder sonst was für schlimme Ausfälle gibt. Und das ohne Depressionen zu akzeptieren, empfinde ich zumindest als sehr sehr schwer.
Dabei bleibt immer trotzdem die Fähigkeit erhalten, sich selbst über Kleinigkeiten zu freuen, lachen zu können - mit anderen oder allein, anderen Mut zu machen, auch mit spaßigen Worten,... - das ist auch eine Art des Umgehens mit der Depression. Vielleicht lebe ich wirklich bewusster, gehe gern mit einem Lächeln (wenn ich es - meist - schaffe) durch den Ort - und erhalte mitunter ein Lächeln zurück. Ob das die miesepetrig herum laufenden Menschen verstehen? Ich z.B. freue mich zurzeit darüber, den 7. Arbeitstag geschafft zu haben - nach 7 Wochen mit 5 wechselnden Krankheiten. Andere sagen dazu eher - Ach, wie schnell die Zeit vergeht.
Liebe Grüße aus meiner psychischen Berg- und Talbahn
Eure Karin
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Das Forenteam bittet um Rücksichtnahme auf Betroffene mit Sehbehinderung.
Danke Mod. Bluebird