Fliegen bei Astrozytom II und vorherigem Krampfanfall

[Tinchen86]

Hallo zusammen,

nächsten Dienstag würde eigentlich unsere Hochzeitsreise anstehen...

Jedoch erlitt mein Mann vor einer Woche einen Krampfanfall.
Wie wir jetzt wissen, hat sich das Astrozytom meines Mannes nicht vergrößert. Zum Glück.
Der Krampfanfall kam wohl wegen einer Narbenverwachsung o.ä.

Nun ja, jetzt stellt sich für uns die Frage, ob wir am Dienstag in die USA fliegen können oder nicht.

Die Ärztin aus der Uniklinik in Düsseldorf sieht zunächst keine Bedenken, da mein Mann auch nun krampflindernde Mittel bekommt.

Jedoch machen wir uns große Sorgen, wenn ein sog. Krampfanfall über den Wolken passiert...

Habt ihr einen Rat?

Lg Tina

[fips2]

Hmmm schwere Frage.
Auf der einen Seite würde ich sagen, wenn die Ärztin keinen Bedenken hat, nehmt eure Hochzeitsreise in Angriff und gönnt euch was.
Nehmt vielleicht Akutmedikamente mit. Auslandskrankenversicherung habt ihr bestimmt abgeschlossen.
Hier wären aber, wenn überhaupt, meine größten Bedenken.
Wie reagiert die Versicherung, da ein Anfall kurz vorm Flug bekannt war. Also die Flug-Reisefähigkeit würde ich mir von der Ärztin schon schriftlich attestieren lassen.
Auf jeden Fall eine Kranken-Rückholversicherung abschließen. Kann man evtl. über den ADAC machen.
Beim Flug selbst werdet ihr euch keine Gedanken machen müssen, da das Bordpersonal meist für so was geschult ist. Epianfälle werden bestimmt geschult, genau wie Herzinfarkte oder überhaupt Erkrankungen die öfters vorkommen. Bei vielen Flügen ist oft auch ein Mediziner, oder zumindest Jemand der medizinisch nicht unbedarft ist, unter den Fluggästen.

Ich würde euch noch raten diesen Thread hier durzulesen:
http://www.hirntumor.de/forum/index.php?board=11;action=display;threadid=937;start=msg9178#msg9178
Hier findet ihr alles Wichtige was bei einem Grand Mal zu tun ist und wie man sich verhält.
WICHTIG!!!! Ruhe bewaren.
Ein Grand Mal an sich ist, so schlimm es aussieht in 99% der Fälle nicht lebensbedrohlich. Schlimmer sind die Verletzungen die sich ein Krampfender an Gegenständen um ihn herum zuziehen kann.
Auf keinen Fall mit Gewalt festhalten. Es ist für die Helfer gefährlich, wegen der großen unkontrollierbaren Kräfte die ein Mensch in diesem Zustand entwickeln kann, sowie könnte man dem Patienten, durch das gewaltsame Festhalten, Knochen brechen.
MUND des Patienten ist während des Krampfes für Laien absolut TABU wenn einem die Finger lieb sind.

Ich würds so angehen.
Klärt das ganze noch mal mit der Ärztin ab und lasst euch die nötigen Notfallmedikammente auch verschreiben. Mit englischsprachiger Bestätigung des Arztes, dass diese Medikamente in der Kabine unbedingt benötigt werden. Braucht ihr bei der Gatekontrolle.
Rücktransportversicherung klären.
Und dann die Vorfreude auf eure Hochzeitsreise genießen.

Ich wünsche euch eine schöne Reise ohne gesundheitliche Handicaps und kommt wohlbehalten wieder zurück.


IgB
Fips2

[4pfoten]

VETO: Eine Rückholversicherung bei bekannter Vorerkrankung ist frei von der Leistung (immer schön die Versicherungsbedingungen lesen ) und wird, falls die Rückholung erfolgen sollte komplett Regress beim Versicherungsnehmer nehmen... ab davon: Eine Rückholung erfolgt nur bei medizinischer Notwendigkeit und die USA sind nun nicht gerade ein 3-Welt-Land in dem man nicht epilepsiebedingt behandelt werden könnte.

Auslandsreise-KV bringt nur dann was, wenn diese vor Bekanntwerden der Grunderkrankung (als vor Auftreten des Astros) abgeschlossen wurde und seitdem ununterbrochen besteht - ansonsten sind auch sämtliche aus der Grunderkrankung entstehenden Folgeerkrankungen vom Versicherungsschutz ausgeschlossen.

(Ich bin Versicherungskauffrau, das Lesen von Versicherungsbedingungen ist quasi mein täglich Brot.)

[cindra]

Hallo Tinchen

Ich erzähle dir vielleicht am besten aus eigener Erfahrung. Ich hatte Sonntags einen GM Anfall und bin dann auch Donnerstags drauf (noch mit zerbissener Zunge) in die USA geflogen, auch mit Erlaubnis der Ärzte, die aber erst am Mittwoch erteilt wurde, da der Grund für den GM erst am Mittwoch definitiv fest stand.
Ich würde mir an deiner Stelle aber wohl für deinen Mann ein Notfall medikament verschreiben lassen. Beliebt ist hier Tavor expedient. Das kann man bei einem Anfall einfach in die Backentasche schieben und es löst sich dann über die Schleimhäute relativ schnell auf.
Ich selbst nehme Rivotril Tropfen die sich bei Bedarf auch über die Schleimhäute sehr schnell absorbieren. Die darf man aber wohl nicht mit ins Handgepäck nehmen.
Ich habe in den USA und auch über den Wolken aber keine Notfallmedis gebraucht.
Wichtig wäre vielleicht noch die Medikamente langsam der Zeitverschiebung anzupassen.

Liebe Grüsse
Andrea

[fips2]

Danke 4pfoten für die Richtigstellung und Aufklärung

Gut dass man auch für diese Fälle Spezialisten an Bord hat.

Fips2

[Bea]

Hallo und herzlich Willkommen im Forum, Tinchen!

Nach meiner OP (Teilentfernung Astro II in der Uni Düsseldorf) hatte ich Sorge ein Flug könnte mir nicht "gut tun".
Im Okt. 09 habe ich dann wieder einmal mit meinem Operateur darüber gesprochen (nachdem ich hier schon genervt habe) und er meinte dass es nun wirklich kein Problem sei.
Unsere Reise ging nach Singapur - also auch eine längere Flugdauer. Den Inlandsflug Düsseldorf - Frankfurt habe ich als Test angesehen. Notfalls wäre ich von Frankfurt aus alleine nach Hause.

Es klappte hervorragend!!!

Mein Tipp: sprich mit der Airline wie es um kurzfristige Rückflüge steht. Wenn du neben der Notfallmedikamente eine Rufnummer im Gepäck hast die in einer akuten Situation Ansprechpartner ist wirkt das sicher beruhigender.

LG,
Bea
P.S. nach der Reise wußte ich worauf ich leider knapp 4 Jahre verzichtet habe.

[4pfoten]

Um auch noch was zum Fliegen als solches beizutragen: Mein Mann (der ja betroffen ist) fliegt permanent und hat noch nie Probleme dabei gehabt, obwohl er täglich fokale Anfälle hatte und teils noch hat.

Ich persönlich würde das Risiko wohl eingehen...