HirnTumor-Forum

Autor Thema: AAA WHO III bei meiner Mutter----Vostellung Lackenkogel ( Angehöriger)  (Gelesen 13256 mal)

Offline Lackenkogel

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Liebe Foren-Mitglieder,
>>
ich freue mich sehr, dieses Forum gefunden zu haben. Wenn man die
Diagnose "Hirntumor" erfahren hat, zieht es Einem den Boden unter den
Füßen weg und man weiß gar nicht mehr, was richtig und falsch ist bzw.
wilder Aktionismus wird zur Tagesordnung. Aber der Reihe nach (ich
versuche mich kurz zu fassen).

Meine Mutter, 74 Jahre alt, wurde am 13.02. mit der Notaufnahme ins
Krankenhaus Dortmund gebracht. Verdacht auf Schlaganfall.
Intensivstation, Behandlung auf Schlaganfall, 14.02. MRT, 15.02.
Verlegung auf die normale Station.

Meiner Mutter ging es den Umständen
entsprechend gut. "Lediglich" das linke Auge spielte verrückt.  Das
Gesichtsfeld war stark eingeschränkt und zudem litt sie unter
Halluzinationen - aber vom Allerfeinsten. Dennoch war sie dabei bei
klarem Verstand. Sie sah halt Dinge, die gar nicht da waren, wusste das
aber. Wir haben sie schon belächelt, weil sie u.a. "Piraten" sah - es
war ja Karneval und sie hatte am Vorabend eine Sitzung im TV
gesehen....*gg*. Weiberfastnacht gab es dann ein Gespräch mit dem
behandelnden Arzt, der ihr mitteilte, dass der Schlaganfall ein
Gehirntumor sei. Und er würde eine Verlegung ins Klinikum Lünen
befürworten, um dort die notwendige OP durchführen zu lassen. 2 Tage
später wurde meine Mutter verlegt.
Am 21.02. war die OP. Der Chirurg war
anschließend guter Dinge, alles raus, alles super geklappt. Meine Mum
hat die OP gut weggesteckt, die Hallus waren weg - sie erholte sich
wirklich sehr gut! Wir waren glücklich und froh, dass die "Pappnase"
raus war und unser Leben wie gewohnt fröhlich und unbesonnen weitergehen
sollte. Nur den geplanten Mallorca-Urlaub sollte sie absagen. Dafür
benötigte sie eine Bescheinigung vom Arzt. Diese bekamen wir einige Tage
später und als Diagnose stand darauf: Glioblastom WHO IV. Aha, sagte uns
nix. Hat mit uns ja vorher auch Keiner gesprochen, also mal
googlen.......FÜR UNS IST DANACH EINE WELT ZUSAMMENGEBROCHEN!!!! Bitte
was?! Glioblastom - bösartiger Gehirntumor - kurze Lebenserwartung -
schnell wachsend. Schlagbegriffe, die uns aus den Latschen haute.
Erstmal durchatmen. Kann doch nicht wahr sein! Unserer Mutter geht es
doch augenscheinlich richtig gut. Sofort das Klinikum Lünen angerufen
und mit dem behandelnden Arzt, der sehr, sehr nett war, gesprochen:
Diagnose stimmt. Und er hätte doch auch mit unserer Mutter darüber
gesprochen. Hätte sich allerdings gewundert, warum er nach diesem
Gespräch immer noch gut gelaunt und lächelnd von ihr begrüßt worden
wäre. Meine Mum hört ein wenig schwer und sie hat es schlicht nicht
mitbekommen, wie es um sie steht!

Nun, nach 10 Tagen durfte meine Mutter nach Hause. Es ging ihr den
Umständen gut, bisschen schlapp, aber froher Dinge, voller Pläne,
wuselte im Haus und Garten rum - unglaublich! Und diese lebenslustige,
quirlige Frau sollte nur noch ein paar Monate leben?!

Eine Strahlentherapie stand im Raume. Sie ist zwecks Anpassung der Maske
in ein Strahleninstitut in Köln gefahren, hat Termine vereinbart. Die
Therapie sollte eine Woche später beginnen..

Nach einigen Tagen bekam meine Schwester einen Anruf aus dem Klinikum
Lünen, dass man sich die MRT-Bilder noch einmal angesehen hätte und wenn
es meiner Mum nichts ausmachen würde, würde der behandelnde Arzt ihr
empfehlen, sich eine 2. Meinung einzuholen. Hierfür empfahl er uns das
Klinikum in Köln-Merheim, Herr Prof. Weber (wir kommen eigentlich aus
Köln - meine Mutter war zu Besuch in Dortmund, als das mit dem
>>  "Schlaganfall" passierte). Meine Mum war damit einverstanden und so sind
>>  wir donnerstags nach Mehrheim gefahren. Prof. Weber hat sich das MRT
>>  angesehen. Resttumor noch vorhanden. Was tun? Erneut OP oder
>>  Strahlentherapie kombiniert mit Chemo. Meine Mutter entschied sich
>>  erneut zu einer OP. Diese war dann am 20.03..
>>
>>  Therapie: Mikrochirurgische Tumorresektion rechts occipital unter
>>  Neuronavigations  und 5 ALA-Fluoreszenzkontrolle
>>
>>  Histologie: Anaplastisches Astrozytom WHO III.
>>
>>  Puuuh! Doch kein Glioblastom, sondern "nur" ein Astrozytom. Was ist das?
>>  Die Wahl zwischen Pest und Cholera? Wird sie wieder gesund? Dauert ihr
>>  Leben länger als 10 Monate? Fragen über Fragen. Prof. Weber beruhigte
>>  uns. Meine Mutter wird aufgrund ihres allgemein sehr guten Zustandes,
>>  nicht wie eine 74jährige Frau, sondern wie eine Patientin mittleren
>>  Alters behandelt. Zudem konnte der Tumor komplett entfernt werden und
>>  wahrscheinlich auch der erweiterte Randbereich des Tumors.
>>
>>  Dennoch sei eine Strahlentherapie unumgänglich; ob eine Chemo nötig
>>  wäre, wolle er noch abwarten, bis das Ergebnis der Molekulargenetik da
>>  wäre. Meine Mutter hat von vorneherein gesagt: Keine Chemo!
>>
>>  Am 31.03. wurde sie entlassen.
>>
>>  Am 16.04. ging sie freiwillig erneut ins Klinikum Merheim, um sich dort
>>  unter Beobachtung mit der Strahlentherapie auseinanderzusetzen. Diese
>>  steckt sie bislang ganz gut weg. Müde ist sie, aber das ist wohl normal.
>>  Seit gestern ist sie wieder zu Hause und fährt nun täglich mit dem
>>  Krankentaxi zu den Strahlenterminen nach Merheim. Autofahren wird sie
>>  nicht mehr können, da bei der OP ihr ein Stück Augenrinde entfernt wurde
>>  und das linke Auge nun noch eine größere Gesichtsfeldeinschränkung hat
>>  als nach der 1. OP.
>>
>>  Das nächste MRT steht in 4 Wochen an.
>>
>>  Was erwartet uns noch? Wie verändert sie sich? Ich meine schon jetzt
>>  gewisse Persönlichkeitsveränderungen festzustellen. Liegt das am Tumor,
>>  ist es ihre Psyche, die natürlich auch jetzt erst mal mit der ganzen
>>  Situation klarkommen muß.
>>
>>  Sie weiß noch immer nicht, wie "schlimm" diese Dreckskrankheit ist. Und
>>  wir werden es ihr auch nicht sagen. Sie ist nach wie vor voller
>>  Lebensfreude, freut sich auf unseren bevorstehenden Urlaub im Juni. Wenn
>>  wir ihr sagen würden, dass sie diesen Kampf nicht gewinnen kann, ist es
>>  vorbei damit. Von Selbstheilungskräften keine Spur mehr.
>>
>>  So, nun ist es doch leider ein Roman geworden - tut mir leid!


>>
>>  Ganz liebe Grüße und allen Betroffenen viel, viel Kraft und gute Genesung!!!
>>  Lackenkogel
« Letzte Änderung: 27. April 2012, 11:45:03 von fips2 »

Offline Mr.Cool

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Zitat:


>>  Sie weiß noch immer nicht, wie "schlimm" diese Dreckskrankheit ist. Und
>>  wir werden es ihr auch nicht sagen.

Zitat Ende.

Das nenne ich doch mal einen selbstbetstimmten Menschen.
Leben sind von Natur aus endlich. ALLE!

Offline Pem34

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Hallo Lackenkogel,

willkommen hier im Forum. Ich glaube, die meisten hier wissen, was für ein Schock es ist, mit dieser Diagnose konfrontiert worden zu sein. Dieses Forum ist sehr hilfreich, sowohl für Tipps zur Behandlung als auch für die Psyche.

Tja... was wird euch noch erwarten? Das kann man so nicht beantworten. Die Krankheit verläuft bei jedem anders. Über durchschnittliche Lebenserwartung etc. wirst du dich, wie beim Glio ja auch, schon erkundigt haben. Bedenke aber immer, das sind nur Durchschnittswerte. Es ist und bleibt eine sehr schwerwiegende Erkrankung und eigentlich ist jeder Verlauf anders. Hier haben zwar viele den gleichen Tumor, aber dennoch hat jeder seine ganz eigene Geschichte dazu. Es lässt sich also auch hier pauschal nichts sagen. Die meisten haben Persönlichkeitsveränderungen. Wie weit und wie ausgeprägt, ist unterschiedlich. Ich weiß nur, dass was uns erwartet, ist nicht besonders schön. Darum kann ich dir nur eines raten: Nutze die Zeit und macht es eurer Mutter so angenehm wie möglich.

Wenn Du Fragen hast, hier sind die alle behilflich.

LG
Pem

Offline KaSy

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Liebe Lackenkogel,

als Angehörige, als Tochter hast Du es tatsächlich nicht leichter als Deine Mutter.

Du redest von Kampf gewinnen oder verlieren.

Deine Mutter will einfach so weiterleben wie bisher und warum auch nicht? Es ist das Beste, was sie tun kann, die "Pappnase" soweit wie möglich zu ignorieren und nach der Strahlentherapie den Urlaub zu sehen und sich auf ihn zu freuen. Müdigkeit während der Bestrahlung ist normal, aber Zukunftspläne sind viel wichtiger als sich über "Pappnasen" und Strahlenfolgen zu ärgern und womöglich gegen sie zu kämpfen. Sie tut das, was die Ärzte sagen und das ist "Kampf" genug. Es ist gut, wenn sie der "Pappnase" möglichst wenig Raum in ihren Gedanken und Plänen einräumt.

Sie ist immer noch die gleiche liebe Mutter, die Du seit einem halben Jahrhundert kennst und liebst. Nun hat sie eben noch eine bekloppt Krankheit dazu. Die Ärzte machen das schon, dazu sind sie da.

Und Du versuche (irgendwie) auch, Deine Mutter weiter so zu sehen, zu lieben, mit ihr Spaß zu haben, vom Urlaub zu träumen, wie es immer schon war. Sie ist Deine Mutter mit einem Tumor, nicht ein Tumor mit einer Mutter. Sicher wirst Du Dich auf eine Zeit einstellen müssen, wo Du mehr für sie da sein solltest als bisher. Gewisse Absprachen sind zu treffen. Deine Mutter hat sicher ohnehin bereits Vorsorgen getroffen. Den Gedanken an ihre Krankheit solltest Du versuchen, in eine hintere "Ecke" Deines Gehirns zu schieben, weit genug weg, um Dich nicht von ihm bestimmen zu lassen, aber doch griffbereit, wenn Deine Mutter ihn braucht, wenn sie darüber reden möchte oder muss.

Es ist gut, dass Du Dich hierher gewandt hast, denn hier kannst Du die Dich quälenden Gedanken äußern, Ratschläge bekommen - und Deine Mutter ihr Leben leben lassen.

Stelle Dir Deine Mutter als fröhliche Tänzerin auf einem Seil vor. Sie sieht nicht nach unten. Sie lächelt von oben auf Euch Zuschauer herab, so leicht, so locker. Sie nimmt Euch die Angst, die Ihr um sie habt. Die Angst, die sie eigentlich haben müsste. Sie lacht Euch zu und Ihr könnt nicht anders - Ihr lacht auch, der angehaltene Atem löst sich und Ihr klatscht und jubelt begeistert mit ihr.

Sollte sie irgendwann fallen, werdet Ihr das Netz sein, das sie auffängt.

Aber noch ist es nicht soweit.

Noch lebt sie ihren Traum für Euch mit.


KaSy
(Ich bin selbst seit vielen Jahren "Betroffene".)
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline Lackenkogel

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Guten Morgen und ganz lieben Dank für die nette Aufnahme und die wahren und tröstlichen Worte! Das tut unheimlich gut.
Mag sein, dass unsere Entscheidung nichts mit der Meinung eines selbstbestimmten Menschen zu tun. Dennoch sind wir der Meinung, dass es im Moment so gut ist. Das kann sich aber schlagartig ändern.
Meine Mutter ist gestern Mittag mit dem Notarzt zurück ins Klinikum Mehrheim gebracht worden. Gestenr Morgen ging es ihr noch gut. Meine Schwester und ich haben zusammen mit ihr gefrühstückt. Danach sind wir zur Arbeit aufgebrochen. Muttern war guter Dinge. Hatte die Nacht zuvor sehr gut geschlafen, fühlte sich wohl, keine Schmerzen. Mittags bekam meine Schwester von ihr einen Anruf, dass es ihr nicht gut ging. Sie ist daraufhin sofort nach Hause gedüst und fand meine Mutter völlig verwirrt auf ihrem Sofa vor. Es ginge ihr schlecht, sie leidet unter starker Übelkeit, hatte Durchfall (1 x). Meine Schwester rief den Notarzt. Dieser war superschnell vor Ort und wollte meine Mutter in das für unseren Wohnort zuständige Krankenhaus bringen. Nach Einigem hin und her und nach Vorzeigen des Entlassungsbriefes war klar - zurück nach Merheim. 40 Minuten Fahrt.
Dort angekommen (mittlerweile war ich auch vor Ort) Notaufnahme. Das übliche Procedere, was dort so abläuft. Immer noch war sie verwirrt, hatte einen unglaublichen Linksdrall, was das Sehen anging und hob auch immer den linken Arm. Sprechen ging zwar, aber nicht so gut verständlich. Also wieder Reflexuntersuchungen, ob es ein Schlaganfall sein könnte. War es nicht.
2 Tropfs, Blutdruck viel zu hoch (170:90), EKG war o.k., Blutwerte auch normal. CT gemacht. Keine Auffälligkeiten!
Also stehen zwei Theorien im Raum: Meine Mutter war dehydriert oder sie hatte evtl. wieder einen leichten Krampfanfall (den hatte sie nämlich bekommen, als sie seinerzeit mit dem Notarzt nach Dortmund gefahren wurde) oder Beides oder weiß der Geier. 5 Stunden später (!) bekam sie ein Zimmer. Dort haben wir sie fertig gemacht und stellten fest, dass sie sich kaum aufrecht erhalten konnte, von selbständig gehen absolut keine Spur. So schlecht wie gestern, ging es ihr noch nie!
Die Schwester meinte, dass das durchaus erneut ein Krampf gewesen sein könnte, weil sie sich so irre steif machte, als wir sie zurück vom Bad ins Bett brachten.
Nach der 2. Infusion und 3 Stunden Schlaf auf der Notfallstation war sie übrigens auch wieder klar im Kopf.

Nun fahren wir gleich wieder zu ihr. Die Nacht scheint ruhig gewesen zu sein, sonst hätte man mich alarmiert.

Ich werde berichten.

Die Vorstellung sie tanzend auf einem Seil gefällt mir sehr gut! Genau so ist es nämlich. Wir werden die Zeit intensiv mit ihr nutzen, immer für sie da sein - gar keine Frage. Und wenn sie gehen muß, gehen will, darf sie auch das. Ich hoffe, dass dieser Punkt noch ein wenig auf sich warten lässt.

Ich wünsche Euch eine schöne Zeit. Geniesst sie mit Euren Lieben.
Bis bald.

Offline Lackenkogel

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Hallo liebes Forum, ich hoffe, dass es allen Betroffenen und Angehörigen den Umständen entsprechend gut geht!
ich war jetzt lange Zeit hier nicht mehr aktiv und wollte nur mal ein kleines Update geben.

Meine Mutter ist über die gesamte Bestrehlungszeit im Krankenhaus geblieben und wurde Fronleichnam entlassen. Sie hat die Bestrahlung ganz gut überstanden. Lediglich Schwindel und Müdigkeit belasten sie.

Zwischenzeitlich bekamen wir die Aussage, dass sie nicht mehr alleine leben kann, 24 Stunden-Betreuung benötigt. Zu groß ist das Risiko, dass sie erneut zusammenbricht. Also was tun: Mehrere Möglichkeiten haben wir in Betracht gezogen und haben uns dafür entschieden, ein "betreutes Wohnen" zu suchen. Natürlich mit ihrem Einverständnis. Gott sei Dank sind wir auch ganz schnell fündig geworden und seit Donnerstag wohnt sie nun im Herzen Kölns und ist super zufrieden und sehr glücklich dort. Und so ganz nebenbei haben wir noch unser Elternhaus verkauft, dieses geräumt bzw. wir sind noch dabei, mehreren Trödelmärkten mit unserem Stand beglückt, Möbel verkauft, Mamas Umzug organisiert, unserem Hauptberuf nachgegangen und meinen runden Geburtstag gefeiert - von Langeweile keine Spur :-). Unseren geplanten Urlaub mußten wir aber leider absagen. Das hätte sie körperlich nicht geschafft und durch ihre Notaufnahme rutschte der Strahlenzeitplan in den geplanten Urlaub hinein.

Muttern hat nach wie vor keine Schmerzen, leidet allerdings unter starkem Schwindel. Heute hatte sie schon einen Termin bei ihrem neues Hausarzt, der sie wohl medikamentös neu einstellen wird. Bislang bekam sie u.a. über den Tag verteilt 4 mg Cortison und gleichzeitig zwei blutdrucksenkende Mittel. Was zur Folge hat, dass sie morgens topfit ist und nach der ersten Medikamenteneinnahme wie ein Häufchen Elend zusammenklappt. Der Arzt meinte, dass Cortison müsse erhöht werden.
Habt Ihr Erfahrungen mit Schwindel? Ist das eine Nebenwirkung der Strahlentherapie, des Tumors oder Beides? Die Krankenhausärzte konnten uns keine zufriedenstellende Auskunft geben. Und das nächste MRT ist für den 06.08. angesetzt.

Liebe Grüße
Astrid

Offline Iwana

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Hallo Astrid
Die Auswirkungen der Strahlentherapie bemerkt man häufig erst nach Bestrahlungsende und bei mir waren da dann die Nebenwirkungen am stärksten, auch  mit Dreh-Schwindel und kognitiven Einschränkungen wie Vergesslichkeit.

Mich erstaunt, dass deine Mutter von einem Hausarzt nachbetreut wird. Bei mir machte das ein Team aus Neurologe, Onkologe und Neurochirurg. Hausärzte sind da meiner Erfahrung nach schnell überfordert.

Cortison wäre indiziert wenn durch die Bestrahlung ein Hirnödem vorliegen würde, dann würde sich mit dem Fortecortine sicher schnell einiges bessern, Fortecortine langzeitig zu nehmen hat aber ganz viele Lebensqualitätseinschränkende Nebenwirkungen.

Persönlichkeitsveränderungen treten nicht in jedem Fall auf, da kommt es sehr darauf an wo der Tumor liegt.
Gruss Iwana

Offline Lackenkogel

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Guten Morgen Iwana,
sie hat gestern von ihrem neuen Hausarzt eine Überweisung zu einem Onkologen/Neurologen erhalten.
Von ihrem bisherigen Arzt wurde sie nur insofern betreut, dass er die Rezepte für ihre Medikation unterschrieben hat, die sie brauchte, um die eine Woche zu überbrücken, bis sie umgezogen war. Die restliche Zeit war sie ja im Krankenhaus.
Ja, ich weiß über die Nebenwirkungen des Cortisons, wenn man es langzeitig einnimmt. Ich hoffe, dass die Ärzte diesbezüglich eine Alternative (z. B. Weihrauch) haben oder dass man es bald ganz absetzen kann.

Wie lange haben denn bei Dir diese Schwindel und kognitiven Einschränkungen angehalten?
Wie lange bist Du schon erkrankt und wie geht es Dir?

LG
Astrid

Offline Iwana

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Wie lange der Schwindel angehalten hat ist schwer zu sagen da er zwar plötzlich da war aber nicht von 100 auf 0 wieder verschwand. Ging über Monate es wurde jedoch immer weniger. Jetzt ist er weg. Ich bekam meine Diagnose im Nov.2007 (Glioblastom).

Kognitive Einschränkungen habe ich heute noch. Mit der Zeit kann man sich aber so einrichten dass man damit leben kann. Kommt auch immer darauf an wie alt man ist und wie man sich damit abfindet und für sich individuelle Lösungen sucht und findet. Ich bin mittlerweile 37.
Und dann kommt es natürlich sehr darauf an, ob der Tumor auf die Behandlung anspricht was bei mir glücklicherweise der Fall war.
Gruss Iwana

Offline Lackenkogel

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Wow, 5 Jahre mit einem Glio. Das hört/liest man leider nicht sehr oft. Und augenscheinlich scheint es Dir auch den Umständen entsprechend gut zu gehen. Super!  :)
Du hast das Komplettprogramm erhalten? Op, Chemo, Bestrahlung?


Offline Pem34

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Hallo Lackenkogel,

das mit dem Schwindel kann natürlich viele Ursachen haben. Wir sind nur Laien. Und selbstverständlich kann auch alles der Tumor selbst immer verursachen.

Ich kann nur sagen, dass die Bestrahlung bei meinem Mann damals ganz dolle Schäden gemacht hat... ohne würde er spekulativ jedoch nicht mehr leben. Wir hatten keine Wahl.

Allerdings... wenn deine Mutter morgens vor den Medis topfit ist, würde ich da mal ansetzen. Ich will dir nur mal unser Beispiel erzählen:

Mein Mann bekam über Jahre hinweg jetzt ein Eplilepsie-Medikament (insgesamt 3). Ich sprach immer wieder mit der Neurologin darüber, dass ich vermutete, dass er es nicht so sonderlich verträgt. Nein... kann nicht sein. Wenn ich das Thema in der UNI-Klinik anschnitt, wenn wir wegen dem Tumor da waren, hieß es: "Das ist Sache des Neurologen, da mischen wir uns nicht ein". Prima.

Jetzt hatte mein Mann einen Blinddarmdurchbruch und das hiesige Krankenhaus konnte genau dieses eine Medikament nicht so schnell besorgen (warum auch immer). Hat man mir aber nicht gesagt. Ich bekam das am Tag vor der Entlassung zufällig mit, als mir die Schwester freudestrahlend mitteilt "Heute sind die Kapseln angekommen". Ich bin ja fast vom Hocker gefallen, weil es immer heißt, dass man gerade an einer Epilepsie-Medikation nur schleichend etwas ändern darf. Die haben sie meinem Mann dann auch gleich wieder gegeben, nachdem er eine Woche ohne war... und dann ging es ihm dermaßen schlecht, dass ich dachte, ich würde ihn innerhalb kürzester Zeit verlieren.

Nach einer Woche Schwerstpflegebedürftigkeit zu Hause habe ich mir dann überlegt, was die im Krankenhaus anders gemacht haben, als ich hier zu Hause. Da fiehlen mir die Medis ein. Da man die eigentlich nicht aprupt absetzen darf, schlich ich sie dann aus und ab diesem Zeitpunkt ging es bei meinem Mann wieder bergauf. Sicher. Er wird immer ein Pflegefall bleiben, aber das ganz winzige bisschen Lebensqualität lasse ich ihm nicht durch irgendwelche Medikamente nehmen. Allerdings steht mir das Gespräch mit der Neurologin jetzt noch bevor.

Ich hoffe, dass es deiner Mutter bald etwas besser geht. Es war ja auch alles sehr viel Rummel für sie. Die Diagnose, die OP, der Umzug, die Bestrahlung, die ständige Angst. Das alles sind natürlich auch Faktoren, die nicht unbedingt zum Wohlbefinden beitragen.

LG
Pem



Offline Lackenkogel

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Hallo Pem,
Du hast recht: Sie hat in den letzten Monaten eine Menge durchgemacht und verarbeiten müssen. Und dafür hat sie meine tiefste Bewunderung. Niemals hat sie sich wirklich aufgegeben. Natürlich gab es ab und an Situationen, wo sie viel weinte und in Selbstmitleid versank  - ich finde, dass ihr das aber durchaus zusteht. Es ist für uns schon nicht zu verstehen, wieso die quirlige kleine Frau mit einem Paukenschlag so schwerst krank wird und ist. Wie muß es ihr da erst gehen?!

Ich bin gespannt, was der Onkologe sagt. Und ich habe Schiss vor dem 06.08. :-(.

Deine/Eure Geschichte geht mir total unter die Haut. Und Ihr habt meine vollste Bewunderung, wie Ihr das durchsteht und ich wünsche Euch weiterhin ganz viel Kraft. Wie geht es Deinem Mann derzeit?

LG

Offline Pem34

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Hallo Lackenkogel,

Du fragst, wie es meinem Mann geht. Dies ist schwierig zu beantworten. Heute Morgen ging es ihm ganz gut - für seine Verhältnisse. Er kann die Tagesförderung besuchen. Ganz gut bedeutet, dass er mit Hilfe stehen kann und an zwei Händen festgehalten ein paar Schritte laufen. Dass er nicht sofort wieder umfällt, wenn du ihn hinsetzt. Wir sind da schon recht bescheiden geworden.

Sein Besuch in der Tagesförderung ist für uns alle schon eine große Erleichterung und er bekommt dort seine dringend notwendigen Therapien. Wie es aussieht, wenn er nach Hause kommt... das kann um 180° anders sein. Wohlbefinden ist halt inzwischen eine Größe geworden, die man nie kalkulieren kann.

Auch euch wünsche ich viel Kraft für die nächste Zeit.

LG
Pem

Offline Lackenkogel

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Die "Pappnase" hat keine Zeit verloren - sie ist schon wieder da >:(

Meiner Mutter ging es die letzten Tage ausgesprochen gut! Samstagvormittag ein erneuter Krampfanfall. Ab ins Krankenhaus, CT gemacht "Da ist was!". Heute war MRT. Ein neuer kleiner Tumor im Randbereich. Wie jetzt therapiert wird, erfahren wir heute. Viele Möglichkeiten würde es  wohl nicht geben.
Mir scheint, dass diesmal eher das Sprachzentrum betroffen ist. Sie redet in einer völlig anderen Tonart und manchmal auch ohne Zusammenhang.
Heute Morgen war sie linksseitig komplett gelähmt, was sich aber im Laufe des Vormittags wieder gegeben hat (Nebenwirkung von Keppra?).
Herrschaftszeiten - sie tut mir so unendlich leid. Mit ansehen müssen, wie sie immer weniger wird, ist das Schlimmste.

Verzweifelte Grüße
Astrid

Offline Lackenkogel

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Muß noch schnell was loswerden.
Bitte versteht es nicht falsch, dass ich nicht so oft in diesem Forum schreibe. Das hat wirklich nichts mit Desinteresse zu tun. Aber wie lösen ja auch so nebenbei noch den Hausstand unserer Mutter auf und da bleibt die Zeit hierfür auf der Strecke. Tut mir sehr leid!

Ich denke an Euch Alle - Betroffene und Angehörige - ganz, ganz oft; wenn mir auch oftmals die Worte angesichts der vielen Leidensgenossen hier fehlen.
Und ich freue mich wie ein Honigkuchenpferd, wenn ich lese, dass Euch gut geht, Therapien anschlagen, Euer Leben lebenswert ist! Möge dieses noch ganz, ganz lange so sein.

Liebe Grüße
Astrid

 



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