Hallo zusammen,
bei meinem Mann (Jahrgang 1944) wurde im März 2012 ein primäres non-Hodgkin ZNS-Lymphom (multilokulärer Befall, Haupttumor rechts trigonal) diagnostiziert. Nach einer gescheiterten Chemo mit MTX und Cytarabin wurde Anfang Mai notfallmäßig mit einer Ganzhirnbestrahlung begonnen, insgesamt 50,8 Gray. Die Bestrahlungen waren Mitte Juni abgeschlossen.
Während der Chemo hatte sich der Zustand meines Mannes soweit verschlechtert, dass er linksseitig fast völlig gelähmt war und kaum mehr ansprechbar war (Somnolenz). Durch die Bestrahlungen hatte sich das bald soweit gebessert, dass er mit Gehhilfe und meiner Unterstützung SEHR langsam laufen konnte.
Seit er wieder zu Hause ist, hat er je zweimal wöchentlich Ergo- und Physiotherapie. Und obwohl er gerade vor einigen Tagen erst wieder zur MRT-Kontrolle war, die gottlob keine neuen Tumorzellen gezeigt hat, habe ich das Gefühl, dass er geistig etwas nachlässt. Natürlich gibt es immer mal bessere und mal schlechtere Tage, sowohl im physischen als auch im mentalen Bereich. Aber auch die Ergotherapeutin meinte jetzt, dass er seit einiger Zeit eher nachlässt, statt sich zu verbessern.
Seine körperlichen Probleme sind folgende: Einschränkung der linken Körperhälfte, d.h. Schlurfen des linken Beines, Fußheberschwäche, eingeschränkte Beweglichkeit beim linken Arm.
Die mentalen Probleme sind:
Massiv gestörtes Zeitempfinden, d.h. er glaubt immer, dass es morgens ist, wenn er tagsüber schläft und dann wach wird; er findet sich im Kalender nicht zurecht; er kann Tageszeiten nicht einordnen, obwohl er Uhr und Kalender hat und beides auch ablesen kann.
Fehlendes planerisches Denken, d.h. er kann keine Tätigkeiten für die allernächste Zukunft planen und durchführen. Z.B. will er sofort Schuhe und Jacke anziehen, wenn ich sage, dass wir in zwei Stunden zum Arzt oder sonstwo hinfahren wollen. Alle Pläne oder Ankündigungen für den weiteren Tagesverlauf oder auch für die nächsten Tage interpretiert er so, als würde das SOFORT passieren.
Gelegentliche Orientierungsschwierigkeiten, er findet auch im eigenen Haus manchmal nicht das Bad oder das Schlafzimmer.
Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, das brauche ich nicht weiter zu erklären.
Bislang habe ich immer gedacht, dass die Therapien alles zwar langsam, aber doch einigermaßen stetig, verbessern. In letzter Zeit bin ich mir da nicht mehr so sicher. Der Onkologe, der die Nachbetreuung macht, konnte mir zu Langzeitschäden einer Bestrahlung nicht viel sagen, zumal ja auch nicht zu trennen ist, was der Tumor und was die Bestrahlung zerstört hat.
Weiß jemand mehr über solche Langzeitschäden?
Übrigens hat mein Mann keine Reha nach den Bestrahlungen gehabt. Erstens wollte ich ihm wegen der Orientierungsprobleme nicht einen weiteren Ortswechsel zumuten, zweitens wollte er selber nach drei Monaten im Krankenhaus auch nur noch nach Hause und nirgends sonst hin.
Liebe Grüße,
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