HirnTumor-Forum

Autor Thema: Dellen am Kopf und Schmerzen  (Gelesen 19514 mal)

Offline nixe1597

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Dellen am Kopf und Schmerzen
« am: 28. Oktober 2017, 15:38:42 »
Hallo, ich hatte ein 2 cm grosses WHO I Meningiom, welches mir Ende April 2017 entfernt wurde. Es wurde mir erklaert, dass ein Loch in den Schaedel gebohrt wurde, dann eine Platte ausgesaegt wurde, die dann wieder eingesetzt wurde. Von meiner Logik her haette ich jetzt ein kleines Bohrloch im Schaedel. Aber ich habe lauter Dellen. Wie kann das sein. Irgendwie mag ich meinen Kopf gar nicht anfassen. Ich ekel mich irgendwie davor.

Ausserdem bin ich total muede und oft erschoepft und die Stelle an meinem Kopf juckt immer noch (manchmal zieht es auch noch schmerzhaft). Ist das normal?

Vielen Dank fuer das Teilen eurer Erfahrungen.

Offline KaSy

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Antw:Dellen am Kopf und Schmerzen
« Antwort #1 am: 28. Oktober 2017, 22:34:49 »
Hallo, Nixe1597,
ich begrüße Dich in diesem Forum und glaube sagen zu können, dass Du trotz der Probleme, die Dich hierher geführt haben, ziemliches Glück hattest.

Dein Meningeom war WHO I und scheint vollständig entfernt worden zu sein, bevor es zu bemerkbaren Schäden kommen konnte. Das ist die gute Nachricht.

Aber Du bist ja wegen der Schwierigkeiten hier, die Dich berechtigterweise stören.
Immerhin war es eine Operation am Kopf, am Gehirn und das ist ein bedeutender Eingriff!

Nun ist die OP ein halbes Jahr her und vermutlich ist mindestens ein MRT erfolgt, das die restlose Entfernung des Tumors bestätigte.

Du hast sicher Kontakt zum Neurochirurgen sowie zu Deinem Hausarzt, die Dir helfen können, Dich und speziell Deinen Kopf mit diesen Dellen wieder zu mögen.

Du hast eine heftige OP hinter Dir und ganz ohne Narben oder Dellen funktioniert das nicht. Sieh es als Zeichen an, dass Du etwas überstanden hast, das nur wenige geschafft haben. Lerne Deine Dellen kennen, streiche über sie und sage ihnen: "Ihr seid etwas, was ich nie im Leben haben wollte und eigentlich hasse Euch, ich will Euch nicht anfassen, aber ihr seid auch die Erinnerung daran, dass dort etwas war, das mich umgebracht hätte, ihr seid das Zeichen dafür, dass mir an dieser Stelle mein Leben gerettet wurde. Ich darf einen 2. Geburtstag feiern! Dafür danke ich euch."

Jeder Hirntumoroperierte hat irgendwo am Kopf Narben, Dellen, Veränderungen, die sich aber meist ganz gut unter den Haaren verstecken lassen. Lass auch die Zeit für Dich arbeiten, das Leben hinterlässt Narben - und bei Dir ist es ziemlich gut ausgegangen.

Nur die Kopfschmerzen, das Jucken und die Erschöpfung erinnern Dich noch störend daran. Ich weiß nicht, wie intensiv Du Deinen Alltag lebst und auch schon den Beruf wieder ausübst. Da diese Schwierigkeiten nicht ständig auftreten, könnte ich mir vorstellen, dass es noch Zeichen von Überlastung sind. Vielleicht hast Du das Ganze unterbewusst noch nicht richtig verarbeiten können, lebst aber bereits, als wäre nie etwas gewesen.
Ein halbes Jahr mag lang sein, um eine OP am Kopf zu verarbeiten und wieder völlig fit voll ins Leben starten zu können, es kann aber auch noch zu kurz sein.

Ich selbst hatte nach meiner Meningeom-OP eine "Bügelschnittnarbe" von Ohr zu Ohr und einen Knochenersatz (8 cm im Durchmesser) erhalten, dessen Ränder sicht- und spürbar waren, sogar noch als Erhebung auf der Stirn, und mit kleinen Vertiefungen. Nein, Schönheit sieht anders aus. Aber die Haare verdeckten es ja irgendwann.
Ich war ein halbes Jahr zu Hause und begann erst danach mit der Wiedereingliederung in den Beruf. Das dehnte ich auch ein halbes Jahr aus. Nach einem weiteren Jahr hatte ich das Gefühl, wieder "die Alte" zu sein und war glücklich!
In dieser Zeit hatte ich auch gelernt, meinen Kopf mit den bekloppten Narben zu akzeptieren und die Kopfschmerzen bezüglich ihrer Ursache zu deuten. Organisch sind sie meist nicht, oft findet man psychische Auslöser wie z.B. schlimme Szenen in Filmen, Streit, Unzufriedenheit mit sich oder anderen, zu viele Menschen um einen herum, Aufregung, Hektik, ungesunden Stress, Alkohol, laute Feiern, ...

Vielleicht findest Du für Dich auch solche Auslöser, die Du meiden kannst. Irgendwann funktioniert alles wieder, aber es braucht doch etwas mehr Zeit.

Gönne Dir ruhige Minuten oder Stunden, geh draußen spazieren, genieße Düfte im Haus und in der Wanne, verwöhne Dich mit Schönem, suche Glückspünktchen überall, höre angenehme Musik, tue, was Dir gut tut.

Du hast etwas hinter Dir, was noch lange nicht ganz hinter Dir ist, aber Du kannst sehr stolz sein, dass Du das geschafft hast!
Und nun lerne auch, Dich wieder zu lieben, Deinen Kopf, der weiterhin alles für Dich tut, was Du willst, denn das ist nach einer Hirntumor-OP nicht selbstverständlich.

Beste Grüße, immer gute Befunde und stets den Kopf oben behalten!  ;)
KaSy

 
« Letzte Änderung: 28. Oktober 2017, 22:39:17 von KaSy »
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline nixe1597

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Antw:Dellen am Kopf und Schmerzen
« Antwort #2 am: 29. Oktober 2017, 14:27:39 »
Hallo KaSy, danke fuer Deine lieben Worte.
Ich war 6 Tage im KH (inklusive OP), bin nach Hause und mein Alltag begann wie davor. Keine Pause, kein Urlaub, keine Reha. Heimkommen, Mama sein, putzen, kochen, usw. Ich denke manchmal auch, dass ich einfach voellig erschoepft bin und hatte bisher auch noch keine Zeit, ueberhaupt zu begreifen, dass ich einen Tumor hatte, der entfernt wurde, und ich jetzt im Prinzip geheilt bin. Manchmal ueberkommt mich fuer eine Sekunde der Gedanke " oh, ich hatte ja einen Hirntumor" Ich wuensche mir manchmal die ruhige Minute, das ueberhaupt zu verarbeiten. Vielleicht kommen daher die Symptome.

Ich danke Dir fuer die netten und aufmunternden Worte.

Offline probastel

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Antw:Dellen am Kopf und Schmerzen
« Antwort #3 am: 29. Oktober 2017, 19:08:58 »
Hallo Nixe,

willkommen an Board!

Die Dellen nach einer Hirn-OP sind normal und deuten nicht darauf hin, dass Dein Schädel irgendwie instabil sein könnte.

Das Loch wird nicht mit einem "Holzbohrer" oder ähnlichem gebohrt. Bei einem normalen Bohrer wäre das Risiko das Gehirn zu verletzen viel zu hoch. Ein Topfbohrer würde mit seinen senkrecht zur Oberfläche stehenden Kanten dazu führen, dass das ausgeschnittene Knochenstück durch die Öffnung auf das Gehirn durchfallen würde.

Stattdessen wird das Knochenstück schräg zur Oberfläche ausgefräst, sodass es gar nicht durch die Öffnung fallen kann.

Nach der OP wird, wenn das Knochenstück wieder eingesetzt wird, wird der weggefräste Knochen mit Knochenzement aufgefüllt. Der Schädel erhält im Idealfall seine Form wieder, die er vorher hatte. Und dennoch wird der Schädel sich nachher knubbelig anfühlen. Woran liegt das?

Zwischen dem Schädelknochen und der Kopfhaut liegt eine Muskelschicht, die bei der OP durchtrennt werden muss. Die Musekeln werden zwar wieder vernäht, da dier Muskeln aber nicht wirklich häufig benutzt werde, die Kaumuskulatur mal ausgenommen, degenerieren die Muskeln mehr oder weniger und die Knubbel entstehen.

Die Knubbel haben also in der Regel nichts mit einem welligen Schädelknochen zu tun. In den Schnittbildern des MRTs sind daher auch keine Einsinkungen zu erkennnen. Der Operierte Schädel hat eine annähernd so hohe Stabilität wie der unoperierte Schädel. Dennoch wirst Du wohl nicht lange überlegen, ob Du einen 30 Kilo Zementsack auf dem Kopf tragen möchtest.  ;)

Vieleicht hilft Dir die Erklärung mehr zutrauen in Deinen Schädel zu finden und mit den Knubbeln Deinen Frieden zu schließen.

Sie mögen sich unschön anfühlen, aber gefährlich sind sie nicht.

Beste Grüße
Probastel
« Letzte Änderung: 29. Oktober 2017, 19:24:59 von probastel »
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!

Antoine de Saint-Exupéry

Offline KaSy

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Antw:Dellen am Kopf und Schmerzen
« Antwort #4 am: 29. Oktober 2017, 19:58:11 »
Liebe Nixe,
also so hatte ich das nicht erwartet, dass Du schneller wieder im Alltag angekommen bist als nach einer Erkältung.
Ich würde Dir raten, Dich um eine Reha, evtl. mit Kind, zu bemühen, da sollte der Neurochirurg und Dein Hausarzt mit aktiv werden. Sie haben versäumt, Dich darauf hinzuweisen, dass man nach einer Hirntumor-OP nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen kann.
Du musst einfach mal raus, um zur Besinnung zu kommen.
Vielleicht genügt auch ein Urlaub in Deiner Lieblingsgegend wo Du aber viel Zeit für Dich haben solltest, um darüber nachzudenken, was mit Dir geschehen ist und dass Du das wirklich gut überstanden hast.
Dann solltest Du mit Dir und Deinem Leben wieder besser klarkommen.
Beste Grüße
KaSy
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Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline nixe1597

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Antw:Dellen am Kopf und Schmerzen
« Antwort #5 am: 29. Oktober 2017, 20:18:57 »
Ach ihr seid toll. Probastel, danke fuer die Erklaerung. Das beruhigt. Denn wenn ich so ueber meinen Kopf fuehle, dann seh ich in Gedanken lauter Loecher und Dellen und mir wird ganz komisch. Aber ja, wenn man es im MRT sehen wuerde, dann ist es wahrscheinlich kaum zu sehen. Ich werde nach den Ferien einfach mal einen Termin mit dem Neurochirurgen vereinbaren, vielleicht kann er mir ja die Bilder des Kontroll MRT zeigen.
Und KaSy, ja mir hat keiner irgendwas gesagt. Die haben mich heimgeschickt mit Schmerztabletten und einfach gesagt, ich solle es etwas ruhiger angehen lassen. Aber wie, wenn man zwei kleine Kinder zu Hause hat und keinerlei Hilfe oder familiaere Unterstuetzung. Das ist schon schwierig. Also business as usual. Es war, als waere ich nie im KH gewesen.

Ich sage mir seit gestern staendig, ich muss langsam machen und mache mir keinen Vorwurf, dass ich so muede bin. Ich beruhige mich und denke dran, dass mein Koerper mir einfach sagt, dass er es ruhiger braucht. Vielleicht bekomme ich ja eine Kur genehmigt. Euch einen schoenen Abend und danke nochmal.

Offline Eisenfaust

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Antw:Dellen am Kopf und Schmerzen
« Antwort #6 am: 01. November 2017, 18:00:35 »
Hallo Nixe,
ich weiß ja nicht wie alt deine Kinder sind, aber vielleicht wäre eine Mutter-Kind-Kur ein guter Weg. Die solltest Du mit der Vorgeschichte ganz sicher genehmigt bekommen. Das Funktionieren und zurück in den Alltag hat ja zunächst etwas Beruhigendes, vertrauten Boden unter den Füßen und mit Kindern hat man ja auch wirklich nicht die Wahl, aber die Seele muss ja doch auch hinterherkommen. Und Zeit und Raum dafür haben. Wünsche dir, dass du ein gutes Netzwerk findest und aufbauen kannst. Allerdings braucht man dafür ja auch schon allein Freiraum im Alltag, guck doch mal, was du an Entlastung und Unterstützung in Anspruch nehmen kannst. Manchmal helfen ja auch schon nur ein, zwei Stunden in der Wochen für sich. IchZeit - damit du das ganze "sacken lassen kannst" und verarbeiten kannst.
Toi toi toi und alles Gute für dich und deine Kids. Die haben eine toughe Mama. :-)
Viele Grüße, Eisenfaust
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Offline nixe1597

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Antw:Dellen am Kopf und Schmerzen
« Antwort #7 am: 01. November 2017, 18:27:34 »
Vielen Dank,  Eisenfaust..

 



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