Nach meiner Meningeom OP vor zwei Jahren auch rechts parietal war ebenso mein linkes Bein sowie Po und Rücken bis zum Schulterblatt gelähmt. Anfangs hatte ich auch noch Schwächegefühle im linken Arm.
Mir wurde die Lähmung damals so erklärt:
Dadurch daß der Tumor das gesunde Gehirngewebe (bereich der für Bewegung linke Seite zuständig) über viele Jahre zusammengedrängt hat, konnte das Gehirn langsam reagieren, andere Teile des Gehirns konnten die Aufgabe (Bewegung) übernehmen. Nach der OP jedoch durch schlagartiges Entfernen des "Störfaktors" kam auch der gesunde Gehirnteil durcheinander und muß sich wieder neu sortieren. Je größer der Tumor war, um so heftiger kann sich das Auswirken.
Ich habe das damals mal so im Raum stehen lassen, natürlich ging mir da auch durch den Kopf, ob bei der OP wohl alles mit rechten Dingen zuging, wird mir da was verheimlicht.
Da ich aber schnell feststellte wieviel Kraft es kostet wieder laufen zu lernen, die Verbindung vom Kopf zum Bein zu den Zehen, zu den vielen Muskeln (wußte bis dahin gar nicht wieviele ich habe) wiederherzustellen, habe ich alle anderen Gedanken erstmal verdrängt.
In dem Moment war es wohl für mich genau das Richtige.
Eine derartige Lähmung in den Griff zu kriegen erfordert viel Geduld, eigene Motivation und gute Physiotherapeuten, die am besten auch noch psychisch was drauf haben und wissen wie man einen am besten packen muß. Viel Halt und Motivation gab mir auch meine Familie, mein Mann und meine Kinder (damals 2 und 6). Es ist gut einen Grund zu haben für den man sich wieder aufrappeln muß oder will.
Der Punkt bei deiner Mutter ist allerdings, daß es nun drei Wochen her ist und es hat sich noch gar nix oder nur ein bischen? Man muß lernen sich bei Lähmungen auch über minimale Vorwärtsschritte zu freuen, es braucht viel Geduld und es kann sich auch über Jahre hinziehen. Ich will euch nicht entmutigen, aber es ist wichtig nicht zu früh aufzugeben und aber auch nicht zuviel auf einmal zu wollen. Es kostet brutal viel Kraft das Gehen lernen und kurz nach der OP hat man davon auch nicht gerade übermäßig viel.
Was mich stutzig macht ist... Bei mir ging's anfangs sehr schnell aufwärts, nach drei Wochen war ich vom Rollstuhl auf den Rolator umgestiegen. Mir wurde damals auch gesagt, daß man anfangs noch die größten Fortschritte macht und mit der Zeit werden sie immer geringer, was ich bestätigen kann.
Aber ich will euch nicht entmutigen damit. Ein weiterer Punkt, der mir oft genannt wurde von den Ärzten war mein Alter, je jünger man ist desto leichter und meist eben auch schneller kriegt man Lähmungen in den Griff.
Ich weiß nicht wie alt eure Mutter ist, möchte da auch niemand zu nahe treten, aber je älter man ist umso mehr Geduld und Kraft ist wohl nötig um wieder fit zu werden.
Ich habe viele gute Erfahrungen mit Rehakliniken gemacht und ohne die vielen genialen Physios wär ich wohl nicht da wo ich jetzt bin. Mir hat Bobath viel geholfen, ist aber in neurologischen Rehas normal die Regel, daß die Physios diese Ausbildung haben.
Mittlerweile mache ich auch Feldenkrais, was für die Körperwahrnehmung sehr gut ist und mir auch psychisch hilft.
Mittlerweile kann ich wieder so gehen, daß es einem Laien nicht unbedingt auffällt. Joggen kann ich nicht, aber ich fahre wieder Fahrrad. Bei unwegsamen Strecken trage ich noch zusätzlich eine Pereneus- Schiene, wegen meiner noch vorhandenen Fußheberschwäche.
Alles Gute und viel Glück für eure Mutter!
Auch für euch viel Kraft bei der Unterstützung.
Sabine