HirnTumor-Forum

Autor Thema: Falxmeningeom - Vertex rechts - Andreas - 31Jahre - Zufallsbefund  (Gelesen 9366 mal)

Offline Andreas87

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Hallo Leute,

nachdem ich mir schon mehrere Beiträge durchgelesen habe möchte ich mich ebenfalls bei euch vorstellen und werde meinen weiteren Werdegang ebenfalls dokumentieren.

Kurze Vorgeschichte:
Ich hatte am 26.10.2018 einen leichten Schlaganfall. Hat sich zunächst wie eine starke Migräne angefühlt: Flackerndes/eingeschränktes Sichtfeld, Schwindelgefühl, flächiges Druckgefühl im Bereich des rechten Auges und der Augenbraun. Als dann noch leichte Taubheitsgefühle an der linken Hand sowie Übelkeit hinzukamen bin ich zur Notaufnahme. Der Schlaganfall wurde dann während des folgenden Krankenhausaufenthalts durch weitere Untersuchungen bestätigt.
Insgesamt war ich zwei Wochen im Krankenhaus und wurde via CT, MRT, EEG, Herzecho und weiteren Verfahren untersucht. Dabei wurde als Ursache des Schlaganfalls Vorhofflimmern (Herz) festgestellt. Außerdem wurde ich auf eine Schilddrüsenunterfunktion hingewiesen. Gegen Schlaganfälle nehme ich seit dem Blutverdünner, gegen die Schilddrüsenunterfunktion ebenfalls Tabletten. Leider sollte noch ein weiterer Befund folgen.

Befund Menigeom:
Am ersten Tag wurde direkt ein CT vom Schädel gemacht und der Befund lautet wörtlich: "Unauffällige altersgemäße Schädel-CT ohne Hinweise für eine Blutung oder eine frische territoriale Ischämie. Bei persistierenden Beschwerden weitere Diagnostik mittels kontrastunterstützte MRT angeraten. Nebenbefundlich kleines Falxmeningeom von 0,8 cm nahe des Vertex rechts."

Kurios:
Da ein Schlaganfall mit Anfang 30 ungewöhnlich ist, wurde ich ausführlich untersucht und beraten. In diesem Zusammenhang habe ich auch einen Gentest gemacht um bspw. die Gerinnungsfähigkeit meines Blutes zu überprüfen. Dabei wurde ich über das "Recht auf Nichtwissen" hingewiesen. Was ich wohl indirekt/unbewusst in Anspruch genommen habe, denn das ich ein Menigiom habe wurde mir erst bewusst als ich meine Entlassungsunterlagen für den Hausarzt und eine CD mit den CT/MRT-Bildern bekommen und zu Hause angeschaut habe. Vom Assistenzarzt über Oberarzt bis zum Chefarzt hat mich bis Heute niemand ausführlich beraten.
Entsprechend schockiert und unsicher bin ich einen Tag nach der Entlassung zum Hausarzt und habe das Thema angesprochen. Da er selber kein Neurologe ist habe ich jetzt eine Überweisung erhalten und warte auf meinem Termin. Ich bin anschließend nochmal ins Krankenhaus um einen der Ärzte anzusprechen. Leider ist es wie überall: keiner hat Zeit, jeder hat viele Termine, man ist nur einer von vielen Patienten. Ich konnte einen jungen Assistenzarzt erwischen und er gab mir zumindest ein paar Informtionen. Insgesamt empfand ich das Gespräch aber nicht fachlich kompetent und informativ sondern eher gewollt gutmutig und beruhigend.

Ich hoffe ich werde beim Neurologen besser beraten. Ich habe große Angst, da ich seit einigen Tagen wieder ein nicht schmerzhaftes aber leicht drückendes Gefühl an der selben Stelle (rechtes Auge/Augenbraun) habe. Außerdem hatte ich während des Krankenhausaufenhalts unregelmäßig ein leichtes Taubheitsgefühl im linken Brust/Schulterbereich, teils bis den linken Fuß. Dies kann vlt auch "nur" mit dem Schlaganfall zusammenhängen.

Im Anhang mal die Bilder meines CTs. Auf den MRT Bildern erkenne ich selber leider nichts. Neben der im Befund erwähnten Stelle macht mir außerdem der Bereich an der Stirn Angst, da dort auch weiße Bereiche zu erkennen sind und dort auch das Druckgefühl ist. Könnten also auch zwei Tumore sein, über die den WHO Grad usw weiß ich noch nichts.


Offline Andreas87

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Antw:Falxmeningeom - Vertex rechts - Andreas - 31Jahre - Zufallsbefund
« Antwort #1 am: 11. November 2018, 03:10:37 »
Was ich ebenfalls noch erwähnen möchte:

Da ich mich gerne verrückt mache und generell viele Dinge kritisch hinterfrage, habe ich das Gefühl das meine Familie dieses Thema aktuell leider nicht ernst nimmt. Ich liebe meine Famile und kann mich immer auf sie verlassen, aber aktuell fühlt sich das eher so nach dem Motto: "Wäre das etwas schlimmes, hätten die Ärzte sofort etwas unternommen und dich auch aufgeklärt" an. Ich hoffe sie haben damit recht.

Das ist vlt. auch eine Art Selbstschutz, denn wer möchte sich schon damit befassen das jemand aus der Familie eine so schwere Erkrankung hat. Tendenziell ist bei dieser größe wohl auch abwarten("wait and see") angebracht, dennoch fehlt mir aktuell eine ausführliche Beratung. Ich möchte am liebsten so schnell wie möglich wissen, was Sache ist und lieber zu früh als zu spät reagieren.

Offline KaSy

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Antw:Falxmeningeom - Vertex rechts - Andreas - 31Jahre - Zufallsbefund
« Antwort #2 am: 12. November 2018, 04:26:24 »
Guten Tag, Andreas87,
ich begrüße Dich in diesem Forum.
Mit dem Schlaganfall und den weiteren diagnostischen Untersuchungen im Krankenhaus hast Du ja in kurzer Zeit viel Beunruhigendes erleben müssen.
Und dann findest Du in den Papieren noch so ganz nebenbei das Meningeom, von dem Dir kein Arzt etwas gesagt hat.

Ich finde es nicht besonders verantwortungsvoll von den Ärzten, die ja Neurologen sind, dass sie Dich mit einer solchen Diagnose nach Hause schicken.
Für sie scheint das eine Lappalie zu sein, Dir aber reißt es den Boden unter den Füßen weg, weil ein Hirntumor für jeden normalen Menschen eine sehr erschreckende Diagnose ist.

Aber nun bist Du ja hier und hast bereits einiges gelesen und das ist gut so.

Ich habe mir Deine MRT-Bilder nicht angesehen. Aber wenn dort weiße Bereiche sind, die Du gesehen hast, dann hat sie auch der Radiologe gesehen und wenn es Tumoren gewesen wären, hätte er es in den Befund geschrieben.
Er hat schließlich das nur 8 mm kleine Meningeom entdeckt. 
Das wiederum findest Du nicht und ich würde es (trotz 23-jähriger Meningeom- und MRT-Erfahrung) auch nicht finden.
Die weißen Bereiche sind normal und verursachen nicht Deine beschriebenen Symptome!

Mit 0,8 cm ist das Meningeom wirklich klein und es wurde auf der Suche nach den Ursachen und Folgen des Schlaganfalls als Nebenbefund zufällig mit entdeckt. Der Radiologe hielt es für bedeutsam, sonst hätte er es nicht beschrieben.

Dass die Neurologen im Krankenhaus Dir das nicht erklärt haben, ist für Dich eine psychische Katastrophe.

Aber es ist tatsächlich etwas, was kein sofortiges Handeln erfordert! Bei dieser geringen Größe und ohne Symptome wird der Neurochirurg (!) Dir raten, spätestens in 6 Monaten ein weiteres MRT vom Kopf mit Kontrastmittel machen zu lassen, um festzustellen, ob bzw. wie schnell das Meningeom wächst.

Du schreibst, dass Dein Hausarzt Dich zum Neurologen überwiesen hat. (Wegen des Schlaganfalls ist das richtig.) Die meisten Neurologen kennen sich aber nicht unbedingt mit Hirntumoren aus, da sie nur selten Hirntumorpatienten haben. Das hast Du ja schon im Krankenhaus erfahren müssen.

Du solltest Dich zu einem Neurochirurgen überweisen lassen und Dir mit dieser neuen Erstdiagnose einen kurzfristigen Termin geben lassen. Du brauchst für die erste Beratung rasch ein Gespräch mit einem Spezialisten für Hirntumore, sonst machst Du Dich fertig. Bitte den Hausarzt darum, direkt anzurufen, dann klappt es schneller.

Schließlich bist Du bereits in der "psychischen Falle", dass Du für alle möglichen Symptome, die Du normalerweise kaum bemerkt hättest, das Meningeom verantwortlich machst. Sie kommen nicht vom Meningeom.

Lass Dir vom Neurochirurgen genau sagen, welche Symptome das Meningeom jetzt, bzw. wenn es größer wird, wegen seiner Lage verursachen könnte.
Auf die solltest Du nicht unbedingt warten. Die regelmäßigen Kontroll-MRT werden zeigen, wann mit neurologischen Ausfällen zu rechnen ist und dann wird eine Therapie angeraten.

Als Behandlung kommen die Operation und die Bestrahlung infrage, keine Chemotherapie.

Die meisten Meningeome gelten nicht als Krebs!
Sie können restlos entfernt werden, wenn es überhaupt erforderlich sein wird.

Wenn Du Genaueres weißt, dann kläre Deine Familie auf!
Ein Hirntumor ist kein Schnupfen, sondern eine Krankheit, die einen psychisch belastet, so lange man nicht weiß, was da im Kopf ist und wie es sich dort verhält.
Eine OP am Kopf ist überhaupt nicht mit anderen Operationen zu vergleichen, das Gehirn bzw. die Nähe zum Gehirn ist eine ganz andere Sache.
Auch nach einer erfolgreichen Therapie kann man nicht sofort sagen, dass jetzt alles wieder gut ist, das kann schnell gehen, aber es kann auch Monate dauern.
Erst recht ist es belastend, wenn man warten muss, weil eine Therapie nicht als sinnvoll angesehen wird. (Jede Therapie birgt ja auch unerwünschte Nebenwirkungen, bei Dir durch den Schlaganfall in so jungen Jahren auch.)

Vielleicht steckst Du das Warten und die evtl. späteren Therapien locker weg. Es kann aber auch sein, dass Dich das mehr belastet, so dass Du Dich verändert zeigst. Und dann muss die Familie da sein mit ihrem Verständnis!

Lebe Dein Leben so normal wie möglich weiter, Du hast es jetzt schwerer, aber Du bekommst das hin. Weil Du es kannst!
KaSy
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Offline Andreas87

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Antw:Falxmeningeom - Vertex rechts - Andreas - 31Jahre - Zufallsbefund
« Antwort #3 am: 12. November 2018, 18:25:19 »
Vielen Dank für die verständnisvollen Worte. Aktuell versuche ich wieder in den Alltag zu kommen und warte den Termin beim Neurologen ab.

Es gibt viele Dinge, über die ich mir den Kopf zerbreche. Das klingt teils sehr absurd. Dennoch formuliere ich hier ein paar meiner Ängste:

Vorwort:
Beim Tippen der folgenden Zeilen merke ich selber, wie wirr was eigentlich klingt. Ich bin normalerweise ein rationaler und ruhiger Mensch. Dennoch finden sich die folgenden Gedankenkonstrukte so in meinem Kopf. Ich lasse diese bewusst unverändert hier stehen. Auch um mir und vlt anderen zu zeigen, wie man sich in Dinge reinsteigern kann auf die man keinen direkten Einfluss hat. Das ganze mit der Hoffnung, dass man mit etwas Abstand zur Sache wieder positiver mit seinen Gedanken umgehen kann oder neutrale Personen ihre Meinung dazu abgeben.

"Ich habe gesagt ich will nicht alles wissen, deshalb wurde mir nicht alles gesagt/stehen falsche Dinge im Bericht."
Ich habe zu einem Arzt gesagt, das ich etwas was erst in 10-20Jahren relevant wird, nicht unbedingt wissen muss. Vlt. wurde ich deshalb nicht aufgeklärt und habe dann den "Fehler" gemacht in die Unterlagen zu schauen. Aber eine Beratung hilft ungemein. Die muss der Arzt doch trotzdem geben. Vorallem stünde ich dann nicht so uninformiert da wie jetzt. Ich möchte auch nicht alles online nachlesen. Ich hätte nix sagen sollen, dann hätte ich auch nicht das Gefühl mir verheimlicht der Arzt etwas. Meine Gedanken gehen teils soweit, dass ich denke die Schlaganfallursache ist nicht das Vorhofflimmern im Herz, sondern das in meinem Kopf was ist das sich in eine der Blutbahnen im Gehirn eingebaut hat. Weil ich sagte, ich muss nicht alles wissen, wurde das vlt. zur "Schlaganfallursache Vorhofflimmern" geändert.

"Mir wurden nicht alle Bilder gegeben, damit ich nicht sehe was wirklich in meinem Kopf los ist."
Auf dem CT Bild sieht man bspw. das Meningiom eindeutig. Auf dem normalen MRT -zumindest ich als Laie- wie gesagt nicht, dort wurden sehr viele Aufnahmen von allen Ebenen gemacht. Vom MRT mit Kontrastflüssigkeit besitze ich nur Bilder vom unteren Bereich des Schädels. Also nicht der bei mir relevante oberere Bereich am Hinterkopf. Auch die eine Stelle am vorderen Bereich, wo man auch zwei kleine helle, andersförmige Bereiche auf einen der CTs sieht, kann man somit nicht via Kontrast-MRT bewerten. Vorallem dem nächste Arzt fehlen auch diese vlt. wichtigen Bilder. Warum diese fehlen weiß ich nicht. Vlt. weil nur die unteren Blutbahnen für den Schlaganfall untersucht wurden, vlt. aber auch weil man mir die Ausmaße des Meningiom (WHO Grad) nicht direkt zeigen will. Es ist doch seltsam, das zunächst sehr viele Aufnahmen auf mehreren Ebenen und von mehreren Seiten (oben nach unten, links nach rechts, vorne nach hinten) gemacht wurden, aber bei dem Verfahren wo man am meißten erkennt (MRT+Kontrast) nicht? Vorallem wenn man beim ersten CT direkt ein Meningiom findet, danach aber nur die schlaganfallrelevanten Aspekte genauer untersucht.

"Es gibt ein Vorgehen der Ärzte, mich langsam an das herranzuführen, was wirklich in meinem Kopf ist."
Es geht soweit, dass ich den Entlassungsbericht und die Art der CT/MRT Untersuchungen anzweifel, weil ich mich so verrückt mache und Dinge konstruiere, die für mich Sinn ergeben. Auch haben die Bildpackete der Untersuchungen alle kryptische Namen. Aber der CT heißt einfach "Schädel^CCT_Spirale_Standard_nativ (Erwachsener)". Und was denke ich mir deshalb? Das ist ein Standard-CT mit einem Meningiom, der Patienten in die Unterlagen gelegt wird die "nix wissen wollen" aber so langsam auf die Konfrontation mit dem "echten" Tumor vorbereitet werden.


Wie gesagt, ich weiß das klingt verrückt. Ich möchte glauben, dass der Bericht stimmt. Ich möchte glauben, dass keine Unterlagen bewusst weggelassen oder verändert wurden. Ich möchte glauben, dass ich über noch schlimmeres informiert wurden wäre. Aber ich bin im Moment zu verunsichert dazu.




Offline KaSy

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Antw:Falxmeningeom - Vertex rechts - Andreas - 31Jahre - Zufallsbefund
« Antwort #4 am: 12. November 2018, 21:59:30 »
Hallo, Andreas87,
ich verstehe diese Zweifel, die man glaubt selbst durch falsche Fragen oder falsche Aussagen ausgelöst zu haben.

Ich will Dich mal ein wenig von Deinem verwirrt fliegenden Teppich auf den Boden der Tatsachen holen.

Man kann weder ein CT noch ein MRT fälschen.

Das CT wurde gemacht, um die Ursachen Deines Schlaganfalls (oder was es war) zu finden. Irgendetwas hat der Radiologe gefunden und außerdem das kleine Meningeom.

Die Ursache für den Schlaganfall war dadurch nicht eindeutig geklärt, DESHALB wurde zusätzlich das MRT durchgeführt.

In einem CT sieht man vor allem die knöchernen Strukturen, indirekt kann der Radiologe andere Unregelmäßigkeiten vermuten.

Ein CT wird als erstes gemacht, weil es schneller zur Verfügung steht und in kürzerer Zeit ein Ergebnis vorliegt. Das ist bei lebensgefährlichen Diagnosen sehr wichtig!

Nun war bei Dir die Diagnose "Schlaganfall" nicht so ganz klar.

Der Meningeom-Nebenbefund war ja bereits bekannt, wurde als bedeutsam angesehen, aber, weil es klein und symptomlos ist, nicht in den Mittelpunkt des Interesses für das MRT gestellt.

Ein MRT zeigt vorrangig die weichen Strukturen, Blutgefäße, Hirnsubstanz, Einblutungen und - ja, auch Tumoren.

Aber danach wurde nicht mehr gesucht. Klar hätte man es tun können. Aber ein Radiologe kann ein Meningeom  auf einem CT erkennen und von anderen Tumorarten unterscheiden, wenn es eins ist. Er kann die Größe bzw. sogar die verschiedenen Längenausdehnungen messen. Was er nicht kann, ist die Bestimmung des WHO-Grades. Die ist nur durch eine Gewebeentnahne und anschließende pathologische Untersuchung im Labor möglich, die bis zu zwei Wochen dauern kann.

Also, das MRT mit und ohne Kontrastmittel (KM) wurde angeordnet, da Deine Symptome auf etwas anderes deuteten, was in gar keinem Zusammenhang mit dem Meningeom steht. Für diese Symptome sollte die Ursache "erhellt" werden.

Jedes MRT wird zunächst mit vielen Einstellungen ohne KM und dann mit wenigen Einstellungen mit KM durchgeführt.

Das ist alles ganz normal.

Es ist auch gar nicht möglich, einen Befund so zu verfassen, dass er einen Patienten, der sagt, er will gar nicht alles wissen, langsam durch geschönte Teilinformationen auf einen Tumor vorbereiten soll. Der Befund ist ja gar nicht für Dich, sondern für die Ärzte im Krankenhaus (für eine evtl. weitere Therapie dort) und für die ambulant weiter behandelnden Ärzte. Denen darf man nichts verschweigen.

Es ist auch normal, dass die Bezeichnungen auf den CT- und den MRT-Bildern anders lauten. Es sind verschiedene Methoden mit verschiedenen Geräten und die "Erfinder" haben sich eben nicht auf einheitliche Bezeichnungen geeinigt. Vielleicht ist das auch gut so, weil aus dem Befund klar wird, ob CT- oder MRT-Einstellungen beschrieben wurden.
Schließlich sind auch die Bilder und Befunde für die Ärzte gedacht.

Natürlich schauen interessierte Patienten sich die Bilder akribisch an und versuchen die Befunde mit allen Mittel zu übersetzen - und finden dabei viel mehr Beunruhigendes.

Deshalb ist es ja so wichtig, dass ein Arzt einem die Befundberichte erklärt und sie nicht einfach dem Patienten für den Hausarzt mit gibt, der sich so fachspezifisch z.B. mit Hirntumoren nicht auskennen muss und kann.

Es ist gut, dass es Dir besser geht, dass Du Dein Leben lebst.

Da Dich aber der Fund des Meningeoms beunruhigt, würde ich nicht lange zögern, auch einen Termin bei einem Neurochirurgen zu vereinbaren, es kann lange Wartezeiten geben. Vielleicht konnte ich Dich ein wenig beruhigen, aber in Deinen Gedanken schwirrt ja noch das Meningeom als Verursacher des Schlaganfalls herum.

Es ist ohnehin notwendiger Standard, beim Fund eines Tumors im Gehirn einen Neurochirurgen zu kontaktieren.

Immerhin hast Du Dich aus diesem Grund an dieses Forum gewandt.

KaSy
« Letzte Änderung: 12. November 2018, 22:08:11 von KaSy »
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Offline Andreas87

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Antw:Falxmeningeom - Vertex rechts - Andreas - 31Jahre - Zufallsbefund
« Antwort #5 am: 16. November 2018, 06:37:10 »
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort, sie hat mir sehr geholfen und micht etwas beruhigt.

Jeder Betroffene findet hoffentlich einen für sich passenden Weg mit so einem Befund umzugehen. Ich bin noch auf der Suche.

In den kommenden Wochen habe ich Termine bei meinem Hausarzt, bei einem Neurologen und einen -zunächst telefonischen- Termin mit einem Neurochirurgen. Ich denke mal da wird in 10-15min das gröbste abgeklärt und je nach Priorität ein "richtiger" Termin festgelegt. Die Ärzte sind aktuell alle bei mir in der Nähe. Je nach Entwicklung werde ich vlt auch einige der hier im Forum empfohlenen Kliniken und Ärzte kontaktieren. Aber dafür ist es denke ich aktuell noch zu früh.

Meine Ängste sind nach wie vor da. Ich versuche allerdings sachlich zu bleiben und mir nicht irgendwas zu konstruieren. Meine drei Baustellen: Schlaganfall, Schilddrüsenunterfunktion(Zufallsbefund), Falxmeningiom(Zufallsbefund). Schlaganfall und Schilddrüse läuft über den Hausarzt und für das Meningiom suche ich noch die richtige Beratungsstelle. Wenn alles passt finde ich diese vlt direkt innerhalb der nächsten Termine.

Besonders Nachts oder in ruhigen Minuten im Alltag bekomme ich Panik und sage mir immer wieder "Wenn es etwas schlimmes gewesen wäre, hätten die Ärzte sofort reagiert." Leider bin ich mir auch bewusst, das die Ärzte zunächst die lebensbedrohlichen Ursachen untersuchen und beheben. In meinem Fall war das zu diesem Zeitpunkt der Schlaganfall. Was in ein paar Jahren ist wird sich zeigen. Wäre etwas schlimmes an meiner Schilddrüse, wäre sie hoffentlich direkt entfernt wurden. Wäre ein direkter Eingriff in meinem Kopf notwendig, wäre hoffentlich sofort operiert wurden. Dennoch habe ich Angst. Nicht unbedingt für jetzt aber für die Zukunft.

Es wurden wie gesagt während der Suche nach der Schlaganfallursache viele Aufnahmen von meinem Gehirn gemacht und ich hoffe ganz stark, das dabei kritische Bereiche oder weitere Zufallsfunde aufgefallen wären, damit ich zumindest gedanklich bei den drei Baustellen bleiben kann.

Meine Famile zeigt sich gegenüber mir immer noch sehr entspannt und ich konnte viel mit ihnen reden. Sie gibt mir Kraft und ist für mich da. Leider fühle ich mich aber nicht so ganz ernstgenommen. Durch den Schlaganfall bin ich von "Mir geht es gut, ich bin kerngesund" zu "Ich hatte einen Schlaganfall, habe eine Schilddrüsenunterfunktion und einen Hirntumor" gesprungen.

Aktueller Plan:
Die Termine beim Hausarzt, in der Neurologie und beim Neurochirurgen abwarten. Allgemein gilt es irgendwie im Alltag mit der neuen Situation klar zukommen und die Wartezeit zwischen den Terminen und bis zu Auswertung eventuell neuer MRT-Scans, Blutuntersuchungen usw als "normal" zu akzeptieren. Hoffentlich finde ich einen passenden Weg. Notfalls habe ich kein Problem einen Psychiater aufzusuchen oder eine Reha/Therapie zu starten. Stand jetzt ist meine körperliche Verfassung gut, meine geistige Verfassung schlecht.



Offline KaSy

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Antw:Falxmeningeom - Vertex rechts - Andreas - 31Jahre - Zufallsbefund
« Antwort #6 am: 16. November 2018, 10:31:40 »
Hallo, Andreas87,
es ist sehr gut, dass Du mit Deiner Familie viel sprechen kannst. Das klingt schon anders als in Deinem ersten Bericht.
Dennoch meinst Du, Du würdest von ihnen nicht ernstgenommen werden.
Versetze Dich doch einmal in ihre Lage.
Sie sehen Dich, der vor Panik "nur so schlottert".
Würdest Du Dir jetzt sagen, wie furchtbar das alles ist, wie schrecklich und " Mach mal Dein Testament."?
Da würdest Du Dir gleich "Dein Grab schaufeln".

Deine Familie macht das gut, sie hören Dir zu, sie verstehen Dich und vor allem diese völlig berechtigte Angst, aber sie machen es nicht noch schlimmer, als Du es Dir selber machst. Das ist genau der richtige Weg.

Ich kann es aber auch sehr gut nachvollziehen, wie Dich immer wieder die Angst ergreift: "Was war da plötzlich los, ich war doch völlig fit und gesund und nun habe ich gleich drei Krankheiten, die mich jetzt aus dem Leben gerissen haben.
Gut, da komme ich wieder rein.
Aber was wird später sein, ich muss mein ganzes Leben 'auf den Haufen schmeißen'."

Das ist wirklich alles viel zu viel.

Ich war 37, hatte drei Kinder, mein Mann war 1,5 Jahre zuvor völlig überraschend zu einer anderen gegangen, ich war im Beruf sehr engagiert, in der Freizeit auch für andere da, war fit und gesund und hatte die Kinder allein - und dann fiel die Diagnose "Hirntumor" quasi vom Himmel und drohte mich zu erschlagen.
Meine Hausärztin bot mir eine Krankschreibung bis zur drei Monate später geplanten OP an. Ich sagte spontan "Nein, dann drehe ich erst recht durch."
Trotz der vielen Aufgaben stolperte ich in diesen ruhigen Momenten zwischen "Aufgeben und Testament machen", "leben wollen, denn die Kinder brauchen mich" hin und her.
Ich erinnere mich an Flieder, den ich in diesen Momenten sah und pflückte ...
Es waren die besorgten und gutmütigen Augen meines Chefs, dem ich das heulend erzählte ...
Meine Eltern, mein Bruder, denen es die Sprache verschlug, die aber ungefragt für mich und meine Kinder da waren ...

Das alles, dieses erste Mal, liegt bei mir 23 Jahre zurück. Es warf alles um, es wurde wieder gut, ich vergaß es, es kam wieder und es wurde schlimmer und es wurde wieder gut und dann wieder Hoffnung ... wieder ... immer wieder. Bis heute.

Aber die Kinder sind groß, sie haben eigene Kinder, tolle Partner, sie fehlen mir manchmal, dann rufe ich sie an, sie kommen her oder ich fahre zu ihnen, wenn ich es schaffe.

Dein Leben hat sich geändert, aber weißt Du, Du schaffst das. Weil Du es kannst. Weil Du jetzt eine tolle Familie hast, die Dir zuhört. Du hast einen Plan! Das ist super. Du wirst eine eigene Familie gründen. Du wirst arbeiten oder studieren. Du wirst leben.

Dieses momentane Gefühlchaos wirst Du nie vergessen, aber es macht Dich stark für das Leben mit all seinen Tiefen und all seinen wunderbaren Schönheiten!

Akzeptiere Dein monentanes Auf-und-ab der Gefühle und lebe vorwärts!
Du bist gerade nicht mehr ganz unten, Du bist schon wieder auf dem Weg nach oben.
Auf diesem Weg kannst Du stolpern, aber fallen wirst Du nicht.
Du wirst immer wieder aufstehen!
KaSy
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