HirnTumor-Forum

Autor Thema: Vorsicht bei Ukrain  (Gelesen 48180 mal)

Elga

  • Gast
Vorsicht bei Ukrain
« am: 23. August 2003, 17:50:05 »
Mein Papa ist letztes Jahr an einem Glioblastom IV gestorben. Da wir uns auch viel mit alternativen Behandlungsmethoden beschäftigt haben, sind wir auf Ukrain gestoßen. Unser Hausarzt hat sich allerdings geweigert, das Medikament meinem Vater zu spritzen.

Da die Ampullen nicht gerade ein Schnäppchen waren - hat vielleicht jemand für 8 Ampullen, mit je 5 ml, Ablaufdatum 03-2004 Verwendung? Wenn ja, bitte um Info an meine e-mail Adresse: xxxx@yyy.net, weiteres dann direkt.



Kommentar: Da wir nicht zulassen, daß über unser Forum ein Medikamentenhandel betrieben wird, wurde die eMail-Adresse anonymisiert. Bitte beachten Sie unsere Nutzungsbedingungen.

Ulrich

  • Gast
Re:Ukrain
« Antwort #1 am: 06. August 2004, 22:14:31 »
Ich wollte wissen, um was es sich bei diesem Mittel handelt und stellte fest, daß es um Schöllkraut geht, lateinisch Chelidonium. Für solche Pflanzensachen ist das Memorial Sloan-Kettering Cancer Center eine recht verlässliche Informationsquelle. Nachfolgend der Text, den ich dort gefunden habe. Es gibt keinen Hinweis auf die Wirkung bei Hirntumoren. Unter "summary" steht (sinngemäß übersetzt): "Die Forschung wird hauptsächlich vom Hersteller betrieben und nur im Reagenzglas (in vitro) bzw. an Tiermodellen. Interessant der Satz: "Anekdotische Berichte schlagen eine Wirkung im Menschen vor und eine einzige Phase II Studie berichtet, daß Ukrain die Überlebensrate bei Bauchspeicheldrüsenkrebs verlängert, wenn man es zusammen mit einem zweiten Medikament gibt."


Informationen zu Ukrain vom Memorial Sloan-Kettering Cancer Center

Quelle: http://www.mskcc.org/mskcc/html/11571.cfm?RecordID=488&tab=HC (Stand: 6. August 2004)

Das ist ein Kleinzitat aus obigem Link:
UKRAIN (Chelidonium majus alkaloid – thiophosphoric acid derivative)

HEALTH CARE PROFESSIONAL INFORMATION

CLINICAL SUMMARY
A semi-synthetic proprietary product containing alkaloids and Thio-TEPA. Patients use this product to treat cancer, HIV/AIDS, and hepatitis C. Ukrain™ is promoted as a selective cytotoxic agent against cancer cells, but research results are inconsistent. Most studies regarding efficacy in vitro and in animal models were conducted by the manufacturer and published in the journal Drugs Under Experimental and Clinical Research. Anecdotal reports suggest efficacy in humans and one phase II trial reports that Ukrain may prolong survival in pancreatic cancer patients when administered with gemcitabine. Although claimed without toxicity, reported adverse effects include injection site reactions, slight fever, fatigue, dizziness, nausea, and possibly tumor bleeding. Ukrain™ is not approved by the Food and Drug Administration but is available in parts of Europe and from Tijuana clinics. Product labeling makes claims of efficacy and safety, which have yet to be definitively proven.

 

Jan

  • Gast
Re:Ukrain
« Antwort #2 am: 16. Oktober 2004, 14:11:01 »
Ich habe zu diesem Thema auch noch etwas aufgestöbert .... Vielleicht ist es ja interessant.

http://www.ukrin.com

Anmerkung: Es handelt sich um eine Werbeschrift der Ukrain-Herstellerfirma. Ulrich.

Zitat: „UKRAIN wird aus Alkaloiden von Chelidonium majus L. (Schöllkraut) und Thiotepa hergestellt. Diese beiden Bestandteile sind als Arzneimittel zugelassen und werden weitgehend in Kliniken verwendet. UKRAIN ist viel weniger toxisch als die Ausgangsstoffe bei gleichzeitiger stärkerer antitumoraler Wirkung. Im Endprodukt UKRAIN befindet sich kein freies Thiotepa, nachweisbar durch Gaschromatographie.“

Zitat: „363 Krebspatienten mit 47 verschiedenen Tumorarten wurden von September 1997 bis Januar 2003 in der Klinik Villa Medica (Edenkoben, Deutschland)  unter der ärztlichen Leitung von Dr. Aschhoff mit dem Präparat UKRAIN behandelt. Auch diese Patienten waren bereits mit konventionellen Therapieprotokollen voll durchtherapiert worden und es stand bei diesen infolge Rückfalls und/oder Fortschreiten der Erkrankung kein weiteres Therapieprotokoll mehr zur Verfügung, sie befanden sich also in einer "austherapierten" Lage. Bei diesen Patienten wurde eine Therapie mit UKRAIN eingeleitet und durchgeführt. Dabei sind folgende Vollremissionsraten erzielt worden: Brustkrebs 31%, Dick- und Mastdarmkrebs 16,7%, Lungenkrebs - Adenokarzinom 7,7%, Lungenkrebs - kleinzelliges Bronchialkarzinom 21%, Astrozytom (ein bestimmter Hirntumor) 66,6%, Neuroblastom 60%, Seminom (Hodenkrebs) 75%, Harnblasenkrebs 50% (181, 189)...“

Und so fort. So viel ich herausfand, ist nichts davon in seriösen wissenschaftlichen Fachzeitschriften publiziert. Es gibt keine randomisierte Doppelblindstudie. In Medline gibt es nur einen einzigen uralten Fall der Anwendung von Ukrain bei Astrozytom. Im Zweifelsfall glaube ich der Bundesärztekammer mehr als einer Firma, die mit obskuren Verfahren Geld verdienen will. Ulrich

Jan

  • Gast
Re:Ukrain
« Antwort #3 am: 16. Oktober 2004, 20:06:50 »
.... vielleicht sollte man zu diesem Thema auch noch folgendes lesen....

BfArM warnt vor den Präparaten "Galavit" und "Ukrain"

Die beiden als "Galavit" und "Ukrain" bekannten Produkte werden zur Zeit massiv z.B. im Internet beworben und zur Behandlung von diversen bösartigen Krebs-Erkrankungen sowie weiterer schwerer Leiden angepriesen. Beide Produkte sind in Deutschland und der übrigen Europäischen Union nicht zugelassen. Insbesondere Krebspatienten wird dringend geraten, sich nicht von unbegründeten Heilsversprechen verunsichern zu lassen. Sie sollten sich nur mit Arzneimitteln behandeln lassen, deren Wirksamkeit, Qualität und Unbedenklichkeit im Rahmen eines Zulassungsverfahrens geprüft und für akzeptabel gehalten wurde.

"Ukrain" ist nach Angaben des Herstellers ein semisynthetisches Mischpräparat aus dem Zytostatikum Thiotepa und Inhaltsstoffen (Alkaloiden) des Schöllkrauts. (Chelidonium majus L.). Den Behauptungen des Herstellers zufolge soll es für die Therapie nahezu aller Tumore, bei sonstigen schweren Erkrankungen, sowie vor und nach Operationen geeignet sein. Wissenschaftlich belastbare Belege für eine angemessene oder ausreichende Prüfung der Wirksamkeit oder Sicherheit sind allerdings nicht bekannt.

"Galavit" enthält nach den Angaben des Herstellers als wirksamen Bestandteil einen Abkömmling des Phthalazins. Dieser Wirkstoff scheint mit dem Reagenz Luminol identisch zu sein, das zur chemischen Lichterzeugung verwendet wird. Der Hersteller verspricht eine Wirksamkeit unter anderem bei zahlreichen akuten und chronischen Infektionen, Folgezuständen nach Operationen, Bestrahlung und Chemotherapie sowie Therapien mit Immunsuppressiva und Kortikosteroiden. Auch hier sind keine wissenschaftlich belastbaren Belege zur Wirksamkeit oder Sicherheit bekannt.

In verschiedenen Stellungnahmen haben sich auch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. und die Studiengruppe "Methoden mit unbewiesener Wirksamkeit in der Onkologie" der Schweizerischen Krebsliga kritisch mit diesen Präparaten befaßt und von deren Verwendung abgeraten.

Quelle:  Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte

Pressemitteilung

 :(

Ulrich

  • Gast
Re:Ukrain
« Antwort #4 am: 16. Oktober 2004, 20:25:48 »
Ich hab' dann noch bei Medline recherchiert. Ich fand nur einen einzigen Artikel, zudem schon älter, dort wird von einem Patienten berichtet. Außerdem spricht er "pro domo". Er kommt aus der Ukrain-Firma. Arg hoffnungsvoll macht das nicht. Wenn in den vergangenen 8 Jahren nichts weiter publiziert wurde als dieser eine Fall, dann ist das keine wissenschaftliche Sache.


Quelle: Drugs Exp Clin Res. 1996;22(3-5):275-7.

Zitat: Ukrain therapy in a frontal anaplastic grade III astrocytoma (case report).

Steinacker J, Kroiss T, Korsh OB, Melnyk A.
Ukrainian Anti-Cancer Institute, Vienna, Austria.

Ukrain, a semisynthetic thiophosphoric acid compound of alkaloid chelidonine from Chelidonium majus L. (1) causes regression of various tumours. Among other effects, its action seems to depend on the stimulation of the immune system which very often is deficient in cancer patients. Its use in a patient with subtotal extirpation of a frontal anaplastic grade III astrocytoma seems to have reduced growth speed significantly.


Nachtrag: Als ich in der Hirntumor-Mailingliste einen Link hierher setzte, kam ein Kommentar von einem Neurochirurgen, dessen Ratschläge ich als sehr hilfreich und fundiert einschätze, er schrieb: "Ukrain IST reine Geldmacherei ohne belegte Wirkung. Man macht Geld mit der Angst der Leute."
« Letzte Änderung: 06. Juli 2008, 13:08:16 von Ulrich »

Offline Mike

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Ukrain - Wissenschaftliche Beurteilung
« Antwort #5 am: 02. November 2004, 22:32:59 »
Mitteilungen: Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft Zur Anwendung des Präparates „UKRAIN“ in der Krebstherapie Deutsches Ärzteblatt 98, Ausgabe 7 vom 16.02.2001, Seite A-418 / B-339 / C-317
BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER: Bundesärztekammer

(Quelle: Ärzteblatt.de)

Gemeinsame Stellungnahme der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und der Deutschen Krebsgesellschaft e.V.

Die AkdÄ und die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. wurden in letzter Zeit aus Fachkreisen wiederholt um Stellungnahme zum derzeit wieder stark beworbenen Präparat Ukrain hinsichtlich seiner Wirksamkeit bei malignen Erkrankungen gebeten. Bereits 1989 hatte die AkdÄ kritisch über die nicht belegte Wirksamkeit dieses Mittels informiert (1).

Zusammensetzung

Ukrain ist ein semisynthetisches Mischpräparat aus Alkaloiden des Schöllkrautes und dem bekannten Zytostatikum Thiotepa. Eine Ampulle Ukrain zur parenteralen Anwendung enthält 5 mg Chelidonium majus L.-Alkaloid-Thiophosphorsäurederivat (in 5 ml bidest. Wasser) (2, 3).
Nach der im „Drugs of the Future“ 1993 publizierten Struktur wurde das alkylierende Thiotepa unter Öffnung der 3-Aziridinringe über die Ethylgruppen mit dem Alkaloid-Stickstoff von drei Molekülen Chelidonin verbunden. Das Präparat enthält mehrere Alkaloide. Angaben über die Reinheit der Alkaloide, ob einzelne Bestandteile oder ein Gesamtextrakt verwendet werden, existieren nicht. In der oben genannten Dokumentation findet sich kein Hinweis auf eine Abgrenzung von Ukrain gegenüber den Einzelkomponenten (4).

Kosten

Die vorgeschlagene Dosierung beträgt 30 mg/m2 Körperoberfläche/Woche. Eine Behandlung mit Ukrain wird meistens mit 10 mg/d beziehungsweise 100 mg pro Therapiezyklus durchgeführt. Die Kosten hierfür betragen circa 5 000 bis 7 000 DM pro Woche (5).

Anwendungsgebiete/Nebenwirkungen

Ukrain wird vom Hersteller bei nahezu allen Tumoren (mit Ausnahme von Malignomen des ZNS), auch bei Präkanzerosen und unter Umständen bei benignen Tumoren empfohlen.
Eine einheitliche Wirkungstheorie wird nicht vorgelegt (2). Man postuliert einen Krebszell-spezifischen Effekt der Alkaloide und immunologische Wirkungen (2). Thiotepa soll eine Carrierfunktion für diese Alkaloide hin zur Tumorzelle übernehmen. Eine selektive Gewebeanreicherung im Tumor für die nicht exakt beschriebene Koppelung von Thiotepa mit Schöllkrautalkaloiden ist eher unwahrscheinlich und keineswegs bewiesen.
Verschiedene „Begleiterscheinungen“ wie Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen, Depressionen, Schlafstörungen und lokale Sensationen in Tumorgebieten werden als Ausdruck eines Wirkungsnachweises von Ukrain verstanden. Die Ursache hierfür soll in frei werdenden Tumorgewebstoxinen liegen.

Zulassungsstatus

Ukrain ist laut Auskunft des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte in der BRD nicht zugelassen. Außerhalb der EU scheint eine Zulassung als Arzneimittel zu existieren (Weißrussland), wobei die Datenlage zur Erlangung der Zulassung hier nicht exakt bekannt ist und möglicherweise den anerkannten EU-Standards nicht genügt. Die AkdÄ hat das Bundesministerium für Gesundheit (Bonn) um Aufklärung gebeten, ob für Ukrain in Weißrussland eine Zulassung besteht.

Entwicklung und Herstellung

Ukrain wurde von dem Ingenieur J. W. Nowicky entwickelt (Nowicky Pharma, Wien, Österreich). Das Herstellungsver-fahren ist in Österreich patentrechtlich registriert, die Konzession zur Herstellung von zur arzneilichen Verwendung bestimmten Stoffen ist beschränkt auf neue Salze von Alkaloidderivaten von Thiophosphorsäure. Der Standort 1040 Wien, Margaretenstraße 7, ist auf die Ausübung des Bürobetriebes beschränkt. Eine Zulassung von Ukrain als Arzneimittel liegt bisher auch in Österreich nicht vor. Vielmehr hat nach Erkenntnissen der AkdÄ das Österreichische Bundesministerium bis heute die Anwendung von Ukrain außerhalb einer klinischen Prüfung untersagt, da ein Wirksamkeitsnachweis nicht erbracht und mangels vorgelegter Unterlagen auch keine Nutzen-Risiko-Bewertung durchgeführt werden konnte. Wegen mangelhafter Datenlage ist laut Wissen der AkdÄ bisher Ukrain weder in Österreich noch in Deutschland zur klinischen Prüfung angenommen worden.

Internetpräsenz

Ukrain wird Ärzten und Privatpersonen im Internet (6) u. a. wie folgt vorgestellt:
– zerstört Krebszellen durch Apoptosis, ohne jedoch gesunde Zellen anzugreifen
– einfach in seiner Anwendung, in der therapeutischen Dosis ohne nennenswerte Nebenwirkungen
– der zellteilende Effekt konzentriert sich nur auf die Zellen des Tumors, Zellen des gesunden Gewebes bleiben unbeeinflusst
– Aktivierung hochwirksamer Immunmechanismen des Patienten
– Hemmung der Neubildung von Blutgefäßen, über welche der Tumor mit Nährstoffen versorgt wird, dadurch „Aushungern“ des Tumors
– Unterdrückung der Bildung von Metastasen.

Wissenschaftliche Beurteilung

Aus Sicht der AkdÄ und der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. reichen die bisher vorliegenden präklinischen Untersuchungen für den Einsatz des Präparates in der Klinik nicht aus. So ergaben die Analysen von zwei unabhängigen Instituten von Testungen der Wirksamkeit von Ukrain auf eine P-388 bzw. L-12 10 Leukämie der Maus zwar eine relativ geringe Toxizität des Präparates, aber keine antitumoröse Wirkung. Angeblich wurden, wie Nowicky auf dem 8. Mediterranean Congress of Chemotherapy in Athen im Jahre 1992 vortrug, vom NCI-Bethesda (USA) Untersuchungen mit dem Ukrain an 60 verschiedenen humanen Krebszelllinien der acht häufigsten humanen Tumorentitäten vorgenommen. Überraschenderweise hätten nahezu alle untersuchten Zelllinien eine Wachstumshemmung zwischen 50 und 100 Prozent erreicht.
Die bisher vorliegenden klinischen Daten sind nicht verwertbar. Berichtet wird über „verschiedene positive Effekte“. Objektive Beurteilungskriterien wurden nicht verwendet.
Die Studiengruppe „Methoden mit unbewiesener Wirksamkeit in der Onkologie“ der Schweizerischen Krebsliga schrieb 1995 in einer Zusammenfassung über Ukrain „nach sorgfältigem Studium der Literatur und anderer zur Verfügung stehender Informationen haben die Schweizerische Krebsliga und die Schweizerische Gesellschaft für Onkologie keine Beweise dafür, dass Ukrain eine Wirkung gegen Krebs beim Menschen hat. Sie raten von der Anwendung in der Krebsbehandlung ab“ (2).
Nach 1995 liegen keine Ergebnisse vor, die zu einer anderen Bewertung dieses Präparates führen könnten.

Zusammenfassung

Eine einheitliche, wissenschaftlich plausible Theorie zur Wirkung des Präparates Ukrain existiert nicht, die vorliegenden präklinischen Daten rechtfertigen den Einsatz des Medikamentes selbst in der klinischen Prüfung nicht, und die bisher vorliegenden klinischen Berichte erlauben wegen fehlender objektiver Kriterien keine Beurteilung der Wirksamkeit. Die Beschreibungen sind sehr unscharf. Subjektive Empfehlungen werden als Beweis der Wirkung interpretiert. Häufig handelt es sich um Einzelfalldarstellungen. Es fehlen vollständig die gegenwärtig zu fordernden prospektiven randomisierten Studien.
Für alle in der Bundesrepublik Deutschland zugelassenen und angewendeten Arzneimittel gilt der Grundsatz der Wirksamkeit, Sicherheit und Unbedenklichkeit. Nach den vorliegenden Daten muss allein schon der Wirksamkeitsnachweis angezweifelt werden. Dadurch erhebt sich auch die Frage nach der Sicherheit für den Patienten. Ein zum Beispiel nicht wirksames Arzneimittel ist für keinen Patienten, erst recht keinen Krebspatienten, sicher. Nimmt man alle Erkenntnisse zusammen, stellt sich auch die Frage nach der Unbedenklichkeit. Als bedenklich eingestufte Arzneimittel dürften in der BRD nicht zur Anwendung kommen.
Die anwendenden Therapeuten möchten wir zu ihrer Sicherheit noch einmal darauf hinweisen, dass sie die alleinige Verantwortung für die Therapie tragen und diese Verantwortung auch für die Arzneimittelqualität von Ukrain gilt.
Die AkdÄ und die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. lehnen den Einsatz von Ukrain als Medikament beim Menschen zurzeit mit aller Entschiedenheit ab. Nach Auffassung der AkdÄ ist die Werbung und die Anwendung bei Patienten aus Gründen der Arzneimittelsicherheit durch die zuständigen Behörden zu untersagen.
Die Fragen zur Rechtmäßigkeit hinsichtlich der Werbung, des Vertriebes und der Verordnung von Ukrain in der Bundesrepublik müssen laut Auffassung der AkdÄ dringendst durch die zuständigen Aufsichtsbehörden geklärt werden. Es ist unbefriedigend, dass Ärzte (und betroffene Patienten) seit mehr als zehn Jahren zum arzneimittelrechtlichen Status des Ukrain nicht auf offizielle fundierte Stellungnahmen dieser Behörden zurückgreifen können.

Literatur
1. Wenn Patienten nach „Ukrain“ fragen: Dt Ärztebl 1989: A-2136 [Heft 30].
2. Ukrain – mit Schöllkraut-Alkaloiden und Thio-Tepa gegen Krebs: Schweiz. Krebsliga, Studiengruppe Methoden mit unbewiesener Wirksamkeit in der Onkologie, Markus C. Allewelt, Simon P. Hauser, Dokumentation Nr. 35D.
3. http://www.ukrin.com/Ukrainbook1/allgemeine%20info.htm (11. 4. 2000)
4. Drugs of the Future, Volume 18, Number 5, 1993, Seite 1011–1015.
5. Der Arzneimittelbrief, Jahrg. 33, Nr. 8, Berlin, August 1999.
6. http://www.villamedica.de und http://www.ukrin.com (12. 10. 2000)

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
Aachener Straße 233–237, 50931 Köln
Telefon: 02 21/40 04-5 19, Fax: -5 39
E-Mail: akdae@t-online.de, Internet: www.akdae.de

Deutsche Krebsgesellschaft e.V.
Hanauer Landstraße 194, 60314 Frankfurt/Main
Telefon: 0 69/63 00 96-0, Fax: 0 69/ 63 00 96-66
E-Mail: service@krebsgesellschaft.de, Internet: www.krebsgesellschaft.de
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Ulrich

  • Gast
Re:Ukrain
« Antwort #6 am: 29. Januar 2005, 19:34:56 »
Das scheint ein spannendes Thema zu sein. Auf was man da so alles stößt, wenn man die Augen aufmacht. Lesen Sie selbst. Ich zitiere:

"Bemerkenswert ist, daß die prominentesten Anwender von "Ukrain" der Science-Fiction-Religion Scientology angehören, neben Kroiss auch ein weiterer Wiener Arzt, Dr.Peter Kadan. Scientology strebt nicht mehr und nicht weniger als die Weltherrschaft an. Wer nicht dazugehört, das heißt, eine Menge teure Kurse absolviert hat und dabei auf die Lehren des Gründers L. Ron Hubbard eingeschworen wurde, soll in einer von Scientology beherrschten Welt keine Bürgerrechte haben. Nur mehr "Operierende Thetanen" (OT), wie Thomas Kroiss einer ist, werden dann das Sagen haben, so die Vorstellung der Scientology "Kirche". Ein OT kann seinen Körper verlassen, in frühere Leben zurückkehren, im Weltall spazieren gehen und andere höchst erstaunliche Dinge. Kroiss ist nicht nur "Operierender Thetan" und damit in der Scientology-Hierarchie schon weit vorangekommen, er ist auch als FSM (Field Staff Member) für Scientology tätig. Ein FSM bringt andere Leute dazu, ihr Geld in Scientology-Kursen und Büchern anzulegen. Allein im Jahr 1990 hat FSM Kroiss mindestens zwei Personen zu Scientology gebracht, die zusammen mindestens 390.000 Schilling für Kurse und "Reinigungsprogramme" bezahlt haben. Originalbelege liegen vor.

OT Kroiss ließ sich im September 1994 im Bezirksjournal eine halbe Seite lang als mutiger Kämpfer gegen die Schikanen des Gesundheitsministeriums und als Anwender von "Ukrain" feiern. Laut Auskunft eines nicht genannt sein wollenden Mitarbeites der Wiener Ärztekammer hätte es dafür eine Anzeige der zuständigen Magistratsabteilung 15 geben müssen. Dort ist aber nichts bekannt, man verweist auf die Urlaubssaison.


Die Food and Drug Administration der USA führt Ukrain unter Gesundheitsbetrug und Vortäuschung."

Quelle: http://www.awadalla.at/content/ukrain.html (Stand 29.1.2005)
https://web.archive.org/web/20060220145331/http://www.awadalla.at/content/ukrain.html
« Letzte Änderung: 26. März 2014, 15:03:26 von KarlNapf »

Ulrich

  • Gast
Re:Vorsicht bei "Ukrain"
« Antwort #7 am: 02. Februar 2005, 08:57:18 »
www.akdae.de/47/Archiv/2002/Ukrain.pdf (Stand: 2.2.2005)
https://web.archive.org/web/20071118004650/http://www.akdae.de/47/Archiv/2002/Ukrain.pdf

HOPF, G.: Kurzbewertung: Ukrain – Fortschritt oder Rückschritt in der medikamentösen Therapie onkologischer Erkrankungen?
Arzneim.-, Therapie-Kritik 34, 143–150 (2002)
Hans Marseille Verlag GmbH München

Dort steht unter anderem (Zitat)

„1. Omnipotenz
Die entsprechenden Anwendungsempfehlungen erstrecken sich über weite, zum Teil  sehr unterschiedliche Indikationsgebiete mit übertriebenen Heilungsversprechen.

2. Unklare Zusammensetzung
Prinzipiell bestehen Zweifel an der Struktur der Substanzen, auch an der Zusammensetzung, evtl. ist die Konformität der Chargen zweifelhaft.

3. Unklarer Wirkungsnachweis
Phase-I- und randomisierte, doppelblinde klinische Studien fehlen bei derartigen Präparaten zumeist. Dafür werden als Wirkungsnachweise möglichst viele sog. Erfahrungsberichte  vorgelegt, in denen persönliche Eindrücke und Meinungen ausführlich dargelegt werden, während nachvollziehbare Daten fehlen.

4. Keine oder nur leichte unerwünschte Wirkungen
Auch in Werbeaussagen der pharmazeutischen Industrie wird das Auftreten von unerwünschten Arzneimittelnebenwirkungen (UAW) generell minimiert, z. B. durch den Satz »Nebenwirkungen auf Plazeboniveau« oder durch verharmlosende Wortschöpfungen  wie »Begleiterscheinungen«.  Bei Mitteln mit nicht nachgewiesener Wirkung treten anscheinend keine oder nur geringgradige UAW auf. Ein erfolgreiches Vorgehen der Hersteller besteht darin, wirksame Arzneistoffe unterzudosieren bzw. gut verträgliche Substanzen, wie z.B. Vitamine, überzudosieren. Der alte Erfahrungssatz, »Wo keine UAW auftreten, da auch keine Wirkung«,  kann ausgeweitet werden in die Vermutung, »Wo nur minimale UAW auftreten, da ist auch  nur eine minimale Hauptwirkung zu erwarten«.

5. Publikationsmethoden
Quasimedizinische Zeitschriften von Glaubensgruppen sind bevorzugte Publikationsorgane für Präparate ohne wissenschaftlichen Hintergrund. Das Internet hat diesen Publikationsweg ergänzt bzw. ersetzt.

Typisch für derartige Präparate ist auch, dass wissenschaftliche Beiträge in überwiegender Zahl in Buchform oder in Supplementausgaben wissenschaftlicher Zeitschriften publiziert werden, in denen die Selbstkontrolle der Zeitschrift (sog. »Peer review«) gelockert ist. Wenige Arbeitsgruppen mit identischen Autoren in wechselnder Zusammensetzung publizieren Teilergebnisse von Studien, um die Anzahl der Publikationen zu erhöhen.  Häufig finden sich unter den Autoren auch diejenigen, die an dem Präparat verdienen bzw.  für ein entsprechendes Institut mit wohlklingendem Namen tätig sind. Generell werden als Werbeträger z.B. wissenschaftlich klingende Institutsnamen, akademische Würdenträger und als genial bezeichnete Forscher bevorzugt.

6. Bevorzugte Erkrankungen
Chronische Erkrankungen mit unterschiedlich ausgeprägten Symptomen im zeitlichen  Verlauf und lebensbedrohliche Erkrankungen mit derzeit geringem Behandlungserfolg der wissenschaftlich begründeten Therapien sind eine Domäne für Wundermittel.  Dabei wird – vor allem bei alternativen Krebstherapien – die verständliche Angst der Patienten  in medizinisch-ethisch fragwürdiger Weise ausgenutzt.

7. Induktion von Erkrankungen
Mit unklaren Laborergebnissen oder geheimnisvollen »neuen« Untersuchungsmethoden werden Krankheitszustände suggeriert, die natürlich nur mit dem angepriesenen Mittel geheilt werden können.

8. Personengebundenheit
Die Propagierung dieser Mittel ist überwiegend an einzelne Personen oder Gruppen gebunden, die den Erfolg ihrer Methoden für Patienten überzeugend darstellen können.  Dabei sind 2 Varianten zu unterscheiden: Die echten Scharlatane, die möglichst hohen Gewinn machen wollen; und die »Gläubigen«, die aus Naivität oder Sendungsbewusstsein davon überzeugt sind, dass z.B. Naturgesetze oder wissenschaftliche Untersuchungen nicht auf ihre Mittel angewendet werden dürfen.

9. Fehlende Arzneimittelzulassung
Grundsätzlich gilt, dass derartige Mittel keine offizielle Zulassung in der EU besitzen.  Dafür werden z.B. Zulassungen aus Ländern vorgelegt, in denen die Kriterien für eine Arzneimittelzulassung nicht den strengen Vorschriften der EU entsprechen (z.B. Zulassungen  in Ländern wie den ehemaligen Sowjetrepubliken oder nur örtlich gültige Zulassungen, wie die des Schweizer Kantons Uri).  Oft bezeichnen Hersteller ihre Präparate als sog. »Nahrungsergänzungsmittel«, um so  das relativ strenge Arzneimittelgesetz zu umgehen. Ein ähnlicher Trend ist übrigens auch,  zu versuchen, ein Mittel bei der Zulassung als »Medizinprodukt« durchzubringen, sofern  z.B. eine rein physikalische Wirkung postuliert werden kann.

10. Hohe Kosten
Exorbitante Behandlungskosten bei niedrigen Herstellungskosten gehören nach dem Motto, »Nur was teuer ist, kann wirken«, zu den Grundsatzvoraussetzungen einer Therapie  mit obskuren Präparaten. Nachdem gesetzliche und auch private Krankenkassen diese Mittel nur selten und ausnahmsweise erstatten, kommt zur fraglichen Wirkung noch eine erhebliche finanzielle Belastung des Patienten hinzu.“


Und als Fazit heißt es dort (Zitat):

„ Die Durchsicht der zur Verfügung stehenden Unterlagen über Ukrain, das vor mehr als 15 Jahren entwickelt wurde (!), veranlasst zu der Forderung nach evidenzbasierten, doppelblinden und vergleichenden Studien – reproduzierbar in unabhängigen Prüfzentren.

Wichtige Elemente bei einer Studie nach europäischen bzw. internationalen Richtlinien sind u.a.:

Eine doppelte Verblindung, zumindest jedoch eine Verblindung z.B. derjenigen, die das Tumorstadium bestimmen.

Die Angabe der Art der Randomisierung, vor allem, wenn neben Patienten im fortgeschrittenen Stadium eines Karzinoms auch solche aufgenommen werden sollen, die eine systemische Chemotherapie definitiv ablehnen.

Eine unabhängige Überwachungskommission (sog. »Data Safety and Monitoring Board«).

Unabhängige Studienüberwacher, die die Originaldaten der einzelnen Patienten überprüfen können.

Angaben über die statistische Methode der Abschätzung der Anzahl der Studienteilnehmer.

Angaben über eventuelle Sponsoren der Studie.“
« Letzte Änderung: 26. März 2014, 15:04:49 von KarlNapf »


Offline Mike

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Re:Vorsicht bei Ukrain
« Antwort #9 am: 10. September 2010, 11:19:55 »
Ukrain

(Quelle: esowatch.com)

Zitat
Ukrain (NSC-631570) ist der Handelsname eines umstrittenen Krebsmittels, das aus Alkaloiden von Schöllkraut und dem Zytostatikum Thiotepa hergestellt wird. Das Mittel wird von der Wiener Pharmafirma Nowicky Pharma bzw. Now Pharm in Luxemburg hergestellt. Der Name des Mittels bezieht sich nach Angabe des Herstellers auf das Geburtsland des Erfinders Wassil Jaroslaw Nowicky.

Wie bei mehreren anderen umstrittenen Krebsmitteln, die auf einen einzelnen Entwickler zurückgehen, glaubt Nowicky daran, dass er in der Vergangenheit Mordanschlägen wegen seines Mittels entgangen sei.

Bemerkenswert ist, dass viele prominente Anwender von Ukrain der Science-Fiction-Religion Scientology angehören.

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Offline KarlNapf

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Re:Vorsicht bei Ukrain
« Antwort #10 am: 10. September 2010, 16:34:42 »
Wenn ich Deinem Link folge, stellt sich mir die Frage: Ist denn der Herr Kroiss, gegen den - wie es scheint - am 8.2.2005 ein Berufsverbot verhängt wurde [=> http://www.esowatch.com/ge/index.php?title=Thomas_Kroiss (Stand: 10.9.2010)] der Mitautor dieser Publikation? => http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,601.msg2892.html#msg2892



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Offline KarlNapf

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