Hallo, Osterhase,
ich habe 2003 nach meiner 2. Meningeom-OP mit einer Psychotherapie begonnen.
Warten musste ich nur wenige Monate, was mir damals lange vorkam. Seit dem 1.4.2017 geht zumindest die Diagnosestellung etwas schneller, wodurch nicht "auf eigenen Verdacht", sondern mit Angabe der bestätigten Notwendigkeit gesucht werden kann. Dennoch ist die Häufigkeit der Psychotherapie-Praxen begrenzt.
Meine Psychotherapie war etwa wie die von Krimi. In Gesprächen wurde ich dazu bewegt, Lösungen für meine Probleme selbst zu finden. Ich habe diese Gespräche als harte Arbeit empfunden. Ich fand es aber zunächst sehr gut, reden zu dürfen. Die Antworten fehlten mir. Aber ich nutzte die Zeit unmittelbar nach den Gesprächen, um darüber nachzudenken.
Das klingt jetzt einfacher als es war.
Jedenfalls ging ich nicht sofort "zur Tagesordnung über".
Nach Monaten bemerkte ich bei mir Änderungen. Die Antworten, die ich so vermisst hatte, haben sich in mir selbst entwickelt. Dadurch waren sie meine eigenen, gehörten zu mir - und änderten sehr langsam, aber tatsächlich mein Verhalten, ohne es von außen aufgedrückt zu bekommen.
Das halte ich nach wie vor für außerordentlich gut.
Für Akutsituationen haben wir, also mehr ich, ein Notfallprogramm entworfen. Der Name "Werkzeugkasten" stammt von mir.
Darin sind einfache Dinge wie Kerze anzünden, Duft ins Zimmer holen, an Schönes denken, ... enthalten, aber da stehen auch "harte" Sachen wie: "Nimm dieses Medikament!", was das Medikament durch den Gedanken daran oft überflüssig machte.
Du bestimmst, was in der Psychotherapie geschehen soll! Das sollte in den ersten Gesprächen Thema sein. Dann entscheidest Du, ob Du dort weitermachst. Wenn Du Vertrauen hast, wirst Du Dich öffnen können.
Ich konnte es mit einigen Themen sehr gut, in anderen Bereichen fiel es mir sehr viel schwerer. Aber das war nicht störend, da es ja um die generelle Verhaltensänderung ging. Irgendwann öffnet man auch die geheimsten Türen - oder nicht.
Die Ursachensuche in der (un)bewussten Kindheit sollte nur dann passieren, wenn die Problemursachen nicht erkennbar sind UND Du es wirklich willst. Ansonsten kann das eigene Vertrauen in sich selbst untergraben werden. Das aber ist die Basis für die Wirksamkeit einer Stärkung des Selbstbewusstseins, denn das ist bei Dir durch die krankheitsbedingten Unterbrechungen Deines Lebens ins Wanken geraten. Du musst denn Sinn für Dein Leben wiederfinden oder einen veränderten Sinn suchen, da sich Dein Leben ein wenig geändert hat. Dazu sollte die Psychotherapie beitragen.
Ich halte es für einen guten Schritt. Du kannst damit beginnen, es aber auch jederzeit beenden. Die Psychotherapeutin bleibt Dir trotzdem erhalten, wenn Du sie später irgendwann wieder brauchst, zumindest ist es bei mir so. Man fängt nicht wieder bei Null an.
Eines noch, bei uns sind die Ursachen organisch und nicht psychisch. Die psychische Belastung ist eine Folge der organischen Erkrankungen.
In diesem Sinne sollte die Therapie verlaufen und dafür wünsche ich Dir alles Gute!
KaSy