Liebe Angie,
in dem Thread 'Glioblastom' kam kürzlich eine ähnliche Frage auf.
Ich kopiere dir hier mal meine Antwort hin (passt nicht in allen Punkten auf deine Frage, aber doch recht gut.):
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Ich bin Betroffene, - Glioblastom IV, bekannt seit August 2006, operiert und z.Zt. ohne Symptome.
Eine Prognose über meine mögliche restliche Lebensdauer hat mir mein Arzt nicht gegeben, aber eine genaue Aufklärung über meine Krankheit .
Ich habe, wie du es von deiner Mutter befürchtest, nach der Rückkehr aus dem Krankenhaus ausgiebig im Internet gesurft. Die Krankheitsverläufe haben mich betroffen gemacht, aber nicht verängstigt. Es folgte für mich eine intensive Beschäftigung mit meinem möglichen baldigen Sterben und Auseinandersetzung mit dem, was ich zu regeln habe.
Meinen Sohn und mich hat das Wissen um meine Krankheit sehr nahe gebracht, die nötigen Verfügungen (Patientenverfügung, Vollmachten) usw. sind erfolgt, manches geklärt, was ich in meinem Leben noch klären möchte, die Phase der Auseinandersetzung mit dem Tod ist vorerst gestoppt, hat aber nun keinen Schrecken mehr, wenn es soweit ist.
Hätte man mir diese Abläufe vorenthalten, indem man mir die Schwere und Unheilbarkeit der Krankheit verschwiegen hätte, so würden viele, viele gute Gespräche mit Angehörigen und Freunden fehlen sowie Erfahrungen mit Freunden und Bekannten (überwiegend schlechte und dadurch nicht minder wichtige) und ich wäre eines Tages sicher sehr böse, wenn man mir diese wichitge Zeit genommen hätte, indem man mich belogen hätte.
Überleg doch auch mal unter diesem Gesichtspunkt! Es ist für Euch leichter, mit deiner Mutter so umzugehen, als werde sie wieder gesund. Es ist aber für deine Mutter und ihren Lebensweg wichtig, sich mit ihrer Krankheit auseinanderzusetzen. Und es geht hier um deine Mutter.
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Ich möchte noch etwas ergänzen.
Meine Mutter starb 1965 an Krebs. In der Zeit war es üblich, den Patienten zu verschweigen, welche Krankheit sie hatten und dass sie nur noch eine kurze Lebenszeit hatten.
Ich leide sehr darunter, dass wir meiner Mutter nicht ermöglicht haben, sich mit uns über ihr Sterben und ihre Ängste auseinanderzusetzen, sondern sie, genau wie die Ärzte, belogen haben und ihr versuchten zu vermitteln, dass sie wieder gesund werden wird.
Wir haben ihr die wichtige Möglichkeit genommen, mit uns zu reden.
M.E. weiß oder spürt jeder Kranke, was mit ihm los ist.
Wenn die Angehörigen ihm nicht die Wahrheit sagen, dann wird der Kranke auch versuchen, sie zu schonen und nicht mit seinen Ängsten zu belasten. Und das ist quälend, weil er allein mit seinen Ängsten ist.