HirnTumor-Forum

Autor Thema: Chemotherapie, sinnvoll oder nicht bei GBM IV?  (Gelesen 30025 mal)

Mirip

  • Gast
Chemotherapie, sinnvoll oder nicht bei GBM IV?
« am: 16. Januar 2008, 11:00:58 »
Hallo ich wollte mich erkundigen, ob die Chemo bei einem Glioblastom IV überhaupt sinnvoll ist ?

Was spricht dafür was dagegen ?

Ich habe von verschiedene Ärzte gehört das eine Chemo einfach Quatsch wäre und nicht bringen würde, was ist dran an der Aussage ?

Die Prognose von den Ärzten lautete, das die Patientin noch ca 2-12 Monate zu leben hat. (statistisch gesehen)

Ich würde mich sehr freuen über alle Infos, Links, usw.
Den ich soll für meine Mutter das in erfahrung bringen und dann entscheidet sie sich erst  :'(

bluemoon

  • Gast
Re:Chemotherapie, sinnvoll oder nicht bei GBM IV?
« Antwort #1 am: 16. Januar 2008, 16:47:36 »
Hallo!
Die Aussage Eurer Ärzte, eine Chemo wäre sinnlos, halte ich für sehr bedenklich!! Mein Mann hat nach der Diagnose Glio Grad IV (2 Tumore) im Mai 07 sofort mit einer Therapie mit Temodal angefangen und wir haben damit ein weiteres Wachstum bis heute verhindern können ( 33 Bestrahlungen kamen dazu).
Auch uns wurde sehr deutlich gesagt, dass die statistische Überlebenszeit bei ca 5 Monaten liegen würde - aber das sind halt Statistiken und nicht der einzelne Mensch - bitte nicht aufgeben und alle Optionen bedenken und unbedingt eine zweite und evt. dritte Meinung einholen!!!
Es ist nie und nimmer sinnlos, etwas zu tun!!!
Liebe Grüße!
Ulrike

melonenbaum

  • Gast
Re:Chemotherapie, sinnvoll oder nicht bei GBM IV?
« Antwort #2 am: 17. Januar 2008, 13:01:43 »
Hallo!

Auch meine Mama hatte ein Glio 4, welchesrestlos entfernt werden konnte- Juni 07. Sie bekam Bestrahlung und auch Chemo. Seitdem nimmt sie täglich Temodal.Alle 6 Wochen muß sie zum MRT und zum Onkologen.Bisher läuft alles prima :).Nächste Woche muß sie wieder los-bin dann auch jedesmal sehr gespannt.Sie spielt mit dem Gedanken nach Oster wieder ein paar Stunden arbeiten zu können.Dieser Gedanke spornt sie immer wieder an.

LG Astrid

Offline Mudu

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Re:Chemotherapie, sinnvoll oder nicht bei GBM IV?
« Antwort #3 am: 17. Januar 2008, 13:02:07 »
Hallo,
mein Mann hat die Diagnose seit 02/05 und es ging ihm "gut" mit Temodal. Hatte im August 07 die letzte Chemo und letzte Woche hat man wieder Tumore im MRT-Befund gesichtet. Hat jetzt wieder mit Temodal angefangen. Ohne die Chemo hätte er es so lange glaube ich nicht geschafft. Die Ärzte sagten auch uns, 6-12 Monate im Durchschnitt. Dann sollten sie auch sagen, es gibt Ausnahmen, die es länger schaffen.
LG Andrea
Wir werden seh´n...

alexhoppe

  • Gast
Re:Chemotherapie, sinnvoll oder nicht bei GBM IV?
« Antwort #4 am: 19. Januar 2008, 00:02:42 »
Dafür spricht, dass einige Patienten (ca. 50%) vom Temodal eindeutig profitieren. Andere, die ein gewisses Reparaturgenom haben, sprechen auf Temodal nicht so gut an. Statistisch gesehen, leben die Patienten, die nach dem Stuppschema (Radiotherapie plus Temodal) behandelt werden,  länger (nach jetztigem Stand durchschnittlich ca. 14 Monate) als die, die nur eine Radio-, aber keine Chemotherapie bekommen. Es gibt sicher Fälle, bei denen eine Chemo keinen Sinn macht. Ich denke, die Ärzte können das erkennen. Vom "Quatsch" kann keine Rede sein, denn die Chemo mit Temodal gehört heute zur Standardbehandlung. Es geht um die Lebenszeit eines Menschen    

Offline Iwana

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Re:Chemotherapie, sinnvoll oder nicht bei GBM IV?
« Antwort #5 am: 25. Januar 2008, 05:42:21 »
Hallo zusammen
Habe selber ein Glio Grad IV und hatte am Dienstag die OP werde jetzt wohl auch bald Gespräch haben über weitere Schritte... man hat mir aber auch schon gesagt hier, dass Temodal heute Standart sei. Weiss jemand ob sie im voraus sehen können ob der Tumor darauf reagiert oder wie sie das feststellen ob Temodal nützt oder nicht... wie läuft so eine Temodal Behandlung ab? Was ist zu erwarten? (werde sogleich noch Suchfunktion benützen)

Gruss und Danke dass ich mir hier drin immer wieder die nötigen Informationen holen kann... bin sehr froh darüber!

michel

  • Gast
Re:Chemotherapie, sinnvoll oder nicht bei GBM IV?
« Antwort #6 am: 26. Januar 2008, 08:45:12 »
Hallo Iwana!

Ja, es gibt die Möglichkeit das Tumormaterial auf verschiedene Faktoren zu testen. Ob das sinnvoll ist weiß ich aber nicht. Bei meinem Michael wurde der Faktor für die Wirksamkeit von Glivec gefunden, doch Glivec wirkte nicht, der Tumor wuchs weiter.
Soviel ich weiß, können in einem Tumor verschiedene Faktoren vorhanden sein. Getestet wird aber nur ein kleiner Teil des Tumormaterials. Dann bleibt die Frage: Ist dieser Teil wirklich repräsentativ für den Rest des Tumors?
Michael hat jetzt nach Chemo mit Temodal (Wachstum) und Glivec (Wachstum) eine Therapie mit Avastin und Caelyx bei der der Tumor unverändert, vielleicht sogar kleiner geworden ist.
Vielleicht ist das derzeit die einzige Möglichkeit die richtige Chemo zu finden. "Ausprobieren", regelmäßige MRT´s machen und rasch reagieren.

Ich wünsch Dir von Herzen alles Gute
Felicitas

alexhoppe

  • Gast
Re:Chemotherapie, sinnvoll oder nicht bei GBM IV?
« Antwort #7 am: 27. Januar 2008, 17:11:38 »
Temodal wird in Tablettenform eingenommen. Im allgemeinen ist folgendes zu beachten: 1) Über 24 Stunden mind. 2 Liter trinken (z.B. Wasser oder Kräutertee), 2) 1 Stunde vor, zu und 1 Stunde nach Temodal nüchtern bleiben (keine feste Nahrung), 3) Mittel gegen Übelkeit ca. 1 Stunde vor Temodal einnehmen; 4) wenn man mit Temodal zusätzlich zur Strahlentherapie behandelt wird, werden die Kapseln bis max. 1 Stunde vor Beginn der Bestrahlung eingenommen.

Das DNA-Reparatur-Protein methylguanine methyltransferase (MGMT) scheint ein wichtiger Faktor zu sein, von dem die Wirksamkeit der Chemotherapie mit Temodal abhängt. Das MGMT repariert die therapiebedingte Zellschädigung und schwächt hiermit die Wirkung der Chemotherapie. Temodal spricht bei solchen Patienten gut an, denen das MGMT-Enzym fehlt.
Im allgemeinen verzichtet man auf die Messung des MGMT, da es keine sinnvolle Alternative zu Temodal gibt. Es werden andere Strategien entwickelt, den MGMT-Reparaturmechanismus zu brechen, wie z.B. metronome Chemotherapien. Temodal wird täglich und niedrig dosiert verabreicht. Vorteil dieses Schemas liegt auch darin, dass die Chemo weniger toxisch ist und viel besser vertragen wird.
Interessant sind außerdem anti-angiogene Strategien. Glioblastom ist ein am besten mit Blutgefäßen versorgter Tumor. Temodal wird mit Präparaten kombiniert, die die Angiogenese (Neubildung von Blutgefäßen) hemmen (z.B. Avastin, Thalidomid, Celecoxib). Es gibt viele Botenstoffe, die Angiogense hervorrufen. Am prominentesten sind vascular endothelial growth factor (VEGF) und die cyclooxygenase-2 (COX-2).
Man soll auf Ernährung achten, da sie durchaus an Prozessen der Pro-Angiogenese bzw. Anti-Angiogenese teilhat. Ungünstig sind z.B. ungesunde Fette, Einfachzucker, verarbeitete Produkte und Produkte mit einem hohen glykämischen Index. Günstig sind omega-3-Fette (z.B. Fisch und Fischölkapseln), Olivenöl, Vollkornprodukte, Gemüse (mehrmals am Tag), Obst, grüner Tee (evtl. grüner Tee Extrakt (Epigallocatechingallat)). Neben natürlichen Antioxidantien ist die Alpha-Liponsäure erwähnenswert, da sie andere Antioxidantien regenerieren kann (u.a. Vitamin C).

Offline Iwana

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Re:Chemotherapie, sinnvoll oder nicht bei GBM IV?
« Antwort #8 am: 31. Januar 2008, 22:08:32 »
Vielen Dank für eure Antworten... Laut Onkologe testet man nicht, da der Test auch nicht 100% ist und was wenn es dann doch wirkt? Von dem her werde ich in wohl ca. 2 Wochen mit Temodal und Strahlentherapie kombiniert beginnen, sobald sie mir die Termine für die Bestrahlung durchgeben kann es losgehen... So wie mir der Onkologe gesagt hat ist Temodal heute wirklich standart (trotz Preis) hier in der Schweiz und es rieten beide Onkologen zu der kombinierten Therapie. Sie sagten wenn jemand schon älter ist und in einem schlechten Allgemeinzustand müsste man es sich überlegen, doch ich sei erst 33 und hätte keine Ausfälle (trotz sehr langer OP....)

Wenn man dann bemerkt dass es nicht nützt, wechselt man auf ein anderes Präparat....

Gruss Iwana

Florence

  • Gast
Re:Chemotherapie, sinnvoll oder nicht bei GBM IV?
« Antwort #9 am: 16. März 2008, 14:35:37 »
Hallo zusammen,
bei allen Pro und Contras denke ich, daß nicht versäumt werden darf diese Therapieformen auch kritisch zu sehen.
Fakt ist z.B. das es keine Studie gibt, die nachweisen kann, daß Chemo-und/oder Strahlentherapie bei HT heilen! Studien die existieren, die von bahnbrechenden Überlebensraten berichten, müssen vom Interessenten auf Zugangsvoraussetzungen und Zielsetzung hin überprüft werden. Außerdem stellt sich die Frage, wie lange Patienten auch ohne die angesprochenen Therapien leben...

Alternativen zu Chemo-und/oder Strahlentherapien gibt es sicher. So ist Prof. Dr. med. Simmet, Uni Ulm, mit seinen Studien mit H15 denke ich sehr weit gekommen.

Fakt ist für mich auch, daß die Medizin schlicht und ergreifend bei HT (zumindest der bösartigen) an ihre Grenzen gestoßen ist und keine wirklich zur Heilung beitragenden Therapien anbieten kann.

Die Entscheidung für oder gegen eine Therapieform muß der Betroffene fällen! Er ist dazu angehalten sich zu informieren, zu hinterfragen und die Verantwortung zu tragen. Als mündiger Pat. Auch heute ist das Phänomen noch weit verbreitet, daß der Betroffene glaubt, daß der Arzt weiß wovon er spricht und sein Schicksal ihn besonders trifft.

Leider noch immer typisch in der Schulmedizin ist die symptomatische Behandlung. Wichtig bei der Behandlung empfinde ich eine ursächliche Denkweise. Denn wenn man die Ursache einschränken kann, ist ein Lösungsansatz wahrscheinlich einfacher zu finden. Außerdem mangelt es mir an individuellen Voraussetzungen. Letzlich ist es Schema F nach welchem die Diagnosen, nicht aber der Mensch behandelt wird...

Ich, als Angehöriger der Schulmedizin, konnte mich lange Zeit nicht damit abfinden, daß mein Mann (Oligoastrozytom III, 2000) nach seiner OP Chemo-und Strahlentherapie rigoros abgelehnt hat. Ich bin davon ausgegangen, daß es sein Todesurteil ist. Er lebt heute noch! Ohne auch nur einen Hauch von Einschränkungen oder eines Rezidivs.

Auch solche Geschichten gibt es und manchmal fehlt mir wirklich die kritische Sichtweise...

Allen Betroffenen Alles Gute, Kraft und Stärke!!!

Ulrich

  • Gast
Re:Chemotherapie, sinnvoll oder nicht bei GBM IV?
« Antwort #10 am: 16. März 2008, 14:55:46 »
Wichtig bei der Behandlung empfinde ich eine ursächliche Denkweise. Denn wenn man die Ursache einschränken kann, ist ein Lösungsansatz wahrscheinlich einfacher zu finden.

Gibt's denn eine URSACHE?

Florence

  • Gast
Re:Chemotherapie, sinnvoll oder nicht bei GBM IV?
« Antwort #11 am: 16. März 2008, 21:26:07 »
Es gibt nichts, was keine Ursache hat. Sicher wolltest Du eher wissen WAS die URSACHE ist. Da sich auch hier die Gelehrten uneins sind wirst Du von mir sicher nicht erwarten, daß ich jetzt die Bombe platzen lasse und Dir DIE URSACHE nennen kann. Was man jedoch generell bei Krebserkrankungen sicher weiß ist, daß eine Schwächung des Immunsystems vorgelegen haben muß. Bei täglich x-Millionen Zellteilungen geht eben auch immer wieder etwas schief. Häufig spielen genetische Dispositionen eine Rolle (bei HT wohl eher nicht). I.d.R. werden solche "fehlerhaften" Zellteilungen vom Immunsystem erkannt und elimeniert. Konträr dem, daß für die Genesung bzw. dem günstigen Verlauf von chron. Erkrankungen ein intaktes/gestärktes Immunsystem von großer Bedeutung ist, steht für mich heute der flinke Einsatz von Chemo-und/oder Strahlentherapien... Da bleibt vom IS nicht wirklich viel übrig. Ist ja auch Gott sei Dank meine Meinung...
Schönen Abend!!

Ulrich

  • Gast
Re:Chemotherapie, sinnvoll oder nicht bei GBM IV?
« Antwort #12 am: 17. März 2008, 09:56:36 »
Ich stimme zu, daß nichts ohne Ursache ist. Das ist der Satz vom Grund, der auf Aristoteles zurückgehen soll.

Ich hätte (bei Antwort # 10) besser schreiben sollen (hab's aber so gemeint): Gibt es eine bekannte Ursache, eine nachgewiesene Ursache, weiß man von einem Grund...

Du schreibst: "Wichtig bei der Behandlung empfinde ich eine ursächliche Denkweise. Denn wenn man die Ursache einschränken kann, ist ein Lösungsansatz wahrscheinlich einfacher zu finden. "

Das ist alles richtig. Zuerst muß ich aber doch eine (die?) Ursache kennen. Wenn ich die Ursache nicht kenne, dann kann ich sie doch auch nicht einschränken.

Ist es EINE Ursache? Ist die Hirntumor-Ursache monokausal? Entstehen alle Hirntumoren auf dieselbe Weise? Warum kann das Immunsystem den (körpereigenen) Hirntumor nicht erkennen? Können diese sich "tarnen"? Und wenn ja, wie?

Vielleicht sieht man in 20 Jahren weiter...


Offline heifen

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Re:Chemotherapie, sinnvoll oder nicht bei GBM IV?
« Antwort #13 am: 17. März 2008, 18:18:36 »
gegen einen evtl ausloeser zu kaempfen, bedeutet sein leben total umzukrempeln...vielleicht beseitigt man so auch den grund der krankheit...da man ihn nicht kennt, muss man davon ausgehen, dass in der bisherigen lebensweise irgend etwas falsch war...recht vage, stimmt, aber siehst du eine andere loesung?
heifen (24 jahre ht)

Ulrich

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Re:Chemotherapie, sinnvoll oder nicht bei GBM IV?
« Antwort #14 am: 17. März 2008, 20:15:17 »
dass in der bisherigen lebensweise irgend etwas falsch war

Dieser Gedanke birgt aber folgende Gefahr in sich: man fühlt sich eventuell "selbst schuld". Und das würde ich vehement ablehnen. Dieser Gedanke würde einen ja noch mehr "in den Keller" ziehen...

Ich weiß, es war die Frage, ob eine Chemotherapie beim GBM IV sinnvoll ist oder nicht. Das Folgende geht völlig davon weg, aber ich möchte meine Argumentation unterstützen mit einem Beispiel, das mir geläufiger ist: Eine Frau entwickelt nach zwei Schwangerschaften ein Meningeom. Hätte sie vom Meningeomrisiko gewußt, dann hätte sie sich vielleicht anders entschieden. Sie hat es aber nicht gewußt. Schwangerschaft und Kinderkriegen ist kein "Fehlverhalten". Ohne Kinderkriegen gäbe es keine Menschen mehr auf der Erde.

Da fällt mir noch ein Witz ein, den einmal ein Astronom erzählte: Treffen sich zwei Planeten, fragt der eine den anderen: wie geht's? Dieser antwortet: schlecht, mich juckt's überall. Der eine: was fehlt dir denn? Antwort: Ich habe homo sapiens. Darauf der erste: Das ist nicht so schlimm, das gibt sich wieder.


 



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