HirnTumor-Forum

Autor Thema: Ängste und Zuversicht  (Gelesen 22278 mal)

Anshin

  • Gast
Ängste und Zuversicht
« am: 11. August 2008, 10:03:03 »
Hallo,

seit 1 Woche wissen meine Frau und ich das sie ein Meningeom hat. (Hinterkopf links)
Sie hatte im letzten halben Jahr drei mal neurologische Ausfälle im rechten Arm und Bein. Mit Kreislaufproblemen hat sie schon immer zu tun. Die Anfälle waren nur unter Stress bzw beim Sport. Ansonsten ist sie neurologisch völlig gesund.
Nächste Woche wird sie operiert.
Wir sind sehr zuversichtlich und gehen von einem guten Verlauf aus.
Tief drinnen mache ich mir aber ziemliche Sorgen. Vorallem beschäftigt mich die Zeit nach der Op.
Was wird dann sein? Welche Reha wird meine Frau brauchen? Der Arzt geht davon aus, das sie erst mal krampflösende Mittel nehmen muß. Verändern diese wirklich so stark die Persönlichkeit? Zu diesen Fragen  kann man natürlich jetzt noch nichts sagen.
Meine Frau behandelt die ganze Sache übrigens so als ob das alles nichts besonderes wäre, völlig problemlos. Ich halte mich ihr gegenüber mit meinen Ängsten jetzt stark zurück.
Aber eine Frage habe ich an euch. Wie war das mit der OP? Wann konnte der Patient besucht werden? Was habt ihr, insofern ihr Angehörige seid, während der Op gemacht. Ich habe eine Heimfahrt von 1.5 Std, könnte aber auch in Krankenhausnähe ubernachten. Zuhause sind meine Kinder (13,16,18 Jahre)

Vielen dank für eure Hilfe
Anshin    

Ulrich

  • Gast
Re:Ängste und Zuversicht
« Antwort #1 am: 11. August 2008, 10:37:46 »
Wir sind sehr zuversichtlich und gehen von einem guten Verlauf aus.

Das ist die richtige Einstellung. Willkommen in unserem "Club".

Wann konnte der Patient besucht werden?

Gleich in der (neudeutsch) "intermediate care unit" oder Intensivstation. Das regelt jede Klinik etwas anders. Fragen!

Was habt ihr, insofern ihr Angehörige seid, während der Op gemacht.

Gelesen, einen Spaziergang gemacht... Irgendwie muß man mit der Spannung, der Angst, den Sorgen umgehen. Aber Du solltest davon ausgehen, daß das, was für Euch eine extreme Spannungssituation, ein Einbruch in alle seitherigen "Gewissheiten" ist, daß dies für die Ärzte Routine ist, die machen das jeden Tag. Und die Statistiken sprechen dafür, daß 95% aller operierten Meningeom-Patienten eine Lebenserwartung haben, die keinen Monat von der des Durchschnitts abweicht.



mephisto

  • Gast
Re:Ängste und Zuversicht
« Antwort #2 am: 11. August 2008, 10:43:11 »
Hallo Anshin,

ich selber bin am 06.06. operiert worden (rechter Frontlappen, Olgioastro WHO III).
Zu meinen Erfahrungen: Die Operation habe ich selber sehr gut überstanden, ich bin gegen 8.30 Uhr abgeholt worden und war gegen Frühabend bei Sinnen (na, ja wohl eher wach). Das Verhalten nach der OP ist oftmals sehr unterschiedlich, ich selber war sehr unruhig und wollte unbedingt aufstehen und herumlaufen, was ich natürlich nicht durfte. Insofern war es sehr angenehm, dass jemand Nahestehendes bei mir sein durfte, mit dem ich Scherzen konnte und dem ich auch wirklich vertraute. Sonst wäre ich wahrscheinlich den Schwestern auf der Intensivstation doch noch weggelaufen. Meint, ich wußte nich wirklich, was vernünftig war und wollte nur meine Wünsche durchsetzen.

Ich glaube, dass es keinen Sinn macht während der OP zu warten, aber frag doch mal den operierenden Arzt, wielange es voraussichtlich dauert und ob sie Dich anrufen können, wie es gelaufen ist und wann Du in die Intensivstation kommen darfst.

Noch was zum Thema Verdrängung: Bei mir war es auch so, dass ich nichts von der Ernsthaftigkeit der Diagnose wissen wollte, ich denke das ist eine normale Schutzreaktion des Körpers, es kommt jedoch häufig später irgendwann dazu, dass man fragen stellt. So lange, sollten auch die Freunde und Verwandten akzeptieren, wenn der Patient nur Belanglosigkeiten um sich rum haben will.

Ich wünsche Euch viel, viel Glück und guten Mut. Liebe Grüße Heike

fips2

  • Gast
Re:Ängste und Zuversicht
« Antwort #3 am: 11. August 2008, 11:17:23 »
Hallo anshin
Willkommen im Forum erst mal.

Klar ist es für alle erst mal ein Schock wenn man die Diagnose bekommt.Aber bei deiner Frau handelt es sich um ein Meningeom und die sind in den meisten Fällen sehr gut zu operieren und meist gutartig.
Ob du deine Frau sofort nach der OP besuchen kannst kommt auf die Klinik an in der sie operiert wird.Das hast du leider nicht geschrieben.In Mainz darf man die Patienten sofort nach der OP auf der Intensivstation besuchen und das ist sogar erwünscht.Andere Kliniken haben da andre Vorgaben, deshalb kann man hierzu so pauschal keinen Antwort dazu geben.

Zu den Folgeerscheinungen,wie Wesensveränderungen und evtl.Behinderungen kann man nicht sehr viel sagen.Oftmals sind die OPs bei Meningeomen ziemlich problemlos,da sie mit dem Gehirn meist nicht verwachsen sind.Liegt es dann auch noch sehr günstig kann es u.U. ohne große Beeinträchtigungen ab gehen.
Nach der Op sind meist die normalen Narbenschmerzen,die aber weit geringer wären,laut Beschreibung vieler Patienten,als die einer Blinddarm-OP.

Schaue gleich ,dass deine Fau eine gescheite Reha bekommt und sich nicht sofort wieder in den Alltag stürzt.Eine Hirn-OP muss verarbeitet werden.Psychisch wie Physisch.Und da ist einen gute Reha oder AHB sehr hilfreich dafür.Mit den Kids habt ihr warscheinlich keinen so große Probleme,da sie ja in einem Alter sind in dem sie schon recht selbständig sind und sich mal alleine versorgen können.

Mit dem Übernachten Vorort ist so einen Sache.Auf der einen Seite will man dabei sein und unterstützen,aber auf der andren Seite hockt man vorm OP in Lauerstellung bis die OP um ist und hat Marterstunden vor sich von der Warterei.Gerade dann wenn es etwas länger dauert als geplant.
Hier kann ich dir nur den Tipp geben:Unternimm irgendwas während der Zeit.Geh Bummeln.Kauf deiner Frau was Schönes.Aber bitte keine Blumen,die sind in der Intensiv tabu.
Hinterlass deine Handynummer auf der Station,damit du erreichbar wärest falls was wäre.Das  wirkt beruhigend auf dich.
Ich bin mit dieser Methode am besten gefahren,  und war normal arbeiten.Das lenkt ab.


Ich wünsch euch,ganz besonders deiner Frau, alles erdenklich Gute für die OP.
Keine Sorge, deine Frau ist in guten Händen.

Gruß Fips2
« Letzte Änderung: 11. August 2008, 11:22:40 von fips2 »

Anshin

  • Gast
Re:Ängste und Zuversicht
« Antwort #4 am: 11. August 2008, 12:47:36 »
Hallo,

vielen dank für eure Unterstützung. Das hilft mir sehr. Langsam bekomme ich ein relistisches Bild der Krankheit und der Therapie.
Die Klinik unserer Wahl ist übrigens Würzburg. Wir sollten zuerst nach Aschaffenburg, aber da haben wir nicht so viel Gutes gehört.
In Würzburg hat man sich sehr einfühlsam, ruhig und ohne Zeitdruck um uns gekümmert.
Sicherlich kann ich meine Fragen auch dort stellen, aber eben erst beim nächsten Besuch.

Ich hoffe das meine Frau nach der Op die Notwendigkeit einer Kur einsieht. Bis jetzt geht sie noch davon aus, dann sofort wieder voll einsatzbereit für Arbeit und Familie zu sein.

Lieber Gruß
Anshin


fips2

  • Gast
Re:Ängste und Zuversicht
« Antwort #5 am: 11. August 2008, 13:02:22 »
Versuch ihr das bitte auszureden,in ihrem eigenen Interesse.
Bei den Meisten rächt sich dieser Verzicht erst später.
Das Problem an der Sache ist,man fühlt sich direkt nach der OP,als könnte man Bäume ausreißen,aber nach ein paar Tagen oder Wochen kommt die Einsicht,dass man doch zu optimistisch war und dann ist der Zug der AHB oder Reha aber abgefahren.

Es gibt ja vielleicht die Möglichkeit,dass ihr die AHB oder Reha mit einem Urlaub verbindet.
Du wohnst in der Nähe in einer Pension und sie in der Klinik.So habt ihr die Möglichkeit euch täglich zu sehen und in der Freizeit was zusammen zu unternehmen.

Gut.Es gibt auch Welche die ohne AHB damit zurecht kamen.Die sind aber die große Ausnahme.

Viele bekommen erst gar nicht eine  AHB angeboten,obwohl sie einem Tumorpatienten nach der Op zusteht,mangels Gesetzeswissen keinen Widerspruch einlegen, und müssen sich dann schwerlich mit den Handicaps alleine auseinandersetzten.Das muss und soll nicht sein.Deshalb.Wenn nach Anfrage AHB angeboten,unbedingt annehmen.

Lies dir bitte meinen Beitrag hierzu durch:
http://www.mc600.de/forum/index.php?board=63;action=display;threadid=2613


Gruß Fips2
« Letzte Änderung: 11. August 2008, 13:18:09 von fips2 »

Offline motte

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Re:Ängste und Zuversicht
« Antwort #6 am: 11. August 2008, 23:57:19 »
Moin!
Mir wurde im Januar ein Meningeom entfernt. Die Op war ohne Komplikationen, dauerte aber 7 Stunden. Mein Mann war in der Zeit bei den Kindern (sind noch klein und können deshalb nicht allein bleiben). Abends ist er dann zu mir gekommen. Mir wäre es sehr lieb gewesen, er hätte die ganze Nacht da bleiben können, damit ich nicht allein war!
Am nächsten Morgen habe ich mich schon allein gewaschen und meine Haare (die fast bis zum Po reichen) gekämmt. Davon ist nur sehr wenig abrasiert worden. Es fiel gar nicht auf, daß ich eine Op hatte.
Auch ich empfehle eine Reha, damit man ein wenig zu sich selbst kommen kann!

Ich wünsche euch alles Gute!
motte

Offline Bea

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Re:Ängste und Zuversicht
« Antwort #7 am: 12. August 2008, 08:44:04 »
Hallo Anshin,

auch von mir herzlich Willkommen!

Die Reaktionen nach der OP sind wirklich unterschiedlich. So war ich nicht besonders freundlich, wußte aber in meinem Halbschlaf noch genau dass ich meinen Lebensgefährten vorher darum gebeten hatte einen Spiegel mitzubringen. Das hat der arme Kerl in seiner Aufregung vergessen....
Zur Reha wollte ich auch nicht. Grund: Bloß keine Normalität aufgeben, nicht anders sein und schon gar nicht weg aus meinem Umfeld.
Ein Jahr später bin ich dann doch gegangen. Daraus kann ich euch nur raten: sucht eine wirklich gute Klinik aus. Die Bedürfnisse die deine Frau haben wird werdet ihr nach der OP sehen.

Mein Lebensgefährte war übrigens auch arbeiten und wurde angerufen als die OP zu Ende war. Dann reicht es immer noch los zu fahren da man ja doch schläft.

Ich wünsche euch alles erdenklich Gute und bin zuversichtlich dass ihr das gemeinsam gut schaffen werdet.

LG,
Bea

Mari

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Re:Ängste und Zuversicht
« Antwort #8 am: 12. August 2008, 22:30:07 »
Hallo, Anshin! Willkommen im Club! Bei mir wurde im Oktober 2003 ein 4cm großes Meningeom entfernt. Da mich dieses Ding über Jahre hinweg mit Kopf- und vor allem Rückenschmerzen gequält hatte, habe ich der OP ziemlich gelassen entgegengesehen. Ich war nur froh, daß endlich Klarheit herrschte. Dummerweise bin ich nicht gleich wieder aufgewacht, lag drei Tage im Koma. Und das war für meine Familie wohl wirklich der Horror. Mein Mann durfte jederzeit zu mir und das war wichtig, denn ich habe mehr mitbekommen, als es den Anschein hatte.
Was ich sagen will: für die Angehörigen sieht manches anders aus als für den Patienten und manche Sorge erweist sich als unbegründet.
Ich bin nach drei Tagen putzmunter aufgewacht, war meine Schmerzen los, hatte eine leichte Halbseitenlähmung, Gleichgewichts- und Sehstörungen, optische Halluzinationen und Gedächtnis- und Sprachprobleme. Und ich habe mich dabei aber eigentlich ganz wohl  gefühlt! Alles ließ sich therapieren, das meiste ist restlos verschwunden, mit dem Rest kann ich gut leben. Reha ist allerdings sehr wichtig und Zeit braucht die Sache einfach. Und die sollte sich deine Frau dann auch nehmen. Aber das merkt ihr selbst, was notwendig ist, es wird bei jedem etwas anders sein. Viel Glück und alles,alles Gute wünsch ich euch!

Anshin

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Re:Ängste und Zuversicht
« Antwort #9 am: 13. August 2008, 12:58:01 »
Hallo Ihr Alle,

noch mals vielen Dank für eure Unterstüzung.
Ich bekomme jetzt mehr und mehr ein realistisches Bild von der Krankheit meiner Frau. Das ist eher beruhigend. Wir werden einfach immer das tun was gerade ansteht. Es ist jetzt gut zu wissen was während der OP und danach passieren kann, aber wissen werden wir das erst wenn's soweit ist.
Ich selbst habe sowas schon mal hinter mir. Ich hatte Morbus Hodgkin, LYmphdrüsenkrebs, der seit 12 Jahren therapiert ist.  Damals war ich als Betroffener ruhiger. Jetzt weiß ich wie es meiner Frau damals ging.
Es gibt immer den Bereich der Angst und dahinter, immer da, ein großes Vertrauen.

Ich melde mich wenn's was Neues gibt

Anshin

Offline rosalie

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Re:Ängste und Zuversicht
« Antwort #10 am: 13. August 2008, 15:50:28 »
Hallo Anshin,

ich wünsche Deiner Frau und Dir viel Glück für die OP - es wird schon alles gut gehen..  Mir steht meine OP noch im September bevor - Falxmeningeom links parietal mit Kontakt zum Sinus. Für mich und meine Familie ist das auch noch alles "Neuland", obwohl ich mich hier im Forum schon ganz gut informieren konnte.

Lese gerade, daß Du einen Morbus Hodgkin hattest. Ich habe eine Hodgkin-Erkrankung, allerdings einen Non-Hodgkin, der Gott sei Dank bis heute noch nicht therapiert werden mußte, also soweit noch alles (toi, toi, toi) im grünen Bereich ist.. Die Erkrankung habe ich schon seit Herbst 1997 und bin seitdem regelmäßig einmal im Monat zur Kontrolle beim Hämatologen/Onkologen.

Auch Dir weiterhin alles Gute für Deine Gesundheit!

Herzliche Grüße

rosalie  :)




Anshin

  • Gast
Re:Ängste und Zuversicht
« Antwort #11 am: 25. August 2008, 21:14:22 »
So!
Meine Frau wurde operiert. Alles super verlaufen. Keinerlei Einschränkungen nach der OP. Am nächsten Tag war sie wider auf Station. Am zweiten Tag nach der OP ist sie aufgestanden, mittlerweile (4 Tage nach OP)läuft sie schon wieder Treppen.
Ich bin so froh. Meine ganzen Befürchtungen wurden nicht wahr.

Es grüsst ein glücklicher Anshin


fips2

  • Gast
Re:Ängste und Zuversicht
« Antwort #12 am: 25. August 2008, 22:06:59 »
Hallo Anshin
Herzlichen Glückwunsch zur gut verlaufenden OP.Das hört man gern.

Weiterhin alles Gute zum weitern Verlauf und immer gute Befunde.Das wird schon.
Grüß deine Frau von uns.

Bitte nichts übertreiben-----Denk dran.

Gruß
Andreas und Annete

Offline motte

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Re:Ängste und Zuversicht
« Antwort #13 am: 25. August 2008, 22:29:15 »
Moin!

Auch von mir Glückwünsche zum guten Ausgang!

Wißt ihr schon, wohin es geht zur Reha?

Gruß motte

Offline Bea

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Re:Ängste und Zuversicht
« Antwort #14 am: 26. August 2008, 07:51:59 »
Hallo Anshin,

das sind gute Nachrichten - davon brauchen wir ganz viele!

Ich wünsche deiner Frau weiterhin die beste Erholung und euch Beiden alles erdenklich Gute. Genießt es einfach ganz bewußt. Das tut gut.

LG,
Bea

 



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