Liebe Christa,
Es freut mich sehr, dein positiver Beitrag zu lesen. Und überhaupt, freut es mich mächtig, dass endlich mal so viel Positives über Hospiz hier zu lesen ist. Bisher, mindestens in diesem Thread, hat man eher gelesen, nein, das tun wir uns nicht an, oder nein, das kriegen wir alleine hin, oder nein, mein Angehörige gebe ich nicht ab, oder so… (Verzeih, das ist nur grob nachgeschildert, niemand ist explizit damit gemeint!!!!) - Natürlich ist es optimal, und besser, wenn ein geliebter Mensch zu Hause sterben darf. Aber machbar ist es nicht immer. Und dann ist es einfach sehr, sehr toll dass es Hospizen gibt. Noch dazu und unabhängig davon, ob man den stationäre Hospiz in Anspruch nimmt, ist es auch genial das es eine ambulante Begleitung von Hospizmitarbeitern gibt, und ich bin sehr froh, das eine aus dem ersten Hand endlich mal positiv darüber berichtet, denn es ist einfach so eine wunderbare Sache, das es diese Menschen gibt, und die können einem so unglaublich viel helfen… Mann muss den Rad nicht neu erfinden, und das Sterben ist zunehmend in unsere Gesellschaft ein fremdes Thema, daher hilft es unglaublich, wenn man von Erfahrener an der Hand genommen wird, und durch das ganze Labyrinth begleitet wird.
Christa, du siehst nicht, wie ungewöhnlich tapfer deine Klarheit ist, weil es für dich selbstverständlich ist, aber ich staune mich immer wieder, wie viele Menschen mit dem Thema Tod gar nicht umgehen können, und immer lieber verdrängen wollen, als die Tatsachen ins Auge schauen wollen, obwohl wir alle wissen das wir irgendwann sterben müssen. Du steckst momentan in der Lage wo meinem Mann damals steckte, als unsere Neurologe ihm sagte, die Wahrscheinlichkeit, das er an was anderes stirbt, sei eher gering. Es ist viel besser, sich jetzt darum zu kümmern, als später.
Mein Mann war es auch wichtig, das Hospiz, wo er später einziehen würde, schon vorher besichtigt zu haben. Das geht um Selbstbestimmung, Würde und Ruhe. Wir haben hier beide sofort ein gutes Gefühl gekriegt, was sich jetzt, wo wir hier wohnen, sich nur bewiesen hat.
Ich kriege z.Z. einige PMs, weil ich schon lange nicht berichtet habe, wie es meinem Mann geht. Ich will auch nicht Christa und die andere erschrecken. Wir fühlen uns hier im Hospiz in die besten Händen, werden liebevoll und aufmerksam und einfühlsam betreut, haben Freiraum, unsere Alltag so zu gestallten wie wir wollen. Das Zimmer haben wir so dekoriert, das es kaum wieder zu erkennen ist, mit sehr viele Reisebilder und Postkarten usw. Stereoanlage, Flachbildschirm und DVD haben wir auch installiert, und wir lassen es uns hier gut gehen. Eine Kammerkonzertreihe haben wir im Gemeinschaftstraum organisiert, so das wir jetzt schon vier erfolgreiche Konzerte mit kleines aber sehr begeisterten Publikum hatten, und ganz tolle Musikern. Jetzt schafft es mein Mann nicht mehr aus dem Bett, also wird es kleinere Konzerte im Zimmer geben. Klavier, Harfe, Gesang usw. Er kann sich zwar schlecht bewegen, aber geistig ist er noch voll dabei, auch wenn er sehr viel schläft.
Klar, es ist eine Qual, er will noch nicht loslassen, ich bin sehr, sehr erschöpft, man hätte sich wohl eine andere Zukunft erwünscht. Unter den Umständen aber könnte ich es mir nicht schöner vorstellen, als wir es hier haben.
LG,
S.