LIebe andrea,
du hast ja recht. Plötzlich hat man zwei Partner. Alt und neu. Der Partner muss sich mit der Krankheit abfinden und man selber auch. Ich weiß, dass ich jeden Tag leben sollte, als wärs der Letzte, aber mein Mann weiß es nicht. Er verschiebt alles auf die Phase, wenn ich erst gesund bin.
Das macht mich ganz krank. Inzwischen empfinde ich den ganz gewöhnlichen Alltag schon als außergewöhnlich, wenn man es schaft einen Spaziergang zu machen, ist es schon außergewöhnlich.
Ich versuche mir jetzt eine Strategie zurecht zu legen, die er anerkennen muss. Nämlich, dass andere Leute andere Erkrankungen bekommen wie Diabetes, Herzinfarkte, Unfälle. diese Menschen müssen versuchen mit ihrer Erkrankung zu leben. Ich versuche ihm inzwischen lediglich klar zu machen, dass er sehen muss, was er noch alles machen kann und dafür zu kämpfen.
Damit die Lebensqualität steigt. Alles andere ist für mich und auch für ihn unwichtig.
Inzwischen versuche ich auch nicht mehr meine Trauer zu verbergen, sondern ich zeige ihm, dass ich mir Sorgen mache und traurig darüber bin, dass er durch seine Unvernunft uns beide um ein schönes Wochenende gebracht hat. Oder das er durch sein eigenmächtiges Handeln bei der Medikamentierung mir zusätzliche Sorgen macht.
Ich weiß noch nicht genau, aber es scheint dass ich ihn erreichen kann.
Zum Glück hat der Onkologe am Montag gesagt, dass ich die Dosen fürs Cortison festlegen soll. Ebenso hat er ihm gesagt, dass er jeden Tag eine Stunde walken soll. Mit Stöckern schafft er eine 3/4 Stunde. Die verdammte Müdigkeit ist so abhängig vom Cortison. Zu wenig Cortison macht lustlos, müde, antriebslos.
Nichts ist mehr planbar, obwohl es ihm im Vergleich zu anderen Patienten eigentlich gut geht.
Das ist der Patient. Und wo bleiben wir? Mit unserer Trauer. Wann können wir uns mal ablenken? Wer hat noch Lust uns zuzuhören? Ich habe das Gefühl man wird immer einsamer. Die Freunde rufen seltener an. Man selber ruft kaum noch an. Krankheit kann doch nicht nur das Thema sein. Dieses Forum scheint abgesehen beinahe der einzige KOntakt zur Außenwelt zu sein.