HirnTumor-Forum

Autor Thema: Angst  (Gelesen 9403 mal)

schneeweischen

  • Gast
Angst
« am: 12. September 2004, 01:19:44 »
Hallo,

wie ihr wisst haben wir im Juli erfahren, dass mein Vater Lungenkrebs mit einer solitären Hirnmetastase hat. Seitdem ist einiges passiert.: Vom absoluten Alptraum, zu guten Nachrichten, zu schlechten,... Meine Emotionen sind einem stetigen Auf und Ab unterworfen. Dabei ist das Schlimmste das ich Angst habe. So sehr ich auch hoffe, dass mein Vater wieder gesund werden wird - ich habe in meinem tiefsten Inneren die große Angst, dass ich ihn verlieren - er sterben- könnte. Und ich weiß einfach nicht wie ich mit dieser Angst umgehen soll. Mit meinen Freunden und Bekannten kann ich nicht reden - sie können es einfach nicht nachvollziehen. Für sie ist die Welt heil und ganz wunderbar. Als ich von der Erkrankung meines Vaters erfuhr war es für mich als würde die Welr stehen bleiben. Dieser Moment hat sich in mir eingebrannt. Der Schock ist vergangen - aber die Angst - sie ist permanent vorhanden und ich fühle mich oft sehr allein mit meinen Gefühlen., meinen Gedanken.
Vielleicht könnt ihr mir sagen wie ihr damit umgeht. Oder wir könnten darüber sprechen.
Ich weiß nur eines - den jetzigen Zustand halte ich einfach nicht aus.

Janina
« Letzte Änderung: 12. September 2004, 01:22:24 von schneeweischen »

Bärbel

  • Gast
Re:Angst
« Antwort #1 am: 13. September 2004, 16:27:02 »
Liebe Janina,

diese Angst, die Du spürst kennen wir alle hier im Forum. Gerne würde ich sie Dir nehmen, aber ein Patentrezept habe auch ich nicht gefunden. Mit der Zeit gewöhnst Du Dich daran und wirst sie in Dein Leben intergrieren. Vielleicht verschwindet diese Angst in guten Zeiten für eine Weile. Aber wenn bei Deinem Papa nur eine kleine Mißempfindung auftritt, ist die Angst gleich wieder da. Ich hatte in den letzten 3 Jahren ständig Angst um Francoise. Sie ist ein Bestandteil meines Lebens geworden. Wie denkst Du über Meditation oder autogenes Trainig? Diese Sachen helfen mir oft über die Runden und ich fühle mich dann etwas ausgeglichener.

Deine Gefühle und Gedanken kannst Du jederzeit hier niederschreiben. Du bist nicht allein, Janina. Manchmal gibt es auch keine Antwort auf gewisse Fragen.....aber sei Dir gewiß....viele Menschen lesen Deine Einträge und fühlen mit Dir.

Konnstest Du Deinen Vater in der Zwischenzeit mal besuchen? Ich glaube, das wäre eine gute Sache. Oft haben wir vor dem Ungewissen mehr Angst, als vor der gesehenen Realität.

Liebe Janina, behalte Deine Kraft und bleibe mutig. Wir entwickeln mehr Stärke in außergewöhnlichen Situationen, als wir uns zutrauen.

Ich drücke Dich ganz fest.

Bärbel mit Francoise

schneeweischen

  • Gast
Re:Angst
« Antwort #2 am: 16. September 2004, 17:41:34 »
Liebe Bärbel,

ich danke dir für deine Antwort.
 
Meditation und autogenes Training habe ich noch nicht ausprobiert. Ich habe mich in diesen Semesterferien in jeden Job gestürzt den ich bekommen konnte, da meine Eltern es immer noch nicht für gut befunden haben, dass ich sie besuchen komme. Sie betonen immer wieder, dass sie mich im Oktober besuchen kommen - sollte es der Gesundheitszustand meines Vaters erlauben. Aber auch das permanente Arbeiten konnte mir nicht helfen. Ich denke, dass ich die Meditation ausprobieren werde. Vielleicht hilft sie mir ja mein inneres Gleichgewicht wieder zu erlangen und mir beizubringen mit der Angst leben zu können.

Ich umarme dich und deine "Kleine" und hoffe, dass es euch beiden "gut" geht.

Herzliche Grüße,
deine Janina

Janina

  • Gast
Re:Angst
« Antwort #3 am: 21. Januar 2005, 10:50:55 »
Hallo Janina (Namensvetterin;D),

ich weiss so recht auch nicht, was ich dir schreiben soll, doch ich möchte dir auch sagen, dass du nicht allein bist.

Meine Mutter hatte ein Neurinom (ist ja noch harmlos...), doch ich habe auch Angst gehabt: während der OP, nach der OP...

Ich umarme dich mal und wünsche dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit.

pady

  • Gast
Re:Angst
« Antwort #4 am: 22. Januar 2005, 00:03:07 »
Liebe Janina,
ich bin schon ein Stück weiter, mein Mann ist tot, seit 2 jahren, aber zu der Angst, die bei Diagnosestellung aufkommt, kann ich etwas sagen. Ich hatte angst, vom 1. Tag an. Mein Mann kam nach Hause und sagte mir unter Tränen, er habe einen GBM IV, dieser Tumor sei tödlich, das hatte ihm der Arzt platt vor den Kopf gesagt. Diese angst hat mich nie mehr verlassen, habe meinen Mann geliebt. Diese Angst hat mich zu Aktivitäten getrieben, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie bewältigen konnte. Es mag sich seltsam anhören, aber Angst bringt einen zu ungeahnten aktivitäten, ist manchmal auch hilfreich, hört sich extrem an, in meinem Fall war es so. Hoffe für dich, Du kommst damit klar und reagierst anders, suchend und helfend durch Deine Angst, die ich nur zu gut nachvollziehen kann. Alles Liebe, Monika

ROSL

  • Gast
Re:Angst
« Antwort #5 am: 13. März 2005, 22:14:31 »
Hallo Janina,
bei meiner Mama wurde vor kurzem ein GMB IV diagnostiziert. Sie wurde operiert und jetzt habe ich grosse Angst, wie es weitergeht. Du musst Dir vorstellen...ich im 7 Monat schwanger stehe vor dem Oberarzt und er erzählt mir, sie hätte einen bösartigen Tumor und mit einer OP hätte sie nur noch 6-12 Monate. Ich bin zusammengebrochen.
Soweit fühlt sie sich gut, ist glücklich, optimistisch, locker......usw. Mir geht es momentan auch wieder besser, vor allem, wenn ich sehe, dass meine Mama glücklich ist! Ich habe auch Angst.....grosse Angst, aber wir geben nicht auf.
Ich wünsche Dir viel Kraft
Lieben Gruss
Romana

Titus

  • Gast
Re:Angst
« Antwort #6 am: 15. März 2005, 20:56:27 »
Hi, wie geht es dir inzwischen?
Also ich denke, das du z. B. in einer Selbsthilfegruppe gute Ansprechpartner finden wirst und ich denke, das auch eine Gruppe dich akzeptieren würde, die nicht am Ort deines Vaters ist, weil eben alle so die Angst kennen.

Zum anderen würde ich dir einfach raten, auch viel zu schreiben. Alle Ängste, alles was dich bedrückt etc. es lässt dich zwar nicht los, aber du kannst es dir erst einmal von der Seele schreiben. Vielleicht findest du auch jemanden (z. B. in einer Gruppe), der deine Seiten durchliest und dir manchmal etwas dazu sagt.

Mien Sohn hatte einen Gehirntumor, sehr bösartig. Das war 2001, mittlerweile geht es dem Kind wieder gut - aber jetzt ist so bei mir der "Knall" da, wo alles, was schief gelaufen ist, hochkommt. Und glaube mir, es ist verdammt viel schief gelaufen. Angst hat man immer, bei jeder Kontrolluntersuchung, bei jeden Zipperlein, bei jedem "mama, meine Rippen tun weh!" bei jedem "Mama, die Beine tun weh!". Man ist hypwersensibilisiert. Das raubt echt Kräfte und Nerven.

Ich habe mich drei Jahre lang echt wacker gehalten und bade jetzt halt "das übergelaufene Fass aus". Das bedeutet unter anderem, das ich nach drei Jahren nun endgültig vom bislang betreuenden Klinikarzt die Nase gestrichen voll habe und wir nun einen neuen haben. Das bedeutet, das ich viel, viel aufarbeite, was immer auch sehr schmerzhaft und oft auch sehr tränenreich ist.

Das bedeutet, das ich derzeit Panikattacken bekomme, wenn ich in die Kinderklinik muss, egal wegen was, weil ich Angst habe, einem bestimmten Arzt zu begegnen.

Ich habe mich übrigens ganz lange mit einer Klinikseelsorgerin unterhalten. Und das war richtig gut, sie mach auch für den Rettungsdienst die Notfallseelsorge etc. - vielleicht findest du eine Möglichkeit, die mit so einer  Klinikseelsorgerin oder einem Klinikseelsorger zusammen zu setzten und deine Ängste ihm gegenüber zu formulieren. MIR hat es viel gebracht. Denn die Klinikseelsorger kennen die Krebspatienten als solches und auch die Ängste der Angehörigen. Das ist in diesem Fall effektiver als zum nächsten Pastor zu rennen, der dir sowieso nicht helfen kann, weil er nicht weiß, was er sagen soll.

Ich wünsche dir alles Gute und alles Liebe
viel Licht, viel Wärme und viele Farben in der nächsten Zeit!

Manuela

schneeweischen

  • Gast
Re:Angst
« Antwort #7 am: 12. Mai 2005, 20:17:04 »
Angst, ich dachte, dass ich mittlerweile einen Zustand der friedlichen Koexistenz erreicht hätte. Aber das war eine Illusion.  Die Zeit davor erscheint irreal. Die Angst, sie wird immer schlimmer. Hiobsbotschaften verdrängen die positiven Gedanken und Hoffnungen. Gerade jetzt weiß ich weder ein noch aus:

Unsere Seifenblase der Hoffnung sank am Montag und ist heute geplatzt.

 



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